• Suche
  • Deine Referendarswelt
    • Juristenkoffer.de - Kommentare mieten
    • RefNews - Das Blog zum Referendariat
    • Infoseiten zum Referendariat
    • Referendarbuchladen - Bücher für Rechtsreferendare
    • Stationsradar.de - Stationsangebote u. Nebenjobs
    • Protokolle-Assessorexamen.de - Protokolle für das 2. Examen
    • Referendarswelt - Die Stadt für Rechtsreferendare
    • Infoseiten: Richter / Staatsanwalt werden
Einloggen oder Registrieren » Hallo, Gast! Auch als Gast kannst Du Beiträge posten. Besser nutzbar ist das Forum aber, wenn Du Dich registrierst und einloggst.
Login
Benutzername/E-Mail:
Passwort: Passwort vergessen?
 
  1. Startseite
  2. Zur letzten Instanz - Das Forum für Rechtsreferendare
  3. Instanzen für Rechtsreferendare
  4. Berufseinstieg nach dem Referendariat
  5. Völlig Planlos nach dem 2. Examen
1 2 3 4 5 6 »
Antworten

 
Völlig Planlos nach dem 2. Examen
FRAMPL
Member
***
Beiträge: 63
Themen: 10
Registriert seit: Apr 2022
#1
08.02.2023, 11:09
Ich habe im November meine schriftlichen Prüfungen abgelegt und warte nun noch auf die Ergebnisse. Nach 10 langen Jahren, rückt der von mir teilweise gefürchtete Arbeitsbeginn nun plötzlich erschreckend nah.

Da mein Gefühl was die Klausuren angeht nicht wirklich gut ist, gehe ich stark davon aus, dass ich in den Verbesserungsversuch gehen werde. Dennoch werde ich dafür Geld brauchen und plane wohl 2-3x die Woche als WiMi zu arbeiten und die restlichen Tage zu lernen.

In jedem Fall werde ich bald vor der Entscheidung stehen einen juristischen Berufszweig zu wählen und bin ich wirklich komplett ahnungslos. Ich habe auch ehrlich gesagt wenig Ansätze wo ich anfange sollte.
Natürlich ist die Note im 2. Examen sehr entscheidend. Im ersten Examen hatte ich 10,66 Punkte im Staatsteil und ich hoffe einfach mal im 2. mit dem Verbesserungsversuch zumindest auf 7,5 zu kommen.

Einige hier haben sich frühzeitig spezialisiert und sind sehr karrierefokusiert, aber ich kenne auch einige denen es wie mir geht. Wie geht man also am Besten vor einen für sich geeigneten Beruf zu finden? Gibt es empfehlenswerte juristische Karriereberater? Oder einfach wild rumprobieren?

Zu mir und meinen Wünschen/Hoffnungen:

- ich bin ein sehr extrovertierter, ausgehfreudiger und sozialer Mensch -> Mir ist es dementsprechend wichtig mit offenen Menschen Kontakt auf der Arbeit zu haben

- Arbeitszeit: Ich will idealerweise nicht mehr als 60 Std/Woche arbeiten, eigentlich eher unter 50 Std. Kann mir aber auch vorstellen für die entsprechende Bezahlung bei einem Arbeitgeber mit entspannten Arbeitskollegen und einem für mich interessanten Bereich für 2-3 Jahre über 60 Std zu arbeiten.

- Bezahlung: Es kommt wie auch bei der Arbeitszeit auf das Gesamtpaket an. Insgesamt ist mir Work Life Balance wichtig, aber nach 10 harten Studienjahren würde ich ungern unter 70k im Jahr verdienen, sofern die Note im zweiten Examen auch einigermaßen stimmt.

- Rechtsgebiet: Ich bin ein großer Fan vom Strafrecht, habe dort auch als WiMi im White Collar bei einer Großkanzlei gearbeitet und den Schwerpunkt absolviert. Könnte mir vorstellen, dass mir der Job des Strafverteidigers sehr viel Spaß machen würde, aber das halte ich als Berufseinstieg für mich eher unvorteilhaft, weil die Bezahlung doch eher niedriger ist und ich auch wenig Erfahrung in der Arbeitswelt habe. Wäre für mich eine interessante Option, wenn mir die Arbeit in einer größeren Kanzlei zu trocken oder anstrengend wird. Generell hat mich juristisches Arbeiten und Argumentieren viel Freude im Studium bereitet. Ich mochte vor allem das Lernen mit lebensnahen Fällen.
Insbesondere hoch wirtschaftliche Gebiete wie das M&A sind für mich weniger spannend. Meine Interessen liegen im privaten Bereich beim Sport und Entertainment- und Veranstaltungsbereich. Ich weiß nicht, ob es hier irgendwelche interessante Rechtsgebiete gibt.

- Justiz/Kanzlei: Erschwert man sich irgendwie den Weg vom einen Bereich in den anderen, wenn man bei einem anfängt? Also ist es schwieriger Richter zu werden, wenn man bei einer Großkanzlei anfängt oder ist der Sprung vom Richter zur Großkanzlei schwieriger? Kann man problemlos mit entsprechenden Noten von einer mittelständischen Kanzlei zur Großkanzlei wechseln? Also gibt es generell irgendwelche Karrierewechsel, die problematisch sein könnten?

Habt ihr irgendwelche Empfehlungen wie ich am Besten den Berufsbeginn meistern könnte? Fallen euch irgendwelche Berufszweige, Kanzleien oder Rechtsgebiete ein, die meinen Wünschen entsprechen könnten? Sind meine Wünsche realistisch? Wie könnte ich die Lernphase bis zum Verbesserungsversuch sinnvoll nutzen?
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.02.2023, 11:14 von FRAMPL.)
Suchen
Zitieren
Syndikus_RA
Member
***
Beiträge: 57
Themen: 1
Registriert seit: Dec 2022
#2
08.02.2023, 11:36
Ich denke, es geht vielen wie Dir! Das klingt aber doch eigentlich nach Boutique! Gibt auch einige interessante Strafrechts-Boutiquen und ein wenig Vor-Erfahrung hast Du ja auch! Der Wechsel vom Staat in die GK ist eher unüblich, aber sicher nicht unmöglich! Die Frage ist jedoch, ob dir die Zeit beim Staat vollumfänglich als Berufserfahrung angerechnet werden kann, da die Tätigkeiten nicht wirklich vergleichbar sind. In Unternehmen gibt es auch gelegentlich Strafrechts-Stellen, diese sind aber rar gesät und setzen in der Regel Berufserfahrung voraus. Dann käme vielleicht noch Compliance in Betracht…
Suchen
Zitieren
FRAMPL
Member
***
Beiträge: 63
Themen: 10
Registriert seit: Apr 2022
#3
08.02.2023, 12:13
(08.02.2023, 11:36)Syndikus_RA schrieb:  Ich denke, es geht vielen wie Dir! Das klingt aber doch eigentlich nach Boutique! Gibt auch einige interessante Strafrechts-Boutiquen und ein wenig Vor-Erfahrung hast Du ja auch! Der Wechsel vom Staat in die GK ist eher unüblich, aber sicher nicht unmöglich! Die Frage ist jedoch, ob dir die Zeit beim Staat vollumfänglich als Berufserfahrung angerechnet werden kann, da die Tätigkeiten nicht wirklich vergleichbar sind. In Unternehmen gibt es auch gelegentlich Strafrechts-Stellen, diese sind aber rar gesät und setzen in der Regel Berufserfahrung voraus. Dann käme vielleicht noch Compliance in Betracht…


