09.09.2020, 09:44
Zweitkorrektor: ich stimme zu
Mit Kulli unter das Gutachten des Erstkorrektors geschrieben.
Mit Kulli unter das Gutachten des Erstkorrektors geschrieben.
09.09.2020, 09:46
(09.09.2020, 09:44)Gast GPA schrieb: Ich bin dafür, die mündliche Prüfung abzuschaffen, das Referendariat sollte stattdessen nach den schriftlichen Prüfungen aufhören. Es ist einfach viel zu viel Willkür dabei, teilweise hört man von Leuten, die sich fantastisch verbessern, dann gibt es wieder Leute, die komische Prüfer haben, die absolut absurden Kram abfragen. Außerdem empfinde ich es als Zumutung, dass man noch bis zum letzten Tag gequält wird und noch nicht mal genau weiß, wann der ganze Schrott endlich vorbei ist. Die letzte Station ist zudem ohnehin überflüssig, viele machen irgendeinen Auslandsspaß, das kann man auch außerhalb des Refs organisieren. Und wer noch nicht weiß, was er beruflich machen will, kann auch noch irgendwo ein Praktikum machen
Die letzte Station existiert, weil die Klausurenkorrektur so lange dauert. Nicht wegen der Mündlichen.
09.09.2020, 09:57
(09.09.2020, 09:39)Gast schrieb: Dann hast du aber immer noch 8 Klausuren mit 16 Korrektoren...
Das steht leider auch nur auf dem Blatt Papier. Die Realität ist eine andere.
Es gibt etliche Zweit-Korrektoren, die sich absolut keine Mühe machen und sich schlicht und ergreifend der Entscheidung des Erstkorrektors anschließen (schön zeitsparend). Das Votum des Zweitkorrektors (hat den Namen Votum teilweise gar nicht verdient) besteht manches Mal nur aus einem Zweizeiler. Das darf so auch nicht sein. Schließlich soll eine zweite Person ein weiteres Mal über die Klausur schauen, diese für sich selbst bewerten (also auch eine eigenständige Bewertung schreiben), schauen ob die ursprünglich angedachte Note zur Leistung passt und bei Bedarf mit dem Erstkorrektor über die Endnote debattieren.
Wird hingegen das Erstvotum durchgelesen, die Klausur aber lediglich husch husch überflogen, entspricht das nicht dem Gedanken einer Zweitkorrektur.
09.09.2020, 09:59
(09.09.2020, 08:33)Gast schrieb: Wieso nicht wie beim Lehramt eine praktische Prüfung?
Verhandlung leiten zB.
Was bei allen Diskussionen um die Aussagekraft von Noten, Zeitgemäßheit der Prüfung (Stichwort: 5 Stunden handschriftlich), die Praxisnähe der Prüfung pp. vergessen wird: Darum geht es in der Prüfung nicht!
Die Prüfung ist zu 100% perfekt und optimiert und es gibt für die JPAs keinen Grund, am aktuellen Modus etwas zu ändern.
Der Zweck der Prüfung besteht allein darin, ein standardisiertes Verfahren zur Verfügung zu stellen, um eine belastbare, gerichtsfeste Bestenauslese durchführen zu können.
Am Ende jedes Prüfungsdurchgangs steht eine nahezu ideale Gauß´sche Verteilung der Noten auf einen breiten "Mittelbereich" und wenige Ausreißer nach oben und nach unten. Dabei ist es völlig egal, wie lang, kurz, abstrus, abgefahren, exotisch oder leicht die Klausuren sind. Das Gesamtergebnis ist immer nahezu identisch.
Die oberen 20% sind für den Arbeitgeber "Justiz" bzw. "Staat" interessant. Ob da einer bei ist, der sich plötzlich überraschend gut oder unerwartet schlecht bewertet sieht, ist egal. Die übrigen 80% sind für den Arbeitgeber "Justiz" ohnehin egal, die können sehen, wo sie bleiben.
