05.10.2025, 10:12
Liebes Forum,
ich freue mich auf eure Gedanken zu meiner Situation.
Situation: Ich bin seit ca. 3 Monaten als Berufsanfänger bei einem Law Ableger von BIG4 im Gesellschaftsrecht, M&A. Ich bin leider eher der Associate im Hinterzimmer. Für BIG4 hatte ich mich wegen umfassenden Home-Office (60%-100%) und angemessener Work-Life-Balance (18/19 Uhr) entschieden. Dass ich M&A mache, war mir aufgrund der Stellenbeschreibung "Gesundheitsrecht" nicht bewusst.
Noten:
1. Stex: 10,x (auch staatlich für sich)
2. Stex: 11,x
Wechselwunsch:
Neben persönlichen Gründen merke ich, dass mich die Fremdbestimmtheit stört. Während der Workload voll in Ordnung ist (fürs Examen habe ich mehr gearbeitet / gelernt), muss man - nach getaner Arbeit - für Rückfragen noch bis 19 Uhr zur Verfügung stehen, um ggf. noch etwas nach Wunsch der Vorgesetzten anzupassen. Man weiß nie, wann man heute fertig wird oder ob nicht noch etwas "kurzfristiges", was "heute raus muss", im Postfach eintrudelt. Es ist zwar die Ausnahme, dass ich länger als 19 Uhr da bin, aber trotzdem verhindert das eine normale Vereinsaktivitäten, Sportkurse oder ähnliches unter Woche, die z.B. 18/19/20 Uhr losgehen (man muss ja noch Abendbrot essen und hinfahren; geschweige denn mal Sport machen).
Ich spüre, dass ich Bock auf die Selbstständigkeit habe (Freiheit, Selbstorganisation, Mandantenkontakt, usw.). Mir sind die Risiken (überhaupt erstmal Mandate akquirieren, Gehaltseinbußen, "selbst" und "ständig" sein usw.) und Chancen gleichermaßen bewusst. Aus privaten Gründen möchte ich noch ca. 2 Jahre in dieser Stadt bleiben (meine Freundin macht noch ihren Master hier zu Ende) und dann erst in die Heimat (Kleinstad 60k Einwohner) zurückziehen. Daher macht es erst Sinn dann in der Heimat einen Mandantenstamm aufzubauen. Meine größte Sorge ist, dass ich das ganze Prozessrecht verlerne und als Associate im Hinterzimmer auch kaum Mandantenkontakt habe. Ich war bisher auch noch nicht einmal vor Gericht. Das traue ich mir zu und ich habe da Bock drauf, aber ein souveräner Auftritt lebt am Ende auch von Übung und Erfahrung. Ich überlege, diese 3 Monate als zweite Wahlstation zu betrachten.
Variante 1: Vorerst Bleiben, zumindest mal ein 1 Jahr vollmachen; versuchen nebenbei auch in anderen Rechtsgebieten und Prozessrecht etwas aufzuschnappen
Variante 2: Aktiv bei anderen Kanzleien in meiner Nähe bewerben
Variante 3: Freiheitsbedürfnis als Richter in der Unabhängigkeit ausleben. Aufs Richtersein hatte ich auch schon immer Bock, aber auf die Selbstständigkeit als Anwalt hab ich emotional noch etwas mehr Lust. Gerne würde ich dem Anwaltsein noch eine richtige Chance geben, bevor ich mich für immer und ewig als Richter ernennen lasse. Als Richter müsste ich nach 2-3 Jahren wegen meinem Wunsch in die Heimat zurückzuziehen das Bundesland wechseln.