Strafrechts Boutique wäre in der Tat für mich interessant, aber wie sieht es da aus mit unter 8 Punkten im zweiten Examen? Kennst du oder jemand anderes sich mit Gehalt, Arbeitszeiten usw. aus?
Compliance finde ich eher uninteressant, wird für mich unberechtigterweise zu oft in einem Topf mit Strafrecht geworfen, auch wenn es sicherlich Parallelen gibt.

Ich habe mir auch schon häufiger überblickartig verschiedene Rechtsgebiete angeschaut. Ich könnte mir generell vorstellen, dass ich einige Anläufe brauche um das passende Gebiet für mich zu finden. Wie gesagt kann ich mich häufig mit hochwirtschaftlichen Themengebieten nicht so sehr identifizieren. Hatte auch mal an Familien/Erbrecht gedacht.

Wie stellt sich denn generell ein Rechtsgebietwechsel dar? Ist es überhaupt vertretbar oder erfolgreich möglich mehr als einmal das Rechtsgebiet zu wechseln?

Ich bin generell überhaupt kein Fan von der Großkanzlei, aber für mich erscheint es so als wäre es für einen Planlosen mit entsprechenden Noten der beste Einstieg, weil man von der Großkanzlei leichter woanders hinwechseln kann als umgekehrt.
Suchen
Zitieren
Ex-GK
Senior Member
****
Beiträge: 351
Themen: 0
Registriert seit: Oct 2022
#4
08.02.2023, 12:49
(08.02.2023, 12:13)FRAMPL schrieb:  
(08.02.2023, 11:36)Syndikus_RA schrieb:  Ich denke, es geht vielen wie Dir! Das klingt aber doch eigentlich nach Boutique! Gibt auch einige interessante Strafrechts-Boutiquen und ein wenig Vor-Erfahrung hast Du ja auch! Der Wechsel vom Staat in die GK ist eher unüblich, aber sicher nicht unmöglich! Die Frage ist jedoch, ob dir die Zeit beim Staat vollumfänglich als Berufserfahrung angerechnet werden kann, da die Tätigkeiten nicht wirklich vergleichbar sind. In Unternehmen gibt es auch gelegentlich Strafrechts-Stellen, diese sind aber rar gesät und setzen in der Regel Berufserfahrung voraus. Dann käme vielleicht noch Compliance in Betracht…


Strafrechts Boutique wäre in der Tat für mich interessant, aber wie sieht es da aus mit unter 8 Punkten im zweiten Examen? Kennst du oder jemand anderes sich mit Gehalt, Arbeitszeiten usw. aus?
Compliance finde ich eher uninteressant, wird für mich unberechtigterweise zu oft in einem Topf mit Strafrecht geworfen, auch wenn es sicherlich Parallelen gibt.

Ich habe mir auch schon häufiger überblickartig verschiedene Rechtsgebiete angeschaut. Ich könnte mir generell vorstellen, dass ich einige Anläufe brauche um das passende Gebiet für mich zu finden. Wie gesagt kann ich mich häufig mit hochwirtschaftlichen Themengebieten nicht so sehr identifizieren. Hatte auch mal an Familien/Erbrecht gedacht.

Wie stellt sich denn generell ein Rechtsgebietwechsel dar? Ist es überhaupt vertretbar oder erfolgreich möglich mehr als einmal das Rechtsgebiet zu wechseln?

Ich bin generell überhaupt kein Fan von der Großkanzlei, aber für mich erscheint es so als wäre es für einen Planlosen mit entsprechenden Noten der beste Einstieg, weil man von der Großkanzlei leichter woanders hinwechseln kann als umgekehrt.

Was verstehst Du denn unter hochwirtschaftlichen Themen? Bei Deinem Beispiel M&A gibt es sicherlich wirtschaftliche Themen, die man beachten muss, aber das ist schon juristische Arbeit - der Anwalt muss eine Bilanz lesen und verstehen können, aber sicherlich nicht am Berufsanfang und man wächst rein. Ansonsten ist doch z.B. ein Unternehmenskaufvertrag juristisch sehr komplex - die Prinzipale sind diejenigen, die kommerzielle Themen besprechen, da sind die Anwälte oft gar nicht dabei. Sobald Du auch nur ansatzweise mit Unternehmen als Mandaten arbeitest, wirst Du immer wirtschaftliche Themen irgendwie berücksichtigen müssen. Vielleicht solltest Du Dir überlegen, worin Du Deine Rolle als Jurist siehst - unabhängig vom Rechtsgebiet. Die Anforderungen an Dich als Juristen sind auch je nach Arbeitgeber unterschiedlich. 

Man kann schon das Rechtsgebiet ändern, wie gut das ist, kann man pauschal nicht sagen. Ich kennen einen sehr erfolgreichen Anwalt, der hat erst Kapitalmarktrecht in Großbanken gemacht und ist jetzt selbstständiger Fachanwalt für Strafrecht. Auf der anderen Seite muss man aber auch immer im Hinterkopf behalten, dass man sich bei jedem Rechtsgebietswechsel auch intensiv einarbeiten muss - viel Spaß! 

Und nein - auch in Großkanzleien mag man keine planlosen/unmotivierten Kollegen. Man merkt sofort, wenn jemand lediglich wegen des Geldes da ist, aber null Interesse am Rechtsgebiet hat. Du wirst auch selbst keinen Spaß bei der Arbeit haben. Auch irgendwohin wechseln geht - je nach Rechtsgebiet - nicht ohne Weiteres.

