19.09.2025, 00:00
Hallo in die Runde,
in letzter Zeit bekomme ich immer wieder von Bekannten aus anderen GKs mit, dass intern zunehmend kommuniziert wird, dass Wissmits in naher Zukunft durch KI-Fortschritte überflüssig und ersetzt werden. Was ist eure Einschätzung dazu? Ist es Panikmache oder werden die „einfachen“ Aufgaben wirklich bald von der KI übernommen?
Persönlich hatte ich bei meiner Jobsuche als Wissmit (Zwischenphase vor dem Ref) vor etwa vier Monaten keine wirklichen Probleme. Ich wurde bei vielen GKs zum Gespräch eingeladen und hatte auch mehrere Angebote zum Auswählen. In den letzten Wochen fällt mir aber auch auf, dass deutlich weniger Stellenanzeigen (insbesondere für Wissmits) bei LTO Karriere etc. auftauchen. Liegt das bloß an der allg. Wirtschaftslage oder auch an KI? Vielleicht hat ja jemand Einblicke.
in letzter Zeit bekomme ich immer wieder von Bekannten aus anderen GKs mit, dass intern zunehmend kommuniziert wird, dass Wissmits in naher Zukunft durch KI-Fortschritte überflüssig und ersetzt werden. Was ist eure Einschätzung dazu? Ist es Panikmache oder werden die „einfachen“ Aufgaben wirklich bald von der KI übernommen?
Persönlich hatte ich bei meiner Jobsuche als Wissmit (Zwischenphase vor dem Ref) vor etwa vier Monaten keine wirklichen Probleme. Ich wurde bei vielen GKs zum Gespräch eingeladen und hatte auch mehrere Angebote zum Auswählen. In den letzten Wochen fällt mir aber auch auf, dass deutlich weniger Stellenanzeigen (insbesondere für Wissmits) bei LTO Karriere etc. auftauchen. Liegt das bloß an der allg. Wirtschaftslage oder auch an KI? Vielleicht hat ja jemand Einblicke.
19.09.2025, 08:03
KI ersetzt definitiv zunehmend Stellen, die früher mit WiMis besetzt wurden. Für die typischen WiMi-Aufgaben brauchst du einfach weniger Personal, weil die KI bei Recherche etc. immens hilft und erheblich die Effizienz steigert. Hinzu kommt natürlich noch die wirtschaftliche Situation.
Die Vorstellung der Partner in den GK geht aber noch weiter. Dort geht man teilweise aus, dass man in naher Zukunft deutlich weniger Associates benötigen wird. Zitat: "Perspektivisch werden wir nur noch Häuptlinge und keine Indianer mehr brauchen".
Die Vorstellung der Partner in den GK geht aber noch weiter. Dort geht man teilweise aus, dass man in naher Zukunft deutlich weniger Associates benötigen wird. Zitat: "Perspektivisch werden wir nur noch Häuptlinge und keine Indianer mehr brauchen".
19.09.2025, 08:43
Ich sehe dabei ehrlich gesagt kein großes Problem. Eine Stelle als wissMit ist ja sowieso nur für den Übergang und nichts dauerhaftes. Es ist natürlich immer schön, wenn man für solche Übergangszeiten einen Job findet, der einen auch beruflich weiterbringt, aber man kann die Zeit auch anders überbrücken.
Stören würde es mich nur während der Diss oder ähnlichem, aber ich denke, man wird dann schon etwas passendes finden. Die Stellen werden zwar weniger werden, aber sicherlich nicht ganz entfallen.
Stören würde es mich nur während der Diss oder ähnlichem, aber ich denke, man wird dann schon etwas passendes finden. Die Stellen werden zwar weniger werden, aber sicherlich nicht ganz entfallen.
19.09.2025, 08:57
passt hier vielleicht rein:
KI und M&A: Zwischen Gamechanger und Governance – warum die Zukunft jetzt verhandelt wird – Kliemt.blog
KI und M&A: Zwischen Gamechanger und Governance – warum die Zukunft jetzt verhandelt wird – Kliemt.blog
19.09.2025, 09:09
(19.09.2025, 08:03)advocatus diaboli schrieb: KI ersetzt definitiv zunehmend Stellen, die früher mit WiMis besetzt wurden. Für die typischen WiMi-Aufgaben brauchst du einfach weniger Personal, weil die KI bei Recherche etc. immens hilft und erheblich die Effizienz steigert. Hinzu kommt natürlich noch die wirtschaftliche Situation.
