24.01.2025, 10:58
(24.01.2025, 10:43)Grüneberger schrieb: Als Justizinteressierter habe ich nach dem Ref auch kurz mit dem Gedanken gespielt, ob ich nicht doch den Weg in den Staatsdienst einschlagen sollte.Hier schafft aber die Fachgerichtsbarkeit Abhilfe.
Dabei war für mich jedoch ein Punkt entscheidend: die fehlende Planbarkeit. Mir ist der Aspekt der Spezialisierung wichtig. Ich kann mich für vieles begeistern, aber möchte irgendwann auch gerne in „meinem“ Rechtsgebiet dauerhaft arbeiten. Und zwar dann, wenn ich es möchte. Das ist mir als Anwalt - mehr oder weniger - nach meinem Belieben möglich. Alle Richter antworteten mir auf meine Frage, inwieweit es praktisch tatsächlich steuerbar ist, in welchem Rechtsgebiet ich (gegen meinen Willen) arbeite oder arbeiten muss, dass keiner auf Dauer das macht, was er nicht machen möchte. Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass ich mein präferiertes Gebiet bearbeite. Diese fehlende Flexibilität hat neben den schon von den Vorpostern genannten Punkten für mich den Ausschlag gegeben, Anwalt zu werden.
24.01.2025, 18:22
(24.01.2025, 10:58)ReffiNRW75 schrieb:Das kann man so auch nicht sagen, es sei denn man sagt sich zB „Hauptsache Öffentliches Recht“. Und denkt dabei an Baurecht oder POR und macht dann plötzlich TKG … Wünsch dir was ist auch in der Fachgerichtsbarkeit nicht so leicht möglich, jedenfalls am Anfang.(24.01.2025, 10:43)Grüneberger schrieb: Als Justizinteressierter habe ich nach dem Ref auch kurz mit dem Gedanken gespielt, ob ich nicht doch den Weg in den Staatsdienst einschlagen sollte.Hier schafft aber die Fachgerichtsbarkeit Abhilfe.
Dabei war für mich jedoch ein Punkt entscheidend: die fehlende Planbarkeit. Mir ist der Aspekt der Spezialisierung wichtig. Ich kann mich für vieles begeistern, aber möchte irgendwann auch gerne in „meinem“ Rechtsgebiet dauerhaft arbeiten. Und zwar dann, wenn ich es möchte. Das ist mir als Anwalt - mehr oder weniger - nach meinem Belieben möglich. Alle Richter antworteten mir auf meine Frage, inwieweit es praktisch tatsächlich steuerbar ist, in welchem Rechtsgebiet ich (gegen meinen Willen) arbeite oder arbeiten muss, dass keiner auf Dauer das macht, was er nicht machen möchte. Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass ich mein präferiertes Gebiet bearbeite. Diese fehlende Flexibilität hat neben den schon von den Vorpostern genannten Punkten für mich den Ausschlag gegeben, Anwalt zu werden.
25.01.2025, 22:17
Ich bin Richterin und finde einen ganz wesentlichen Unterschied den, dass ich nach meiner Überzeugung arbeiten kann.
Dass ich also nicht eine Seite vertreten muss, die ich nicht überzeugend finde bzw die meiner Ansicht nicht Recht bekommen sollte.
Außerdem macht mir das verhandeln Spaß.
Aber auch das ist Typsache… manche mögen diesen sozialen Aspekt nicht so, sondern wollen einfach juristisch arbeiten. Ich finde das zwischenmenschliche/ psychologische gerade spannend.
Viele andere Aspekte wurden schon genannt…
Dass ich also nicht eine Seite vertreten muss, die ich nicht überzeugend finde bzw die meiner Ansicht nicht Recht bekommen sollte.
Außerdem macht mir das verhandeln Spaß.
Aber auch das ist Typsache… manche mögen diesen sozialen Aspekt nicht so, sondern wollen einfach juristisch arbeiten. Ich finde das zwischenmenschliche/ psychologische gerade spannend.