Deswegen gibt es auch keine praktischen Prüfungen oder praxisnahe Aufgaben. Wozu auch? Das aktuelle System erfüllt seinen oben genannten Zweck nahezu perfekt.
In der Vergangenheit hat man das System immer weiter optimiert.
Kürzung des Referendariats von drei auf zwei Jahre, Wegfall des Beamtenstatus der Referendare etc. Im Grunde hat man es geschafft, die Ausbildung nahezu komplett outzusourcen (nämlich auf die Kandidaten selbst) und so für den Arbeitgeber Justiz kostenmäßig zu optimieren.
8 Klausuren zu stellen ist - im Verhältnis zu einer richtigen Ausbildung - geradezu spottbillig und effizient. Ausbilden kann man dann die, die am Ende übrig geblieben sind.
Das ist natürlich scheisse für alle, die nach 8 Jahren Ausbildung gesagt bekommen, dass das umsonst war in Bezug auf das Ziel der Ausbildung. Mit angehenden Ärzten (Mangelberuf) würde man so wohl nicht verfahren...
09.09.2020, 10:03
09.09.2020, 10:09
(09.09.2020, 10:03)Gast schrieb:(09.09.2020, 09:59)Rechtsanwalt schrieb: Die Prüfung ist zu 100% perfekt
So ist es! Jeder Ansatz von Kritik ist ein Frontalangriff auf den Rechtsstaat!
Perfekt für den Zweck. Du musst schon den ganzen Beitrag lesen ;)
Abgesehen davon sieht man hier doch wieder:
Fraktion 1: Examen ist schon ganz gut - Die anderen: Unfair, prüft nicht die Wirklichkeit ab.
Fraktion 2: Nur die Schriftlichen sollten zählen - Die anderen: Unfair, auch Präsentation und Eloquenz sind wichtig in der Juristerei. Wer nur sich beim Reden nur auf die Füße schaut, kann keine Verhandlung leiten.
Fraktion 3: Praktische Prüfung einführen - Die anderen: Unfair, es fehlt dann an der Vergleichbarkeit, noch willkürlicher als mündliche Prüfung.
Fraktion 4: Ausbilderzeugnisse mehr berücksichtigen - Die anderen: Unfair, manche Ausbilder werfen einem die Noten hinterher, andere sind hingegen streng.
Wir stellen fest: Egal wie man es macht, eine Mehrheit findet es eh scheisse.
09.09.2020, 10:14
(09.09.2020, 08:18)Gast schrieb:(09.09.2020, 06:41)Gast schrieb:(08.09.2020, 23:52)Gast schrieb: Ich glaube, als Kandidat mit durchweg schriftlich eher schwach benoteten Klausuren kann ich hier mit einer gewissen Vehemenz vertreten: Das System ist alles andere als objektiv.
1. Examen: Vornote 5,8 - Endnote: 8,7
2. Examen: Vornote 6,25 - Endnote: 8,55
In meinem Bekanntenkreis werde ich gerne als "brillianter Demagoge" und hervorragender "Blender" bezeichnet. Ein Urteil, dem ich mich nur gerne anschließe. Es ist nicht so, dass ich völlig ahnungslos wäre - aber ich habe definitiv erheblich weniger gelernt als meine Kollegen. Nichtdestotrotz sprechen die Ergebnisse Bände. Einerseits bin ich mir zwar sicher, dass wir das Korrektiv der mündlichen Prüfungen brauchen - anderenfalls würden 8-11 Ausschnitte aus einem schier unüberblickbaren Lernpensum über unsere Karrieren entscheiden. Andererseits kann ich die Frustration mancher Kollegen verstehen, die vllt. nicht den gefragten Duktus oder den erforderlichen "Stallgeruch" kommunizieren können.
Warum sollte das System deshalb nicht objektiv sein? Sich selbst und seine Antworten mündlich zu verkaufen, ist eine Fähigkeit, die in vielen juristischen Berufen eine große Rolle spielt. Genau das soll doch in einer mündlichen Prüfung im Wesentlichen geprüft werden.
