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  5. Unternehmen ohne Großkanzlei-Erfahrung
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Unternehmen ohne Großkanzlei-Erfahrung
Egal
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Registriert seit: Feb 2022
#11
28.04.2023, 13:35
(28.04.2023, 09:04)D77 schrieb:  Vielen Dank für die hilfreichen Antworten und Einschätzungen. Meiner Frage lag eine eigene Recherche zugrunde, wobei ich mir in einem DAX-Konzern die Lebensläufe der Leute mit Führungsverantwortung angeschaut habe und mindestens 60% hatten vorherige GK-Erfahrung. Wobei sich hier wahrscheinlich auch die Frage nach der Kausalität stellt. In der Regel werden interne Bewerber schlechtere Noten haben als Bewerber aus Großkanzleien, weniger leistungsaffin und weniger flexibel was die Arbeitszeiten sein, etc. Außerdem könnte dies auch eine Besonderheit von DAX-Konzernen sein.

Die Frage ist wahrscheinlich darauf auszuweiten, ob man in Großkanzleien Arbeitserfahrungen sammelt, die man so nicht in Unternehmen sammeln kann. Dies gilt jedenfalls für den Bereich Litigation und Prozessführung, den Syndikusrechtsanwälte schon berufsrechtlich nicht bearbeiten dürfen (zumindest, was unmittelbare Vertretung vor Gericht angeht). Wahrscheinlich wird man in Großkanzleien, was Detailwissen und knifflige Rechtsfragen angeht, ebenfalls mehr Berührungspunkte sammeln (z.B. Fachanwaltstitel werden regelmäßig nur in Kanzleien erlangt). Im Unternehmen wird hingegen wahrscheinlich Überblicksverständnis, Nähe zum Produkt und allgemein Praxis- und Umsetzungsorientierung eine größere Rolle spielen.

Ansonsten ist es so, dass Unternehmen wohl allgemein Berufserfahrung gerne sehen und teilweise gerade Erfahrung in Unternehmen sehr positiv bewerten.

Puh, jetzt trollst du aber.


Ich wäre mit solchen Annahmen nicht nur vorsichtig wie @Ex-GK, sondern halte sie für falsch. Mach solche Äußerungen besser nicht vor potentiellen Kollegen oder Vorgesetzten, sonst bist du damit sofort raus. Du willst selbst nicht in die GK und hast bestimmte Gründe dafür. Anderen geht es genauso.

Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Note und der Wahl, ins Unternehmen zu gehen. Manche haben Top-Noten, andere nicht. Manche waren vorher in einer GK, andere nicht. Was die meisten eint: sie kamen in der Regel von extern und haben mehrere Jahre Berufserfahrung. Die Berufserfahrung ist es, was sie für die Unternehmen attraktiv macht, nicht ausschließlich der schöne Name einer GK. Ich würde sogar sagen, die Arbeit in einer GK bringt dir im Unternehmen sehr wenig, denn die Arbeitsweise im Unternehmen unterscheidet sich stark von der einer GK. Im Unternehmen geht es nicht darum, einen perfekten Aufsatz zu schreiben, der vom hunderste ins tausendste geht. Es müssen schnelle Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden. Das ist anspruchsvoll, aber nicht die wissenschaftliche Arbeit am Hochreck, die man in einer GK macht. Trotzdem ist es nicht die oberflächliche Arbeit, die du unterstellst. Das würde überhaupt nicht funktionieren. War es hier im Thread oder in einem anderen, wo jemand schrieb, er ist deutschlandweit der einzige Jurist? Das setzt voraus, dass er sich in vielen Themengebietem auskennt und sie abarbeiten kann. Das wird nicht in der Tiefe sein, wie in der GK, setzt aber mehrere Jahre Berufserfahrung und umfangreiches Wissen voraus.
Hast du mal geschaut, wie viele GK-Anwälte einen Fachanwaltsitel haben? So gut wie gar keiner. Das schaffst du in der GK nämlich genausowenig, wie im Unternehmen. Du kommst nämlich nicht ansatzweise auf die notwendigen Fallzahlen. Wer einen Fachanwaltsitel hat, hat ihn üblicherweise in einer MK oder KK erworben.

Was die Stunden angeht: ist dir klar, dass alle großen Unternehmen einen Betriebsrat haben und Tarifverträge, die die Arbeitszeiten vorgeben? ATler und Führungskräfte unterliegen dem zwar nur bedingt, aber auch da hat der BR ein Auge drauf. Du wirst im Unternehmen unterhalb der Führungsebene keine 60-70 Stunden arbeiten. In der Regel sogar freiwillig nicht, denn du bekommst für deine Arbeit nämlich deutlich weniger Geld als jemand in der GK.
Ich arbeite in einem DAX-Konzern und hatte noch keine Arbeitszeitverstöße und kann daher nur aus dem Unternehmen meines Mannes (MDAX) berichten: Jeder Verstoß gegen die Arbeitszeiten wird dem BR und dem Vorstand gemeldet. Jeder in der Hierarchie bekommt ordentlich einen auf den Deckel und gibt diesen Ärger weiter nach unten bis zum Mitarbeiter, der den Ärger verursacht hat. Der bekommt eine Ermahnung und macht dies hoffentlich nicht noch einmal, denn sonst könnte es arbeitsrechtliche Konsequenzen geben.
Bei uns im Unternehmen wird nicht ganz so rigide auf die Arbeitszeiten geschaut, so lange man schlau genug ist, unterm Radar zu bleiben. Erwünscht ist es trotzdem nicht und sollte es öffentlich werden, gibt es ebenfalls Ärger.
Fazit daraus: Von dir erwartet keiner, dass du extrem viel arbeitest. Im Gegenteil wird sehr genau auf die 10-Stunden-Grenze geachtet, weil die Vermutung besteht, dass die Behörden sich dies mal anschauen könnten und es dann Bußgelder hagelt. Bei uns im Unternehmen (kritische Infrastruktur) hängen zudem öffentliche Aufträge dran, die wir verlieren würden, wenn wir uns nicht an die Gesetze halten.

