29.01.2020, 18:13
Warum sind eigentlich die Noten bei uns Juristen so unfassbar wichtig? Wenn man sich mal mit anderen Fachbereichen (Wiwis, Informatiker, Ärzte, Wirtschaftsprüfer etc.) austauscht, zählen dort auch andere Qualifikationen.
Wieso ist das so?
Wieso ist das so?
29.01.2020, 19:06
(29.01.2020, 18:13)Einigung schrieb: Warum sind eigentlich die Noten bei uns Juristen so unfassbar wichtig? Wenn man sich mal mit anderen Fachbereichen (Wiwis, Informatiker, Ärzte, Wirtschaftsprüfer etc.) austauscht, zählen dort auch andere Qualifikationen.
Wieso ist das so?
So schlimm ist es gar nicht. In den Grenzbereichen und Toppositionen ist es in anderen Fachbereichen ähnlich. Insbesondere zum Berufseinstieg kann außer den Noten oft wenig vorgewiesen werden, so dass diese Entscheidungsgrundlage Nr. 1 sind. Nach mehreren Jahren sieht das Ganze jedoch ganz anders aus.
29.01.2020, 20:10
Weil in den Rechtswissenschaften eine Menge geleistet werden muss, um überhaupt zu bestehen. Ab 7-8 usw. hat man dann eben noch einen drauf gesetzt und ein solches Ergebnis ist kaum mit Zufall zu erklären.
Eine einzelne Bachelorklausur ist teilweise mit stupidem Auswendiglernen zu meistern und zählt zum Endergebnis hinzu.
Eine einzelne Bachelorklausur ist teilweise mit stupidem Auswendiglernen zu meistern und zählt zum Endergebnis hinzu.
29.01.2020, 21:04
(29.01.2020, 20:10)Gast schrieb: Ab 7-8 usw. hat man dann eben noch einen drauf gesetzt und ein solches Ergebnis ist kaum mit Zufall zu erklären.
Im Gegenteil. Der Bereich 6-9 entscheidet über freie Jobauswahl oder keine Jobauswahl. Diese 3 Punkte sind maßgebend für die gesamte Karriere. Und diese 3 Punkte sind verdamm zufällig. Wenn man in einer Klausur 10 Punkte vom Erst- und 2 Punkte vom Zweitkorrektor hat, kann man die ganze gewünschte Objektivität in die Tonne treten. Der eine hält die Klausur für ein fast perfektes Meisterwerk, der andere für Altpapier. Und das Ergebnis als Mittelwert ist dann auch fast Altpapier.
Von der mündlichen Prüfung fang ich erst gar nicht an.
29.01.2020, 21:13
(29.01.2020, 21:04)Gast schrieb:(29.01.2020, 20:10)Gast schrieb: Ab 7-8 usw. hat man dann eben noch einen drauf gesetzt und ein solches Ergebnis ist kaum mit Zufall zu erklären.
Im Gegenteil. Der Bereich 6-9 entscheidet über freie Jobauswahl oder keine Jobauswahl. Diese 3 Punkte sind maßgebend für die gesamte Karriere. Und diese 3 Punkte sind verdamm zufällig. Wenn man in einer Klausur 10 Punkte vom Erst- und 2 Punkte vom Zweitkorrektor hat, kann man die ganze gewünschte Objektivität in die Tonne treten. Der eine hält die Klausur für ein fast perfektes Meisterwerk, der andere für Altpapier. Und das Ergebnis als Mittelwert ist dann auch fast Altpapier.
Von der mündlichen Prüfung fang ich erst gar nicht an.
10 und 2 kommen aber nur sehr selten vor. Fand das System immer sehr ausgeglichen und im übrigen vor allem sehr ausgeglichen
29.01.2020, 22:00
(29.01.2020, 18:13)Einigung schrieb: Warum sind eigentlich die Noten bei uns Juristen so unfassbar wichtig? Wenn man sich mal mit anderen Fachbereichen (Wiwis, Informatiker, Ärzte, Wirtschaftsprüfer etc.) austauscht, zählen dort auch andere Qualifikationen.
Wieso ist das so?