Für meine Selbstständigkeit schätze ich folgendes als wichtig ein:
- Prozessrecht sollte aktuell bleiben
- Rechtsgebiete, die für die Selbstständigkeit taugen (Familien- und Erbrecht, Versicherungsrecht, Mietrecht, Arbeitsrecht, Verkehrsrecht etc.). Gesellschaftsrecht im M&A werde ich als (Solo-)Selbstständiger Partnerschaft wohl kaum beraten können. [EDIT: Das Ziel ist eine spezialisierte Kanzlei in Partnerschaft mit anderen spezialisierten Kanzleien]
- Kontakt mit ReFas möglich, so dass ich auch mal ne Rechnung sehe oder wie die Vollstreckung abläuft usw.
- Gehalt, dass eine Kapitalrücklage ermöglicht, die mir meine Anfangszeit (neben ggf. Förderprogrammen zur Existenzgründung) finanziert.
Meine Sorgen:
- Schneller Wechsel sieht schlecht im Lebenslauf aus (vor der Probezeit). Andererseits kann ich diesen gut erklären, weil ich auf das Bedürfnis nach Prozesstätigkeit verweise (was mir eigentlich zumindest in geringem Umfang auch versprochen wurde. Ich habe aber 0,0 % Prozesse).
- je länger ich warte, desto mehr vergesse ich z.B. an Prozessrecht
- je länger ich warte, desto weniger Zeit bleibt, um eine tatsächlich passende Stelle als Vorbereitung auf die Selbstständigkeit auszuüben
- Arbeitsmarkt zur Zeit etwas durchwachsen
- kleinere Kanzleien zahlen weniger. Mein persönliches Minimum wäre, dass die Beitragsbemessungsgrenze für die PKV erreicht wird.
Was mir mein aktueller Job bringt
- Gehalt 82k
- Kenntnisse im Gesellschaftsrecht, Entwurf von Verträgen / Kautelarrecht
- ggf. ein Prestige, mit dem ich als Selbsständiger werben kann - aber dann auch nur, wenn ich wenigstens mal ein Jahr voll mache
- unser Team-Umsatz boomt, d.h. relativ sicherer Job zur Zeit
Meine Frage: Wechseln oder (vorest bleiben, um ein Jahr zumindest "vollzumachen")?
- Ich habe noch keine konkreten Angebote eingeholt. Ich könnte mir Versicherungsrecht vorstellen, um dann später in 2 Jahren auf die Versicherungsnehmerseite als Selbstständiger zu wechseln. Familienrecht könnte ich mir auch gut vorstellen. Die emotionalen Sachverhalte schrecken mich nicht. Wer Familienrecht macht, müsste dann aber auch immer eine kleine Portion Strafrecht mitmachen.
Danke für deine Zeit, sich diesen langen Text durchzulesen!
Ich freue mich auf jeden Input / Inspiration. Gerne auch abseits meiner eigenen Gedanken!
ich freue mich auf eure Gedanken zu meiner Situation.
Situation: Ich bin seit ca. 3 Monaten als Berufsanfänger bei einem Law Ableger von BIG4 im Gesellschaftsrecht, M&A. Ich bin leider eher der Associate im Hinterzimmer. Für BIG4 hatte ich mich wegen umfassenden Home-Office (60%-100%) und angemessener Work-Life-Balance (18/19 Uhr) entschieden. Dass ich M&A mache, war mir aufgrund der Stellenbeschreibung "Gesundheitsrecht" nicht bewusst.
Noten:
1. Stex: 10,x (auch staatlich für sich)
2. Stex: 11,x
Wechselwunsch:
Neben persönlichen Gründen merke ich, dass mich die Fremdbestimmtheit stört. Während der Workload voll in Ordnung ist (fürs Examen habe ich mehr gearbeitet / gelernt), muss man - nach getaner Arbeit - für Rückfragen noch bis 19 Uhr zur Verfügung stehen, um ggf. noch etwas nach Wunsch der Vorgesetzten anzupassen. Man weiß nie, wann man heute fertig wird oder ob nicht noch etwas "kurzfristiges", was "heute raus muss", im Postfach eintrudelt. Es ist zwar die Ausnahme, dass ich länger als 19 Uhr da bin, aber trotzdem verhindert das eine normale Vereinsaktivitäten, Sportkurse oder ähnliches unter Woche, die z.B. 18/19/20 Uhr losgehen (man muss ja noch Abendbrot essen und hinfahren; geschweige denn mal Sport machen).