Ehrlich gesagt denke ich nicht, dass du ins Unternehmen passt. Deine Vorstellung stimmt wenig mit der Wirklichkeit überein und deine überheblichen Äußerungen werden auf wenig Gegenliebe stoßen.
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JurMUC
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Themen: 2
Registriert seit: May 2022
#12
28.04.2023, 17:43
(28.04.2023, 13:35)Egal schrieb:  
(28.04.2023, 09:04)D77 schrieb:  Vielen Dank für die hilfreichen Antworten und Einschätzungen. Meiner Frage lag eine eigene Recherche zugrunde, wobei ich mir in einem DAX-Konzern die Lebensläufe der Leute mit Führungsverantwortung angeschaut habe und mindestens 60% hatten vorherige GK-Erfahrung. Wobei sich hier wahrscheinlich auch die Frage nach der Kausalität stellt. In der Regel werden interne Bewerber schlechtere Noten haben als Bewerber aus Großkanzleien, weniger leistungsaffin und weniger flexibel was die Arbeitszeiten sein, etc. Außerdem könnte dies auch eine Besonderheit von DAX-Konzernen sein.

Die Frage ist wahrscheinlich darauf auszuweiten, ob man in Großkanzleien Arbeitserfahrungen sammelt, die man so nicht in Unternehmen sammeln kann. Dies gilt jedenfalls für den Bereich Litigation und Prozessführung, den Syndikusrechtsanwälte schon berufsrechtlich nicht bearbeiten dürfen (zumindest, was unmittelbare Vertretung vor Gericht angeht). Wahrscheinlich wird man in Großkanzleien, was Detailwissen und knifflige Rechtsfragen angeht, ebenfalls mehr Berührungspunkte sammeln (z.B. Fachanwaltstitel werden regelmäßig nur in Kanzleien erlangt). Im Unternehmen wird hingegen wahrscheinlich Überblicksverständnis, Nähe zum Produkt und allgemein Praxis- und Umsetzungsorientierung eine größere Rolle spielen.

Ansonsten ist es so, dass Unternehmen wohl allgemein Berufserfahrung gerne sehen und teilweise gerade Erfahrung in Unternehmen sehr positiv bewerten.

Puh, jetzt trollst du aber.


Ich wäre mit solchen Annahmen nicht nur vorsichtig wie @Ex-GK, sondern halte sie für falsch. Mach solche Äußerungen besser nicht vor potentiellen Kollegen oder Vorgesetzten, sonst bist du damit sofort raus. Du willst  selbst nicht in die GK und hast bestimmte Gründe dafür. Anderen geht es genauso.

Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Note und der Wahl, ins Unternehmen zu gehen. Manche haben Top-Noten, andere nicht. Manche waren vorher in einer GK, andere nicht. Was die meisten eint: sie kamen in der Regel von extern und haben mehrere Jahre Berufserfahrung. Die Berufserfahrung ist es, was sie für die Unternehmen attraktiv macht, nicht ausschließlich der schöne Name einer GK. Ich würde sogar sagen, die Arbeit in einer GK bringt dir im Unternehmen sehr wenig, denn die Arbeitsweise im Unternehmen unterscheidet sich stark von der einer GK. Im Unternehmen geht es nicht darum, einen perfekten Aufsatz zu schreiben, der vom hunderste ins tausendste geht. Es müssen schnelle Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden. Das ist anspruchsvoll, aber nicht die wissenschaftliche Arbeit am Hochreck, die man in einer GK macht. Trotzdem ist es nicht die oberflächliche Arbeit, die du unterstellst. Das würde überhaupt nicht funktionieren. War es hier im Thread oder in einem anderen, wo jemand schrieb, er ist deutschlandweit der einzige Jurist? Das setzt voraus, dass er sich in vielen Themengebietem auskennt und sie abarbeiten kann. Das wird nicht in der Tiefe sein, wie in der GK, setzt aber mehrere Jahre Berufserfahrung und umfangreiches Wissen voraus.
Hast du mal geschaut, wie viele GK-Anwälte einen Fachanwaltsitel haben? So gut wie gar keiner. Das schaffst du in der GK nämlich genausowenig, wie im Unternehmen. Du kommst nämlich nicht ansatzweise auf die notwendigen Fallzahlen. Wer einen Fachanwaltsitel hat, hat ihn üblicherweise in einer MK oder KK erworben.