Am Rande bemerkt: wenn Du wirklich Strafrecht machen willst (heißt das bei Dir Strafverteidigung oder was anderes?), dann mach es. Wegen des Gehalts zum Berufseinstieg würde ich mir nicht primär Gedanken machen. Auch wenn Du jetzt Berufserfahrung in einem anderen Bereich sammelst, wenn Du zB Strafverteidiger werden möchtest, stehst Du auch wieder bei 0, sprich - Du wirst auch bei einem Wechsel in 10 Jahren keine großen Sprünge im Vergleich zu jetzt machen, weil Du in dem Gebiet eben auch mit 50 noch Berufsanfänger sein kannst. 

Löst Euch von dem Gedanken, dass Euch ein bestimmtest Gehalt wegen Noten/Studiendauer zusteht. Man wird für seine Tätigkeit bezahlt und nicht für seine Ausbildung. Klar, es ist nice to have, aber denkt mal mehr langfristig. Im Strafrecht verdient man ja am Anfang nicth exorbitant viel, weil man einfach null Erfahrung hat und man in den ersten Jahren einen Fall nach dem anderen bearbeitet um eben Erfahrung zu sammeln - dann kannst Du auch höhere Stundensätze verdienen. Du kannst aber auch direkt mit hohen Stundensätzen anfangen, aber warum sollte irgendwer das bezahlen? Du würdest ja auch lieber den gleich teuren erfahrenen Anwalt nehmen als den Frischling.
Suchen
Zitieren
FRAMPL
Member
***
Beiträge: 63
Themen: 10
Registriert seit: Apr 2022
#5
08.02.2023, 14:30
(08.02.2023, 12:49)Ex-GK schrieb:  
(08.02.2023, 12:13)FRAMPL schrieb:  
(08.02.2023, 11:36)Syndikus_RA schrieb:  Ich denke, es geht vielen wie Dir! Das klingt aber doch eigentlich nach Boutique! Gibt auch einige interessante Strafrechts-Boutiquen und ein wenig Vor-Erfahrung hast Du ja auch! Der Wechsel vom Staat in die GK ist eher unüblich, aber sicher nicht unmöglich! Die Frage ist jedoch, ob dir die Zeit beim Staat vollumfänglich als Berufserfahrung angerechnet werden kann, da die Tätigkeiten nicht wirklich vergleichbar sind. In Unternehmen gibt es auch gelegentlich Strafrechts-Stellen, diese sind aber rar gesät und setzen in der Regel Berufserfahrung voraus. Dann käme vielleicht noch Compliance in Betracht…


Strafrechts Boutique wäre in der Tat für mich interessant, aber wie sieht es da aus mit unter 8 Punkten im zweiten Examen? Kennst du oder jemand anderes sich mit Gehalt, Arbeitszeiten usw. aus?
Compliance finde ich eher uninteressant, wird für mich unberechtigterweise zu oft in einem Topf mit Strafrecht geworfen, auch wenn es sicherlich Parallelen gibt.

Ich habe mir auch schon häufiger überblickartig verschiedene Rechtsgebiete angeschaut. Ich könnte mir generell vorstellen, dass ich einige Anläufe brauche um das passende Gebiet für mich zu finden. Wie gesagt kann ich mich häufig mit hochwirtschaftlichen Themengebieten nicht so sehr identifizieren. Hatte auch mal an Familien/Erbrecht gedacht.

Wie stellt sich denn generell ein Rechtsgebietwechsel dar? Ist es überhaupt vertretbar oder erfolgreich möglich mehr als einmal das Rechtsgebiet zu wechseln?

Ich bin generell überhaupt kein Fan von der Großkanzlei, aber für mich erscheint es so als wäre es für einen Planlosen mit entsprechenden Noten der beste Einstieg, weil man von der Großkanzlei leichter woanders hinwechseln kann als umgekehrt.

Was verstehst Du denn unter hochwirtschaftlichen Themen? Bei Deinem Beispiel M&A gibt es sicherlich wirtschaftliche Themen, die man beachten muss, aber das ist schon juristische Arbeit - der Anwalt muss eine Bilanz lesen und verstehen können, aber sicherlich nicht am Berufsanfang und man wächst rein. Ansonsten ist doch z.B. ein Unternehmenskaufvertrag juristisch sehr komplex - die Prinzipale sind diejenigen, die kommerzielle Themen besprechen, da sind die Anwälte oft gar nicht dabei. Sobald Du auch nur ansatzweise mit Unternehmen als Mandaten arbeitest, wirst Du immer wirtschaftliche Themen irgendwie berücksichtigen müssen. Vielleicht solltest Du Dir überlegen, worin Du Deine Rolle als Jurist siehst - unabhängig vom Rechtsgebiet. Die Anforderungen an Dich als Juristen sind auch je nach Arbeitgeber unterschiedlich. 

Man kann schon das Rechtsgebiet ändern, wie gut das ist, kann man pauschal nicht sagen. Ich kennen einen sehr erfolgreichen Anwalt, der hat erst Kapitalmarktrecht in Großbanken gemacht und ist jetzt selbstständiger Fachanwalt für Strafrecht. Auf der anderen Seite muss man aber auch immer im Hinterkopf behalten, dass man sich bei jedem Rechtsgebietswechsel auch intensiv einarbeiten muss - viel Spaß! 

Und nein - auch in Großkanzleien mag man keine planlosen/unmotivierten Kollegen. Man merkt sofort, wenn jemand lediglich wegen des Geldes da ist, aber null Interesse am Rechtsgebiet hat. Du wirst auch selbst keinen Spaß bei der Arbeit haben. Auch irgendwohin wechseln geht - je nach Rechtsgebiet - nicht ohne Weiteres.

Am Rande bemerkt: wenn Du wirklich Strafrecht machen willst (heißt das bei Dir Strafverteidigung oder was anderes?), dann mach es. Wegen des Gehalts zum Berufseinstieg würde ich mir nicht primär Gedanken machen. Auch wenn Du jetzt Berufserfahrung in einem anderen Bereich sammelst, wenn Du zB Strafverteidiger werden möchtest, stehst Du auch wieder bei 0, sprich - Du wirst auch bei einem Wechsel in 10 Jahren keine großen Sprünge im Vergleich zu jetzt machen, weil Du in dem Gebiet eben auch mit 50 noch Berufsanfänger sein kannst. 

Löst Euch von dem Gedanken, dass Euch ein bestimmtest Gehalt wegen Noten/Studiendauer zusteht. Man wird für seine Tätigkeit bezahlt und nicht für seine Ausbildung. Klar, es ist nice to have, aber denkt mal mehr langfristig. Im Strafrecht verdient man ja am Anfang nicth exorbitant viel, weil man einfach null Erfahrung hat und man in den ersten Jahren einen Fall nach dem anderen bearbeitet um eben Erfahrung zu sammeln - dann kannst Du auch höhere Stundensätze verdienen. Du kannst aber auch direkt mit hohen Stundensätzen anfangen, aber warum sollte irgendwer das bezahlen? Du würdest ja auch lieber den gleich teuren erfahrenen Anwalt nehmen als den Frischling.