Das bestreitet doch gar keiner. Aber die mündliche Prüfung ist unstetig mehr von Unwägbarkeiten betroffen (Vornotenorientiertheit, Protokollfestigkeit, NotenVergabe etc.) und ist (noch mehr als die Klausuren) eine Momentaufnahme. Dafür ist die Gewichtung - insbesondere unter Beachtung der hohen Gewichtung - einfach zu hoch.
Hier mal das Gegenteil:
1.Examen
Vornote 8,8 Endnote: 8,3
Im Örecht wurden Sachen gefragt, von denen ich noch nie etwas gehört hatte. Der seit 20 Jahren protokollfeste StrafR Prüfer war plötzlich gar nicht mehr protokollfest und die Prüferin in Zivilrecht hatte gerade ihre erste Prüfung als Prüferin.
Ein Bekannter mit anderer Kommission ist mit 8,7 in die mündliche Prüfung und mit über 10 wieder raus.
Bei den Korrekturen bei den schriftlichen Prüfungen habe ich aber andere Erfahrungen gemacht. Bis auf eine Klausur haben Erst- und Zweitkorrektor unterschiedliche Noten vergeben. Bei einer Klausur gab es sogar eine Drittkorrektur.
09.09.2020, 10:28
Praxisnähe ist in einer Abschlussprüfung überbewertet...? Es geht nur darum, eine zeitlich beinahe unschaffbare Aufgabe mit antiquierten Mitteln zu stellen, um irgendwelche 20% durch's Nadelöhr zu quetschen? Das soll perfekt sein?
Und in vielen ACs (die natürlich auch Kosten verursachen) fällt ein Großteil der tollen 20% dann durch, weil die Note eben doch nicht alles ist.
Dem ÖD wird teilweise seit Jahren nachgesagt, ein Mobbing-Problem zu haben... In den verantwortlichen Führungspositionen sind oft die tollen 20% Juristen zu finden... Mit offenbar überragenden Führungsqualitäten. Ein Schelm, wer böses denkt.
Das ist jedenfalls ein ziemlich vielversprechendes Zukunftsmodell. :D
Sollte bald für sämtliche Berufe so durchgeführt werden.
Mal sehen, wo wir dann hin kommen...
Und in vielen ACs (die natürlich auch Kosten verursachen) fällt ein Großteil der tollen 20% dann durch, weil die Note eben doch nicht alles ist.
Dem ÖD wird teilweise seit Jahren nachgesagt, ein Mobbing-Problem zu haben... In den verantwortlichen Führungspositionen sind oft die tollen 20% Juristen zu finden... Mit offenbar überragenden Führungsqualitäten. Ein Schelm, wer böses denkt.
Das ist jedenfalls ein ziemlich vielversprechendes Zukunftsmodell. :D
Sollte bald für sämtliche Berufe so durchgeführt werden.
Mal sehen, wo wir dann hin kommen...
09.09.2020, 10:43
(09.09.2020, 09:44)Gast schrieb: Zweitkorrektor: ich stimme zu
Mit Kulli unter das Gutachten des Erstkorrektors geschrieben.
Ich hatte in meinem ersten Examen: "Stimme trotz der Handschrift zu." Habe mich nicht über die 14 Punkte beschwert, frage mich aber bis heute, ob der Zweitkorrektor die Arbeit überhaupt gelesen hat, da meine Handschrift wirklich grottig war...
09.09.2020, 11:09
(09.09.2020, 10:43)Gast schrieb:(09.09.2020, 09:44)Gast schrieb: Zweitkorrektor: ich stimme zu
Mit Kulli unter das Gutachten des Erstkorrektors geschrieben.
Ich hatte in meinem ersten Examen: "Stimme trotz der Handschrift zu." Habe mich nicht über die 14 Punkte beschwert, frage mich aber bis heute, ob der Zweitkorrektor die Arbeit überhaupt gelesen hat, da meine Handschrift wirklich grottig war...
Und der Erstkorrektur hatte eine maschinenschriftliche Ausfertigung, oder wie konnte der es lesen?