Was die Stunden angeht: ist dir klar, dass alle großen Unternehmen einen Betriebsrat haben und Tarifverträge, die die Arbeitszeiten vorgeben? ATler und Führungskräfte unterliegen dem zwar nur bedingt, aber auch da hat der BR ein Auge drauf. Du wirst im Unternehmen unterhalb der Führungsebene keine 60-70 Stunden arbeiten. In der Regel sogar freiwillig nicht, denn du bekommst für deine Arbeit nämlich deutlich weniger Geld als jemand in der GK.
Ich arbeite in einem DAX-Konzern und hatte noch keine Arbeitszeitverstöße und kann daher nur aus dem Unternehmen meines Mannes (MDAX) berichten: Jeder Verstoß gegen die Arbeitszeiten wird dem BR und dem Vorstand gemeldet. Jeder in der Hierarchie bekommt ordentlich einen auf den Deckel und gibt diesen Ärger weiter nach unten bis zum Mitarbeiter, der den Ärger verursacht hat. Der bekommt eine Ermahnung und macht dies hoffentlich nicht noch einmal, denn sonst könnte es arbeitsrechtliche Konsequenzen geben.
Bei uns im Unternehmen wird nicht ganz so rigide auf die Arbeitszeiten geschaut, so lange man schlau genug ist, unterm Radar zu bleiben. Erwünscht ist es trotzdem nicht und sollte es öffentlich werden, gibt es ebenfalls Ärger.
Fazit daraus: Von dir erwartet keiner, dass du extrem viel arbeitest. Im Gegenteil wird sehr genau auf die 10-Stunden-Grenze geachtet, weil die Vermutung besteht, dass die Behörden sich dies mal anschauen könnten und es dann Bußgelder hagelt. Bei uns im Unternehmen (kritische Infrastruktur) hängen zudem öffentliche Aufträge dran, die wir verlieren würden, wenn wir uns nicht an die Gesetze halten.

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Freidenkender
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#13
29.04.2023, 01:16
(28.04.2023, 13:35)Egal schrieb:  
(28.04.2023, 09:04)D77 schrieb:  Vielen Dank für die hilfreichen Antworten und Einschätzungen. Meiner Frage lag eine eigene Recherche zugrunde, wobei ich mir in einem DAX-Konzern die Lebensläufe der Leute mit Führungsverantwortung angeschaut habe und mindestens 60% hatten vorherige GK-Erfahrung. Wobei sich hier wahrscheinlich auch die Frage nach der Kausalität stellt. In der Regel werden interne Bewerber schlechtere Noten haben als Bewerber aus Großkanzleien, weniger leistungsaffin und weniger flexibel was die Arbeitszeiten sein, etc. Außerdem könnte dies auch eine Besonderheit von DAX-Konzernen sein.

Die Frage ist wahrscheinlich darauf auszuweiten, ob man in Großkanzleien Arbeitserfahrungen sammelt, die man so nicht in Unternehmen sammeln kann. Dies gilt jedenfalls für den Bereich Litigation und Prozessführung, den Syndikusrechtsanwälte schon berufsrechtlich nicht bearbeiten dürfen (zumindest, was unmittelbare Vertretung vor Gericht angeht). Wahrscheinlich wird man in Großkanzleien, was Detailwissen und knifflige Rechtsfragen angeht, ebenfalls mehr Berührungspunkte sammeln (z.B. Fachanwaltstitel werden regelmäßig nur in Kanzleien erlangt). Im Unternehmen wird hingegen wahrscheinlich Überblicksverständnis, Nähe zum Produkt und allgemein Praxis- und Umsetzungsorientierung eine größere Rolle spielen.

Ansonsten ist es so, dass Unternehmen wohl allgemein Berufserfahrung gerne sehen und teilweise gerade Erfahrung in Unternehmen sehr positiv bewerten.

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Ich wäre mit solchen Annahmen nicht nur vorsichtig wie @Ex-GK, sondern halte sie für falsch. Mach solche Äußerungen besser nicht vor potentiellen Kollegen oder Vorgesetzten, sonst bist du damit sofort raus. Du willst  selbst nicht in die GK und hast bestimmte Gründe dafür. Anderen geht es genauso.

Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Note und der Wahl, ins Unternehmen zu gehen. Manche haben Top-Noten, andere nicht. Manche waren vorher in einer GK, andere nicht. Was die meisten eint: sie kamen in der Regel von extern und haben mehrere Jahre Berufserfahrung. Die Berufserfahrung ist es, was sie für die Unternehmen attraktiv macht, nicht ausschließlich der schöne Name einer GK. Ich würde sogar sagen, die Arbeit in einer GK bringt dir im Unternehmen sehr wenig, denn die Arbeitsweise im Unternehmen unterscheidet sich stark von der einer GK. Im Unternehmen geht es nicht darum, einen perfekten Aufsatz zu schreiben, der vom hunderste ins tausendste geht. Es müssen schnelle Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden. Das ist anspruchsvoll, aber nicht die wissenschaftliche Arbeit am Hochreck, die man in einer GK macht. Trotzdem ist es nicht die oberflächliche Arbeit, die du unterstellst. Das würde überhaupt nicht funktionieren. War es hier im Thread oder in einem anderen, wo jemand schrieb, er ist deutschlandweit der einzige Jurist? Das setzt voraus, dass er sich in vielen Themengebietem auskennt und sie abarbeiten kann. Das wird nicht in der Tiefe sein, wie in der GK, setzt aber mehrere Jahre Berufserfahrung und umfangreiches Wissen voraus.
Hast du mal geschaut, wie viele GK-Anwälte einen Fachanwaltsitel haben? So gut wie gar keiner. Das schaffst du in der GK nämlich genausowenig, wie im Unternehmen. Du kommst nämlich nicht ansatzweise auf die notwendigen Fallzahlen. Wer einen Fachanwaltsitel hat, hat ihn üblicherweise in einer MK oder KK erworben.

