15.02.2019, 22:08
(15.02.2019, 17:30)NRW1 schrieb: "Auch das Standardargument "Es kommt auf viel mehr an als auf die Punkte" überzeugt in keinster Weise und ich habe dieses Argument auch niemals von Spitzenjuristen gehört. "
Tja, dann hörst du es jetzt von mir, du "Spitzenjurist". Ich habe bessere Noten als du und habe trotzdem das Reflexionsvermögen zu verstehen, dass es nicht allein mein Verdienst war, weil ich so ein toller Hengst bin (übrigens auch mit scl promoviert, so wie weit über 50% der Doktoranden, ich kann gar nicht ausdrücken wie peinlich dein einleitender Absatz ist).
Ich habe schlichtweg Glück gehabt. Einfach nur Glück. Irgendeine Klausur waren aus irgend einem Grund 15 Punkte, obwoh da so viele Fehler drin waren, dass ein anderer Korrektor locker 3 hätte geben können. Manche hatten Unterschiede zwischen 1. und 2. Korrektor von 6 Punkten und zum Glück war der Drittkorrektor mir gnädig. In der mündlichen habe ich im Aktenvortrag solche Böcke geschossen, dass es schlimmer nicht ging und trotzdem 13 Punkte gekriegt, weil die Kommission ganz offensichtlich einfach Bock hatte mal jemanden auf das "Gut" zu heben. Andere Kandidaten haben für bessere Antworten weniger Punkte bekommen, weil ich schon so viele Vorpunkte hatte.
Wer sich wirklich was auf seine Note einbildet, ist mE ein ziemlicher Depp. Ob die sich bei der Justiz sammeln weiß ich nicht, aber aufgefallen ist es mir da auch schon. Liegt wohl auch daran, dass man als Richter kaum objektiv messbare Leistung erbringen kann und sein Selbstwertgefühl an peinliche "ich bin ein besserer Jurist" Postings hängt, während man als "Richter aus Leidenschaft" in seinem runtergekommenen Richterkämmerchen vor dem einen 15 Zoll Monitor mit vergilbter Tastatur sitzt und Abends mit dem Golf ins Reihenendhaus fährt. Und der dumme Minusjurist mit seinen 7 Punkten mach in FFM 300% deines Einkommens - das ist nicht fair, du bist doch so viel besser.
Ein Glück hab ich in der Wirtschaftskanzlei so einen Vogel noch nie getroffen - dafür aber lebende Gegenbeweise. Neue Kollegen mit 13 Punkten, die in der Praxis total untergehen, weil sie meinen jede Email muss mit einer Doktorarbeit beantwortet werden und daher nix gebillt kriegen. Und "Versager" mit 7 Punkten, die einen Mandanten nach dem anderen an Land ziehen.
Du hast aber auch ein ganz schön falsches Bild von der Justiz... bei mir ist niemand so verbittert, wie du es schreibst. Ich kenne auch nicht die Noten meiner Kollegen, weil wir da weder drüber reden, noch weil es mich sonderlich interessiert. Arrogant ist da auch keiner.
15.02.2019, 23:12
Das war natürlich eine etwas überspitzte Provokation. "Mein" Richter war auch voll ok und ich kenne noch einige mehr, die voll in Ordnung sind. Insbesondere die, die nicht einen auf "Richter aus Leidenschaft" machen, sondern ganz offen sagen, dass es halt einfach ein entspannter Job ist, der verhältnismäßig mies bezahlt ist, aber dafür hohes Ansehen und genug Freizeit bringt, wenn man eh keine Lust auf "Karriere" (auch innerhalb der Justiz) hat.
So Leistungsverbissene Typen, wie der, den ich zitiert habe (Username war sowas wie "Topjurist") gibt es da aber auch und die kotzen den Rest der Welt ziemlich an.
So Leistungsverbissene Typen, wie der, den ich zitiert habe (Username war sowas wie "Topjurist") gibt es da aber auch und die kotzen den Rest der Welt ziemlich an.
16.02.2019, 11:19
(15.02.2019, 23:12)NRW1 schrieb: Das war natürlich eine etwas überspitzte Provokation. "Mein" Richter war auch voll ok und ich kenne noch einige mehr, die voll in Ordnung sind. Insbesondere die, die nicht einen auf "Richter aus Leidenschaft" machen, sondern ganz offen sagen, dass es halt einfach ein entspannter Job ist, der verhältnismäßig mies bezahlt ist, aber dafür hohes Ansehen und genug Freizeit bringt, wenn man eh keine Lust auf "Karriere" (auch innerhalb der Justiz) hat.
So Leistungsverbissene Typen, wie der, den ich zitiert habe (Username war sowas wie "Topjurist") gibt es da aber auch und die kotzen den Rest der Welt ziemlich an.
Diese berufssoziologische Dreiteilung von Richtertypen (Leistungs- oder eher statusorientiert; idealistisch; freizeitorientiert) kann ich aus meiner Laienperspektive wohl
mitgehen. Ich finde auch, dass der Impetus des Posts - und einiger anderer - in die richtige Richtung geht, nämlich, dass es nicht so sehr drauf ankommt, irgendwo reinzukommen, sondern diesen Job oder besser Beruf auch zu können und zu mögen. Die Notenfixierung und Optionsvielfalt in unserer Ausbildung sowie der notwendig Perspektivische Blick bringen es mE leider mit sich, dass das zu kurz kommt. Wir haben doch den Luxus eines günstigen Arbeitsmarkt. Wenn man nicht dringend Geld verdienen muss, sollte man sich mal in Ruhe darüber Gedanken machen, was für ein Typ man eigentlich ist.
