18.09.2021, 19:53
(18.09.2021, 19:03)Gast schrieb: Ein spannendes Thema, von dem leider viele GKler erschreckend wenig, die Mandantschaft dafür umso mehr versteht. Daher mal ein paar Basics:Ein paar lose Entgegnungen:
- Die Uhr ist (neben dem Ehering) einzig akzeptables Schmuckstück und somit ausdrucksstarkes Statement des Mannes. Entsprechend ernst ist sie im Kontext des Gesamtstils zu nehmen. Die falsche Uhr kann den perfekt sitzenden MtM-Anzug ruinieren und den Träger der Lächerlichkeit preisgeben, die richtige muss dagegen nicht mal soviel kosten wie einer jener Anzüge!
- Grundsatz: alles, wo eine Batterie drin ist, ist absolutes No-Go. Man trägt Automatik oder Handaufzug. Quartzuhren, seien sie auch gehobenen Preisniveaus, trägt der Hausjurist der Kreissparkasse, nicht jedoch der Rechtsanwalt von Hengeler Mueller oder Gleiss Lutz.
- Es werden generell Uhren schweizerischer Provenienz getragen.
- Ein römisches Zifferblatt ist bei schlichten Dresswatches allen anderen Varianten vorzuziehen - es wirkt konservativer und damit seriöser. Bei sportlicheren Uhren sind auch fehlende Ziffern (Striche) möglich. Vorsicht mit arabischen Ziffern: sie schauen nur auf bestimmten Uhren gut aus, auf den meisten dagegen kindisch.
- Wer etwas von Uhren versteht weiß, dass Rolex mitnichten die teuerste Marke ist, aber definitiv diejenige mit dem „teuersten Ruf“ unter Ahnungslosen, Antikapitalisten o.ä. Wer insofern Understatement zeigen will, steht in der skurrilen Situation, durchaus auch eine deutlich teurere Uhr tragen zu können, solange eben nicht Rolex draufsteht. Im genannten Fall von Patek Philippe wird vielleicht auch noch mancher Partner wissen, dass das „besser als Rolex“ ist, aber wer zB eine Audemars Piguet trägt, wird in der Kanzlei weder mit Hochachtung, noch mit Spott rechnen müssen. Beim Mandantentermin wird sich jener allerdings möglicherweise sehr wohl an den jungen Associate erinnern, mit dem man so schön Smalltalk über die gemeinsame Leidenschaft halten konnte. Das kann späteren Exit-Optionen nur zuträglich sein.
- Sonderfall, weil danach gefragt wurde: Die Apple Watch - jedoch nur diese! - ist im Business mittlerweile akzeptiert und immer häufiger zu sehen. Ich finde das bedauerlich, verstehe aber, dass es ein durchaus sehr nützliches Gadget sein kann. Bitte dann aber unbedingt mit konservativem Armband (Metall oder Leder, bloß kein buntes Plastik- oder Sportarmband). Und bitte keine anderen (d.h. Billig-)Smartwatches, sowas tragen Bäckereifachverkäuferinnen, man macht sich mithin lächerlich.
Ich habe als First Year im Kanzleialltag übrigens eine Tissot LeLocle Powermatic 80 getragen und möchte diese hier ausdrücklich als Kauftip anbringen. Eine klassisch-schlichte konservative „Dresswatch“ (Anzuguhr), die alle obigen Kriterien erfüllt, dabei aber gerade einmal gut 500 Euro kostet. Das ist mithin günstiger als eine Apple Watch aus Edelstahl - Uhren mit Geschmack müssen also nicht teuer sein! Niemand wird Dich damit für übertrieben-abgehoben halten, dennoch jeder erkennen, dass Du etwas von Uhren verstehst und sie Dir nicht egal sind.
Zunächst nur zu Mandantenterminen und bei Gericht, später dann auch generell zu besonderen Anlässen, trage ich gerne eine Omega Speedmaster oder v.a. im privaten Bereich ebenso gerne eine Jaeger-LeCoultre Reverso Classic. Zwei für jeden Rechtsanwalt mittelfristig bezahlbare Uhren (< 10k) die unterstreichen, dass man nicht einfach irgendwer ist.
1. Die Mandantschaft gibt es nicht. Dass jeder Ansprechpartner des Mandanten (im GK-Kontext im Regelfall keine natürliche Person) ein Uhrenexperte ist, halte ich nicht für ausgemacht. Da kommt es sicherlich auf die eigene Mandantenstruktur an. Der Bereichsleiter der Rechtsabteilung eines DAX-Konzerns könnte sich in dem Punkt beispielsweise stark von einem PE-Investor oder einem Start up-Gründer unterscheiden.
2. Wie oft redet man als junger Associate wirklich von Angesicht zu Angesicht mit einem Mandanten? Das meiste dürfte per Call oder meinetwegen Videocall geregelt werden.