Was die Stunden angeht: ist dir klar, dass alle großen Unternehmen einen Betriebsrat haben und Tarifverträge, die die Arbeitszeiten vorgeben? ATler und Führungskräfte unterliegen dem zwar nur bedingt, aber auch da hat der BR ein Auge drauf. Du wirst im Unternehmen unterhalb der Führungsebene keine 60-70 Stunden arbeiten. In der Regel sogar freiwillig nicht, denn du bekommst für deine Arbeit nämlich deutlich weniger Geld als jemand in der GK.
Ich arbeite in einem DAX-Konzern und hatte noch keine Arbeitszeitverstöße und kann daher nur aus dem Unternehmen meines Mannes (MDAX) berichten: Jeder Verstoß gegen die Arbeitszeiten wird dem BR und dem Vorstand gemeldet. Jeder in der Hierarchie bekommt ordentlich einen auf den Deckel und gibt diesen Ärger weiter nach unten bis zum Mitarbeiter, der den Ärger verursacht hat. Der bekommt eine Ermahnung und macht dies hoffentlich nicht noch einmal, denn sonst könnte es arbeitsrechtliche Konsequenzen geben.
Bei uns im Unternehmen wird nicht ganz so rigide auf die Arbeitszeiten geschaut, so lange man schlau genug ist, unterm Radar zu bleiben. Erwünscht ist es trotzdem nicht und sollte es öffentlich werden, gibt es ebenfalls Ärger.
Fazit daraus: Von dir erwartet keiner, dass du extrem viel arbeitest. Im Gegenteil wird sehr genau auf die 10-Stunden-Grenze geachtet, weil die Vermutung besteht, dass die Behörden sich dies mal anschauen könnten und es dann Bußgelder hagelt. Bei uns im Unternehmen (kritische Infrastruktur) hängen zudem öffentliche Aufträge dran, die wir verlieren würden, wenn wir uns nicht an die Gesetze halten.

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D77
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Registriert seit: Apr 2023
#14
02.05.2023, 09:24
(28.04.2023, 13:35)Egal schrieb:  
(28.04.2023, 09:04)D77 schrieb:  Vielen Dank für die hilfreichen Antworten und Einschätzungen. Meiner Frage lag eine eigene Recherche zugrunde, wobei ich mir in einem DAX-Konzern die Lebensläufe der Leute mit Führungsverantwortung angeschaut habe und mindestens 60% hatten vorherige GK-Erfahrung. Wobei sich hier wahrscheinlich auch die Frage nach der Kausalität stellt. In der Regel werden interne Bewerber schlechtere Noten haben als Bewerber aus Großkanzleien, weniger leistungsaffin und weniger flexibel was die Arbeitszeiten sein, etc. Außerdem könnte dies auch eine Besonderheit von DAX-Konzernen sein.

Die Frage ist wahrscheinlich darauf auszuweiten, ob man in Großkanzleien Arbeitserfahrungen sammelt, die man so nicht in Unternehmen sammeln kann. Dies gilt jedenfalls für den Bereich Litigation und Prozessführung, den Syndikusrechtsanwälte schon berufsrechtlich nicht bearbeiten dürfen (zumindest, was unmittelbare Vertretung vor Gericht angeht). Wahrscheinlich wird man in Großkanzleien, was Detailwissen und knifflige Rechtsfragen angeht, ebenfalls mehr Berührungspunkte sammeln (z.B. Fachanwaltstitel werden regelmäßig nur in Kanzleien erlangt). Im Unternehmen wird hingegen wahrscheinlich Überblicksverständnis, Nähe zum Produkt und allgemein Praxis- und Umsetzungsorientierung eine größere Rolle spielen.

Ansonsten ist es so, dass Unternehmen wohl allgemein Berufserfahrung gerne sehen und teilweise gerade Erfahrung in Unternehmen sehr positiv bewerten.

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Ich wäre mit solchen Annahmen nicht nur vorsichtig wie @Ex-GK, sondern halte sie für falsch. Mach solche Äußerungen besser nicht vor potentiellen Kollegen oder Vorgesetzten, sonst bist du damit sofort raus. Du willst  selbst nicht in die GK und hast bestimmte Gründe dafür. Anderen geht es genauso.

Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Note und der Wahl, ins Unternehmen zu gehen. Manche haben Top-Noten, andere nicht. Manche waren vorher in einer GK, andere nicht. Was die meisten eint: sie kamen in der Regel von extern und haben mehrere Jahre Berufserfahrung. Die Berufserfahrung ist es, was sie für die Unternehmen attraktiv macht, nicht ausschließlich der schöne Name einer GK. Ich würde sogar sagen, die Arbeit in einer GK bringt dir im Unternehmen sehr wenig, denn die Arbeitsweise im Unternehmen unterscheidet sich stark von der einer GK. Im Unternehmen geht es nicht darum, einen perfekten Aufsatz zu schreiben, der vom hunderste ins tausendste geht. Es müssen schnelle Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden. Das ist anspruchsvoll, aber nicht die wissenschaftliche Arbeit am Hochreck, die man in einer GK macht. Trotzdem ist es nicht die oberflächliche Arbeit, die du unterstellst. Das würde überhaupt nicht funktionieren. War es hier im Thread oder in einem anderen, wo jemand schrieb, er ist deutschlandweit der einzige Jurist? Das setzt voraus, dass er sich in vielen Themengebietem auskennt und sie abarbeiten kann. Das wird nicht in der Tiefe sein, wie in der GK, setzt aber mehrere Jahre Berufserfahrung und umfangreiches Wissen voraus.
Hast du mal geschaut, wie viele GK-Anwälte einen Fachanwaltsitel haben? So gut wie gar keiner. Das schaffst du in der GK nämlich genausowenig, wie im Unternehmen. Du kommst nämlich nicht ansatzweise auf die notwendigen Fallzahlen. Wer einen Fachanwaltsitel hat, hat ihn üblicherweise in einer MK oder KK erworben.

Was die Stunden angeht: ist dir klar, dass alle großen Unternehmen einen Betriebsrat haben und Tarifverträge, die die Arbeitszeiten vorgeben? ATler und Führungskräfte unterliegen dem zwar nur bedingt, aber auch da hat der BR ein Auge drauf. Du wirst im Unternehmen unterhalb der Führungsebene keine 60-70 Stunden arbeiten. In der Regel sogar freiwillig nicht, denn du bekommst für deine Arbeit nämlich deutlich weniger Geld als jemand in der GK.
Ich arbeite in einem DAX-Konzern und hatte noch keine Arbeitszeitverstöße und kann daher nur aus dem Unternehmen meines Mannes (MDAX) berichten: Jeder Verstoß gegen die Arbeitszeiten wird dem BR und dem Vorstand gemeldet. Jeder in der Hierarchie bekommt ordentlich einen auf den Deckel und gibt diesen Ärger weiter nach unten bis zum Mitarbeiter, der den Ärger verursacht hat. Der bekommt eine Ermahnung und macht dies hoffentlich nicht noch einmal, denn sonst könnte es arbeitsrechtliche Konsequenzen geben.
Bei uns im Unternehmen wird nicht ganz so rigide auf die Arbeitszeiten geschaut, so lange man schlau genug ist, unterm Radar zu bleiben. Erwünscht ist es trotzdem nicht und sollte es öffentlich werden, gibt es ebenfalls Ärger.
Fazit daraus: Von dir erwartet keiner, dass du extrem viel arbeitest. Im Gegenteil wird sehr genau auf die 10-Stunden-Grenze geachtet, weil die Vermutung besteht, dass die Behörden sich dies mal anschauen könnten und es dann Bußgelder hagelt. Bei uns im Unternehmen (kritische Infrastruktur) hängen zudem öffentliche Aufträge dran, die wir verlieren würden, wenn wir uns nicht an die Gesetze halten.

Ehrlich gesagt denke ich nicht, dass du ins Unternehmen passt. Deine Vorstellung stimmt wenig mit der Wirklichkeit überein und deine überheblichen Äußerungen werden auf wenig Gegenliebe stoßen.

Also ich wollte niemanden damit persönlich angreifen und es tut mir leid, wenn meine Ausführungen zu harsch rüberkamen. Mir ging es um Hypothesen: Warum in dem - von mir herangezogenen - DAX-Unternehmen GK-Erfahrung für Führungspositionen eher die Regel zu sein scheint. Meine Ausführungen zu Noten, Leistungsaffinität, Flexibilität, ... waren als Mutmaßungen gemeint. Mir ging es darum zu verstehen, warum so viele "Externe" in Führungspositionen aufsteigen. Mir ging es überhaupt nicht darum, die Arbeit von Unternehmensjuristen herabzuwürdigen.

In Bezug auf Fachanwaltstitel sprach ich allgemein von Kanzleien und nicht von GK. Der Zusammenhang ist mir bewusst.

Die Ausführungen zu außertariflich Beschäftigten und Führungskräften sind sehr hilfreich. Vielen Dank dafür.

Wenn hier schon der Vorwurf des Trollens erhoben wird, dann bitte ich im Gegenzug darum, dass persönliche Herabwürdigungen ebenfalls unterlassen werden. Meine persönliche Eignung fürs Unternehmen stand nicht zur Debatte. Vielen Dank.
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Patenter Gast
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#15
02.05.2023, 09:52
(28.04.2023, 13:35)Egal schrieb:  Im Unternehmen geht es nicht darum, einen perfekten Aufsatz zu schreiben, der vom hunderste ins tausendste geht. Es müssen schnelle Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden. Das ist anspruchsvoll, aber nicht die wissenschaftliche Arbeit am Hochreck, die man in einer GK macht. 