Ich spüre, dass ich Bock auf die Selbstständigkeit habe (Freiheit, Selbstorganisation, Mandantenkontakt, usw.). Mir sind die Risiken (überhaupt erstmal Mandate akquirieren, Gehaltseinbußen, "selbst" und "ständig" sein usw.) und Chancen gleichermaßen bewusst. Aus privaten Gründen möchte ich noch ca. 2 Jahre in dieser Stadt bleiben (meine Freundin macht noch ihren Master hier zu Ende) und dann erst in die Heimat (Kleinstad 60k Einwohner) zurückziehen. Daher macht es erst Sinn dann in der Heimat einen Mandantenstamm aufzubauen. Meine größte Sorge ist, dass ich das ganze Prozessrecht verlerne und als Associate im Hinterzimmer auch kaum Mandantenkontakt habe. Ich war bisher auch noch nicht einmal vor Gericht. Das traue ich mir zu und ich habe da Bock drauf, aber ein souveräner Auftritt lebt am Ende auch von Übung und Erfahrung. Ich überlege, diese 3 Monate als zweite Wahlstation zu betrachten.
Variante 1: Vorerst Bleiben, zumindest mal ein 1 Jahr vollmachen; versuchen nebenbei auch in anderen Rechtsgebieten und Prozessrecht etwas aufzuschnappen
Variante 2: Aktiv bei anderen Kanzleien in meiner Nähe bewerben
Variante 3: Freiheitsbedürfnis als Richter in der Unabhängigkeit ausleben. Aufs Richtersein hatte ich auch schon immer Bock, aber auf die Selbstständigkeit als Anwalt hab ich emotional noch etwas mehr Lust. Gerne würde ich dem Anwaltsein noch eine richtige Chance geben, bevor ich mich für immer und ewig als Richter ernennen lasse. Als Richter müsste ich nach 2-3 Jahren wegen meinem Wunsch in die Heimat zurückzuziehen das Bundesland wechseln.
Für meine Selbstständigkeit schätze ich folgendes als wichtig ein:
- Prozessrecht sollte aktuell bleiben
- Rechtsgebiete, die für die Selbstständigkeit taugen (Familien- und Erbrecht, Versicherungsrecht, Mietrecht, Arbeitsrecht, Verkehrsrecht etc.). Gesellschaftsrecht im M&A werde ich als (Solo-)Selbstständiger Partnerschaft wohl kaum beraten können. [EDIT: Das Ziel ist eine spezialisierte Kanzlei in Partnerschaft mit anderen spezialisierten Kanzleien]
- Kontakt mit ReFas möglich, so dass ich auch mal ne Rechnung sehe oder wie die Vollstreckung abläuft usw.
- Gehalt, dass eine Kapitalrücklage ermöglicht, die mir meine Anfangszeit (neben ggf. Förderprogrammen zur Existenzgründung) finanziert.
Meine Sorgen:
- Schneller Wechsel sieht schlecht im Lebenslauf aus (vor der Probezeit). Andererseits kann ich diesen gut erklären, weil ich auf das Bedürfnis nach Prozesstätigkeit verweise (was mir eigentlich zumindest in geringem Umfang auch versprochen wurde. Ich habe aber 0,0 % Prozesse).
- je länger ich warte, desto mehr vergesse ich z.B. an Prozessrecht
- je länger ich warte, desto weniger Zeit bleibt, um eine tatsächlich passende Stelle als Vorbereitung auf die Selbstständigkeit auszuüben
- Arbeitsmarkt zur Zeit etwas durchwachsen
- kleinere Kanzleien zahlen weniger. Mein persönliches Minimum wäre, dass die Beitragsbemessungsgrenze für die PKV erreicht wird.