Das ist hauptsächlich historisch gewachsen und wird u.a. damit gerechtfertigt, dass Jura -was zutreffend ist- während des 5-jährigen Studiums kaum Praxiszeiten enthält. Deswegen haben Absolventen mit dem ersten Staatsexamen nicht unbedingt viele "andere Qualifikationen", die sie mit Zeugnissen belegen können.
Gleichzeitig ist der Druck, von dem tradierten Notenerfordernis abzurücken, noch nicht groß genug.
Noch gibt es relativ viele Absolventen, so dass die Bewerber mit den besten Noten im ersten Staatsexamen vielfach auch "bessere" oder renommiertere Stationen im Referendariat absolvieren können ("wer hat, dem wird gegeben").
Das Ganze wiederholt sich dann bei Bewerbungen von frischen Volljuristen. Die besonders begehrten Arbeitgeber locken mit extrem hohen Gehältern (freie Wirtschaft) oder der richterlichen Freiheit (Justiz) und können noch aus vergleichsweise vielen Bewerbern wählen. Zwar erreichen jährlich nur ca. 1500 Absolventen im zweiten Staatsexamen die Note "vollbefriedigend". Aber es gibt eben nicht so wenige Kandidaten mit 8,x. Und viele dieser Kandidaten mit 8,x haben Zusatzqualifikationen.
Dadurch gibt es bei "frischen" Assessoren faktisch segmentierte Arbeitsmärkte für sog. Topabsolventen (idR 2 aus 4, wobei die 4 Kriterien 1. Staatsexamen und 2. Staatsexamen vollbefriedigend, Dr. und LL.M./signifikante Auslandserfahrung sind), Spezialisten, das Mittelfeld sowie für vermeintlich schwächere Kandidaten (zwei ausreichend ohne Spezialkenntnisse oder Zusatzqualifikationen) existieren...
Ich persönlich (3 aus 4) finde die starke Fixierung auf das "vollbefriedigend" bedauerlich, da ich glaube, dass andere Kriterien - insbesondere Motivation, Leistungsbereitschaft, Rollenverständnis, Überzeugungskraft, Verhandlungsgeschick - wichtiger sind, als die 0,2 Unterschied zwischen 8,8 und 9,0.
29.01.2020, 22:53
(29.01.2020, 21:04)Gast schrieb:(29.01.2020, 20:10)Gast schrieb: Ab 7-8 usw. hat man dann eben noch einen drauf gesetzt und ein solches Ergebnis ist kaum mit Zufall zu erklären.
Im Gegenteil. Der Bereich 6-9 entscheidet über freie Jobauswahl oder keine Jobauswahl. Diese 3 Punkte sind maßgebend für die gesamte Karriere. Und diese 3 Punkte sind verdamm zufällig. Wenn man in einer Klausur 10 Punkte vom Erst- und 2 Punkte vom Zweitkorrektor hat, kann man die ganze gewünschte Objektivität in die Tonne treten. Der eine hält die Klausur für ein fast perfektes Meisterwerk, der andere für Altpapier. Und das Ergebnis als Mittelwert ist dann auch fast Altpapier.
Von der mündlichen Prüfung fang ich erst gar nicht an.
Quatsch, das ist vielleicht bei dir so, der immer noch mit seinen mäßigen Noten hadert.
Es gibt eine Qualität, die sich zu Papier bringen lässt und die wohl kaum xbeliebig von dem einen mit 5 und dem anderen mit 10 bewertet wird. Das dürfte die absolute Ausnahme sein.
29.01.2020, 22:58
(29.01.2020, 22:53)Das Gast schrieb:(29.01.2020, 21:04)Gast schrieb:(29.01.2020, 20:10)Gast schrieb: Ab 7-8 usw. hat man dann eben noch einen drauf gesetzt und ein solches Ergebnis ist kaum mit Zufall zu erklären.
Im Gegenteil. Der Bereich 6-9 entscheidet über freie Jobauswahl oder keine Jobauswahl. Diese 3 Punkte sind maßgebend für die gesamte Karriere. Und diese 3 Punkte sind verdamm zufällig. Wenn man in einer Klausur 10 Punkte vom Erst- und 2 Punkte vom Zweitkorrektor hat, kann man die ganze gewünschte Objektivität in die Tonne treten. Der eine hält die Klausur für ein fast perfektes Meisterwerk, der andere für Altpapier. Und das Ergebnis als Mittelwert ist dann auch fast Altpapier.
