10.11.2023, 10:53
Hallo,
ich arbeite seit einem Jahr einer MK und mache dort Handels- und Gesellschaftsrecht. Ich möchte aber gerne den Exit machen, weil mir Umsatzvorgaben, billiable hours und der ständige Druck vom Arbeitgeber zu schaffen machen. Die Frage ist nur, wohin soll es gehen. Am liebsten würde ich in die Justiz, weil mir Jura echt Spaß macht, aber ich lese hier und in der Presse andauernd, dass die Belastung dort so hoch ist, dass ich das eigentlich schon ausgeschlossen habe. Ich habe keine Lust auf 50-60h Wochen, da kann mir die Arbeit noch so viel Spaß machen.
Unternehmen? Keine Ahnung, was man dort als Jurist macht. Arbeitet man da wirklich noch juristisch, wenn ja, was umfasst die Arbeit dort so?
Verwaltung? Finde ich sehr interessant, allerdings habe ich auch hier die Befürchtung, dass ich zu sehr aus der Juristerei falle in die Personalführung. Oder gibt es dort auch richtige juristische Stellen?
Sonst noch Ideen? Anwaltschaft möchte ich wirklich den Rücken kehren, weil Umsatzdruck und der Hampelmann für Mandanten spielen und immer gute Laune haben zu müssen ist bisschen schwierig für mich..
ich arbeite seit einem Jahr einer MK und mache dort Handels- und Gesellschaftsrecht. Ich möchte aber gerne den Exit machen, weil mir Umsatzvorgaben, billiable hours und der ständige Druck vom Arbeitgeber zu schaffen machen. Die Frage ist nur, wohin soll es gehen. Am liebsten würde ich in die Justiz, weil mir Jura echt Spaß macht, aber ich lese hier und in der Presse andauernd, dass die Belastung dort so hoch ist, dass ich das eigentlich schon ausgeschlossen habe. Ich habe keine Lust auf 50-60h Wochen, da kann mir die Arbeit noch so viel Spaß machen.
Unternehmen? Keine Ahnung, was man dort als Jurist macht. Arbeitet man da wirklich noch juristisch, wenn ja, was umfasst die Arbeit dort so?
Verwaltung? Finde ich sehr interessant, allerdings habe ich auch hier die Befürchtung, dass ich zu sehr aus der Juristerei falle in die Personalführung. Oder gibt es dort auch richtige juristische Stellen?
Sonst noch Ideen? Anwaltschaft möchte ich wirklich den Rücken kehren, weil Umsatzdruck und der Hampelmann für Mandanten spielen und immer gute Laune haben zu müssen ist bisschen schwierig für mich..
10.11.2023, 11:00
(10.11.2023, 10:53)Neluil schrieb: Hallo,
ich arbeite seit einem Jahr einer MK und mache dort Handels- und Gesellschaftsrecht. Ich möchte aber gerne den Exit machen, weil mir Umsatzvorgaben, billiable hours und der ständige Druck vom Arbeitgeber zu schaffen machen. Die Frage ist nur, wohin soll es gehen. Am liebsten würde ich in die Justiz, weil mir Jura echt Spaß macht, aber ich lese hier und in der Presse andauernd, dass die Belastung dort so hoch ist, dass ich das eigentlich schon ausgeschlossen habe. Ich habe keine Lust auf 50-60h Wochen, da kann mir die Arbeit noch so viel Spaß machen.
Unternehmen? Keine Ahnung, was man dort als Jurist macht. Arbeitet man da wirklich noch juristisch, wenn ja, was umfasst die Arbeit dort so?
Verwaltung? Finde ich sehr interessant, allerdings habe ich auch hier die Befürchtung, dass ich zu sehr aus der Juristerei falle in die Personalführung. Oder gibt es dort auch richtige juristische Stellen?
Sonst noch Ideen? Anwaltschaft möchte ich wirklich den Rücken kehren, weil Umsatzdruck und der Hampelmann für Mandanten spielen und immer gute Laune haben zu müssen ist bisschen schwierig für mich..
Niemand in der Justiz arbeitet dauerhaft 50-60h. Die Justiz ist keine GK
10.11.2023, 11:12
Die Tätigkeiten als Jurist in der Verwaltung sind äußerst vielfältig. Justiziariat, Rechtsamt, Gesetzgebungsreferate in Bundes und Landesministerien und auch in den untergeordneten Behörden gibt es oft viele Juristen - und da kann man sehr wohl auch kernjuristischen Tätigkeiten nachgehen und vor Gericht auftreten, Schriftsätze und Gutachten erstellen, Rechtsberatung für das Haus ausüben etc. - klar, das ist dann deutlich politischer als in einer Kanzlei, aber eben durchaus sehr viel Jura.