3. Smalltalk über Uhren funktioniert nur, wenn man selbst eine Leidenschaft für das Thema hat. Weitaus günstiger, als ein Pseudo-Uhrennarr zu werden, dürfte es sein, wenn man authentisch bleibt. Zumal man in Deutschland (und in den meisten anderen Ländern auch) mit Fußball eigentlich nur selten etwas falsch machen kann. Stark im Kommen ist nach meinem Eindruck zudem das Rennrad. Mag aber auch Nahbereichsempirie sein.
4. Ich bezweifle mal stark, dass eine Leidenschaft für Uhren einen messbaren Einfluss auf den Exit hat.
5. Mit einer Uhr macht man sich im Regelfall wohl kaum lächerlich. Lächerlich macht man sich eher durch schwache fachliche Fähigkeiten oder durch eine abgehobene Attitüde.
6. Wer Interesse an Uhren hat, sollte sich unbedingt eine (oder mehrere) zulegen. Wer in seine Karriere investieren will, sollte dagegen eher in die eigene Ausbildung (MBA, LLM und/oder Promotion) investieren und sowohl intern als auch extern sichtbar sein, zB durch Veröffentlichungen und Vorträge oder durch die aktive Mitgliedschaft in einer fachlichen Vereinigung.
18.09.2021, 20:55
Wäre ich Verantwortlicher beim Mandanten und die jungen Anwälte kämen alle mit dem teuersten Zeug an würde ich vor allem mal kritisch die Honorare betrachten :D
18.09.2021, 21:03
Als ich nach dem Studium und vor dem Ref beim Jobcenter war, wurde erstmal kritisch meine 20 Euro Esprituhr beäugt, ob die vllt teuer war und ich heimlich reich bin. Nach dem Motto: "Ist Geld für Schmuck überhaupt im Regelsatz?"
D.h. teuer aussehende Uhren müssen nicht teuer sein.
D.h. teuer aussehende Uhren müssen nicht teuer sein.
18.09.2021, 21:05
(18.09.2021, 20:55)omnimodo schrieb: Wäre ich Verantwortlicher beim Mandanten und die jungen Anwälte kämen alle mit dem teuersten Zeug an würde ich vor allem mal kritisch die Honorare betrachten :D
Ach komm, du weißt doch auch ohne Uhr, dass 350€ oder mehr die Stunde teuer sind ;-)
Wer sich am Ende aber zu sehr an irgendwelche Vorgaben klammert, ist nur unsicher und versucht dies mit dem Einhalten vermeintlicher „Regeln“ zu kompensieren.
18.09.2021, 21:59
(18.09.2021, 21:03)2 x a(rbeitslos) schrieb: Als ich nach dem Studium und vor dem Ref beim Jobcenter war, wurde erstmal kritisch meine 20 Euro Esprituhr beäugt, ob die vllt teuer war und ich heimlich reich bin. Nach dem Motto: "Ist Geld für Schmuck überhaupt im Regelsatz?"
D.h. teuer aussehende Uhren müssen nicht teuer sein.
Glaube nicht dass der Sachbearbeiter beim Jobcenter teure Uhren erkennt ;).
Gibt im Übrigen auch äußerst gute Rolexfälschungen, die selbst von Experten kaum vom Original zu unterscheiden sind (idR mit Original Uhrwerk). Die kriegt man definitiv auch nicht hinterher geworfen, aber eben dennoch bloß ein Bruchteil des Originals. Um im Club der Protzer und Blender reinzupassen im Grunde perfekt, abgesehen von den rechtlichen Aspekten.
19.09.2021, 15:51
(18.09.2021, 19:03)Gast schrieb: Ein spannendes Thema, von dem leider viele GKler erschreckend wenig, die Mandantschaft dafür umso mehr versteht. Daher mal ein paar Basics:
- Die Uhr ist (neben dem Ehering) einzig akzeptables Schmuckstück und somit ausdrucksstarkes Statement des Mannes. Entsprechend ernst ist sie im Kontext des Gesamtstils zu nehmen. Die falsche Uhr kann den perfekt sitzenden MtM-Anzug ruinieren und den Träger der Lächerlichkeit preisgeben, die richtige muss dagegen nicht mal soviel kosten wie einer jener Anzüge!
- Grundsatz: alles, wo eine Batterie drin ist, ist absolutes No-Go. Man trägt Automatik oder Handaufzug. Quartzuhren, seien sie auch gehobenen Preisniveaus, trägt der Hausjurist der Kreissparkasse, nicht jedoch der Rechtsanwalt von Hengeler Mueller oder Gleiss Lutz.
- Es werden generell Uhren schweizerischer Provenienz getragen.
