10.08.2020, 11:40
(10.08.2020, 10:39)Gast7 schrieb: Jedenfalls ist ne Korrelation zwischen Note und Qualität bei Richtern aufzutun mE wenig nachvollziehbar. Ganz Ostdeutschland ist voll von 4 P Richtern und mir sind (trotz Suche!) keine Studien darüber bekannt, dass die Qualität der Rspr. in den neuen Bundesländern sich gewaltig vond er im Westen unterscheiden würde ( insb. auch was die Prüfung durch höhere Instanzen angeht ). Also einfach mal den Ball Flach halten, Urteile am AG fällen ist kein Jura am Hochreck und erfordert auch mitnichten irgendwelche "überdurchschnittlichen" Kenntnisse in irgendwas. Das ist ganz solides Jura Handwerk und sollte mit ein bisschen Einarbeitung von jedem Menschen mit zwei Staatsexamen erledigt werden können. Deswegen heisst das auch "Befähigung zum Richteramt" - die gibts nicht erst ab VB.
Das ist unqualifizierter Unsinn, der nicht dadurch besser wird, dass man ihn ständig wiederholt.
10.08.2020, 11:43
Ich sehe öfter richtig schlechte Urteile, meist von Richtern aus kleinen Amtsgerichten im Osten. Häufig ist der Tatbestand ein einziges Durcheinander und die Schuldrechtsreform scheint auch noch nicht angekommen zu sein. Ich erinnere auch an die "Hüttener-Prozess-Ordnung"
10.08.2020, 11:47
Die Justiz muss wohl damit klar kommen, dass durch die gut laufende Wirtschaft (Corona mal außen vor gelassen) die guten Leute eher in den privaten Bereich gehen. Flexible Arbeitszeitmodelle gibt es dort mittlerweile auch, die Gehälter sind besser und meiner Erfahrung nach durch die flacheren Hierarchien auch das Arbeitsklima besser (von Ausnahmen abgesehen).
Und je höher die Noten werden, desto stärker wird der Trend. Zumindest in meinem Bekanntenkreis bemerkbar.
Und je höher die Noten werden, desto stärker wird der Trend. Zumindest in meinem Bekanntenkreis bemerkbar.
10.08.2020, 11:55
(10.08.2020, 11:38)OrackBbama schrieb: Kenne das Gefühl. Aber mit 4,2 bis 4,6k im Monat bekommst du halt bestenfalls Mittelmaß. Fast jede/r, der/ die es notentechnisch möglich ist (und der/ die nicht gleich nach Ernennung Kinder werfen will), geht in Kanzleien. Mittlerweile ist es dort hinsichtlich der Arbeitszeit oftmals besser (war bei mir auch der Grund für einen Wechsel) und ich habe trotz effektiver 45h Woche in der Kanzlei (im Vergleich zu angeblichen 39h im Gericht, faktisch 50h) rund 30% mehr Gehalt nach Steuern.Mag ja sein, dass Du nur einen begrenzten Horizont hast, aber es gibt eine Menge Leute, die einfach keinen Bock auf Anwaltstätigkeit haben. Dann geht man eben nicht in eine Kanzlei, egal, was für Noten man hat. Nicht zu vergessen, dass es genug Leute mit (Doppel)Prädikat gibt, die trotzdem lieber eine kleine oder mittlere Kanzlei vorziehen, selbst wenn das Gehalt niedriger ist. Geld ist nicht für alle gleich wichtig, die Lebenshaltungskosten sind regional extrem unterschiedlich und man kann auch ggf. von Hause aus finanziell gut ausgestattet sein, so dass man nicht auf 5-6k netto Gehalt angewiesen ist, um komfortabel zu leben.
Will hier niemanden angreifen, aber zur Justiz geht halt überwiegend nur noch besserer Durchschnitt. Soll früher anders gewesen sein (da war ich aber noch nicht aktiv und kann es nicht beurteilen).
