Erste Infos zum Bewerbungsverfahren für den Justizdienst findest Du auf den Richter-Infoseiten von Juristenkoffer.de:
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
05.09.2020, 19:43
Ich denke schon auch, dass Anwaltschaft tendenziell mehr Menschen mit Hang zum Individualismus anzieht, als justiz. Ob sich das immer so umsetzen lässt, ist dann wieder eine andere Frage und hängt vermutlich von mehreren Faktoren ab. In der Justiz sind "Freigeister" vermutlich etwas seltener. Dass die zwingend unglücklich werden, glaube ich aber auch wieder nicht
05.09.2020, 20:55
(05.09.2020, 13:55)Auch Bln schrieb:(05.09.2020, 13:14)Gast schrieb:(05.09.2020, 12:26)Auch Bln schrieb: Es ist ein Problem, wenn es der Justiz nicht gelingt, die besten Absolvent*innen anzusprechen und für die Tätigkeit als Richter*in und Staatsanwältin bzw. Staatsanwalt zu gewinnen.
Das hat nichts mit persönlicher Eitelkeit zu tun, sondern mit dem Amt. Denn ein Rechtsstaat misst sich daran, dass in ihm unabhänig, d.h. allein nach Recht und Gesetz, und möglichst effizient Recht gesprochen wird. Dafür braucht es Leute mit sehr guten Kenntnissen des materiellen und prozessualen Rechts, guten Selbstorganisations- und Kommunikationsfähigkeiten und Freude an der Arbeit und am Umgang mit den Prozessbeteiligten und den Mitarbeitern der Justiz.
Dafür können die Noten des Staatsexamens immer nur ein - wenn auch mMn gutes - Kriterium sein. Deswegen finde ich persönlich es sehr gut, wenn in anderen Bundesländern auch AC zum Einsatz kommen.
Um die Besten zu gewinnen sollte mMn in folgenden Bereichen nachgesteuert werden - und zwar auch in dieser Reihenfolge:
- Ausstattung der Dienststellen mit ausreichend Personal (eine Kammer mit n.n. existiert halt nur auf dem Papier)
- bessere technische Ausstattung (insb. tunnelfähige Laptops für alle Dienststellen - auch die StA und die AA)
- bessere Möglichkeiten für Ortswechsel (die fröhlich den richterlichen Haushalt führende "Gattin" ist heutzutage kaum noch vorhanden, und wer ein*en Partner*in hat, die/der auch berufstätig ist, freut sich ggf. nicht über die Sicherheit bis zum Dienstende in einer Stadt zu hängen, wenn die bessere Hälfte eigentlich für einen super Job in eine andere Stadt oder ins Ausland wechseln könnte)
- (moderate) Steigerung der Besoldung
Ich sehe das mit der Qualität der Rspr etwas anders.
Es braucht v.a. Richter, die ihren Job auch tatsächlich machen (wollen). Die Freiheiten sind schon massiv. Du kannst arbeiten, ob, wann und wie du willst, was auch dazu führt, dass eben z.T. nichts/wenig gemacht wird. Oder es werden "falsche" (falsch gibt es ja bei Richtern nicht, was auch absurd ist) Urteile gefällt, indem durch das Unter-den-Tisch-fallen-lassen von Tatsachenvortrag Arbeit erspart wird o.ä. Damit immer mehr zu werben, mag aber nur diejenigen formal herausragend qualifizierte Bewerber ansprechen, die den Job nur um der Freiheiten wollen. Es braucht aber Menschen, die sich der Verantwortung ggü den Rechtsschutzsuchenden und nicht ggü der Justizverwaltungen zwecks eigenem Vorteils bewusst sind und auch tatsächlich arbeiten wollen und nicht nur solche, die eigentlich nur machen wollen, was sie wollen bei sicherem (m.E.n. sehr guten) Gehalts. Ja, in der GK gibt es mehr. Die Anwälte dort müssen jedoch selbst für ihr Alter vorsorgen, sind von ihren Partnern abhängig, leicht rauswerfbar, müssen ggf. ihre PKV komplett selbst tragen,...