Danke für den Input. Ich glaube meine Planlosigkeit hat auch schlicht und ergreifend damit zu tun, dass ich mich einfach sehr auf mein Studium konzentriert habe und die Praxis sich natürlich stark davon unterscheidet. Ich habe zwar bei zwei verschiedenen Großkanzleien als WiMi gearbeitet im Arbeitsrecht und im Wirtschaftsstrafrecht, aber als WiMi nach dem 1. Examen habe ich auch nicht immer den präzisten Eindruck von der Arbeit eines Anwalts erhalten. Irgendwie hat man doch sehr queerbeet irgendwelche Rechercheaufgaben oder andere vorbereitende Aufgaben zugewiesen bekommen. In der Anwaltsstation habe ich getaucht. Gericht und Staatsanwaltschaft hat mir Spaß gemacht, lediglich die Verwaltung kann ich 100% ausschließen.

Der Begriff "hochwirtschaftliche" Themen ist wahrscheinlich auch etwas schwammig und laienhaft formuliert. Ich meinte damit, dass mir die lebensnahen, einfachen Sachverhalte aus dem 1. Examen im Studium einfach sehr gefallen haben und ich Freude am Gutachten, Meinungsstreits und Argumentieren hatte. Wenn ich an "hochwirtschaftlich" denke, fallen mir eben Rechtsgebiete wie M&A, Kapitalmarktrecht, Bank-und Finanzenrecht oder Kartellrecht ein. Gebiete mit denen man im Examen doch eher weniger in Berührungs tritt. Mit Rechtsgebieten wie Arbeitsrecht, Familien- und Erbrecht, IP Law oder eben Strafrecht kann ich mich mit meinen Lebenserfahrungen einfach besser identifizieren. Ich hoffe es wird klar, worauf ich hinaus will.

Mich hat der Beruf des Strafverteidigers durchaus gereizt, da ich schon immer ein Fan des Strafrechts war. Mir ist schon klar, dass als neuer Strafverteidiger die Noten für die Bezahlung erstmal nicht wichtig sind. Das ist auch absolut richtig so und das verlange ich auch nicht. Aber mit zweistellig im Ersten und hoffentlich 7,5/8+ im Zweiten kann man halt durchaus sechstellig verdienen. Da wäre es mir natürlich nach all den Jahren Studium schon lieber ein Rechtsgebiet zu finden das mich ähnlich begeistert wie Strafrecht, wo ich zumindest etwas mehr verdienen könnte. 50k (?) im Jahr Einstiegsgehalt als Strafverteidiger ist halt ein Unterschied zu 100k.

Wenn ich in 5-10 Jahren Strafverteidiger werden will, ist mir schon klar, dass ich dann auch mit entsprechenden niedrigen Gehalt einsteige. Aber in ein paar Jahren GK kann man ja zumindest ein bisschen was ansparen.

Sollte jetzt auch nicht so klingen als wolle ich meine Zeit bei der GK nur absitzen, das funktioniert sicherlich ohnehin nicht. Aber bei meiner Planlosigkeit muss ich ohnehin noch herausfinden, was mir liegt und mir könnte die Arbeit in der Großkanzlei unerwartet besser gefallen. Oder fällt euch/dir ein Bereich in einer mittelständigen oder GK ein, der nach meinen Schilderungen interessant sein könnte?
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.02.2023, 14:35 von FRAMPL.)
Suchen
Zitieren
Ex-GK
Senior Member
****
Beiträge: 351
Themen: 0
Registriert seit: Oct 2022
#6
08.02.2023, 15:31
(08.02.2023, 14:30)FRAMPL schrieb:  
(08.02.2023, 12:49)Ex-GK schrieb:  
(08.02.2023, 12:13)FRAMPL schrieb:  
(08.02.2023, 11:36)Syndikus_RA schrieb:  Ich denke, es geht vielen wie Dir! Das klingt aber doch eigentlich nach Boutique! Gibt auch einige interessante Strafrechts-Boutiquen und ein wenig Vor-Erfahrung hast Du ja auch! Der Wechsel vom Staat in die GK ist eher unüblich, aber sicher nicht unmöglich! Die Frage ist jedoch, ob dir die Zeit beim Staat vollumfänglich als Berufserfahrung angerechnet werden kann, da die Tätigkeiten nicht wirklich vergleichbar sind. In Unternehmen gibt es auch gelegentlich Strafrechts-Stellen, diese sind aber rar gesät und setzen in der Regel Berufserfahrung voraus. Dann käme vielleicht noch Compliance in Betracht…


Strafrechts Boutique wäre in der Tat für mich interessant, aber wie sieht es da aus mit unter 8 Punkten im zweiten Examen? Kennst du oder jemand anderes sich mit Gehalt, Arbeitszeiten usw. aus?
Compliance finde ich eher uninteressant, wird für mich unberechtigterweise zu oft in einem Topf mit Strafrecht geworfen, auch wenn es sicherlich Parallelen gibt.

Ich habe mir auch schon häufiger überblickartig verschiedene Rechtsgebiete angeschaut. Ich könnte mir generell vorstellen, dass ich einige Anläufe brauche um das passende Gebiet für mich zu finden. Wie gesagt kann ich mich häufig mit hochwirtschaftlichen Themengebieten nicht so sehr identifizieren. Hatte auch mal an Familien/Erbrecht gedacht.

Wie stellt sich denn generell ein Rechtsgebietwechsel dar? Ist es überhaupt vertretbar oder erfolgreich möglich mehr als einmal das Rechtsgebiet zu wechseln?

Ich bin generell überhaupt kein Fan von der Großkanzlei, aber für mich erscheint es so als wäre es für einen Planlosen mit entsprechenden Noten der beste Einstieg, weil man von der Großkanzlei leichter woanders hinwechseln kann als umgekehrt.

Was verstehst Du denn unter hochwirtschaftlichen Themen? Bei Deinem Beispiel M&A gibt es sicherlich wirtschaftliche Themen, die man beachten muss, aber das ist schon juristische Arbeit - der Anwalt muss eine Bilanz lesen und verstehen können, aber sicherlich nicht am Berufsanfang und man wächst rein. Ansonsten ist doch z.B. ein Unternehmenskaufvertrag juristisch sehr komplex - die Prinzipale sind diejenigen, die kommerzielle Themen besprechen, da sind die Anwälte oft gar nicht dabei. Sobald Du auch nur ansatzweise mit Unternehmen als Mandaten arbeitest, wirst Du immer wirtschaftliche Themen irgendwie berücksichtigen müssen. Vielleicht solltest Du Dir überlegen, worin Du Deine Rolle als Jurist siehst - unabhängig vom Rechtsgebiet. Die Anforderungen an Dich als Juristen sind auch je nach Arbeitgeber unterschiedlich. 