Es ist zwar etwas Off-Topic aber ein Einwand: Viele Arbeit in der GK ist nicht am "juristischen Hochreck". Das wird zwar gerne von den Anwälten behauptet, um zu zeigen, wie sie toll sie sind. Aber in der Realität geht es auch oft um schnelle Entscheidungen. Entweder weil man selbst oder die Mandantin keine Zeit hat. Außerdem macht es einen (guten) GK-Anwalt aus, für die Mandantin praxisgerechte Lösungen zu finden. Klar, manchmal wird das dicke Memo geschrieben zur Absicherung des Vorstands, was ungelesen in einer Schublade verschwindet. Aber viel öfter ging es darum, dass man der Mandantin komplexe juristische Sachverhalte und Handlungsoptionen in verständlicher Weise vermitteln kann.
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Humpa
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#16
02.05.2023, 10:17
(02.05.2023, 09:52)Patenter Gast schrieb:  
(28.04.2023, 13:35)Egal schrieb:  Im Unternehmen geht es nicht darum, einen perfekten Aufsatz zu schreiben, der vom hunderste ins tausendste geht. Es müssen schnelle Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden. Das ist anspruchsvoll, aber nicht die wissenschaftliche Arbeit am Hochreck, die man in einer GK macht. 

Es ist zwar etwas Off-Topic aber ein Einwand: Viele Arbeit in der GK ist nicht am "juristischen Hochreck". Das wird zwar gerne von den Anwälten behauptet, um zu zeigen, wie sie toll sie sind. Aber in der Realität geht es auch oft um schnelle Entscheidungen. Entweder weil man selbst oder die Mandantin keine Zeit hat. Außerdem macht es einen (guten) GK-Anwalt aus, für die Mandantin praxisgerechte Lösungen zu finden. Klar, manchmal wird das dicke Memo geschrieben zur Absicherung des Vorstands, was ungelesen in einer Schublade verschwindet. Aber viel öfter ging es darum, dass man der Mandantin komplexe juristische Sachverhalte und Handlungsoptionen in verständlicher Weise vermitteln kann.

Natürlich werden auch Anwälte versuchen möglichst praxisgerechte Lösungen zu finden. Als externer Anwalt kennt man die Praxis und Interessenlage beim konkreten Mandanten aber nicht im gleichen Maße, auch wenn man gerne anderes behauptet. Der Fokus liegt viel deutlicher auf Fehlervermeidung und dem Bestreben ein auch formal perfektes Produkt abzuliefern.
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Patenter Gast
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#17
02.05.2023, 12:26
(02.05.2023, 10:17)Humpa schrieb:  
(02.05.2023, 09:52)Patenter Gast schrieb:  
(28.04.2023, 13:35)Egal schrieb:  Im Unternehmen geht es nicht darum, einen perfekten Aufsatz zu schreiben, der vom hunderste ins tausendste geht. Es müssen schnelle Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden. Das ist anspruchsvoll, aber nicht die wissenschaftliche Arbeit am Hochreck, die man in einer GK macht. 

Es ist zwar etwas Off-Topic aber ein Einwand: Viele Arbeit in der GK ist nicht am "juristischen Hochreck". Das wird zwar gerne von den Anwälten behauptet, um zu zeigen, wie sie toll sie sind. Aber in der Realität geht es auch oft um schnelle Entscheidungen. Entweder weil man selbst oder die Mandantin keine Zeit hat. Außerdem macht es einen (guten) GK-Anwalt aus, für die Mandantin praxisgerechte Lösungen zu finden. Klar, manchmal wird das dicke Memo geschrieben zur Absicherung des Vorstands, was ungelesen in einer Schublade verschwindet. Aber viel öfter ging es darum, dass man der Mandantin komplexe juristische Sachverhalte und Handlungsoptionen in verständlicher Weise vermitteln kann.

Natürlich werden auch Anwälte versuchen möglichst praxisgerechte Lösungen zu finden. Als externer Anwalt kennt man die Praxis und Interessenlage beim konkreten Mandanten aber nicht im gleichen Maße, auch wenn man gerne anderes behauptet. Der Fokus liegt viel deutlicher auf Fehlervermeidung und dem Bestreben ein auch formal perfektes Produkt abzuliefern.

Das sind aus meiner Erfahrung die eher schlechten (GK-)Anwälte; deren Arbeitsprodukt primär auf Fehlervermeidung und formal perfekt ausgerichtet sind. Insbesondere weil Fehlervermeidung oft dahingehend verstanden wird, dass möglichst viel im Konjunktiv gearbeitet wird.

Natürlich ist die Beratung inhouse oft noch schneller und kürzer, Business will nur eine Einschätzung wissen. Mir ging es nur darum, dass viel Arbeit in der GK nicht immer das oft beschworene Hochreck ist. Einen nicht unerheblichen Teil meiner GK-Zeit habe ich damit verbracht, die Sch*** irgendwie am Laufen zu halten, ohne dass alles explodiert.
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panta
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#18
02.05.2023, 13:41
Man muss aber auch dazu sagen, dass ,,Inhouse" einfach eine riesige und vielfältige Welt ist und sich die Jobprofile für Inhouse-Juristen viel stärker unterscheiden, als zwischen Associates bei Großkanzlei1 und Großkanzlei2. Deswegen finde ich Aussagen nach dem Motto "Wer so unterwegs ist, eignet sich pauschal nicht für Inhouse" eher zu pauschal.