Was mir mein aktueller Job bringt
- Gehalt 82k
- Kenntnisse im Gesellschaftsrecht, Entwurf von Verträgen / Kautelarrecht
- ggf. ein Prestige, mit dem ich als Selbsständiger werben kann - aber dann auch nur, wenn ich wenigstens mal ein Jahr voll mache
- unser Team-Umsatz boomt, d.h. relativ sicherer Job zur Zeit
Meine Frage: Wechseln oder (vorest bleiben, um ein Jahr zumindest "vollzumachen")?
- Ich habe noch keine konkreten Angebote eingeholt. Ich könnte mir Versicherungsrecht vorstellen, um dann später in 2 Jahren auf die Versicherungsnehmerseite als Selbstständiger zu wechseln. Familienrecht könnte ich mir auch gut vorstellen. Die emotionalen Sachverhalte schrecken mich nicht. Wer Familienrecht macht, müsste dann aber auch immer eine kleine Portion Strafrecht mitmachen.
Danke für deine Zeit, sich diesen langen Text durchzulesen!
Ich freue mich auf jeden Input / Inspiration. Gerne auch abseits meiner eigenen Gedanken!
05.10.2025, 19:25
Wie weit ist denn der 60k-Ort vom jetzigen Wohnort entfernt? Macht es ggf. Sinn, sich jetzt schon selbstständig zu machen, ggf. mit einem Kollegen und dann den Standort in der jetzigen Stadt beizubehalten, aber noch einen neuen in der 60k-Stadt zu eröffnen? Sodass der alte Mandantenstamm genutzt werden kann, um den neuen Standort zu finanzieren, bis sich das Geschäft mehr dorthin verlagert?
Edit: Gerade bei Mandanten, die Du schon eine Weile berätst, reichen oft auch Webkonferenzen statt persönlicher Termine. D.h. es kann schon auch Sinn machen, am jetzigen Ort schon einen Mandantenstamm aufzubauen.
Ansonsten kann ich nur sagen, dass die Selbstständigkeit gerade wegen der Selbstbestimmtheit geil ist. Man hat selbst die Kontrolle über zeitliche Abläufe und kann relativ frei planen, profitiert direkt von der eigenen Arbeit und hat niemanden im Nacken, dem man Rechenschaft ablegen muss.
Allerdings ist so eine direkte Spezialisierung nicht ganz so einfach, gerade, wenn Du vorher noch nicht bspw. im Familienrecht gearbeitet hast. Ich habe deshalb mit der Selbstständigkeit gewartet, bis ich den Fachanwalt und auch schon eine gewisse Erfahrung im anvisierten Rechtsgebiet hatte. Und vor allem auch Kontakte (ich bekomme z.B. von älteren Kollegen, die keine Lust mehr auf streitige Verfahren in dem Bereich haben, die Mandanten geschickt). Ich glaube mit so einem krassen Wechsel von M&A zu Familienrecht in der Selbstständigkeit könnte die Akquise anfangs schwer werden.
Ansonsten kannst Du ja mal den Kanzleimarkt auf der Website Deiner Kammer checken, vielleicht findet sich da irgendwann zufällig was, was gut zu Deinen Vorstellungen passt. Und auch falls was nicht ganz genau passt, nicht davor scheuen, einfach mal anzurufen und unverbindlich zu plaudern. Da können durchaus gute Tipps und Kontakte bei rumkommen.
Edit: Gerade bei Mandanten, die Du schon eine Weile berätst, reichen oft auch Webkonferenzen statt persönlicher Termine. D.h. es kann schon auch Sinn machen, am jetzigen Ort schon einen Mandantenstamm aufzubauen.
Ansonsten kann ich nur sagen, dass die Selbstständigkeit gerade wegen der Selbstbestimmtheit geil ist. Man hat selbst die Kontrolle über zeitliche Abläufe und kann relativ frei planen, profitiert direkt von der eigenen Arbeit und hat niemanden im Nacken, dem man Rechenschaft ablegen muss.