Man kann schon das Rechtsgebiet ändern, wie gut das ist, kann man pauschal nicht sagen. Ich kennen einen sehr erfolgreichen Anwalt, der hat erst Kapitalmarktrecht in Großbanken gemacht und ist jetzt selbstständiger Fachanwalt für Strafrecht. Auf der anderen Seite muss man aber auch immer im Hinterkopf behalten, dass man sich bei jedem Rechtsgebietswechsel auch intensiv einarbeiten muss - viel Spaß! 

Und nein - auch in Großkanzleien mag man keine planlosen/unmotivierten Kollegen. Man merkt sofort, wenn jemand lediglich wegen des Geldes da ist, aber null Interesse am Rechtsgebiet hat. Du wirst auch selbst keinen Spaß bei der Arbeit haben. Auch irgendwohin wechseln geht - je nach Rechtsgebiet - nicht ohne Weiteres.

Am Rande bemerkt: wenn Du wirklich Strafrecht machen willst (heißt das bei Dir Strafverteidigung oder was anderes?), dann mach es. Wegen des Gehalts zum Berufseinstieg würde ich mir nicht primär Gedanken machen. Auch wenn Du jetzt Berufserfahrung in einem anderen Bereich sammelst, wenn Du zB Strafverteidiger werden möchtest, stehst Du auch wieder bei 0, sprich - Du wirst auch bei einem Wechsel in 10 Jahren keine großen Sprünge im Vergleich zu jetzt machen, weil Du in dem Gebiet eben auch mit 50 noch Berufsanfänger sein kannst. 

Löst Euch von dem Gedanken, dass Euch ein bestimmtest Gehalt wegen Noten/Studiendauer zusteht. Man wird für seine Tätigkeit bezahlt und nicht für seine Ausbildung. Klar, es ist nice to have, aber denkt mal mehr langfristig. Im Strafrecht verdient man ja am Anfang nicth exorbitant viel, weil man einfach null Erfahrung hat und man in den ersten Jahren einen Fall nach dem anderen bearbeitet um eben Erfahrung zu sammeln - dann kannst Du auch höhere Stundensätze verdienen. Du kannst aber auch direkt mit hohen Stundensätzen anfangen, aber warum sollte irgendwer das bezahlen? Du würdest ja auch lieber den gleich teuren erfahrenen Anwalt nehmen als den Frischling.

Danke für den Input. Ich glaube meine Planlosigkeit hat auch schlicht und ergreifend damit zu tun, dass ich mich einfach sehr auf mein Studium konzentriert habe und die Praxis sich natürlich stark davon unterscheidet. Ich habe zwar bei zwei verschiedenen Großkanzleien als WiMi gearbeitet im Arbeitsrecht und im Wirtschaftsstrafrecht, aber als WiMi nach dem 1. Examen habe ich auch nicht immer den präzisten Eindruck von der Arbeit eines Anwalts erhalten. Irgendwie hat man doch sehr queerbeet irgendwelche Rechercheaufgaben oder andere vorbereitende Aufgaben zugewiesen bekommen. In der Anwaltsstation habe ich getaucht. Gericht und Staatsanwaltschaft hat mir Spaß gemacht, lediglich die Verwaltung kann ich 100% ausschließen.

Der Begriff "hochwirtschaftliche" Themen ist wahrscheinlich auch etwas schwammig und laienhaft formuliert. Ich meinte damit, dass mir die lebensnahen, einfachen Sachverhalte aus dem 1. Examen im Studium einfach sehr gefallen haben und ich Freude am Gutachten, Meinungsstreits und Argumentieren hatte. Wenn ich an "hochwirtschaftlich" denke, fallen mir eben Rechtsgebiete wie M&A, Kapitalmarktrecht, Bank-und Finanzenrecht oder Kartellrecht ein. Gebiete mit denen man im Examen doch eher weniger in Berührungs tritt. Mit Rechtsgebieten wie Arbeitsrecht, Familien- und Erbrecht, IP Law oder eben Strafrecht kann ich mich mit meinen Lebenserfahrungen einfach besser identifizieren. Ich hoffe es wird klar, worauf ich hinaus will.

Mich hat der Beruf des Strafverteidigers durchaus gereizt, da ich schon immer ein Fan des Strafrechts war. Mir ist schon klar, dass als neuer Strafverteidiger die Noten für die Bezahlung erstmal nicht wichtig sind. Das ist auch absolut richtig so und das verlange ich auch nicht. Aber mit zweistellig im Ersten und hoffentlich 7,5/8+ im Zweiten kann man halt durchaus sechstellig verdienen. Da wäre es mir natürlich nach all den Jahren Studium schon lieber ein Rechtsgebiet zu finden das mich ähnlich begeistert wie Strafrecht, wo ich zumindest etwas mehr verdienen könnte. 50k (?) im Jahr Einstiegsgehalt als Strafverteidiger ist halt ein Unterschied zu 100k.

Wenn ich in 5-10 Jahren Strafverteidiger werden will, ist mir schon klar, dass ich dann auch mit entsprechenden niedrigen Gehalt einsteige. Aber in ein paar Jahren GK kann man ja zumindest ein bisschen was ansparen.

Sollte jetzt auch nicht so klingen als wolle ich meine Zeit bei der GK nur absitzen, das funktioniert sicherlich ohnehin nicht. Aber bei meiner Planlosigkeit muss ich ohnehin noch herausfinden, was mir liegt und mir könnte die Arbeit in der Großkanzlei unerwartet besser gefallen. Oder fällt euch/dir ein Bereich in einer mittelständigen oder GK ein, der nach meinen Schilderungen interessant sein könnte?

Naja - Du hast selber gar keine speziellen Interessen was das Rechtsgebiet betrifft (außer Strafrecht und gutachtenmäßige doch recht simple Sachverhalte, die auch noch schön aufbereitet sind) oder Präferenzen was die Art und Weise der Arbeit angeht. Du weißt nur, dass Du eine für Deine Studienzeit "angemessene" Vergütung über 70k möchtest - damit fallen kleine Kanzleien und auch einige Boutiquen grundsätzlich schonmal weg, Justiz weit überwiegend und einige Unternehmen auch (dafür braucht man aber durchaus auch wirtschaftliches Verständnis und das ist Dir zu hochtrabend). Bleibt der ganze Rest. Warum hast Du denn eigentlich Jura studiert? 