Die Vorstellung der Partner in den GK geht aber noch weiter. Dort geht man teilweise aus, dass man in naher Zukunft deutlich weniger Associates benötigen wird. Zitat: "Perspektivisch werden wir nur noch Häuptlinge und keine Indianer mehr brauchen".
Was mir daran aber etwas zu kurz gedacht erscheint: Die „Häuptlinge“ spawnen ja nicht einfach nach dem 2. Stex. Jeder Partner war mal Associate und bei vielen Associates wird sich doch auch erst nach langjähriger Erfahrung herausstellen, ob sie das Zeug zum Partner haben. Dass die GK auch bei Associates wählerischer werden, leuchtet mir ein. Aber eine gewisse Anzahl von Associates mit „Häuptlingspotenzial“ muss doch nach wie vor eingestellt werden.

19.09.2025, 09:41
(19.09.2025, 08:43)Egal_ schrieb: Ich sehe dabei ehrlich gesagt kein großes Problem. Eine Stelle als wissMit ist ja sowieso nur für den Übergang und nichts dauerhaftes. Es ist natürlich immer schön, wenn man für solche Übergangszeiten einen Job findet, der einen auch beruflich weiterbringt, aber man kann die Zeit auch anders überbrücken.Volle Zustimmung. Es kommt noch dazu, dass viele GKen WiMi-Stellen eher als Recruiting-Maßnahme denn als wirkliche vollwertige Arbeitskraft sehen. Natürlich unterscheidet sich da viel nach Rechtsgebiet und Aufgaben, es gibt aber nicht wenige WiMis, die mehr Arbeit machen als wegschaffen. Allerdings nehmen das viele Kanzleien gerne in Kauf, um die Leute an sich zu binden und ein bisschen „vorauszubilden“ im jeweiligen Rechtsgebiet.
Stören würde es mich nur während der Diss oder ähnlichem, aber ich denke, man wird dann schon etwas passendes finden. Die Stellen werden zwar weniger werden, aber sicherlich nicht ganz entfallen.
So jedenfalls meine Erfahrung.
19.09.2025, 10:12
Zur besseren Einordnung meines Posts: ich habe die letzten 5 Jahre als Legal Engineer in einer kleineren Kanzlei gearbeitet und habe die Wartezeit aufs Ref mit einem Master in "Recht der Digitalisierung" überbrückt. Ich habe den Arbeitsmarkt in den letzten 1-2 Jahren beobachtet und JA, es gibt seit Jahresanfang deutlich weniger Stellenangebote (Großraum Köln) und das - interessanterweise - auch gerade für den Bereich Legal Engineer (oder wie man es nennen mag), jedenfalls für die Personen, die dann eigentlich die KI auch anwenden sollen.
Mein Erklärungsmodell ist ein Mix aus angespannter Wirtschaftslage, aber ich denke auch die Teams bei den "Vorreitern", die KI breit anwenden wollen, sind aktuell einfach voll. Man schaut in den Kanzleien jetzt, ob sich die Heilsversprechen bewahrheiten. Auf die Beantwortung dieser Frage komme ich gleich noch. Vereinzelt ziehen noch Kanzleien nach, die ihr "KI-Team" noch aufbauen, aber ich denke es hat sich jetzt insgesamt die Gruppe der Vorreiter abgesetzt von denen, die lieber Andere die (schlechten) Erfahrungen machen lassen wollen und dann mit einer KI-Strategie starten, wenn sich best practices und Anbieter von Software etc. hervorgetan haben.
Auf deine Frage "Werden Wissmits in naher Zukunft ersetzt?" möchte ich zweigeteilt antworten. Glauben manche Entscheider, dass KI die WissMits ersetzt und wird es daher zur selbsterfüllenden Prophezeihung? Definitiv ja. Wir befinden uns immernoch auf der Höhe der Hype-Kurve, aber nach anfänglichen "easy wins" (Entschuldigt die zunehmenden Buzzwords, aber so ist ja nunmal der Sprech) werden viele KI-Projekte scheitern. Dafür gibt es viele Gründe, oft unterschätzt wird die menschliche Komponente. Viele Menschen sind noch nicht bereit für breite KI-Anwendungen. Das gilt gerade auch im eher konservativen Jura-Umfeld. So viele Kanzleien sind in ihrer allgemeinen Digitalisierungsstrategie so weit zurück, dass sie jetzt irgendwo KI aufpflanzen, wo gar kein geeigneter Boden besteht - technisch und menschlich.