Ich würde da an deiner Stelle ruhig mal die Augen offen halten nach Ausschreibungen. Dieses Führungsthema ist nur eine von vielen Möglichkeiten.
Ich würde da an deiner Stelle ruhig mal die Augen offen halten nach Ausschreibungen. Dieses Führungsthema ist nur eine von vielen Möglichkeiten.
10.11.2023, 11:23
Schau Dir vielleicht mal die IHK an. Dort ist man als Jurist für Rechtsfragen der Mitgliedsunternehmen zuständig und macht jeden Tag "echtes" Jura. Viel Arbeitsrecht, Gewerberecht, HGB und 65-85k.
10.11.2023, 13:08
(10.11.2023, 11:23)Roterbaron schrieb: Schau Dir vielleicht mal die IHK an. Dort ist man als Jurist für Rechtsfragen der Mitgliedsunternehmen zuständig und macht jeden Tag "echtes" Jura. Viel Arbeitsrecht, Gewerberecht, HGB und 65-85k.
65-85k? Zahlt IHK nicht vergleichbar mit E13 aufwärts (also TV ÖD?). Die wenigen Ausschreibungen, die ich gesehen habe, lasen sich eher nach E13
10.11.2023, 14:18
Ohne zu wissen, was Du unter "juristischem Arbeiten" verstehst, kann man als (Voll-)Jurist in einem Unternehmen sehr unterschiedliche Rollen haben. Daher die folgenden Ausführungen eher als grobe Richtung sehen.
Es gibt "spezialisierte" Unternehmensjuristen, wie z.B. solche, die ausschließlich M&A (ist aber auch juristisch) oder Arbeitsrecht (oft in der Personalabteilung angegliedert) oder auch Compliance machen, die dann eben im jeweiligen Rechtsgebiet arbeiten. Wie sich die einzelne Tätigkeit ausgestaltet, also ob man eher steuernd tätig ist oder zB Verträge ausarbeitet, kommt dann aber auch aufs Unternehmen an, M&A im Unternehmen ist bspw. häufig nicht anders als in der GK, nur dass man da teilweise selbst eine GK beauftragt für bestimmte Themen, aber nicht immer; ich finde M&A aber auch entgegen einiger andere in diesem Forum auch "juristisch".
In einer klassischen Rechtsabteilung wird man nicht selten eher als Generalist eingesetzt, zwar auch teilweise mit Aufteilung bestimmter Rechtsgebiete, aber da fällt grds. dann idR alles an, was juristisch relevant ist. Beispielsweise arbeitet man Verträge aus und verhandelt diese; prüft das Vorliegen von Ansprüchen und deren Durchsetzung, AGB müssen immer mal wieder überarbeitet werden, dann muss man schauen, ob und wie Fachbereich xy ein Vorhaben aus juristischer Sicht umsetzen kann etc. also durchaus klassisch juristisch. Man muss sich aber nicht selten erstmal den zu prüfenden Sachverhalt erarbeiten. Dazu kommen auch andere eher "operative" Themen wie Schulungen von Kollegen, erstellen von Mustern (Rahmenverträge und GHVen sind ein Klassiker - dafür brauchen die Kollegen dann auch eine Handlungsanweisung, damit sie die ohne die Rechtsabteilung verwenden können - man kann halt nicht jeden kleinen Vorgang betreuen und muss dafür sorgen, dass die Kollegen auch in der Lage sind, kleinere juristische Themen selbst zu bearbeiten). Man ist also nicht nur Rechtsberater, sondern auch als Teil der Organisation eingegliedert und ist (nicht in jedem Unternehmen) auch dafür zuständig, im operativen Geschäft dafür zu sorgen, dass alles rechtskonform läuft (durch so etwas wie Templates und Handlungsanweisungen, wenn sich keiner dran hält, kann man es auch nicht ändern, aber man stellt die Weichen dafür, dass alles juristisch sauber läuft).
Es gibt "spezialisierte" Unternehmensjuristen, wie z.B. solche, die ausschließlich M&A (ist aber auch juristisch) oder Arbeitsrecht (oft in der Personalabteilung angegliedert) oder auch Compliance machen, die dann eben im jeweiligen Rechtsgebiet arbeiten. Wie sich die einzelne Tätigkeit ausgestaltet, also ob man eher steuernd tätig ist oder zB Verträge ausarbeitet, kommt dann aber auch aufs Unternehmen an, M&A im Unternehmen ist bspw. häufig nicht anders als in der GK, nur dass man da teilweise selbst eine GK beauftragt für bestimmte Themen, aber nicht immer; ich finde M&A aber auch entgegen einiger andere in diesem Forum auch "juristisch".