Ich verstehe tatsächlich nicht ganz, was Du meinst, wenn Du sagst dass Du Dich mit ein paar Bereichen mehr "identifizieren" kannst, wenn Du gleichzeitig Dir gar nicht darüber im Klaren bist, was die "unliebsamen" Bereiche eigentlich machen. Natürlich hat man im Studium damit nichts zu tun und wenn Dich das nicht interessiert, solltest Du auch nicht dazu gezwungen werden. Schade, dass Du das Ref nicht genutzt hast, in auch mal völlig abwegige Bereiche zu schauen - so bin ich zum M&A gekommen. Das war niemals auch nur ansatzweise ein Ziel von mir, GK schon mal gar nicht, aber es hat mich sofort abgeholt und hat viel Spaß gemacht. Du kannst ja auch erstmal als WiMi arbeiten und so ggf. auch in andere Rechtsbereiche "schnuppern", bevor Du Dich festlegst - aber das löst wiederum Deine Gehaltsanforderungen nicht. Manchmal lohnt es sich, für seinen Traum (in Deinem Fall Strafrechtler) ein paar Jahre die Zähne zusammenzubeißen und etwas bescheidener zu leben, langfristig hast Du mehr davon (auch mehr Zeit Dich zu etablieren), als jetzt irgendeinen Quatsch zu machen, der Dich eh nicht interessiert um zu sparen und dann mit 40 den Neuanfang zu starten. Dann hast Du vielleicht eine Familie etc und andere Prioritäten und Deine Zeit ist vorbei. Unterschätze bitte nicht, wie scheiße es einem gehen kann, wenn man täglich etwas tun muss, das man nicht mag - da hält man eh nicht lange durch.
Suchen
Zitieren
FRAMPL
Member
***
Beiträge: 63
Themen: 10
Registriert seit: Apr 2022
#7
09.02.2023, 00:15
(08.02.2023, 15:31)Ex-GK schrieb:  
(08.02.2023, 14:30)FRAMPL schrieb:  
(08.02.2023, 12:49)Ex-GK schrieb:  
(08.02.2023, 12:13)FRAMPL schrieb:  
(08.02.2023, 11:36)Syndikus_RA schrieb:  Ich denke, es geht vielen wie Dir! Das klingt aber doch eigentlich nach Boutique! Gibt auch einige interessante Strafrechts-Boutiquen und ein wenig Vor-Erfahrung hast Du ja auch! Der Wechsel vom Staat in die GK ist eher unüblich, aber sicher nicht unmöglich! Die Frage ist jedoch, ob dir die Zeit beim Staat vollumfänglich als Berufserfahrung angerechnet werden kann, da die Tätigkeiten nicht wirklich vergleichbar sind. In Unternehmen gibt es auch gelegentlich Strafrechts-Stellen, diese sind aber rar gesät und setzen in der Regel Berufserfahrung voraus. Dann käme vielleicht noch Compliance in Betracht…


Strafrechts Boutique wäre in der Tat für mich interessant, aber wie sieht es da aus mit unter 8 Punkten im zweiten Examen? Kennst du oder jemand anderes sich mit Gehalt, Arbeitszeiten usw. aus?
Compliance finde ich eher uninteressant, wird für mich unberechtigterweise zu oft in einem Topf mit Strafrecht geworfen, auch wenn es sicherlich Parallelen gibt.

Ich habe mir auch schon häufiger überblickartig verschiedene Rechtsgebiete angeschaut. Ich könnte mir generell vorstellen, dass ich einige Anläufe brauche um das passende Gebiet für mich zu finden. Wie gesagt kann ich mich häufig mit hochwirtschaftlichen Themengebieten nicht so sehr identifizieren. Hatte auch mal an Familien/Erbrecht gedacht.

Wie stellt sich denn generell ein Rechtsgebietwechsel dar? Ist es überhaupt vertretbar oder erfolgreich möglich mehr als einmal das Rechtsgebiet zu wechseln?

Ich bin generell überhaupt kein Fan von der Großkanzlei, aber für mich erscheint es so als wäre es für einen Planlosen mit entsprechenden Noten der beste Einstieg, weil man von der Großkanzlei leichter woanders hinwechseln kann als umgekehrt.

Was verstehst Du denn unter hochwirtschaftlichen Themen? Bei Deinem Beispiel M&A gibt es sicherlich wirtschaftliche Themen, die man beachten muss, aber das ist schon juristische Arbeit - der Anwalt muss eine Bilanz lesen und verstehen können, aber sicherlich nicht am Berufsanfang und man wächst rein. Ansonsten ist doch z.B. ein Unternehmenskaufvertrag juristisch sehr komplex - die Prinzipale sind diejenigen, die kommerzielle Themen besprechen, da sind die Anwälte oft gar nicht dabei. Sobald Du auch nur ansatzweise mit Unternehmen als Mandaten arbeitest, wirst Du immer wirtschaftliche Themen irgendwie berücksichtigen müssen. Vielleicht solltest Du Dir überlegen, worin Du Deine Rolle als Jurist siehst - unabhängig vom Rechtsgebiet. Die Anforderungen an Dich als Juristen sind auch je nach Arbeitgeber unterschiedlich. 

Man kann schon das Rechtsgebiet ändern, wie gut das ist, kann man pauschal nicht sagen. Ich kennen einen sehr erfolgreichen Anwalt, der hat erst Kapitalmarktrecht in Großbanken gemacht und ist jetzt selbstständiger Fachanwalt für Strafrecht. Auf der anderen Seite muss man aber auch immer im Hinterkopf behalten, dass man sich bei jedem Rechtsgebietswechsel auch intensiv einarbeiten muss - viel Spaß! 

Und nein - auch in Großkanzleien mag man keine planlosen/unmotivierten Kollegen. Man merkt sofort, wenn jemand lediglich wegen des Geldes da ist, aber null Interesse am Rechtsgebiet hat. Du wirst auch selbst keinen Spaß bei der Arbeit haben. Auch irgendwohin wechseln geht - je nach Rechtsgebiet - nicht ohne Weiteres.

Am Rande bemerkt: wenn Du wirklich Strafrecht machen willst (heißt das bei Dir Strafverteidigung oder was anderes?), dann mach es. Wegen des Gehalts zum Berufseinstieg würde ich mir nicht primär Gedanken machen. Auch wenn Du jetzt Berufserfahrung in einem anderen Bereich sammelst, wenn Du zB Strafverteidiger werden möchtest, stehst Du auch wieder bei 0, sprich - Du wirst auch bei einem Wechsel in 10 Jahren keine großen Sprünge im Vergleich zu jetzt machen, weil Du in dem Gebiet eben auch mit 50 noch Berufsanfänger sein kannst. 