In einem weiteren Sinne fällt mir die wahnsinnige Härte auf, die viele Foristen anderen aber offenbar auch sich selbst entgegenbringen. Das lässt mich immer stärker denken, dass die Suche nach einem angenehmen, kollegialen Arbeitsumfeld (lange arbeiten müssen wir alle und komplett im Home Office wird das auf absehbare Zeit nicht gehen) die lohnendste ist. Ich bin Assessor, noch nicht in der
„Praxis“ sondern erstmal wieder an der Uni. Ich habe „3 aus 4“, 2 mit viel Glück über die Mündlichen geholte VB. Das macht mich nicht zu einem besseren Menschen, orientierter oder glücklicher. Das mag eine harte Erkenntnis sein, wenn man dieses Leistungsdenken internalisiert hat, aber es ist auch gesünder so. Chillt mal und denkt auch mal an eure Persönlichkeitsbildung, nicht nur an irgendeinen Status oder irgendein
Gehalt. So, ich weiß, Amen usw., ich hör jetzt auch auf. Schönes Wochenende !
Erste Infos zum Bewerbungsverfahren für den Justizdienst findest Du auf den Richter-Infoseiten von Juristenkoffer.de:
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
16.02.2019, 17:25
@GastNds: :blush: guter Post!
18.02.2019, 18:22
Hallo, ich habe gerade eben mein zweites Staatsexamen bestanden (Niedersachsen). Weiß jemand, wie es mit 7,5 Punkten so in Niedersachsen bei der Justiz derzeit aussieht? Richter zu werden, wäre schon ein Traum, zur Not muss ich wohl in die Verbesserung.
18.02.2019, 18:29
Hallo,
absolviert gerade jemand das Bewerbungsverfahren in Hessen? Über das erste Gespräch mit der Personalreferentin und der Gleichstellungsbeauftragten, kommte ich einiges recherchieren. Jedoch tappe ich bezüglich fest Gesprächs mit denn Staatssekretär etwas im dunkeln. Wenn mir jemand etwas aus seinen aktuellen Erfahrungen berichten könnte, wäre ich sehr dankbar.
absolviert gerade jemand das Bewerbungsverfahren in Hessen? Über das erste Gespräch mit der Personalreferentin und der Gleichstellungsbeauftragten, kommte ich einiges recherchieren. Jedoch tappe ich bezüglich fest Gesprächs mit denn Staatssekretär etwas im dunkeln. Wenn mir jemand etwas aus seinen aktuellen Erfahrungen berichten könnte, wäre ich sehr dankbar.
18.02.2019, 18:48
(18.02.2019, 18:29)HeGastHe schrieb: Hallo,
absolviert gerade jemand das Bewerbungsverfahren in Hessen? Über das erste Gespräch mit der Personalreferentin und der Gleichstellungsbeauftragten, kommte ich einiges recherchieren. Jedoch tappe ich bezüglich fest Gesprächs mit denn Staatssekretär etwas im dunkeln. Wenn mir jemand etwas aus seinen aktuellen Erfahrungen berichten könnte, wäre ich sehr dankbar.
Ich habe gehört, dass das Gespräch mit dem Staatssekretär recht locker sein soll und man mit ihm über aktuelle Themen diskutiert.
Mich würde interessieren, was du von der Personalreferentin gefragt wurdest. Wäre nett, wenn du ein wenig davon erzählen könntest.
Liebe Grüße
18.02.2019, 18:52
(18.02.2019, 18:22)FrischerVolljurist schrieb: Hallo, ich habe gerade eben mein zweites Staatsexamen bestanden (Niedersachsen). Weiß jemand, wie es mit 7,5 Punkten so in Niedersachsen bei der Justiz derzeit aussieht? Richter zu werden, wäre schon ein Traum, zur Not muss ich wohl in die Verbesserung.
Lies mal die letzten 20 Seiten dieses Threads. Die Verbesserung würde ich so oder so mitnehmen.
18.02.2019, 19:29
In jedem fall: Verbesserungsversuch
18.02.2019, 19:47
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In jedem fall: Verbesserungsversuch
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Danke für die Antworten. Das habe ich befürchtet. Mein Problem ist nichtmal das nochmalige Lernen (würde eh so schnell wie möglich wieder schreiben), eher die Angst, dass sich der Verbesserungsversuch nicht lohnt. Kenne einige, die sich nicht verbessert haben. Das wäre so bitter, weil so viel Zeit verloren geht...
In jedem fall: Verbesserungsversuch
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Danke für die Antworten. Das habe ich befürchtet. Mein Problem ist nichtmal das nochmalige Lernen (würde eh so schnell wie möglich wieder schreiben), eher die Angst, dass sich der Verbesserungsversuch nicht lohnt. Kenne einige, die sich nicht verbessert haben. Das wäre so bitter, weil so viel Zeit verloren geht...