Jura gilt seit Jahrzehnten als ein Studium, mit dem man eine große Berufsauswahl hat. Viele studieren es gerade deswegen, weil man neben Anwaltschaft und Jusitiz in Behörden, Verbänden, Unternehmen oder Politik arbeiten kann. Also hör doch mal auf, diesen Blödsinn zu verbreiten, dass jeder, der die Noten hat, in eine GK geht oder gehen müsste. Dann würde das ganze Rechtssystem zusammenbrechen. Diese Kanzleien hatten nicht umsonst in den letzten Jahren ebenfalls um Nachwuchs zu kämpfen. Es sind vor allem GKler, die den Unsinn verbreiten, dass der Rest in anderen Bereichen eher schlechtere Noten hat. Zeugt nicht unbedingt von Intelligenz oder Stil, insbesondere, da heutzutage meistens nicht mehr zwingend 2VB verlangt werden (Ausnahmen gibt es immer). Und jetzt bitte nicht so Selbstdarstellerblätter wie Juve, Azur zitieren, was angeblich in welcher Kanzlei für Noten verlangt werden, die einen sehr geringen Aussagegehalt haben. Es kennt sicher jeder GKler, die auch ohne Prädikat dort gelandet sind.
10.08.2020, 12:01
(10.08.2020, 11:47)Gastinn schrieb: Die Justiz muss wohl damit klar kommen, dass durch die gut laufende Wirtschaft (Corona mal außen vor gelassen) die guten Leute eher in den privaten Bereich gehen. Flexible Arbeitszeitmodelle gibt es dort mittlerweile auch, die Gehälter sind besser und meiner Erfahrung nach durch die flacheren Hierarchien auch das Arbeitsklima besser (von Ausnahmen abgesehen).In meinem Bekanntenkreis ist es genau gegenteilig. Wer so irgendwo zwischen 7 und 9 steht, will unbedingt in die "freie" Wirtschaft bzw. ist dann auch dahin gegangen. Leute im Bereich Überflieger waren von vorneherein auf die Justiz gepolt und sind da dann auch gelandet.
Und je höher die Noten werden, desto stärker wird der Trend. Zumindest in meinem Bekanntenkreis bemerkbar.
Ich glaube was man lieber will ist einfach total subjektiv. Es gibt Leute, die ihre Fähigkeiten unbedingt größtmöglich kapitalisieren wollen. Für die ist die Kanzlei der richtige Weg. Und es gibt andererseits auch Leute, die ihre Fähigkeiten gerne in den Dienst der Allgemeinheit stellen wollen. Für die ist die Justiz dann der richtige Weg. Mit den Noten hat das alles wenig zu tun, weil die nicht nach Charaktertyp vergeben werden.
Geld hat einfach einen unterschiedlichen Stellenwert für Menschen. Wer gerne Urlaub im Luxushotel macht, braucht mehr davon als ich, der lieber im Bulli durch die Lande fährt. Es ist doch gerade das Schöne am Jurastudium, das danach so viele Wege offen sind. Man kann in den Staatsdienst (als Staatsanwalt, Richter oder Verwaltungsjurist), man kann als Anwalt in eine Kanzlei gehen oder in einem Unternehmen als Syndikus arbeiten. Je nachdem, in welchem Berufsfeld für einen persönlich das Gesamtpaket am besten ist. Das Einkommen spielt dabei natürlich eine Rolle. Aber es gibt noch eine ganze Reihe anderer Faktoren.
Kurz: Wer nur Richter werden will, wenn er dafür genauso bezahlt wird wie der Associate in der GK, wird halt nicht Richter. Wem Geld weniger bedeutet als die Sinnhaftigkeit der Arbeit, wird vielleicht nicht GK-Anwalt.