Viele andere Aspekte wurden schon genannt…
25.01.2025, 22:28
(25.01.2025, 22:17)AvaNika schrieb: Ich bin Richterin und finde einen ganz wesentlichen Unterschied den, dass ich nach meiner Überzeugung arbeiten kann.
Dass ich also nicht eine Seite vertreten muss, die ich nicht überzeugend finde bzw die meiner Ansicht nicht Recht bekommen sollte.
Außerdem macht mir das verhandeln Spaß.
Aber auch das ist Typsache… manche mögen diesen sozialen Aspekt nicht so, sondern wollen einfach juristisch arbeiten. Ich finde das zwischenmenschliche/ psychologische gerade spannend.
Viele andere Aspekte wurden schon genannt…
Gutes Argument. Gegenargument: In vielen Bundesländern wechselt man zwischen StA und Gericht und bei der StA ist man so weisungsgebunden wie man nur sein kann und muss wirklich zum Teil abstruse Dienstanweisungen befolgen... Ich würde gerne Beispiele nennen, aber ich glaube, das ist mir verboten :-D
26.01.2025, 13:24
(25.01.2025, 22:28)MichaelJordan schrieb:(25.01.2025, 22:17)AvaNika schrieb: Ich bin Richterin und finde einen ganz wesentlichen Unterschied den, dass ich nach meiner Überzeugung arbeiten kann.
Dass ich also nicht eine Seite vertreten muss, die ich nicht überzeugend finde bzw die meiner Ansicht nicht Recht bekommen sollte.
Außerdem macht mir das verhandeln Spaß.
Aber auch das ist Typsache… manche mögen diesen sozialen Aspekt nicht so, sondern wollen einfach juristisch arbeiten. Ich finde das zwischenmenschliche/ psychologische gerade spannend.
Viele andere Aspekte wurden schon genannt…
Gutes Argument. Gegenargument: In vielen Bundesländern wechselt man zwischen StA und Gericht und bei der StA ist man so weisungsgebunden wie man nur sein kann und muss wirklich zum Teil abstruse Dienstanweisungen befolgen... Ich würde gerne Beispiele nennen, aber ich glaube, das ist mir verboten :-D
Naja, kommt halt drauf an. Ich habe auch als StA nichts machen müssen, was mir völlig gegen den Strich geht.
26.01.2025, 17:55
(26.01.2025, 13:24)Praktiker schrieb:(25.01.2025, 22:28)MichaelJordan schrieb:(25.01.2025, 22:17)AvaNika schrieb: Ich bin Richterin und finde einen ganz wesentlichen Unterschied den, dass ich nach meiner Überzeugung arbeiten kann.
Dass ich also nicht eine Seite vertreten muss, die ich nicht überzeugend finde bzw die meiner Ansicht nicht Recht bekommen sollte.
Außerdem macht mir das verhandeln Spaß.
Aber auch das ist Typsache… manche mögen diesen sozialen Aspekt nicht so, sondern wollen einfach juristisch arbeiten. Ich finde das zwischenmenschliche/ psychologische gerade spannend.
Viele andere Aspekte wurden schon genannt…
Gutes Argument. Gegenargument: In vielen Bundesländern wechselt man zwischen StA und Gericht und bei der StA ist man so weisungsgebunden wie man nur sein kann und muss wirklich zum Teil abstruse Dienstanweisungen befolgen... Ich würde gerne Beispiele nennen, aber ich glaube, das ist mir verboten :-D
Naja, kommt halt drauf an. Ich habe auch als StA nichts machen müssen, was mir völlig gegen den Strich geht.
Naja, was heißt gegen den Strich geht... wenn man sich als reinen Fließbandarbeiter für Abschlussverfügungen sieht, dann kann einem am Ende das meiste egal sein... mich ärgert es schon, wenn ich mich an irgendwelche Strafzumessungslisten aus 2005 halten soll, die sich an Geldbeträgen (zB vom Diebesgut):orientieren und mit Blick auf Inflation usw. einfach auf Grundlage völlig anderer Lebensrealitäten erstellt wurden. Aber "das haben wir schon immer so gemacht", also let's go. Tiefer kann und darf ich leider nicht gehen.