- Ein römisches Zifferblatt ist bei schlichten Dresswatches allen anderen Varianten vorzuziehen - es wirkt konservativer und damit seriöser. Bei sportlicheren Uhren sind auch fehlende Ziffern (Striche) möglich. Vorsicht mit arabischen Ziffern: sie schauen nur auf bestimmten Uhren gut aus, auf den meisten dagegen kindisch.
- Wer etwas von Uhren versteht weiß, dass Rolex mitnichten die teuerste Marke ist, aber definitiv diejenige mit dem „teuersten Ruf“ unter Ahnungslosen, Antikapitalisten o.ä. Wer insofern Understatement zeigen will, steht in der skurrilen Situation, durchaus auch eine deutlich teurere Uhr tragen zu können, solange eben nicht Rolex draufsteht. Im genannten Fall von Patek Philippe wird vielleicht auch noch mancher Partner wissen, dass das „besser als Rolex“ ist, aber wer zB eine Audemars Piguet trägt, wird in der Kanzlei weder mit Hochachtung, noch mit Spott rechnen müssen. Beim Mandantentermin wird sich jener allerdings möglicherweise sehr wohl an den jungen Associate erinnern, mit dem man so schön Smalltalk über die gemeinsame Leidenschaft halten konnte. Das kann späteren Exit-Optionen nur zuträglich sein.
- Sonderfall, weil danach gefragt wurde: Die Apple Watch - jedoch nur diese! - ist im Business mittlerweile akzeptiert und immer häufiger zu sehen. Ich finde das bedauerlich, verstehe aber, dass es ein durchaus sehr nützliches Gadget sein kann. Bitte dann aber unbedingt mit konservativem Armband (Metall oder Leder, bloß kein buntes Plastik- oder Sportarmband). Und bitte keine anderen (d.h. Billig-)Smartwatches, sowas tragen Bäckereifachverkäuferinnen, man macht sich mithin lächerlich.
Ich habe als First Year im Kanzleialltag übrigens eine Tissot LeLocle Powermatic 80 getragen und möchte diese hier ausdrücklich als Kauftip anbringen. Eine klassisch-schlichte konservative „Dresswatch“ (Anzuguhr), die alle obigen Kriterien erfüllt, dabei aber gerade einmal gut 500 Euro kostet. Das ist mithin günstiger als eine Apple Watch aus Edelstahl - Uhren mit Geschmack müssen also nicht teuer sein! Niemand wird Dich damit für übertrieben-abgehoben halten, dennoch jeder erkennen, dass Du etwas von Uhren verstehst und sie Dir nicht egal sind.
Zunächst nur zu Mandantenterminen und bei Gericht, später dann auch generell zu besonderen Anlässen, trage ich gerne eine Omega Speedmaster oder v.a. im privaten Bereich ebenso gerne eine Jaeger-LeCoultre Reverso Classic. Zwei für jeden Rechtsanwalt mittelfristig bezahlbare Uhren (< 10k) die unterstreichen, dass man nicht einfach irgendwer ist.
Als Jung-Associate so eine teure Uhr zu tragen ist vollig peinlich. Es demonstriert einzig und allein dass Jung-Associate die falschen Prioritäten setzt. Solange ich keine Villa an der Elbchaussee bewohne, trage ich eine schöne einfache Tissot PR100. Alles andere ist prätentiöses Gehabe
19.09.2021, 22:25
(18.09.2021, 19:03)Gast schrieb: Ein spannendes Thema, von dem leider viele GKler erschreckend wenig, die Mandantschaft dafür umso mehr versteht. Daher mal ein paar Basics:
- Die Uhr ist (neben dem Ehering) einzig akzeptables Schmuckstück und somit ausdrucksstarkes Statement des Mannes. Entsprechend ernst ist sie im Kontext des Gesamtstils zu nehmen. Die falsche Uhr kann den perfekt sitzenden MtM-Anzug ruinieren und den Träger der Lächerlichkeit preisgeben, die richtige muss dagegen nicht mal soviel kosten wie einer jener Anzüge!
- Grundsatz: alles, wo eine Batterie drin ist, ist absolutes No-Go. Man trägt Automatik oder Handaufzug. Quartzuhren, seien sie auch gehobenen Preisniveaus, trägt der Hausjurist der Kreissparkasse, nicht jedoch der Rechtsanwalt von Hengeler Mueller oder Gleiss Lutz.
- Es werden generell Uhren schweizerischer Provenienz getragen.
- Ein römisches Zifferblatt ist bei schlichten Dresswatches allen anderen Varianten vorzuziehen - es wirkt konservativer und damit seriöser. Bei sportlicheren Uhren sind auch fehlende Ziffern (Striche) möglich. Vorsicht mit arabischen Ziffern: sie schauen nur auf bestimmten Uhren gut aus, auf den meisten dagegen kindisch.