Wird KI in den nächsten 5 Jahren die WissMits in der Breite des Marktes ersetzen? Ich denke nicht. Es wird ein weiteres Werkzeug sein und wer es beherrscht, wird gesucht und nicht ersetzt werden. Aber es wird schlechter, bevor es besser wird. Ich jedenfalls blicke mit viel Zuversicht auf den Markt in 2 Jahren, wenn ich aus dem Ref komme und sich der Staub gelegt hat.
Mein Erklärungsmodell ist ein Mix aus angespannter Wirtschaftslage, aber ich denke auch die Teams bei den "Vorreitern", die KI breit anwenden wollen, sind aktuell einfach voll. Man schaut in den Kanzleien jetzt, ob sich die Heilsversprechen bewahrheiten. Auf die Beantwortung dieser Frage komme ich gleich noch. Vereinzelt ziehen noch Kanzleien nach, die ihr "KI-Team" noch aufbauen, aber ich denke es hat sich jetzt insgesamt die Gruppe der Vorreiter abgesetzt von denen, die lieber Andere die (schlechten) Erfahrungen machen lassen wollen und dann mit einer KI-Strategie starten, wenn sich best practices und Anbieter von Software etc. hervorgetan haben.
Auf deine Frage "Werden Wissmits in naher Zukunft ersetzt?" möchte ich zweigeteilt antworten. Glauben manche Entscheider, dass KI die WissMits ersetzt und wird es daher zur selbsterfüllenden Prophezeihung? Definitiv ja. Wir befinden uns immernoch auf der Höhe der Hype-Kurve, aber nach anfänglichen "easy wins" (Entschuldigt die zunehmenden Buzzwords, aber so ist ja nunmal der Sprech) werden viele KI-Projekte scheitern. Dafür gibt es viele Gründe, oft unterschätzt wird die menschliche Komponente. Viele Menschen sind noch nicht bereit für breite KI-Anwendungen. Das gilt gerade auch im eher konservativen Jura-Umfeld. So viele Kanzleien sind in ihrer allgemeinen Digitalisierungsstrategie so weit zurück, dass sie jetzt irgendwo KI aufpflanzen, wo gar kein geeigneter Boden besteht - technisch und menschlich.
Wird KI in den nächsten 5 Jahren die WissMits in der Breite des Marktes ersetzen? Ich denke nicht. Es wird ein weiteres Werkzeug sein und wer es beherrscht, wird gesucht und nicht ersetzt werden. Aber es wird schlechter, bevor es besser wird. Ich jedenfalls blicke mit viel Zuversicht auf den Markt in 2 Jahren, wenn ich aus dem Ref komme und sich der Staub gelegt hat.
19.09.2025, 14:11
(19.09.2025, 10:12)Belledin schrieb: Zur besseren Einordnung meines Posts: ich habe die letzten 5 Jahre als Legal Engineer in einer kleineren Kanzlei gearbeitet und habe die Wartezeit aufs Ref mit einem Master in "Recht der Digitalisierung" überbrückt. Ich habe den Arbeitsmarkt in den letzten 1-2 Jahren beobachtet und JA, es gibt seit Jahresanfang deutlich weniger Stellenangebote (Großraum Köln) und das - interessanterweise - auch gerade für den Bereich Legal Engineer (oder wie man es nennen mag), jedenfalls für die Personen, die dann eigentlich die KI auch anwenden sollen.
Mein Erklärungsmodell ist ein Mix aus angespannter Wirtschaftslage, aber ich denke auch die Teams bei den "Vorreitern", die KI breit anwenden wollen, sind aktuell einfach voll. Man schaut in den Kanzleien jetzt, ob sich die Heilsversprechen bewahrheiten. Auf die Beantwortung dieser Frage komme ich gleich noch. Vereinzelt ziehen noch Kanzleien nach, die ihr "KI-Team" noch aufbauen, aber ich denke es hat sich jetzt insgesamt die Gruppe der Vorreiter abgesetzt von denen, die lieber Andere die (schlechten) Erfahrungen machen lassen wollen und dann mit einer KI-Strategie starten, wenn sich best practices und Anbieter von Software etc. hervorgetan haben.
