27.05.2024, 23:57
Guten Abend allerseits, liebe Staatsanwälte und Staatsanwältinnen,
wie stressig ist es bei der Staatsanwaltschaft? Würdet ihr wieder dort anfangen (nett wäre auch die Angabe des Bundeslands)?
wie stressig ist es bei der Staatsanwaltschaft? Würdet ihr wieder dort anfangen (nett wäre auch die Angabe des Bundeslands)?
28.05.2024, 11:43
Jetzt mal ganz doof gefragt: Was war denn dein Eindruck während deiner Strafrechtsstation?
28.05.2024, 12:13
Du wirst hier keine sinnvollen Antworten bekommen, weil
- Stress nicht gleich Stress ist
- Staatsanwaltschaften sehr unterschiedlich belastet sind (in der Regel: je kleiner desto ruhiger).
Was du in jedem Falle haben wirst ist Aktendruck. Ob und wie stark dich das belastet oder stresst ist sehr individuell.
Ich bin jetzt seit 2 Jahren im gefürchteten NRW und komme gut zurecht. Ich arbeite im Schnitt nicht mehr als 41 Stunden die Woche und profitiere sehr von den freien Arbeitszeiten. Mich stresst der Aktendruck nicht übermäßig (die Cannabis-Zeit war aber wirklich kacke). Ich bin aber auch eher pragmatisch und wähle sehr sorgfältig die Verfahren aus, in die ich richtig tief reingehen will.
Dafür hätte ich vermutlich als Anwalt regelmäßig schlaflose Nächte gehabt, weil mich die Haftung und der Rechtfertigungsdruck wahnsinnig gemacht hätten.
Wie gesagt: sehr individuell.
- Stress nicht gleich Stress ist
- Staatsanwaltschaften sehr unterschiedlich belastet sind (in der Regel: je kleiner desto ruhiger).
Was du in jedem Falle haben wirst ist Aktendruck. Ob und wie stark dich das belastet oder stresst ist sehr individuell.
Ich bin jetzt seit 2 Jahren im gefürchteten NRW und komme gut zurecht. Ich arbeite im Schnitt nicht mehr als 41 Stunden die Woche und profitiere sehr von den freien Arbeitszeiten. Mich stresst der Aktendruck nicht übermäßig (die Cannabis-Zeit war aber wirklich kacke). Ich bin aber auch eher pragmatisch und wähle sehr sorgfältig die Verfahren aus, in die ich richtig tief reingehen will.
Dafür hätte ich vermutlich als Anwalt regelmäßig schlaflose Nächte gehabt, weil mich die Haftung und der Rechtfertigungsdruck wahnsinnig gemacht hätten.
Wie gesagt: sehr individuell.
28.05.2024, 19:17
28.05.2024, 19:21
(28.05.2024, 12:13)Rima schrieb: Du wirst hier keine sinnvollen Antworten bekommen, weil
- Stress nicht gleich Stress ist
- Staatsanwaltschaften sehr unterschiedlich belastet sind (in der Regel: je kleiner desto ruhiger).
Was du in jedem Falle haben wirst ist Aktendruck. Ob und wie stark dich das belastet oder stresst ist sehr individuell.
Ich bin jetzt seit 2 Jahren im gefürchteten NRW und komme gut zurecht. Ich arbeite im Schnitt nicht mehr als 41 Stunden die Woche und profitiere sehr von den freien Arbeitszeiten. Mich stresst der Aktendruck nicht übermäßig (die Cannabis-Zeit war aber wirklich kacke). Ich bin aber auch eher pragmatisch und wähle sehr sorgfältig die Verfahren aus, in die ich richtig tief reingehen will.
Dafür hätte ich vermutlich als Anwalt regelmäßig schlaflose Nächte gehabt, weil mich die Haftung und der Rechtfertigungsdruck wahnsinnig gemacht hätten.
Wie gesagt: sehr individuell.
Danke, die Antwort hilft mir schon sehr viel weiter!
28.05.2024, 19:32
Ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen, dass der persönliche Stressfaktor von sehr vielen Faktoren abhängt.