Von der mündlichen Prüfung fang ich erst gar nicht an.
Quatsch, das ist vielleicht bei dir so, der immer noch mit seinen mäßigen Noten hadert.
Es gibt eine Qualität, die sich zu Papier bringen lässt und die wohl kaum xbeliebig von dem einen mit 5 und dem anderen mit 10 bewertet wird. Das dürfte die absolute Ausnahme sein.
Absolute Ausnahme nicht. Natürlich unterscheiden sich entsprechend der Noten auch die Qualität der Arbeiten, aber tatsächlich wäre es an der Zeit erst und zwei Korrektor voneinander zu trennen. Das wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung. Die läppischen 50-100€ die ein Korrektor pro Examensarbeit kriegt sind schon ziemlich wenig Ansporn sich ordentlich hinzusetzen
30.01.2020, 01:52
Wie toll welche Leistung habe ich ja auch verstanden. Aber auch andere Studiengänge haben viele Absolventen (Wiwis etc.). Da wird nicht nur auf die Note geschaut. Und genau deswegen ist es doch schwer zu verstehen: weil doch schon das Bestehen (anscheinend) wirklich schwierig ist frage ich mich, wieso Absolventen mit ausreichend keine Chance haben, Leute mit Befriedigend fast die Welt offen steht. Wieso? Mir fehlt hier die Begründung, die kein Beitrag erklären kann.
Zudem muss man doch auch bei Jura Praktika machen, wie überall woanders auch. Eine Antwort auf meine Frage habe ich (bis jetzt) nicht erhalten.
Zudem muss man doch auch bei Jura Praktika machen, wie überall woanders auch. Eine Antwort auf meine Frage habe ich (bis jetzt) nicht erhalten.
30.01.2020, 11:00
(30.01.2020, 01:52)Einigung schrieb: Wie toll welche Leistung habe ich ja auch verstanden. Aber auch andere Studiengänge haben viele Absolventen (Wiwis etc.). Da wird nicht nur auf die Note geschaut. Und genau deswegen ist es doch schwer zu verstehen: weil doch schon das Bestehen (anscheinend) wirklich schwierig ist frage ich mich, wieso Absolventen mit ausreichend keine Chance haben, Leute mit Befriedigend fast die Welt offen steht. Wieso? Mir fehlt hier die Begründung, die kein Beitrag erklären kann.
Zudem muss man doch auch bei Jura Praktika machen, wie überall woanders auch. Eine Antwort auf meine Frage habe ich (bis jetzt) nicht erhalten.
Hier ist die logische Antwort: Es gibt einfach zu viele Juristen. Zudem sind die meisten auch nur sehr konservativ und wollen ihren "Standard" so halten wie er ist ("wir die Elite").
Würde es nicht dementsprechend viele (vor allem mit Noten im Bereich 7-10) geben, sähe das anders aus. Aber der Markt bestimmt die Regeln.
Dass die Noten einen großen Teil Wahrheit, aber eben auch Willkür widerspiegeln, ist ja ein anderer Punkt.
Zudem wurde auch schon gesagt, dass es quasi keine praktische Zeit gibt. Die Praktika während des Studiums sind ein Witz und das weiß auch jeder Jurist.
Wiederum sind die Noten aber auch ein großer Vorteil. Wenn man ordentliche Noten hat, muss man nichts großes anderes vorweisen (außer man ist sozial völlig unbrauchbar). Z.B. bei BWLern ist das anders. Kommt du mit Master, aber ohne Praxiserfahrung aus der Uni, wirst du im Zweifel viel schlechter verhandeln können als jemand, der lange Werkstudent war und nach dem Bachelor schon 2 Jahre gearbeitet hat.
Man sollte zudem eins dabei nicht vergessen: Ist man pfiffig und selbstbewusst, kann man sich als Jurist selbständig machen. Das kann sogar von Anfang an richtig gut laufen. Für andere Akademiker ist das quasi unmöglich.