Der Verweis auf einen möglichen Instanzenzug greift ebensowenig, weil nicht jeder dafür Zeit und Geld zur Verfügung hat, die (Fehl-)Urteile der ersten Instanz korrigieren zu lassen. Zumal sich einige Richter wohl nicht in die Parteien hineinversetzen können, die wirklich auf ein zeitnahes und "richtiges" Urteil angewiesen sind. Teilweise hängt für diese ihr ganzes weiteres Leben daran.
Das bezieht sich nicht auf jeden Richter, aber es gibt leider sehr viele von dieser Variante.
Viele meiner Kollegen arbeiten allerdings auch freiwillig am Wochenende, um ihre Verhandlungen ordentlich vorbereiten zu können und sind sehr bemüht, ihrem Justizgewährleistungsauftrag gerecht zu werden und die Parteien respektvoll zu behandeln. Es ist aber eindeutig die Minderheit.
Ich kann natürlich nur meinen Sprengel abschätzen, aber hier sehe ich nicht, dass der Großteil der Kolleg*innen sich einen Lenz machen würde. Die Erledigungszahlen sind ziemlich gut, insbesondere wenn man bedenkt, dass doch einige Corona-Folgen abzufedern und die Geschäftsstellen bei uns chronisch unterbesetzt sind...
In welchem Bundesland bist Du denn tätig, dass Deine Einschätzung ist, die verantwortungsvollen Kolleg*innen seien in der Minderheit? Bzw. hast Du den Eindruck, es sei eine Frage des Standorts, des Dienstalters oder der Fachgerichtsbarkeit?
Die Erledigungszahlen sind hier auch relativ gut. Aber das ist gerade mein Punkt: Aus meiner Sicht sollte ein Richter nicht irgendwie erledigen, sondern verantwortungsbewusst die "richtigen" Entscheidungen treffen. Hier wird eben erledigt. Die Sache so leicht und schnell wie möglich.
Hier ist auch so gut wie keiner annähernd an 40h hier und das Dezernat läuft nicht im angeblichen Home Office, also zuhause macht sich hier auch keiner tot. Man kann die mündliche Verhandlung mal mit der Akte zuhause vorbereiten oder anschließend ein Urteil schreiben (und dann hoffentlich kein Virus anschleppen ;)), aber für die regelmäßige Arbeit muss man schon auch mal im Gericht anwesend sein.
Ich sage es nochmal, es sind nicht alle, aber doch viele.
Mein Eindruck ist, dass es bei den Neueingestellten (also nach der Probezeit) häufiger so ist. Aus meiner Sicht wird auch deswegen aus der GK hierher gewechselt. Warum die Justizverwaltung bei Wechslern nicht etwas skeptischer ist, erschließt sich mir hier auch nicht.
Dein Eindruck freut mich aber. Dann scheinen doch noch einige Kollegen mehr dabei zu sein, die man sich als Richter wünscht!
05.09.2020, 21:29
(05.09.2020, 20:55)Gast schrieb:(05.09.2020, 13:55)Auch Bln schrieb:(05.09.2020, 13:14)Gast schrieb:(05.09.2020, 12:26)Auch Bln schrieb: Es ist ein Problem, wenn es der Justiz nicht gelingt, die besten Absolvent*innen anzusprechen und für die Tätigkeit als Richter*in und Staatsanwältin bzw. Staatsanwalt zu gewinnen.
Das hat nichts mit persönlicher Eitelkeit zu tun, sondern mit dem Amt. Denn ein Rechtsstaat misst sich daran, dass in ihm unabhänig, d.h. allein nach Recht und Gesetz, und möglichst effizient Recht gesprochen wird. Dafür braucht es Leute mit sehr guten Kenntnissen des materiellen und prozessualen Rechts, guten Selbstorganisations- und Kommunikationsfähigkeiten und Freude an der Arbeit und am Umgang mit den Prozessbeteiligten und den Mitarbeitern der Justiz.