26.01.2025, 21:23
(26.01.2025, 17:55)MichaelJordan schrieb:(26.01.2025, 13:24)Praktiker schrieb:(25.01.2025, 22:28)MichaelJordan schrieb:(25.01.2025, 22:17)AvaNika schrieb: Ich bin Richterin und finde einen ganz wesentlichen Unterschied den, dass ich nach meiner Überzeugung arbeiten kann.
Dass ich also nicht eine Seite vertreten muss, die ich nicht überzeugend finde bzw die meiner Ansicht nicht Recht bekommen sollte.
Außerdem macht mir das verhandeln Spaß.
Aber auch das ist Typsache… manche mögen diesen sozialen Aspekt nicht so, sondern wollen einfach juristisch arbeiten. Ich finde das zwischenmenschliche/ psychologische gerade spannend.
Viele andere Aspekte wurden schon genannt…
Gutes Argument. Gegenargument: In vielen Bundesländern wechselt man zwischen StA und Gericht und bei der StA ist man so weisungsgebunden wie man nur sein kann und muss wirklich zum Teil abstruse Dienstanweisungen befolgen... Ich würde gerne Beispiele nennen, aber ich glaube, das ist mir verboten :-D
Naja, kommt halt drauf an. Ich habe auch als StA nichts machen müssen, was mir völlig gegen den Strich geht.
Naja, was heißt gegen den Strich geht... wenn man sich als reinen Fließbandarbeiter für Abschlussverfügungen sieht, dann kann einem am Ende das meiste egal sein... mich ärgert es schon, wenn ich mich an irgendwelche Strafzumessungslisten aus 2005 halten soll, die sich an Geldbeträgen (zB vom Diebesgut):orientieren und mit Blick auf Inflation usw. einfach auf Grundlage völlig anderer Lebensrealitäten erstellt wurden. Aber "das haben wir schon immer so gemacht", also let's go. Tiefer kann und darf ich leider nicht gehen.
Gab es so bei uns nicht.
27.01.2025, 09:31
(25.01.2025, 22:17)AvaNika schrieb: Ich bin Richterin und finde einen ganz wesentlichen Unterschied den, dass ich nach meiner Überzeugung arbeiten kann.
Dass ich also nicht eine Seite vertreten muss, die ich nicht überzeugend finde bzw die meiner Ansicht nicht Recht bekommen sollte.
Außerdem macht mir das verhandeln Spaß.
Aber auch das ist Typsache… manche mögen diesen sozialen Aspekt nicht so, sondern wollen einfach juristisch arbeiten. Ich finde das zwischenmenschliche/ psychologische gerade spannend.
Viele andere Aspekte wurden schon genannt…
Ich finde, dass aber genau dies den Reiz an der Anwaltschaft darstellt; Interessenvertreter zu sein. Eine Seite zu haben für die man sich einsetzt, für die man sich bemüht nach besten Willen und Gewissen die Interesse zu wahren.
27.01.2025, 11:18
(27.01.2025, 09:31)JuraHassLiebe schrieb:(25.01.2025, 22:17)AvaNika schrieb: Ich bin Richterin und finde einen ganz wesentlichen Unterschied den, dass ich nach meiner Überzeugung arbeiten kann.
Dass ich also nicht eine Seite vertreten muss, die ich nicht überzeugend finde bzw die meiner Ansicht nicht Recht bekommen sollte.
Außerdem macht mir das verhandeln Spaß.
Aber auch das ist Typsache… manche mögen diesen sozialen Aspekt nicht so, sondern wollen einfach juristisch arbeiten. Ich finde das zwischenmenschliche/ psychologische gerade spannend.