Allerdings ist so eine direkte Spezialisierung nicht ganz so einfach, gerade, wenn Du vorher noch nicht bspw. im Familienrecht gearbeitet hast. Ich habe deshalb mit der Selbstständigkeit gewartet, bis ich den Fachanwalt und auch schon eine gewisse Erfahrung im anvisierten Rechtsgebiet hatte. Und vor allem auch Kontakte (ich bekomme z.B. von älteren Kollegen, die keine Lust mehr auf streitige Verfahren in dem Bereich haben, die Mandanten geschickt). Ich glaube mit so einem krassen Wechsel von M&A zu Familienrecht in der Selbstständigkeit könnte die Akquise anfangs schwer werden.
Ansonsten kannst Du ja mal den Kanzleimarkt auf der Website Deiner Kammer checken, vielleicht findet sich da irgendwann zufällig was, was gut zu Deinen Vorstellungen passt. Und auch falls was nicht ganz genau passt, nicht davor scheuen, einfach mal anzurufen und unverbindlich zu plaudern. Da können durchaus gute Tipps und Kontakte bei rumkommen.
06.10.2025, 09:40
Kann es sein dass du einfach etwas ungeduldig bist? Keine BIG4 die was auf sich hält, lässt Berufsanfänger nach 3 Monaten groß eigenständig arbeiten. Die Verantwortung kommt mit der Zeit. Die Prozessführung wird natürlich für so eine große „Kanzlei“ nie so viel sein wie bei einer FWW, wer nur Klageverfahren machen will und das möglichst selbstbestimmt, der ist dort falsch.
06.10.2025, 11:21
Zitat:Variante 3: Freiheitsbedürfnis als Richter in der Unabhängigkeit ausleben.Das mit der „Freiheit“ im Richterberuf ist so eine Sache und wird von vielen Berufsanfängern mE etwas zu optimistisch beurteilt.
Du hast als Richter keinen Akquisedruck, dafür aber den Erledigungsdruck. Der kann je nach Einsatzort sehr gering bis fast unerträglich hoch sein.
Du bist als Richter einerseits keinen Mandanteninteressen, sondern nur dem Gesetz unterworfen, andererseits gibt es da auch noch andere Instanzen. Häufig bestand für mich rechtliche Subsumtion darin, bei juris zu googlen, was dazu Obergerichte, das Bundesgericht oder das BVerfG schon gesagt hatten. Allzu freiheitsliebende Kollegen, die das nicht getan haben, wurden deren Rechtsauffassungen spätestens in der Rechtsmittelentscheidung mitgeteilt, teils in ziemlich harschen Formulierungen.
Dann gibt es da noch die Gerichtsverwaltung und ein mal mehr, mal weniger von dieser emanzipiertes Präsidium, welches über die Geschäftsverteilung entscheidet. Manche Kollegen haben von deren Entscheidungen profitiert und kamen in angenehme Kammern mit gut erträglichen Dezernatsbeständen, andere wiederum in sehr undankbare Kammern, was die Person des/der Vorsitzenden, die Materie und die Belastungssituation betraf.
Gerne ziehen bei solchen Verteilungsfragen Proberichter und dienstjüngere Kollegen den Kürzeren. Es gab deshalb auch wiederholt Fälle, dass einige von denen nach wenigen Wochen bis Monaten frustriert hinschmissen und wieder in ihre Kanzlei zurückgingen.
Ich will den Richterberuf hier keinesfalls schlecht reden, zumal es hier sehr auf die Umstände des Einzelfalls ankommt. Man sollte halt nur nicht meinen, dort völlig frei von Sachzwängen in höheren Sphären zu schweben.