Dafür können die Noten des Staatsexamens immer nur ein - wenn auch mMn gutes - Kriterium sein. Deswegen finde ich persönlich es sehr gut, wenn in anderen Bundesländern auch AC zum Einsatz kommen.
Um die Besten zu gewinnen sollte mMn in folgenden Bereichen nachgesteuert werden - und zwar auch in dieser Reihenfolge:
- Ausstattung der Dienststellen mit ausreichend Personal (eine Kammer mit n.n. existiert halt nur auf dem Papier)
- bessere technische Ausstattung (insb. tunnelfähige Laptops für alle Dienststellen - auch die StA und die AA)
- bessere Möglichkeiten für Ortswechsel (die fröhlich den richterlichen Haushalt führende "Gattin" ist heutzutage kaum noch vorhanden, und wer ein*en Partner*in hat, die/der auch berufstätig ist, freut sich ggf. nicht über die Sicherheit bis zum Dienstende in einer Stadt zu hängen, wenn die bessere Hälfte eigentlich für einen super Job in eine andere Stadt oder ins Ausland wechseln könnte)
- (moderate) Steigerung der Besoldung
Ich sehe das mit der Qualität der Rspr etwas anders.
Es braucht v.a. Richter, die ihren Job auch tatsächlich machen (wollen). Die Freiheiten sind schon massiv. Du kannst arbeiten, ob, wann und wie du willst, was auch dazu führt, dass eben z.T. nichts/wenig gemacht wird. Oder es werden "falsche" (falsch gibt es ja bei Richtern nicht, was auch absurd ist) Urteile gefällt, indem durch das Unter-den-Tisch-fallen-lassen von Tatsachenvortrag Arbeit erspart wird o.ä. Damit immer mehr zu werben, mag aber nur diejenigen formal herausragend qualifizierte Bewerber ansprechen, die den Job nur um der Freiheiten wollen. Es braucht aber Menschen, die sich der Verantwortung ggü den Rechtsschutzsuchenden und nicht ggü der Justizverwaltungen zwecks eigenem Vorteils bewusst sind und auch tatsächlich arbeiten wollen und nicht nur solche, die eigentlich nur machen wollen, was sie wollen bei sicherem (m.E.n. sehr guten) Gehalts. Ja, in der GK gibt es mehr. Die Anwälte dort müssen jedoch selbst für ihr Alter vorsorgen, sind von ihren Partnern abhängig, leicht rauswerfbar, müssen ggf. ihre PKV komplett selbst tragen,...
Der Verweis auf einen möglichen Instanzenzug greift ebensowenig, weil nicht jeder dafür Zeit und Geld zur Verfügung hat, die (Fehl-)Urteile der ersten Instanz korrigieren zu lassen. Zumal sich einige Richter wohl nicht in die Parteien hineinversetzen können, die wirklich auf ein zeitnahes und "richtiges" Urteil angewiesen sind. Teilweise hängt für diese ihr ganzes weiteres Leben daran.
Das bezieht sich nicht auf jeden Richter, aber es gibt leider sehr viele von dieser Variante.
Viele meiner Kollegen arbeiten allerdings auch freiwillig am Wochenende, um ihre Verhandlungen ordentlich vorbereiten zu können und sind sehr bemüht, ihrem Justizgewährleistungsauftrag gerecht zu werden und die Parteien respektvoll zu behandeln. Es ist aber eindeutig die Minderheit.
Ich kann natürlich nur meinen Sprengel abschätzen, aber hier sehe ich nicht, dass der Großteil der Kolleg*innen sich einen Lenz machen würde. Die Erledigungszahlen sind ziemlich gut, insbesondere wenn man bedenkt, dass doch einige Corona-Folgen abzufedern und die Geschäftsstellen bei uns chronisch unterbesetzt sind...