Bin in BW bei einer mittelgroßen Staatsanwaltschaft und habe persönlich nicht das Gefühl, dass die Arbeitsbelastung bei mir übermäßig oder höher ist als bei den Leuten bei Gericht. Klar gibt es Tage, an denen gefühlt einmal die Stunde die Geschäftsstelle reinläuft und den nächsten Aktenberg auf den Stapel legt während im Hintergrund ständig das Telefon klingelt, aber dafür gibt es eben auch Tage und Wochen, in denen nicht so viel läuft. Die tatsächliche Arbeitsbelastung hängt auch sehr vom Dezernat ab. In den Spezialdezernaten hast du viele größere Verfahren, die sich nicht so schnell mal nach dem Mittagessen abschließen lassen, dafür aber viel weniger Eingänge im Monat. Auf einem allgemeinen Dezernat ist der Aktendurchlauf manchmal brutal, da sind dann aber viele Sachen dabei, die sich mit ein bisschen Erfahrung in wenigen Minuten fertig machen lassen. Gerade als Anfänger ist die reine Masse an Akten natürlich erstmal einschüchternd, das pendelt sich aber schnell ein und man wird auch ein bisschen gelassener. Ich kann natürlich nichts über die Situation in andern Bundesländern sagen, aber was ich so mitbekommen habe, ist es in BW insgesamt recht erträglich, was auch daran liegen könnte, dass als Assessor im Normalfall jeder 2 Jahre zur StA kommt und die Personalausstattung deswegen (zwar schlechter als bei Gericht aber) im Großen und Ganzen okay ist.
Bin in BW bei einer mittelgroßen Staatsanwaltschaft und habe persönlich nicht das Gefühl, dass die Arbeitsbelastung bei mir übermäßig oder höher ist als bei den Leuten bei Gericht. Klar gibt es Tage, an denen gefühlt einmal die Stunde die Geschäftsstelle reinläuft und den nächsten Aktenberg auf den Stapel legt während im Hintergrund ständig das Telefon klingelt, aber dafür gibt es eben auch Tage und Wochen, in denen nicht so viel läuft. Die tatsächliche Arbeitsbelastung hängt auch sehr vom Dezernat ab. In den Spezialdezernaten hast du viele größere Verfahren, die sich nicht so schnell mal nach dem Mittagessen abschließen lassen, dafür aber viel weniger Eingänge im Monat. Auf einem allgemeinen Dezernat ist der Aktendurchlauf manchmal brutal, da sind dann aber viele Sachen dabei, die sich mit ein bisschen Erfahrung in wenigen Minuten fertig machen lassen. Gerade als Anfänger ist die reine Masse an Akten natürlich erstmal einschüchternd, das pendelt sich aber schnell ein und man wird auch ein bisschen gelassener. Ich kann natürlich nichts über die Situation in andern Bundesländern sagen, aber was ich so mitbekommen habe, ist es in BW insgesamt recht erträglich, was auch daran liegen könnte, dass als Assessor im Normalfall jeder 2 Jahre zur StA kommt und die Personalausstattung deswegen (zwar schlechter als bei Gericht aber) im Großen und Ganzen okay ist.
30.05.2024, 13:18
Was mich persönlich damals in meiner Zivil-/Staatsanwalsstation überrascht hat: Das einige Staatsanwälte und Richter ihre Stellen freiwillig auf 3/4 gekürzt haben (in diesem Fall beide männlich, Anfang 40) um überhaupt Freizeit zu haben für Familie/Hausbau/Hobby etc. Mein Bild von einer solche R1-Stelle (Vollzeit) war im Vergleich zu denen in GK/Mk's das man ja grade nicht langfristig sich "überarbeitet" sprich mehr als 40-45h die Woche und dafür "nur" die R1-Besoldung bekommt. Anscheinend ist dieser Deal zumindest bei diesen Fällen so nicht aufgegangen, sodass eine Kürzung des Gehalts und der Arbeitszeit notwendig war als Ausgleich. Insbesondere durch freie Zeiteinteilung, Home Office etc. dachte ich es wäre einfacher sowas zu stemmen (Im Vergleich zu Kanzleizeiten von 09-X Uhr), zumindest wenn man wie diese Beispiele dort über 5 Jahre arbeitet... Und es handelte sich dabei wirklich um qualifizierte Leute, Dr. usw. die mir ehrlich sagten es wäre einfach zu viel Arbeit. Also nicht viel geerbt und es nicht nötig mehr zu Arbeiten etc.
30.05.2024, 13:31
Ich kenne keinen StA, der unter 50h die Woche aus dem Büro kommt. Die Zustände sind tatsächlich mitunter grausam.
30.05.2024, 15:33
Wir hatten mal ein "Werbegespräch" der StA. Man wollte uns von der Attraktivität des Berufs überzeugen.
Die "Vorteile":
- Teilzeit ausschließlich bei Schwangerschaft und Pflege von Angehörigen. Ansonsten - keine Chance.