- Wer etwas von Uhren versteht weiß, dass Rolex mitnichten die teuerste Marke ist, aber definitiv diejenige mit dem „teuersten Ruf“ unter Ahnungslosen, Antikapitalisten o.ä. Wer insofern Understatement zeigen will, steht in der skurrilen Situation, durchaus auch eine deutlich teurere Uhr tragen zu können, solange eben nicht Rolex draufsteht. Im genannten Fall von Patek Philippe wird vielleicht auch noch mancher Partner wissen, dass das „besser als Rolex“ ist, aber wer zB eine Audemars Piguet trägt, wird in der Kanzlei weder mit Hochachtung, noch mit Spott rechnen müssen. Beim Mandantentermin wird sich jener allerdings möglicherweise sehr wohl an den jungen Associate erinnern, mit dem man so schön Smalltalk über die gemeinsame Leidenschaft halten konnte. Das kann späteren Exit-Optionen nur zuträglich sein.
- Sonderfall, weil danach gefragt wurde: Die Apple Watch - jedoch nur diese! - ist im Business mittlerweile akzeptiert und immer häufiger zu sehen. Ich finde das bedauerlich, verstehe aber, dass es ein durchaus sehr nützliches Gadget sein kann. Bitte dann aber unbedingt mit konservativem Armband (Metall oder Leder, bloß kein buntes Plastik- oder Sportarmband). Und bitte keine anderen (d.h. Billig-)Smartwatches, sowas tragen Bäckereifachverkäuferinnen, man macht sich mithin lächerlich.
Ich habe als First Year im Kanzleialltag übrigens eine Tissot LeLocle Powermatic 80 getragen und möchte diese hier ausdrücklich als Kauftip anbringen. Eine klassisch-schlichte konservative „Dresswatch“ (Anzuguhr), die alle obigen Kriterien erfüllt, dabei aber gerade einmal gut 500 Euro kostet. Das ist mithin günstiger als eine Apple Watch aus Edelstahl - Uhren mit Geschmack müssen also nicht teuer sein! Niemand wird Dich damit für übertrieben-abgehoben halten, dennoch jeder erkennen, dass Du etwas von Uhren verstehst und sie Dir nicht egal sind.
Zunächst nur zu Mandantenterminen und bei Gericht, später dann auch generell zu besonderen Anlässen, trage ich gerne eine Omega Speedmaster oder v.a. im privaten Bereich ebenso gerne eine Jaeger-LeCoultre Reverso Classic. Zwei für jeden Rechtsanwalt mittelfristig bezahlbare Uhren (< 10k) die unterstreichen, dass man nicht einfach irgendwer ist.
Ich mag Uhren und man kann sicher mal mit einem (potentiellen) Mandanten über Uhren ins Gespräch kommen, aber ganz ehrlich: 99% der Leute bemerken nicht, ob man eine PP Nautilus oder eine Mode-Uhr von Boss oder gar keine Uhr trägt. Die Wahl der Uhr hat weder einen positiven noch einen negativen Einfluss auf unsere Karriere. Das reden wir uns nur ein, damit wir die Ausgabe rechtfertigen.
Dennoch rate ich jedem Mann über 30 dazu wenigstens eine klassische, solide Uhr mit Automatik-Werk sein eigen zu nennen. Solide Hersteller im guten und sehr bezahlbaren Bereich sind Seiko, Junghans und Tissot. Kauft eine Tissot Gentleman Powermatic 80 und dankt mir später.
Ah und natürlich tragen wir Kurzarm Hemden genauso wenig wie schwarze Anzüge und Karree Schuhe (Square toed).
20.09.2021, 07:33
Ich rate im Übrigen jedem Mann über 30 nicht darauf zu hören, was im Forum zur letzten Instanz so geschrieben wird.
20.09.2021, 08:05
20.09.2021, 16:28
(20.09.2021, 07:33)Gast schrieb: Ich rate im Übrigen jedem Mann über 30 nicht darauf zu hören, was im Forum zur letzten Instanz so geschrieben wird.
Wobei die Quintessenz dieses Threads sich diesbezüglich schon positiv abhebt. Die hier zu findenden konstruktiven Ratschläge zum Thema Mode und Uhren sind eigentlich der pefekte Start ins Ü30-Männerdasein. Man kann natürlich sagen, dass Uhren "letztlich egal" sind und Quartz-Modeware, Smartwatches oder gar nichts tragen, genau wie man 150-Euro-Anzüge bei Zalando bestellen und ggf. retournieren kann, bis irgendwann mal einer leidlich passt, oder - horribile dictu - Halbarmhemden von Olymp oder zeltartige P®ollo-Shirts tragen.
Die Alternative, in nuce:
https://www.businessinsider.com.au/the-g...man-2016-2
https://www.businessinsider.com.au/a-wal...hes-2015-8