In welchem Bundesland bist Du denn tätig, dass Deine Einschätzung ist, die verantwortungsvollen Kolleg*innen seien in der Minderheit? Bzw. hast Du den Eindruck, es sei eine Frage des Standorts, des Dienstalters oder der Fachgerichtsbarkeit?
Die Erledigungszahlen sind hier auch relativ gut. Aber das ist gerade mein Punkt: Aus meiner Sicht sollte ein Richter nicht irgendwie erledigen, sondern verantwortungsbewusst die "richtigen" Entscheidungen treffen. Hier wird eben erledigt. Die Sache so leicht und schnell wie möglich.
Hier ist auch so gut wie keiner annähernd an 40h hier und das Dezernat läuft nicht im angeblichen Home Office, also zuhause macht sich hier auch keiner tot. Man kann die mündliche Verhandlung mal mit der Akte zuhause vorbereiten oder anschließend ein Urteil schreiben (und dann hoffentlich kein Virus anschleppen ;)), aber für die regelmäßige Arbeit muss man schon auch mal im Gericht anwesend sein.
Ich sage es nochmal, es sind nicht alle, aber doch viele.
Mein Eindruck ist, dass es bei den Neueingestellten (also nach der Probezeit) häufiger so ist. Aus meiner Sicht wird auch deswegen aus der GK hierher gewechselt. Warum die Justizverwaltung bei Wechslern nicht etwas skeptischer ist, erschließt sich mir hier auch nicht.
Dein Eindruck freut mich aber. Dann scheinen doch noch einige Kollegen mehr dabei zu sein, die man sich als Richter wünscht!
Ein Wechsel von der GK in die Justiz erfolgt so gut wie immer aus dem Grund, dort eine ruhigere Kugel zu schieben. Nicht aus irgendwelchen verqueren Idealen heraus. Im Bewerbungsgespräch spult man dann natürlich den üblichen Käse ab, den die hören wollen (sinnvolle Tätigkeit für die Allgemeinheit, Eigenverantwortung, arbeiten nur nach Gesetz und nicht Interessengeleitet, blablabla....).
05.09.2020, 21:57
(05.09.2020, 21:29)Gast schrieb:(05.09.2020, 20:55)Gast schrieb:(05.09.2020, 13:55)Auch Bln schrieb:(05.09.2020, 13:14)Gast schrieb:(05.09.2020, 12:26)Auch Bln schrieb: Es ist ein Problem, wenn es der Justiz nicht gelingt, die besten Absolvent*innen anzusprechen und für die Tätigkeit als Richter*in und Staatsanwältin bzw. Staatsanwalt zu gewinnen.
Das hat nichts mit persönlicher Eitelkeit zu tun, sondern mit dem Amt. Denn ein Rechtsstaat misst sich daran, dass in ihm unabhänig, d.h. allein nach Recht und Gesetz, und möglichst effizient Recht gesprochen wird. Dafür braucht es Leute mit sehr guten Kenntnissen des materiellen und prozessualen Rechts, guten Selbstorganisations- und Kommunikationsfähigkeiten und Freude an der Arbeit und am Umgang mit den Prozessbeteiligten und den Mitarbeitern der Justiz.
Dafür können die Noten des Staatsexamens immer nur ein - wenn auch mMn gutes - Kriterium sein. Deswegen finde ich persönlich es sehr gut, wenn in anderen Bundesländern auch AC zum Einsatz kommen.
Um die Besten zu gewinnen sollte mMn in folgenden Bereichen nachgesteuert werden - und zwar auch in dieser Reihenfolge:
- Ausstattung der Dienststellen mit ausreichend Personal (eine Kammer mit n.n. existiert halt nur auf dem Papier)
- bessere technische Ausstattung (insb. tunnelfähige Laptops für alle Dienststellen - auch die StA und die AA)
- bessere Möglichkeiten für Ortswechsel (die fröhlich den richterlichen Haushalt führende "Gattin" ist heutzutage kaum noch vorhanden, und wer ein*en Partner*in hat, die/der auch berufstätig ist, freut sich ggf. nicht über die Sicherheit bis zum Dienstende in einer Stadt zu hängen, wenn die bessere Hälfte eigentlich für einen super Job in eine andere Stadt oder ins Ausland wechseln könnte)
- (moderate) Steigerung der Besoldung
Ich sehe das mit der Qualität der Rspr etwas anders.