Viele andere Aspekte wurden schon genannt…
Ich finde, dass aber genau dies den Reiz an der Anwaltschaft darstellt; Interessenvertreter zu sein. Eine Seite zu haben für die man sich einsetzt, für die man sich bemüht nach besten Willen und Gewissen die Interesse zu wahren.
das kann reizvoll sein, aber man sollte sich die Freiheit lassen und es sich wirtschaftlich leisten können, Mandate auch abzulehnen.
Ich habe als angestellter RA gearbeitet und kann mich an Situationen erinnern, da wollte ich bestimmte Mandate nicht vertreten bzw. manche Strategien vor Gericht fahren, die ich so nicht vertreten konnten. Dem Druck meiner damaligen Chefin habe ich widerstanden und mir dann nach 2 Jahren lieber einen anderen Job gesucht. Als Partner oder selbständiger RA kann man da noch freier sein, aber um jeden Preis wollte ich nicht für die Mandanten kämpfen. Auch ein Grund warum ich z.B. kein Strafrecht gemacht habe.
27.01.2025, 12:39
(27.01.2025, 11:18)Freidenkender schrieb:(27.01.2025, 09:31)JuraHassLiebe schrieb:(25.01.2025, 22:17)AvaNika schrieb: Ich bin Richterin und finde einen ganz wesentlichen Unterschied den, dass ich nach meiner Überzeugung arbeiten kann.
Dass ich also nicht eine Seite vertreten muss, die ich nicht überzeugend finde bzw die meiner Ansicht nicht Recht bekommen sollte.
Außerdem macht mir das verhandeln Spaß.
Aber auch das ist Typsache… manche mögen diesen sozialen Aspekt nicht so, sondern wollen einfach juristisch arbeiten. Ich finde das zwischenmenschliche/ psychologische gerade spannend.
Viele andere Aspekte wurden schon genannt…
Ich finde, dass aber genau dies den Reiz an der Anwaltschaft darstellt; Interessenvertreter zu sein. Eine Seite zu haben für die man sich einsetzt, für die man sich bemüht nach besten Willen und Gewissen die Interesse zu wahren.
das kann reizvoll sein, aber man sollte sich die Freiheit lassen und es sich wirtschaftlich leisten können, Mandate auch abzulehnen.
Ich habe als angestellter RA gearbeitet und kann mich an Situationen erinnern, da wollte ich bestimmte Mandate nicht vertreten bzw. manche Strategien vor Gericht fahren, die ich so nicht vertreten konnten. Dem Druck meiner damaligen Chefin habe ich widerstanden und mir dann nach 2 Jahren lieber einen anderen Job gesucht. Als Partner oder selbständiger RA kann man da noch freier sein, aber um jeden Preis wollte ich nicht für die Mandanten kämpfen. Auch ein Grund warum ich z.B. kein Strafrecht gemacht habe.
Ja da hast du Recht und i.d.R. wird man als angestellter Anwalt diese Freiheit nicht haben. Aber das ist der Dienstleistungsbranche im weitesten Sinne inhärent. Ich habe einen Freund der arbeitet bei einer Marketingagentur in Berlin und muss dort Werbung für eine Partei (nicht die AfD) machen, mit dessen Werten er grds. nicht übereinstimmt und es hängt im ebenfalls zum Hals raus, interessiert aber keinen, da die eben Umsatz machen.
Bezüglich Strafverteidigung sehe ich das ganze ein wenig kritisch. Natürlich ist es jedem frei überlassen, aber auch ein Straftäter hat das Recht auf einen fairen Prozess und irgendwer muss sich dem ganzen nunmal annehmen. Überdies gibt es auch in Deutschland nicht allzu oft falsche Anschuldigungen die zu nicht gerechtfertigten Ermittlungsverfahren und möglicherweise sogar einem Prozess führen können. Ich kriege bei dem Thema immer einen Flashback an eine Folge des Irgendwas mit Recht Podcasts, in der ein Partner einer deutschen GK derartig abwertend über das Strafrecht sprach, von wegen "mit diesem Schlag Mensch möchte er gar nichts zu tun haben", dass ich Ihm fast (!) schon wünschte selber mal Opfer einer unbegründeten Anschuldigung zu werden...