Löst Euch von dem Gedanken, dass Euch ein bestimmtest Gehalt wegen Noten/Studiendauer zusteht. Man wird für seine Tätigkeit bezahlt und nicht für seine Ausbildung. Klar, es ist nice to have, aber denkt mal mehr langfristig. Im Strafrecht verdient man ja am Anfang nicth exorbitant viel, weil man einfach null Erfahrung hat und man in den ersten Jahren einen Fall nach dem anderen bearbeitet um eben Erfahrung zu sammeln - dann kannst Du auch höhere Stundensätze verdienen. Du kannst aber auch direkt mit hohen Stundensätzen anfangen, aber warum sollte irgendwer das bezahlen? Du würdest ja auch lieber den gleich teuren erfahrenen Anwalt nehmen als den Frischling.

Danke für den Input. Ich glaube meine Planlosigkeit hat auch schlicht und ergreifend damit zu tun, dass ich mich einfach sehr auf mein Studium konzentriert habe und die Praxis sich natürlich stark davon unterscheidet. Ich habe zwar bei zwei verschiedenen Großkanzleien als WiMi gearbeitet im Arbeitsrecht und im Wirtschaftsstrafrecht, aber als WiMi nach dem 1. Examen habe ich auch nicht immer den präzisten Eindruck von der Arbeit eines Anwalts erhalten. Irgendwie hat man doch sehr queerbeet irgendwelche Rechercheaufgaben oder andere vorbereitende Aufgaben zugewiesen bekommen. In der Anwaltsstation habe ich getaucht. Gericht und Staatsanwaltschaft hat mir Spaß gemacht, lediglich die Verwaltung kann ich 100% ausschließen.

Der Begriff "hochwirtschaftliche" Themen ist wahrscheinlich auch etwas schwammig und laienhaft formuliert. Ich meinte damit, dass mir die lebensnahen, einfachen Sachverhalte aus dem 1. Examen im Studium einfach sehr gefallen haben und ich Freude am Gutachten, Meinungsstreits und Argumentieren hatte. Wenn ich an "hochwirtschaftlich" denke, fallen mir eben Rechtsgebiete wie M&A, Kapitalmarktrecht, Bank-und Finanzenrecht oder Kartellrecht ein. Gebiete mit denen man im Examen doch eher weniger in Berührungs tritt. Mit Rechtsgebieten wie Arbeitsrecht, Familien- und Erbrecht, IP Law oder eben Strafrecht kann ich mich mit meinen Lebenserfahrungen einfach besser identifizieren. Ich hoffe es wird klar, worauf ich hinaus will.

Mich hat der Beruf des Strafverteidigers durchaus gereizt, da ich schon immer ein Fan des Strafrechts war. Mir ist schon klar, dass als neuer Strafverteidiger die Noten für die Bezahlung erstmal nicht wichtig sind. Das ist auch absolut richtig so und das verlange ich auch nicht. Aber mit zweistellig im Ersten und hoffentlich 7,5/8+ im Zweiten kann man halt durchaus sechstellig verdienen. Da wäre es mir natürlich nach all den Jahren Studium schon lieber ein Rechtsgebiet zu finden das mich ähnlich begeistert wie Strafrecht, wo ich zumindest etwas mehr verdienen könnte. 50k (?) im Jahr Einstiegsgehalt als Strafverteidiger ist halt ein Unterschied zu 100k.

Wenn ich in 5-10 Jahren Strafverteidiger werden will, ist mir schon klar, dass ich dann auch mit entsprechenden niedrigen Gehalt einsteige. Aber in ein paar Jahren GK kann man ja zumindest ein bisschen was ansparen.

Sollte jetzt auch nicht so klingen als wolle ich meine Zeit bei der GK nur absitzen, das funktioniert sicherlich ohnehin nicht. Aber bei meiner Planlosigkeit muss ich ohnehin noch herausfinden, was mir liegt und mir könnte die Arbeit in der Großkanzlei unerwartet besser gefallen. Oder fällt euch/dir ein Bereich in einer mittelständigen oder GK ein, der nach meinen Schilderungen interessant sein könnte?

Naja - Du hast selber gar keine speziellen Interessen was das Rechtsgebiet betrifft (außer Strafrecht und gutachtenmäßige doch recht simple Sachverhalte, die auch noch schön aufbereitet sind) oder Präferenzen was die Art und Weise der Arbeit angeht. Du weißt nur, dass Du eine für Deine Studienzeit "angemessene" Vergütung über 70k möchtest - damit fallen kleine Kanzleien und auch einige Boutiquen grundsätzlich schonmal weg, Justiz weit überwiegend und einige Unternehmen auch (dafür braucht man aber durchaus auch wirtschaftliches Verständnis und das ist Dir zu hochtrabend). Bleibt der ganze Rest. Warum hast Du denn eigentlich Jura studiert? 


Ich verstehe tatsächlich nicht ganz, was Du meinst, wenn Du sagst dass Du Dich mit ein paar Bereichen mehr "identifizieren" kannst, wenn Du gleichzeitig Dir gar nicht darüber im Klaren bist, was die "unliebsamen" Bereiche eigentlich machen. Natürlich hat man im Studium damit nichts zu tun und wenn Dich das nicht interessiert, solltest Du auch nicht dazu gezwungen werden. Schade, dass Du das Ref nicht genutzt hast, in auch mal völlig abwegige Bereiche zu schauen - so bin ich zum M&A gekommen. Das war niemals auch nur ansatzweise ein Ziel von mir, GK schon mal gar nicht, aber es hat mich sofort abgeholt und hat viel Spaß gemacht. Du kannst ja auch erstmal als WiMi arbeiten und so ggf. auch in andere Rechtsbereiche "schnuppern", bevor Du Dich festlegst - aber das löst wiederum Deine Gehaltsanforderungen nicht. Manchmal lohnt es sich, für seinen Traum (in Deinem Fall Strafrechtler) ein paar Jahre die Zähne zusammenzubeißen und etwas bescheidener zu leben, langfristig hast Du mehr davon (auch mehr Zeit Dich zu etablieren), als jetzt irgendeinen Quatsch zu machen, der Dich eh nicht interessiert um zu sparen und dann mit 40 den Neuanfang zu starten. Dann hast Du vielleicht eine Familie etc und andere Prioritäten und Deine Zeit ist vorbei. Unterschätze bitte nicht, wie scheiße es einem gehen kann, wenn man täglich etwas tun muss, das man nicht mag - da hält man eh nicht lange durch.