Es braucht v.a. Richter, die ihren Job auch tatsächlich machen (wollen). Die Freiheiten sind schon massiv. Du kannst arbeiten, ob, wann und wie du willst, was auch dazu führt, dass eben z.T. nichts/wenig gemacht wird. Oder es werden "falsche" (falsch gibt es ja bei Richtern nicht, was auch absurd ist) Urteile gefällt, indem durch das Unter-den-Tisch-fallen-lassen von Tatsachenvortrag Arbeit erspart wird o.ä. Damit immer mehr zu werben, mag aber nur diejenigen formal herausragend qualifizierte Bewerber ansprechen, die den Job nur um der Freiheiten wollen. Es braucht aber Menschen, die sich der Verantwortung ggü den Rechtsschutzsuchenden und nicht ggü der Justizverwaltungen zwecks eigenem Vorteils bewusst sind und auch tatsächlich arbeiten wollen und nicht nur solche, die eigentlich nur machen wollen, was sie wollen bei sicherem (m.E.n. sehr guten) Gehalts. Ja, in der GK gibt es mehr. Die Anwälte dort müssen jedoch selbst für ihr Alter vorsorgen, sind von ihren Partnern abhängig, leicht rauswerfbar, müssen ggf. ihre PKV komplett selbst tragen,...
Der Verweis auf einen möglichen Instanzenzug greift ebensowenig, weil nicht jeder dafür Zeit und Geld zur Verfügung hat, die (Fehl-)Urteile der ersten Instanz korrigieren zu lassen. Zumal sich einige Richter wohl nicht in die Parteien hineinversetzen können, die wirklich auf ein zeitnahes und "richtiges" Urteil angewiesen sind. Teilweise hängt für diese ihr ganzes weiteres Leben daran.
Das bezieht sich nicht auf jeden Richter, aber es gibt leider sehr viele von dieser Variante.
Viele meiner Kollegen arbeiten allerdings auch freiwillig am Wochenende, um ihre Verhandlungen ordentlich vorbereiten zu können und sind sehr bemüht, ihrem Justizgewährleistungsauftrag gerecht zu werden und die Parteien respektvoll zu behandeln. Es ist aber eindeutig die Minderheit.
Ich kann natürlich nur meinen Sprengel abschätzen, aber hier sehe ich nicht, dass der Großteil der Kolleg*innen sich einen Lenz machen würde. Die Erledigungszahlen sind ziemlich gut, insbesondere wenn man bedenkt, dass doch einige Corona-Folgen abzufedern und die Geschäftsstellen bei uns chronisch unterbesetzt sind...
In welchem Bundesland bist Du denn tätig, dass Deine Einschätzung ist, die verantwortungsvollen Kolleg*innen seien in der Minderheit? Bzw. hast Du den Eindruck, es sei eine Frage des Standorts, des Dienstalters oder der Fachgerichtsbarkeit?
Die Erledigungszahlen sind hier auch relativ gut. Aber das ist gerade mein Punkt: Aus meiner Sicht sollte ein Richter nicht irgendwie erledigen, sondern verantwortungsbewusst die "richtigen" Entscheidungen treffen. Hier wird eben erledigt. Die Sache so leicht und schnell wie möglich.
Hier ist auch so gut wie keiner annähernd an 40h hier und das Dezernat läuft nicht im angeblichen Home Office, also zuhause macht sich hier auch keiner tot. Man kann die mündliche Verhandlung mal mit der Akte zuhause vorbereiten oder anschließend ein Urteil schreiben (und dann hoffentlich kein Virus anschleppen ;)), aber für die regelmäßige Arbeit muss man schon auch mal im Gericht anwesend sein.