- kein Parkplatz bei der StA, aber dafür auch keinen Dienstwagen. "Der Trend geht zum Fahrrad."
- Wenn man am Wochenende mal zu einem HPT muss, kann man seine Kinder ja einfach mitnehmen und dann bei den Polizisten lassen. Kinder finden sowas ja kollektiv und ohne Ausnahme toll, deshalb ist der Job familienfreundlich.
- krasse Kollegialität. Als der Sohn des Werbenden geboren wurde (also am Tag der Geburt) ist tatsächlich ein Kollege eingesprungen, und der StA musste nicht vom Kreissaal an den Tatort. "So einen Zusammenhalt kriegen Sie sonst nirgendwo."
Nur bitte nicht nach einem Tag Home-Office fragen. Die Leute sollten schon arbeiten wollen, und so Bequemlichkeiten wie Home Office passen eben nicht.
Ratet, wie viele Refis sich nach dieser grandiosen Werbeveranstaltung noch für den Beruf interessiert haben.
(NRW)
Die "Vorteile":
- Teilzeit ausschließlich bei Schwangerschaft und Pflege von Angehörigen. Ansonsten - keine Chance.
- kein Parkplatz bei der StA, aber dafür auch keinen Dienstwagen. "Der Trend geht zum Fahrrad."
- Wenn man am Wochenende mal zu einem HPT muss, kann man seine Kinder ja einfach mitnehmen und dann bei den Polizisten lassen. Kinder finden sowas ja kollektiv und ohne Ausnahme toll, deshalb ist der Job familienfreundlich.
- krasse Kollegialität. Als der Sohn des Werbenden geboren wurde (also am Tag der Geburt) ist tatsächlich ein Kollege eingesprungen, und der StA musste nicht vom Kreissaal an den Tatort. "So einen Zusammenhalt kriegen Sie sonst nirgendwo."
Nur bitte nicht nach einem Tag Home-Office fragen. Die Leute sollten schon arbeiten wollen, und so Bequemlichkeiten wie Home Office passen eben nicht.
Ratet, wie viele Refis sich nach dieser grandiosen Werbeveranstaltung noch für den Beruf interessiert haben.
(NRW)
30.05.2024, 16:04
Es ist definitiv eine recht hohe Arbeitsbelastung, ob dich das stresst bzw. die Vorteile des Jobs den Aktendruck hinreichend ausgleichen, ist sehr individuell. Faktoren sind:
- Menge der Umfangverfahren (die großen Sachen will man irgendwann wegkloppen, weil man sich sonst immer wieder einarbeiten muss)
- Menge der Haftsachen (Akte kommt ständig wieder, Beschleunigungagrundsatz)
- Zutrag insgesamt (wenn ich den Zutrag am Vormittag wegbekomme und den Nachmittag für längere Abschlüsse habe, komme ich gut zurecht)
- unvorhergesehene Ereignisse (spontane Haftsachen, schnell zu bearbeitende Anregungen wie Funkzellen etc.)
Mich hat am Anfang gestresst, dass ich oft nicht zu den Dingen kam, die ich mir vorgenommen habe, weil irgendwas anderes dazwischen kam. Das war aber vor allem der Praxisschock, weil man im Ref ja sehr frei ist in der eigenen Zeiteinteilung. Was mich außerdem stark entlastet, ist eine sehr gute AL und tolle Kollegen und eigener Pragmatismus. Ich mache es gerne und würde es wieder machen, kann mir aber auch vorstellen, dass es andernorts uncool ist.
(RLP)
- Menge der Umfangverfahren (die großen Sachen will man irgendwann wegkloppen, weil man sich sonst immer wieder einarbeiten muss)
- Menge der Haftsachen (Akte kommt ständig wieder, Beschleunigungagrundsatz)
- Zutrag insgesamt (wenn ich den Zutrag am Vormittag wegbekomme und den Nachmittag für längere Abschlüsse habe, komme ich gut zurecht)
- unvorhergesehene Ereignisse (spontane Haftsachen, schnell zu bearbeitende Anregungen wie Funkzellen etc.)
Mich hat am Anfang gestresst, dass ich oft nicht zu den Dingen kam, die ich mir vorgenommen habe, weil irgendwas anderes dazwischen kam. Das war aber vor allem der Praxisschock, weil man im Ref ja sehr frei ist in der eigenen Zeiteinteilung. Was mich außerdem stark entlastet, ist eine sehr gute AL und tolle Kollegen und eigener Pragmatismus. Ich mache es gerne und würde es wieder machen, kann mir aber auch vorstellen, dass es andernorts uncool ist.
(RLP)