Die Anwaltsstation brauchte ich aus privaten Gründen dringend zum Lernen. Ich würde ja gerne in der Überbrückungszeit bis zum Verbesserungsversuch nochmals ein Rechtsgebiet als WiMi austesten. Mit der Identifikation meine ich einfach, dass ich das einfach besser nachvollziehen kann, wenn Frau Emma in die Kanzlei kommt, weil sie sich von ihrem Mann scheiden will, Herr xy wegen Betrug angeklagt wird oder sowas anstatt irgendwelche Unternehmenskaufverträge. Auch Bankenrecht verbinde ich mit eher unliebsamen §§ aus dem BGB.

Dass man seinen Träumen folgen sollte, stimmt aufjedenfall, aber soweit würde ich jetzt nicht gehen zu sagen, dass Strafverteidiger mein Traum ist. Sonst wäre ich wohl auch nicht planlos.
Suchen
Zitieren
Egal
Posting Freak
*****
Beiträge: 1.236
Themen: 1
Registriert seit: Feb 2022
#8
09.02.2023, 18:41
Die meisten kommen wohl eher durch Zufall zu ihrem Rechtsgebiet, genauso wie viele nicht wüssten, was sie studiert hätten, wenn sie nicht mit Jura angefangen hätten.
Einen Tod musst du sterben. Das große Geld machst du nicht mit einfachen Schuldrechtsfällen vom Nachbarn nebenan und mit wenig Arbeitsstunden.
Entweder fängst du also in der GK an und verdienst als Einsteiger sechsstellig oder du backst kleinere Brötchen, hast aber eine bessere Work-Life-Balance. 40-50 Stunden Jobs mit sechsstelligen Gehältern für Berufseinsteiger sind extrem selten. Ich kenne keinen, der mit diesem Gehalt eingestiegen ist und trotzdem so viel Freizeit hat.
Ich bezweifle auch, dass du nach 5 Jahren GK noch Strafrechtler wirst. Die meisten bleiben in dem Rechtsgebiet, in dem sie mal angefangen haben, zumal du nach mehreren Jahren ohne Berührungspunkte mit einem Rechtsgebiet kaum noch Ahnung von diesem hast.
Ich weiß nicht was dir lieber ist - Geld oder Lieblingsrechtsgebiet. Je nachdem musst du dich entscheiden.
Suchen
Zitieren
Patenter Gast
Senior Member
****
Beiträge: 674
Themen: 0
Registriert seit: Oct 2022
#9
09.02.2023, 19:55
(08.02.2023, 15:31)Ex-GK schrieb:  [quote pid='206540' dateline='1675853397']
Manchmal lohnt es sich, für seinen Traum (in Deinem Fall Strafrechtler) ein paar Jahre die Zähne zusammenzubeißen und etwas bescheidener zu leben, langfristig hast Du mehr davon (auch mehr Zeit Dich zu etablieren), als jetzt irgendeinen Quatsch zu machen, der Dich eh nicht interessiert um zu sparen und dann mit 40 den Neuanfang zu starten. Dann hast Du vielleicht eine Familie etc und andere Prioritäten und Deine Zeit ist vorbei. 

[/quote]

Vor allem ist es weitaus einfacher mit 70k einzusteigen als 150-180k zu verdienen, um dann irgendwann auf 70k zu wechseln. Der Rückschritt schränkt einen in der Lebensführung viel stärker ein als ein Einstieg zu solchen Konditionen.

Denn nur weil man irgendein Rechtsgebiet in der GK ein paar Jahre gemacht hat, nimmt einen einen Strafrechts-Boutique nicht zu einem stark angehobenen Gehalt.
Suchen
Zitieren
FRAMPL
Member
***
Beiträge: 63
Themen: 10
Registriert seit: Apr 2022
#10
10.02.2023, 03:15
(09.02.2023, 19:55)Patenter Gast schrieb:  
(08.02.2023, 15:31)Ex-GK schrieb:  [quote pid='206540' dateline='1675853397']
Manchmal lohnt es sich, für seinen Traum (in Deinem Fall Strafrechtler) ein paar Jahre die Zähne zusammenzubeißen und etwas bescheidener zu leben, langfristig hast Du mehr davon (auch mehr Zeit Dich zu etablieren), als jetzt irgendeinen Quatsch zu machen, der Dich eh nicht interessiert um zu sparen und dann mit 40 den Neuanfang zu starten. Dann hast Du vielleicht eine Familie etc und andere Prioritäten und Deine Zeit ist vorbei. 

Vor allem ist es weitaus einfacher mit 70k einzusteigen als 150-180k zu verdienen, um dann irgendwann auf 70k zu wechseln. Der Rückschritt schränkt einen in der Lebensführung viel stärker ein als ein Einstieg zu solchen Konditionen.

Denn nur weil man irgendein Rechtsgebiet in der GK ein paar Jahre gemacht hat, nimmt einen einen Strafrechts-Boutique nicht zu einem stark angehobenen Gehalt.
[/quote]



Die Sache ist, verdient man denn als Strafverteidiger überhaupt 70k? 70k finde ich jetzt auch nicht so wenig.
Die Tier 1 GK oder generell Kanzleien mit 150k+ kommen für mich definitiv nicht in Frage, da man da durch die Bank sehr sehr viel Arbeit. Aber bei Tier 2 Großkanzleien wo man "nur" 100-110k verdient habe ich doch schon ein paar Mal davon gehört, dass man je nach Rechtsgebiet, Kanzlei und Team oft um 19/20 Uhr Feierabend hat.

Dass es schwieriger ist auf 70k "abzusteigen" nachdem man vorher 150k verdient hat, ist wohl eher eine subjektive Frage. Man arbeitet ja viel und gibt das Geld nicht komplett aus und kann auch einiges anlegen und investieren. 3 Jahre 150k und den Rest des Lebens 70k ist halt mehr Geld als das ganze Leben lang 70k.

Mir ist schon klar, dass alles Abstriche hat. Bessere Worklife Balance führt zu weniger Gehalt. Die Abwägungen muss man selber treffen. Die Mischung machts für mich.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.02.2023, 03:18 von FRAMPL.)
Suchen
Zitieren
« Ein Thema zurück | Ein Thema vor »
1 2 3 4 5 6 »
Antworten



 

Zur letzten Instanz

Das Forum "Zur letzten Instanz" ist das einzige Forum speziell für Rechtsreferendare. Diskutiere mit bei Fragen Rund um den juristischen Vorbereitungsdienst und zum Zweiten Staatsexamen!

Quick Links



Kontaktiere uns

E-Mail an uns  Datenschutzhinweise

Impressum 

Linearer Modus
Baumstrukturmodus