Ich sage es nochmal, es sind nicht alle, aber doch viele.
Mein Eindruck ist, dass es bei den Neueingestellten (also nach der Probezeit) häufiger so ist. Aus meiner Sicht wird auch deswegen aus der GK hierher gewechselt. Warum die Justizverwaltung bei Wechslern nicht etwas skeptischer ist, erschließt sich mir hier auch nicht.
Dein Eindruck freut mich aber. Dann scheinen doch noch einige Kollegen mehr dabei zu sein, die man sich als Richter wünscht!
Ein Wechsel von der GK in die Justiz erfolgt so gut wie immer aus dem Grund, dort eine ruhigere Kugel zu schieben. Nicht aus irgendwelchen verqueren Idealen heraus. Im Bewerbungsgespräch spult man dann natürlich den üblichen Käse ab, den die hören wollen (sinnvolle Tätigkeit für die Allgemeinheit, Eigenverantwortung, arbeiten nur nach Gesetz und nicht Interessengeleitet, blablabla....).
Ich hab kp wo das herkommt, aber gibt Kollegen die ackern wöchentlich ihre 60-70 Std als StA
05.09.2020, 22:25
(05.09.2020, 21:57)Gast schrieb:(05.09.2020, 21:29)Gast schrieb:(05.09.2020, 20:55)Gast schrieb:(05.09.2020, 13:55)Auch Bln schrieb:(05.09.2020, 13:14)Gast schrieb: Ich sehe das mit der Qualität der Rspr etwas anders.
Es braucht v.a. Richter, die ihren Job auch tatsächlich machen (wollen). Die Freiheiten sind schon massiv. Du kannst arbeiten, ob, wann und wie du willst, was auch dazu führt, dass eben z.T. nichts/wenig gemacht wird. Oder es werden "falsche" (falsch gibt es ja bei Richtern nicht, was auch absurd ist) Urteile gefällt, indem durch das Unter-den-Tisch-fallen-lassen von Tatsachenvortrag Arbeit erspart wird o.ä. Damit immer mehr zu werben, mag aber nur diejenigen formal herausragend qualifizierte Bewerber ansprechen, die den Job nur um der Freiheiten wollen. Es braucht aber Menschen, die sich der Verantwortung ggü den Rechtsschutzsuchenden und nicht ggü der Justizverwaltungen zwecks eigenem Vorteils bewusst sind und auch tatsächlich arbeiten wollen und nicht nur solche, die eigentlich nur machen wollen, was sie wollen bei sicherem (m.E.n. sehr guten) Gehalts. Ja, in der GK gibt es mehr. Die Anwälte dort müssen jedoch selbst für ihr Alter vorsorgen, sind von ihren Partnern abhängig, leicht rauswerfbar, müssen ggf. ihre PKV komplett selbst tragen,...
Der Verweis auf einen möglichen Instanzenzug greift ebensowenig, weil nicht jeder dafür Zeit und Geld zur Verfügung hat, die (Fehl-)Urteile der ersten Instanz korrigieren zu lassen. Zumal sich einige Richter wohl nicht in die Parteien hineinversetzen können, die wirklich auf ein zeitnahes und "richtiges" Urteil angewiesen sind. Teilweise hängt für diese ihr ganzes weiteres Leben daran.
Das bezieht sich nicht auf jeden Richter, aber es gibt leider sehr viele von dieser Variante.
Viele meiner Kollegen arbeiten allerdings auch freiwillig am Wochenende, um ihre Verhandlungen ordentlich vorbereiten zu können und sind sehr bemüht, ihrem Justizgewährleistungsauftrag gerecht zu werden und die Parteien respektvoll zu behandeln. Es ist aber eindeutig die Minderheit.