Auf deine Frage "Werden Wissmits in naher Zukunft ersetzt?" möchte ich zweigeteilt antworten. Glauben manche Entscheider, dass KI die WissMits ersetzt und wird es daher zur selbsterfüllenden Prophezeihung? Definitiv ja. Wir befinden uns immernoch auf der Höhe der Hype-Kurve, aber nach anfänglichen "easy wins" (Entschuldigt die zunehmenden Buzzwords, aber so ist ja nunmal der Sprech) werden viele KI-Projekte scheitern. Dafür gibt es viele Gründe, oft unterschätzt wird die menschliche Komponente. Viele Menschen sind noch nicht bereit für breite KI-Anwendungen. Das gilt gerade auch im eher konservativen Jura-Umfeld. So viele Kanzleien sind in ihrer allgemeinen Digitalisierungsstrategie so weit zurück, dass sie jetzt irgendwo KI aufpflanzen, wo gar kein geeigneter Boden besteht - technisch und menschlich.
Wird KI in den nächsten 5 Jahren die WissMits in der Breite des Marktes ersetzen? Ich denke nicht. Es wird ein weiteres Werkzeug sein und wer es beherrscht, wird gesucht und nicht ersetzt werden. Aber es wird schlechter, bevor es besser wird. Ich jedenfalls blicke mit viel Zuversicht auf den Markt in 2 Jahren, wenn ich aus dem Ref komme und sich der Staub gelegt hat.
Danke für den interessanten Beitrag!
19.09.2025, 14:30
(19.09.2025, 09:09)Gutman123 schrieb:(19.09.2025, 08:03)advocatus diaboli schrieb: KI ersetzt definitiv zunehmend Stellen, die früher mit WiMis besetzt wurden. Für die typischen WiMi-Aufgaben brauchst du einfach weniger Personal, weil die KI bei Recherche etc. immens hilft und erheblich die Effizienz steigert. Hinzu kommt natürlich noch die wirtschaftliche Situation.
Die Vorstellung der Partner in den GK geht aber noch weiter. Dort geht man teilweise aus, dass man in naher Zukunft deutlich weniger Associates benötigen wird. Zitat: "Perspektivisch werden wir nur noch Häuptlinge und keine Indianer mehr brauchen".
Was mir daran aber etwas zu kurz gedacht erscheint: Die „Häuptlinge“ spawnen ja nicht einfach nach dem 2. Stex. Jeder Partner war mal Associate und bei vielen Associates wird sich doch auch erst nach langjähriger Erfahrung herausstellen, ob sie das Zeug zum Partner haben. Dass die GK auch bei Associates wählerischer werden, leuchtet mir ein. Aber eine gewisse Anzahl von Associates mit „Häuptlingspotenzial“ muss doch nach wie vor eingestellt werden.
Ja, richtig. Aber die Gruppe von "Associates mit Häuptlingspotential" ist nun eimal deutlich kleiner als die Gruppe der derzeit eingestellten Associates. Es wird in Zukunft in GKs einfach weniger Stellen geben, das ist denke ich Konsens.
19.09.2025, 23:08
Wie man die zukünftigen Häuptlinge findet, wird eine interessante Zukunftsfrage. Daher wird es bestimmt noch immer Associates geben, aber die Anzahl wird in 5-10 Jahren wahrscheinlich deutlich niedriger sein als heutzutage in GKs üblich sind.
Ich denke aber, dass die WiMi-Stellen ein erstes Phänomen sind - auch wenn KI nicht der einzige Grund für den derzeit schwachen Stellenmarkt sind. Aber ein Freund hat mir vor einiger Zeit erzählt, wie gut die Harvey KI bereits ist und schon jetzt zum Wegfall von Tätigkeitsbereichen geführt hat. Da trifft dann z.B. die KI die Vorauswahl für die Dokumentenprüfung.
Ich denke aber, dass die WiMi-Stellen ein erstes Phänomen sind - auch wenn KI nicht der einzige Grund für den derzeit schwachen Stellenmarkt sind. Aber ein Freund hat mir vor einiger Zeit erzählt, wie gut die Harvey KI bereits ist und schon jetzt zum Wegfall von Tätigkeitsbereichen geführt hat. Da trifft dann z.B. die KI die Vorauswahl für die Dokumentenprüfung.