Oder um es mit Rousseau zu sagen: „Der Mensch wird frei geboren und liegt doch ein Leben lang in Ketten.“
06.10.2025, 11:58
(05.10.2025, 10:12)medoLAW schrieb: [...] Für BIG4 hatte ich mich wegen umfassenden Home-Office (60%-100%) und angemessener Work-Life-Balance (18/19 Uhr) entschieden.
[...] muss man - nach getaner Arbeit - für Rückfragen noch bis 19 Uhr zur Verfügung stehen, um ggf. noch etwas nach Wunsch der Vorgesetzten anzupassen. Man weiß nie, wann man heute fertig wird oder ob nicht noch etwas "kurzfristiges", was "heute raus muss", im Postfach eintrudelt. Es ist zwar die Ausnahme, dass ich länger als 19 Uhr da bin, aber trotzdem verhindert das eine normale Vereinsaktivitäten, Sportkurse oder ähnliches unter Woche, die z.B. 18/19/20 Uhr losgehen (man muss ja noch Abendbrot essen und hinfahren; geschweige denn mal Sport machen).
Ich spüre, dass ich Bock auf die Selbstständigkeit habe (Freiheit, Selbstorganisation, Mandantenkontakt, usw.). Mir sind die Risiken (überhaupt erstmal Mandate akquirieren, Gehaltseinbußen, "selbst" und "ständig" sein usw.) und Chancen gleichermaßen bewusst.
die erfolgreichen selbstständigen anwälte (erfolgreich = viel geld verdienen & gute reputation), die ich kenne, wissen auch nie genau, wann sie fertig sind und arbeiten wesentlich länger als bis 19 uhr. die gehen auch unter der woche nicht zum sport.
ich finde die vorstellungen und wünsche, die du im übrigen äußerst, nachvollziehbar. aber eine erfolgreiche selbstständigkeit erfordert wesentlich mehr opfer als du in deinem aktuellen beruf erbringst.
06.10.2025, 14:19
Wenn die Planbarkeit für Dich von wesentlicher Bedeutung ist, sprich es gegenüber Deinem Partner an. In aller Regel macht man das dann möglich, um die Person bzw. die Performance des Teams zu halten. Ob ich nach drei Monaten schon Termine ab 18 Uhr ablehnen würde, weiß ich nicht. Aber in unserer Kanzlei ist es mittlerweile angekommen, dass ich nach 18 Uhr zumindest nicht ohne Vorankündigung bereitstehe und gewisse Blocker einfach im Kalender stehen. Auch wenn mancher Partner das anders sehen mag, operieren wir nicht am offenen Herzen, Fristen sind kalkulierbar und kein Mandant ist je gestorben, weil das Gutachten erst am Vormittag statt um 3 Uhr in der Nacht raus ging.
Darüber hinaus gibt es manchmal die Option, auf zB 80% herunterzugehen, sodass man zB den Montag für Vereinssport freinehmen kann. Ein Kollege hat jedenfalls die 80% für Sport und Family gewählt und wird absehbar nicht mehr auf 100% hochstufen.
Zu Deinem Vorhaben der Selbständigkeit kann ich kaum etwas sagen. Die Freunde/Bekannte in Selbständigkeit strukturieren jedenfalls ihren Tag frei, aber wirklich Einblick, ob es sich gegenüber festem Gehalt/Boni/Lohnfortzahlung im Krankheitsfall rentiert, habe ich nicht.
Darüber hinaus gibt es manchmal die Option, auf zB 80% herunterzugehen, sodass man zB den Montag für Vereinssport freinehmen kann. Ein Kollege hat jedenfalls die 80% für Sport und Family gewählt und wird absehbar nicht mehr auf 100% hochstufen.
Zu Deinem Vorhaben der Selbständigkeit kann ich kaum etwas sagen. Die Freunde/Bekannte in Selbständigkeit strukturieren jedenfalls ihren Tag frei, aber wirklich Einblick, ob es sich gegenüber festem Gehalt/Boni/Lohnfortzahlung im Krankheitsfall rentiert, habe ich nicht.