Ich kann natürlich nur meinen Sprengel abschätzen, aber hier sehe ich nicht, dass der Großteil der Kolleg*innen sich einen Lenz machen würde. Die Erledigungszahlen sind ziemlich gut, insbesondere wenn man bedenkt, dass doch einige Corona-Folgen abzufedern und die Geschäftsstellen bei uns chronisch unterbesetzt sind...
In welchem Bundesland bist Du denn tätig, dass Deine Einschätzung ist, die verantwortungsvollen Kolleg*innen seien in der Minderheit? Bzw. hast Du den Eindruck, es sei eine Frage des Standorts, des Dienstalters oder der Fachgerichtsbarkeit?
Die Erledigungszahlen sind hier auch relativ gut. Aber das ist gerade mein Punkt: Aus meiner Sicht sollte ein Richter nicht irgendwie erledigen, sondern verantwortungsbewusst die "richtigen" Entscheidungen treffen. Hier wird eben erledigt. Die Sache so leicht und schnell wie möglich.
Hier ist auch so gut wie keiner annähernd an 40h hier und das Dezernat läuft nicht im angeblichen Home Office, also zuhause macht sich hier auch keiner tot. Man kann die mündliche Verhandlung mal mit der Akte zuhause vorbereiten oder anschließend ein Urteil schreiben (und dann hoffentlich kein Virus anschleppen ;)), aber für die regelmäßige Arbeit muss man schon auch mal im Gericht anwesend sein.
Ich sage es nochmal, es sind nicht alle, aber doch viele.
Mein Eindruck ist, dass es bei den Neueingestellten (also nach der Probezeit) häufiger so ist. Aus meiner Sicht wird auch deswegen aus der GK hierher gewechselt. Warum die Justizverwaltung bei Wechslern nicht etwas skeptischer ist, erschließt sich mir hier auch nicht.
Dein Eindruck freut mich aber. Dann scheinen doch noch einige Kollegen mehr dabei zu sein, die man sich als Richter wünscht!
Ein Wechsel von der GK in die Justiz erfolgt so gut wie immer aus dem Grund, dort eine ruhigere Kugel zu schieben. Nicht aus irgendwelchen verqueren Idealen heraus. Im Bewerbungsgespräch spult man dann natürlich den üblichen Käse ab, den die hören wollen (sinnvolle Tätigkeit für die Allgemeinheit, Eigenverantwortung, arbeiten nur nach Gesetz und nicht Interessengeleitet, blablabla....).
Ich hab kp wo das herkommt, aber gibt Kollegen die ackern wöchentlich ihre 60-70 Std als StA
Jeder hat halt nur seine Sicht der Dinge. GKler müssen ja die horrenden Gehälter irgendwie rechtfertigen, und das geht am einfachsten, wenn man die Arbeitsleistung der anderen schmälert
05.09.2020, 22:30
Am besten sollten alle mit 7 P. aufwärts in einer GK arbeiten und die unattraktiveren Plätze in der Justiz für die arbeitslosen 2 x a Leute übrig lassen. Das wäre mal gerechte Arbeitsverteilung.
05.09.2020, 22:43
(05.09.2020, 19:43)Gast schrieb: Ich denke schon auch, dass Anwaltschaft tendenziell mehr Menschen mit Hang zum Individualismus anzieht, als justiz. Ob sich das immer so umsetzen lässt, ist dann wieder eine andere Frage und hängt vermutlich von mehreren Faktoren ab. In der Justiz sind "Freigeister" vermutlich etwas seltener. Dass die zwingend unglücklich werden, glaube ich aber auch wieder nicht
Das Gegenteil ist der Fall. Insbesondere Anwälte in GK haben fast schon panische Angst vor Haftungsfällen/Verlust des Mandats. Als Richter kann man auch Mal schauen, was die nächste Instanz sagt ;)
05.09.2020, 23:09
(05.09.2020, 18:14)Gast schrieb: Finde es immer lustig, dass so getan wird als wenn die Großkanzlei ja so attraktiv, flexibel und cool wäre.