In einer klassischen Rechtsabteilung wird man nicht selten eher als Generalist eingesetzt, zwar auch teilweise mit Aufteilung bestimmter Rechtsgebiete, aber da fällt grds. dann idR alles an, was juristisch relevant ist. Beispielsweise arbeitet man Verträge aus und verhandelt diese; prüft das Vorliegen von Ansprüchen und deren Durchsetzung, AGB müssen immer mal wieder überarbeitet werden, dann muss man schauen, ob und wie Fachbereich xy ein Vorhaben aus juristischer Sicht umsetzen kann etc. also durchaus klassisch juristisch. Man muss sich aber nicht selten erstmal den zu prüfenden Sachverhalt erarbeiten. Dazu kommen auch andere eher "operative" Themen wie Schulungen von Kollegen, erstellen von Mustern (Rahmenverträge und GHVen sind ein Klassiker - dafür brauchen die Kollegen dann auch eine Handlungsanweisung, damit sie die ohne die Rechtsabteilung verwenden können - man kann halt nicht jeden kleinen Vorgang betreuen und muss dafür sorgen, dass die Kollegen auch in der Lage sind, kleinere juristische Themen selbst zu bearbeiten). Man ist also nicht nur Rechtsberater, sondern auch als Teil der Organisation eingegliedert und ist (nicht in jedem Unternehmen) auch dafür zuständig, im operativen Geschäft dafür zu sorgen, dass alles rechtskonform läuft (durch so etwas wie Templates und Handlungsanweisungen, wenn sich keiner dran hält, kann man es auch nicht ändern, aber man stellt die Weichen dafür, dass alles juristisch sauber läuft).
10.11.2023, 17:31
(10.11.2023, 11:00)JuraLiebhaber schrieb:(10.11.2023, 10:53)Neluil schrieb: Hallo,
ich arbeite seit einem Jahr einer MK und mache dort Handels- und Gesellschaftsrecht. Ich möchte aber gerne den Exit machen, weil mir Umsatzvorgaben, billiable hours und der ständige Druck vom Arbeitgeber zu schaffen machen. Die Frage ist nur, wohin soll es gehen. Am liebsten würde ich in die Justiz, weil mir Jura echt Spaß macht, aber ich lese hier und in der Presse andauernd, dass die Belastung dort so hoch ist, dass ich das eigentlich schon ausgeschlossen habe. Ich habe keine Lust auf 50-60h Wochen, da kann mir die Arbeit noch so viel Spaß machen.
Unternehmen? Keine Ahnung, was man dort als Jurist macht. Arbeitet man da wirklich noch juristisch, wenn ja, was umfasst die Arbeit dort so?
Verwaltung? Finde ich sehr interessant, allerdings habe ich auch hier die Befürchtung, dass ich zu sehr aus der Juristerei falle in die Personalführung. Oder gibt es dort auch richtige juristische Stellen?
Sonst noch Ideen? Anwaltschaft möchte ich wirklich den Rücken kehren, weil Umsatzdruck und der Hampelmann für Mandanten spielen und immer gute Laune haben zu müssen ist bisschen schwierig für mich..
Niemand in der Justiz arbeitet dauerhaft 50-60h. Die Justiz ist keine GK
Mehr gibt es dazu kaum zu sagen.
11.11.2023, 13:48
(10.11.2023, 11:00)JuraLiebhaber schrieb:(10.11.2023, 10:53)Neluil schrieb: Hallo,
ich arbeite seit einem Jahr einer MK und mache dort Handels- und Gesellschaftsrecht. Ich möchte aber gerne den Exit machen, weil mir Umsatzvorgaben, billiable hours und der ständige Druck vom Arbeitgeber zu schaffen machen. Die Frage ist nur, wohin soll es gehen. Am liebsten würde ich in die Justiz, weil mir Jura echt Spaß macht, aber ich lese hier und in der Presse andauernd, dass die Belastung dort so hoch ist, dass ich das eigentlich schon ausgeschlossen habe. Ich habe keine Lust auf 50-60h Wochen, da kann mir die Arbeit noch so viel Spaß machen.
Unternehmen? Keine Ahnung, was man dort als Jurist macht. Arbeitet man da wirklich noch juristisch, wenn ja, was umfasst die Arbeit dort so?
Verwaltung? Finde ich sehr interessant, allerdings habe ich auch hier die Befürchtung, dass ich zu sehr aus der Juristerei falle in die Personalführung. Oder gibt es dort auch richtige juristische Stellen?
Sonst noch Ideen? Anwaltschaft möchte ich wirklich den Rücken kehren, weil Umsatzdruck und der Hampelmann für Mandanten spielen und immer gute Laune haben zu müssen ist bisschen schwierig für mich..