10.08.2020, 12:42
(10.08.2020, 12:01)Gast schrieb:(10.08.2020, 11:47)Gastinn schrieb: Die Justiz muss wohl damit klar kommen, dass durch die gut laufende Wirtschaft (Corona mal außen vor gelassen) die guten Leute eher in den privaten Bereich gehen. Flexible Arbeitszeitmodelle gibt es dort mittlerweile auch, die Gehälter sind besser und meiner Erfahrung nach durch die flacheren Hierarchien auch das Arbeitsklima besser (von Ausnahmen abgesehen).In meinem Bekanntenkreis ist es genau gegenteilig. Wer so irgendwo zwischen 7 und 9 steht, will unbedingt in die "freie" Wirtschaft bzw. ist dann auch dahin gegangen. Leute im Bereich Überflieger waren von vorneherein auf die Justiz gepolt und sind da dann auch gelandet.
Und je höher die Noten werden, desto stärker wird der Trend. Zumindest in meinem Bekanntenkreis bemerkbar.
Ich glaube was man lieber will ist einfach total subjektiv. Es gibt Leute, die ihre Fähigkeiten unbedingt größtmöglich kapitalisieren wollen. Für die ist die Kanzlei der richtige Weg. Und es gibt andererseits auch Leute, die ihre Fähigkeiten gerne in den Dienst der Allgemeinheit stellen wollen. Für die ist die Justiz dann der richtige Weg. Mit den Noten hat das alles wenig zu tun, weil die nicht nach Charaktertyp vergeben werden.
Geld hat einfach einen unterschiedlichen Stellenwert für Menschen. Wer gerne Urlaub im Luxushotel macht, braucht mehr davon als ich, der lieber im Bulli durch die Lande fährt. Es ist doch gerade das Schöne am Jurastudium, das danach so viele Wege offen sind. Man kann in den Staatsdienst (als Staatsanwalt, Richter oder Verwaltungsjurist), man kann als Anwalt in eine Kanzlei gehen oder in einem Unternehmen als Syndikus arbeiten. Je nachdem, in welchem Berufsfeld für einen persönlich das Gesamtpaket am besten ist. Das Einkommen spielt dabei natürlich eine Rolle. Aber es gibt noch eine ganze Reihe anderer Faktoren.
Kurz: Wer nur Richter werden will, wenn er dafür genauso bezahlt wird wie der Associate in der GK, wird halt nicht Richter. Wem Geld weniger bedeutet als die Sinnhaftigkeit der Arbeit, wird vielleicht nicht GK-Anwalt.
Guter Beitrag! Kann ich so unterschreiben...
10.08.2020, 12:44
Guter Freund von mir ist in der Justiz, Strafrichter (doppel vb). Mit nun ein paar Jahren Berufserfahrung hat er mit Anfang 30 knapp 4.000 netto (inkl. Fahrtkostenzulage usw.). Seine Frau arbeitet auch, zusammen haben sie knapp 7.000 Euro.
Dafür macht er in der Regel unter der Woche um 17/18 Uhr Feierabend, Freitags um 13 Uhr. Wochenende gar keine Arbeit. Wenn er unter der Woche mal früher Feierabend braucht, macht er das auch.
Finde den Deal schon top. Geld ist genug da für eine schöne Eigentumswohnung. Freizeit auch. Sicherheit ist gegeben. Natürlich fährt er damit weder in München noch Frankfurt Porsche aber ich glaube, das tun die meisten Anwälte auch nicht.
Dafür macht er in der Regel unter der Woche um 17/18 Uhr Feierabend, Freitags um 13 Uhr. Wochenende gar keine Arbeit. Wenn er unter der Woche mal früher Feierabend braucht, macht er das auch.
Finde den Deal schon top. Geld ist genug da für eine schöne Eigentumswohnung. Freizeit auch. Sicherheit ist gegeben. Natürlich fährt er damit weder in München noch Frankfurt Porsche aber ich glaube, das tun die meisten Anwälte auch nicht.