Ich bin nach ca. 6 Jahren bei einer amerikanischen Großkanzlei in die Rechtsabteilung eines großen amerikanischen Konzerns gewechselt, die eine mittlere zweistellige Anzahl an Volljuristen allein in Deutschland hat. Bei uns ist es eigentlich so, dass sich die Ausschreibungen für ,,normale Inhousejobs" eigentlich immer an Volljuristen mit 5-7 Jahren Berufserfahrung richten, die selten extern ausgeschriebenen Jobs auf der Manager-Ebene sind dann eher 10+ Jahre Berufserfahrung (dann meistens ein paar Jahre GK + paar Jahre Inhouse). Daher wären die vom Threadersteller genannten 2 Jahre Berufserfahrung bei uns jetzt noch nicht hilfreich. 

Die Berufserfahrung ist natürlich nicht zwingend Großkanzlei, aber in meinem Kollegenkreis kommen schon 90-95% der Leute auf den normalen Einsteigerstellen direkt aus der Großkanzlei, nur ein kleiner Teil hat direkt nach dem 2. Examen woanders eine Inhouse-Laufbahn gestartet. Dazu muss man aber sagen: Es gibt natürlich generalistischere Jobprofile (z.B. Commercial - viele Vertragsthemen und allgemeines Zivilrecht) und spezialisiertere Profile (z.B. IP/IT-Themen). Bei den spezialisierteren Profilen sind es fast nur Großkanzlei-Wechsler, weil man die Erfahrung sonst vermutlich nur in einer spezialisierten Boutique sammeln könnte. 

Man darf aber glaube ich auch einfach nicht dem Irrglauben unterliegen, dass Karriere perfekt planbar ist. Ich hätte z.B. meinen jetzigen Arbeitgeber nie in Erwägung gezogen, wenn ich nicht in einem Secondment dahin abgeordnet gewesen wäre und dann gemerkt hätte, dass es dort im Inhouse-Team super cool ist. 
Und es hängt auch nicht alles von fachlichen Gesichtspunkten ab: Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich im Unternehmen vom Egal - oder dem genannten MDAX-Konzern, der ,,Arbeitszeitverstöße" gleich dem Vorstand (!) meldet - totunglücklich wäre und ständig anecken würde. Ohne Egal näher zu kennen, meine ich, dass sie gleichermaßen in meinem Unternehmen nicht glücklich wäre, wenn sich das US-Management erst mal wenig für die Subsumtion unter das deutsche Arbeitsrecht interessiert und lieber ein konkretes risk assessment sehen will, wie viele Fälle behördlicher Bußgelder und/oder Ausschlüsse von Vergabeverfahren es in den letzten 10 Jahren gab, weil die armen hochbezahlten Inhouse-Juristen zu viel gearbeitet haben ;)
  
Also ich fand meine Großkanzlei-Jahre super, um mich und die Welt besser kennenzulernen und hätte direkt nach dem 2. Examen jetzt nicht treffsicher sagen können, welcher Typus Unternehmen und welche Branche für mich am besten passt. Weil ich recht spezialisiert/fachlich arbeite, finde ich es auch nützlich, dass ich es so lange in der GK ,,ausgehalten" habe, bei einem deutlich früheren Wechsel hätte ich einfach noch zu wenig gesehen. Aber es wäre grob unsinnig, zu behaupten, dass das für alle und immer der perfekte Weg ist :)
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Egal
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#19
02.05.2023, 22:54
(02.05.2023, 13:41)panta schrieb:  Man muss aber auch dazu sagen, dass ,,Inhouse" einfach eine riesige und vielfältige Welt ist und sich die Jobprofile für Inhouse-Juristen viel stärker unterscheiden, als zwischen Associates bei Großkanzlei1 und Großkanzlei2. Deswegen finde ich Aussagen nach dem Motto "Wer so unterwegs ist, eignet sich pauschal nicht für Inhouse" eher zu pauschal.

Ich bin nach ca. 6 Jahren bei einer amerikanischen Großkanzlei in die Rechtsabteilung eines großen amerikanischen Konzerns gewechselt, die eine mittlere zweistellige Anzahl an Volljuristen allein in Deutschland hat. Bei uns ist es eigentlich so, dass sich die Ausschreibungen für ,,normale Inhousejobs" eigentlich immer an Volljuristen mit 5-7 Jahren Berufserfahrung richten, die selten extern ausgeschriebenen Jobs auf der Manager-Ebene sind dann eher 10+ Jahre Berufserfahrung (dann meistens ein paar Jahre GK + paar Jahre Inhouse). Daher wären die vom Threadersteller genannten 2 Jahre Berufserfahrung bei uns jetzt noch nicht hilfreich. 