Niemand in der Justiz arbeitet dauerhaft 50-60h. Die Justiz ist keine GK
Naja, als Proberichter schon. Und ob es mir diese Zeit wert ist…
11.11.2023, 15:08
(11.11.2023, 13:48)Neluil schrieb:(10.11.2023, 11:00)JuraLiebhaber schrieb:(10.11.2023, 10:53)Neluil schrieb: Hallo,
ich arbeite seit einem Jahr einer MK und mache dort Handels- und Gesellschaftsrecht. Ich möchte aber gerne den Exit machen, weil mir Umsatzvorgaben, billiable hours und der ständige Druck vom Arbeitgeber zu schaffen machen. Die Frage ist nur, wohin soll es gehen. Am liebsten würde ich in die Justiz, weil mir Jura echt Spaß macht, aber ich lese hier und in der Presse andauernd, dass die Belastung dort so hoch ist, dass ich das eigentlich schon ausgeschlossen habe. Ich habe keine Lust auf 50-60h Wochen, da kann mir die Arbeit noch so viel Spaß machen.
Unternehmen? Keine Ahnung, was man dort als Jurist macht. Arbeitet man da wirklich noch juristisch, wenn ja, was umfasst die Arbeit dort so?
Verwaltung? Finde ich sehr interessant, allerdings habe ich auch hier die Befürchtung, dass ich zu sehr aus der Juristerei falle in die Personalführung. Oder gibt es dort auch richtige juristische Stellen?
Sonst noch Ideen? Anwaltschaft möchte ich wirklich den Rücken kehren, weil Umsatzdruck und der Hampelmann für Mandanten spielen und immer gute Laune haben zu müssen ist bisschen schwierig für mich..
Niemand in der Justiz arbeitet dauerhaft 50-60h. Die Justiz ist keine GK
Naja, als Proberichter schon. Und ob es mir diese Zeit wert ist…
Auch das ist allenfalls in Einzelfällen regional der Fall in den ersten Wochen. ich selbst kann mich an keine einzige Woche über 45 echten netto arbeitsstunden erinnern. Und da war es dann idR meine eigene Schuld, weil ich zu spät mit einem wichtigen Votum oder dem nachfolgenden Urteil angefangen habe. Wer drei Jahre als ProRi 50 bis 60 std arbeitet hat ein Problem; unabhängig wo.
12.11.2023, 12:47
(11.11.2023, 15:08)1Ri schrieb:(11.11.2023, 13:48)Neluil schrieb:(10.11.2023, 11:00)JuraLiebhaber schrieb:(10.11.2023, 10:53)Neluil schrieb: Hallo,
ich arbeite seit einem Jahr einer MK und mache dort Handels- und Gesellschaftsrecht. Ich möchte aber gerne den Exit machen, weil mir Umsatzvorgaben, billiable hours und der ständige Druck vom Arbeitgeber zu schaffen machen. Die Frage ist nur, wohin soll es gehen. Am liebsten würde ich in die Justiz, weil mir Jura echt Spaß macht, aber ich lese hier und in der Presse andauernd, dass die Belastung dort so hoch ist, dass ich das eigentlich schon ausgeschlossen habe. Ich habe keine Lust auf 50-60h Wochen, da kann mir die Arbeit noch so viel Spaß machen.
Unternehmen? Keine Ahnung, was man dort als Jurist macht. Arbeitet man da wirklich noch juristisch, wenn ja, was umfasst die Arbeit dort so?
Verwaltung? Finde ich sehr interessant, allerdings habe ich auch hier die Befürchtung, dass ich zu sehr aus der Juristerei falle in die Personalführung. Oder gibt es dort auch richtige juristische Stellen?
Sonst noch Ideen? Anwaltschaft möchte ich wirklich den Rücken kehren, weil Umsatzdruck und der Hampelmann für Mandanten spielen und immer gute Laune haben zu müssen ist bisschen schwierig für mich..
Niemand in der Justiz arbeitet dauerhaft 50-60h. Die Justiz ist keine GK
Naja, als Proberichter schon. Und ob es mir diese Zeit wert ist…
Auch das ist allenfalls in Einzelfällen regional der Fall in den ersten Wochen. ich selbst kann mich an keine einzige Woche über 45 echten netto arbeitsstunden erinnern. Und da war es dann idR meine eigene Schuld, weil ich zu spät mit einem wichtigen Votum oder dem nachfolgenden Urteil angefangen habe. Wer drei Jahre als ProRi 50 bis 60 std arbeitet hat ein Problem; unabhängig wo.
Das Problem ist doch aber, dass erst dann Ruhe und normale Arbeitszeiten einkehren, wenn man die Akten halbwegs kennt. Aber wie soll das funktionieren, wenn Proberichter nach paar Monaten wieder versetzt werden und sich immer neu einarbeiten müssen?