10.08.2020, 14:01
(10.08.2020, 12:44)Gast Gast schrieb: Guter Freund von mir ist in der Justiz, Strafrichter (doppel vb). Mit nun ein paar Jahren Berufserfahrung hat er mit Anfang 30 knapp 4.000 netto (inkl. Fahrtkostenzulage usw.). Seine Frau arbeitet auch, zusammen haben sie knapp 7.000 Euro.
Dafür macht er in der Regel unter der Woche um 17/18 Uhr Feierabend, Freitags um 13 Uhr. Wochenende gar keine Arbeit. Wenn er unter der Woche mal früher Feierabend braucht, macht er das auch.
Finde den Deal schon top. Geld ist genug da für eine schöne Eigentumswohnung. Freizeit auch. Sicherheit ist gegeben. Natürlich fährt er damit weder in München noch Frankfurt Porsche aber ich glaube, das tun die meisten Anwälte auch nicht.
Tja kommt halt drauf an was und wo man will. Eine "schöne Eigentumswohnung" gibt es dann halt nicht in Hamburg, München oder Frankfurt. Um aber fair zu sein, muss man sagen, dass das auch mit dem doppelten Gehalt nicht drin wäre ::D
Und dann ist die Frage, wie viel besser der Deal ist im Vergleich zu GKs/Abteilungen in GKs mit humanen Arbeitszeiten. Ich komme z.B. auch nur eine 1-2 Stunden später raus unter der Woche, kann ebenfalls jederzeit HO machen oder einfach mal früher Feierabend, wenn was anliegt (und eben keine dringenden Fristsachen vorliegen). Ok, Freitag ist "normal" und nicht um 13h Schluss, aber dafür verdient man auch etwa 50% mehr - Tendenz steigend. Denn die wirkliche Gehaltslücke tut sich natürlich nicht beim Einstiegsgehalt auf, sondern wenn jemand 10-20 Jahre Berufserfahrung hat und sich als Anwalt etabliert hat. Aus den Gesprächen mit etwa Ausbildern bei Gericht oder der StA weiß ich, dass es da anfängt weh zu tun. Weil der StA oder Richter sich dann mit 50 auch sagt "naja der Heiko und ich hatten ähnliche Noten und waren etwa gleich gute Juristen und haben wohl unsere Arbeit auch 20 Jahre gut gemacht. Am Anfang hat er 50% mehr verdient und das war ja noch ok, aber jetzt verdient er das Vierfache und ich werde das niemals im Leben auch nur ansatzweise aufholen, egal wie "gut" ich bin, weil ich eben nicht nach Leistung bezahlt werde".
Will sagen: Pauschalisierungen "GKs sind SO, Justiz ist SO" usw. sind immer unterkomplex und werden entsprechend der Realität nicht gerecht. Insofern sollte man schon eher danach gehen, was einem so als Tätigkeit eher liegt, als zu versuchen nach vermeintlich objektiven Pauschalkriterien die "beste" Arbeit zu suchen.
10.08.2020, 14:02
Wer hier alles welche kennt, die welche kennen, die welche kennen. :D
Ich sehe es auch kritisch, die Notengrenzen derart einzudampfen. Aber wie überall sonst gibt es wohl richtig gute und eben auch weniger begabte Personen im Unternehmen (hier: eben die Justiz).
Die Examensnote ist da (leider) auch nicht alles...
Ich sehe es auch kritisch, die Notengrenzen derart einzudampfen. Aber wie überall sonst gibt es wohl richtig gute und eben auch weniger begabte Personen im Unternehmen (hier: eben die Justiz).
Die Examensnote ist da (leider) auch nicht alles...
10.08.2020, 14:23
der Ausbilder Mitte 40 sagte mal dass er heute zur Einweihung der Yacht seines alten Studienfreundes eingeladen ist. In seinen Augen konnte man die Resignation uns Frustration darüber sehr deutlich sehen