Das mag einem vor dem echten Berufseinstieg, auch dank des verzerrten Bildes, das azur und co zeichnen, noch so vorkommen. Sobald man den Job aber mal eine gewisse Zeit gemacht hat, relativiert sich das.
Irgendwie muss das Geld verdient werden, mit dem die Recruiting-Dinners und Hochglanzprospekte finanziert werden. Und das ist Deine Aufgabe als Associate, sobald Du an Bord ist. Dann wirst Du nicht mehr umschwärmt, Deine Examensnote und Dein Doktortitel interessieren niemanden mehr. Da heißt es ordentlich Billables kloppen. Und wenn der Ami-Mandant um 22 Uhr noch ne Email schreibt, kommst Du eben nicht vor 2 ins Bett.
Hinzu kommt, dass die Arbeit oft dröge und eintönig ist, von der Sinnhaftigkeit ganz zu schweigen: Klar klingt das alles immer wahnsinnig spannend. Sowohl Transaktionen als auch großvolumige Prozesse erfordern aber vor allem viel ekelhafte Fleißarbeit, wie DD's/Dokumentenreviews und Übersetzen oder Draften von Gesellschafterbeschlüssen etc.
Und ob die Leute so viel cooler sind als in der Justiz, wage ich auch zu bezweifeln. Viele Partner jedenfalls haben zwischenmenschliche Defizite.
Ich bin jedenfalls mittlerweile einigermaßen desillusioniert. Es hat einen Grund, warum so viele Leute trotz der wesentlich schlechteren Bezahlung in die Justiz wechseln. Wahrscheinlich werde ich auch bald dazugehören.
Als ob die Leute in der Justiz cool wären. Verstaubteres Denken hab ich danach nicht mehr erlebt.
05.09.2020, 23:13
"Wer zur Justiz geht, hat die Kontrolle über sein Leben verloren!" - Clerk Lagerfeld
05.09.2020, 23:26
(05.09.2020, 23:09)Gast schrieb:(05.09.2020, 18:14)Gast schrieb: Finde es immer lustig, dass so getan wird als wenn die Großkanzlei ja so attraktiv, flexibel und cool wäre.
Das mag einem vor dem echten Berufseinstieg, auch dank des verzerrten Bildes, das azur und co zeichnen, noch so vorkommen. Sobald man den Job aber mal eine gewisse Zeit gemacht hat, relativiert sich das.
Irgendwie muss das Geld verdient werden, mit dem die Recruiting-Dinners und Hochglanzprospekte finanziert werden. Und das ist Deine Aufgabe als Associate, sobald Du an Bord ist. Dann wirst Du nicht mehr umschwärmt, Deine Examensnote und Dein Doktortitel interessieren niemanden mehr. Da heißt es ordentlich Billables kloppen. Und wenn der Ami-Mandant um 22 Uhr noch ne Email schreibt, kommst Du eben nicht vor 2 ins Bett.
Hinzu kommt, dass die Arbeit oft dröge und eintönig ist, von der Sinnhaftigkeit ganz zu schweigen: Klar klingt das alles immer wahnsinnig spannend. Sowohl Transaktionen als auch großvolumige Prozesse erfordern aber vor allem viel ekelhafte Fleißarbeit, wie DD's/Dokumentenreviews und Übersetzen oder Draften von Gesellschafterbeschlüssen etc.
Und ob die Leute so viel cooler sind als in der Justiz, wage ich auch zu bezweifeln. Viele Partner jedenfalls haben zwischenmenschliche Defizite.
Ich bin jedenfalls mittlerweile einigermaßen desillusioniert. Es hat einen Grund, warum so viele Leute trotz der wesentlich schlechteren Bezahlung in die Justiz wechseln. Wahrscheinlich werde ich auch bald dazugehören.
Als ob die Leute in der Justiz cool wären. Verstaubteres Denken hab ich danach nicht mehr erlebt.
Und zwischenmenschliche Defizite haben definitiv auch genügend Richter, das ist mitnichten ein Alleinstellungsmerkmal der GK-Partner.