Die Berufserfahrung ist natürlich nicht zwingend Großkanzlei, aber in meinem Kollegenkreis kommen schon 90-95% der Leute auf den normalen Einsteigerstellen direkt aus der Großkanzlei, nur ein kleiner Teil hat direkt nach dem 2. Examen woanders eine Inhouse-Laufbahn gestartet. Dazu muss man aber sagen: Es gibt natürlich generalistischere Jobprofile (z.B. Commercial - viele Vertragsthemen und allgemeines Zivilrecht) und spezialisiertere Profile (z.B. IP/IT-Themen). Bei den spezialisierteren Profilen sind es fast nur Großkanzlei-Wechsler, weil man die Erfahrung sonst vermutlich nur in einer spezialisierten Boutique sammeln könnte. 

Man darf aber glaube ich auch einfach nicht dem Irrglauben unterliegen, dass Karriere perfekt planbar ist. Ich hätte z.B. meinen jetzigen Arbeitgeber nie in Erwägung gezogen, wenn ich nicht in einem Secondment dahin abgeordnet gewesen wäre und dann gemerkt hätte, dass es dort im Inhouse-Team super cool ist. 
Und es hängt auch nicht alles von fachlichen Gesichtspunkten ab: Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich im Unternehmen vom Egal - oder dem genannten MDAX-Konzern, der ,,Arbeitszeitverstöße" gleich dem Vorstand (!) meldet - totunglücklich wäre und ständig anecken würde. Ohne Egal näher zu kennen, meine ich, dass sie gleichermaßen in meinem Unternehmen nicht glücklich wäre, wenn sich das US-Management erst mal wenig für die Subsumtion unter das deutsche Arbeitsrecht interessiert und lieber ein konkretes risk assessment sehen will, wie viele Fälle behördlicher Bußgelder und/oder Ausschlüsse von Vergabeverfahren es in den letzten 10 Jahren gab, weil die armen hochbezahlten Inhouse-Juristen zu viel gearbeitet haben ;)
  
Also ich fand meine Großkanzlei-Jahre super, um mich und die Welt besser kennenzulernen und hätte direkt nach dem 2. Examen jetzt nicht treffsicher sagen können, welcher Typus Unternehmen und welche Branche für mich am besten passt. Weil ich recht spezialisiert/fachlich arbeite, finde ich es auch nützlich, dass ich es so lange in der GK ,,ausgehalten" habe, bei einem deutlich früheren Wechsel hätte ich einfach noch zu wenig gesehen. Aber es wäre grob unsinnig, zu behaupten, dass das für alle und immer der perfekte Weg ist :)

Das ist eben der Unterschied vom deutschen zum amerikanischen Arbeitsrecht. Wie schrieb in einem anderen Thread jemand über seine amerikanischen Mandanten? Freitag Nachmittag kommen die Anweisungen, die Arbeit bis Montag erledigt zu haben, damit die Amis, die gemütlich ins Wochenende gehen, am Montag dort aufsetzen können. Jeder kann entscheiden, was er lieber mag. Ich persönlich freunde mich lieber mit dem an der ein oder anderen Stelle zu strengem deutschen Arbeitsrecht an, als den Laufburschen zu spielen, den man vor sich hertreiben kann. Also ja, du hast Recht. Ein Unternehmen, dem es darum geht, die deutschen Gesetze zu ignorieren, wäre für mich kein Arbeitgeber der 1. Wahl :-)

Warum in den großen Unternehmen viele ehemalige GK-Anwälte anzutreffen sind, wird nach meiner Vermutung daran liegen, dass die Unternehmen begehrt sind. Dass viele Anwälte nach mehreren Jahren in der Kanzlei den Sprung ins Unternehmen wagen, ist bekannt.
Je bekannter und größer das Unternehmen, umso größer vermutlich der Bewerberandrang und umso größer die Auswahlmöglichkeit für das Unternehmen. Wenn man den GK-Anwalt mit Top-Noten zu einem realistischen Gehalt haben kann und er sich im Bewerbungsgespräch sympathisch präsentiert hat, hat er in den meisten Fällen bessere Karten als der Anwalt, dessen Noten nicht für die GK gereicht haben. Gleichwohl sind bei Weitem nicht alle Unternehmensjuristen Ex-GK-Anwälte. Die "normalen" In-house Jobs sind häufig tariflich oder im unteren AT-Bereich angesiedelt. Das ist ein Gehaltsunterschied von GK zu Unternehmen, den nicht jeder mitmachen möchte. Manager wird man idR nicht mit zwei Jahren Berufserfahrung als Anwalt. Darüber sind wir In-House-Juristen uns wohl überwiegend einig.

@TE: Gerne entschuldige ich mich für meine Unterstellung bei dir. Du solltest jedoch besser darauf achten, wem du auf die Füße trittst. Das gilt im beruflichen Umfeld wie im privaten. Deine Wortwahl war nicht sehr durchdacht und kam nicht gut an, wie du gemerkt hast.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.05.2023, 23:00 von Egal.)
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#20
04.05.2023, 17:00
Ich bin auch direkt nach dem 2. in ein mittelständisches Unternehmen gegangen und bin dort die einzige Juristin. Ich schließe mich dem Vorredner an, der es „überschätztes Selbstbewusstsein“ nannte und kann es nicht empfehlen. Auch die Lernkurve ist nicht gerade hoch, wenn man alles macht, wie man es für richtig hält.
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