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  5. Arbeitszeitgesetz - Weswegen wird es nicht eingehalten?
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Arbeitszeitgesetz - Weswegen wird es nicht eingehalten?
Gast456
Unregistered
 
#1
23.06.2021, 14:33
Jeder der sich etwas länger mit dem Berufseinstieg als Jurist auseinandergesetzt hat, stolpert ziemlich schnell über die Tatsache, dass es offensichtlich eine ziemlich arbeitsgeile Branche ist.

Und hierbei frage ich mich: weswegen wird die hohe Arbeitszeit von jedermann schlicht so hingenommen? Das Arbeitszeitgesetz regelt eigentlich sehr klar, was so erlaubt ist, welche Ausnahmen es gibt usw. Gerade erst hat die Wirtschaftswoche über Milbank und das neue Einstiegsgehalt von 160K berichtet, mit dem Hinweis es werden bis zu 70h die Woche verlangt. Im gleichen Artikel wird dann geschrieben, dass diese Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz von den Behörden weitestgehend ignoriert werden und wenn doch mal ein Bußgeld kommt, wird es gezahlt, geschwiegen und schlicht weiter so praktiziert.

Warum? Weswegen wird gegen diese bekannte Ausbeutung (junger) Anwälte nicht vorgegangen, ist es doch offensichtlich vom Gesetzgeber nicht gewollt? Ja weswegen schröpft der Staat selbst seine (Jung) Richter, die mit der bezahlten Arbeitszeit null hinkommen und Überstunden schieben müssen, um die jämmerliche Sparpolitik der letzten Jahrzehnte mit eigener Lebenszeit bezahlen zu müssen? 

Und weswegen kommen mittelständische Kanzleien damit durch, nur marginal geringere Arbeitszeiten als GKs bei grotesk geringerer Entlohnung zu haben? Wer schreit denn bei 50K Bruttojahresgehalt „juhu“, wenn er nach jahrelanger Ausbildung mit 2 Staatsexamen 50+ Wochenarbeitsstunden leisten soll und mit einem „Ja Anwalt ist halt kein 9-5 Job“ abgespeist wird? Mit dem Wissen, dass man mehr als das doppelte bekommen könnte, wenn man einfach noch ein paar Stunden mehr macht? 

Woher kommt es, dass man sich bei 60h die Woche noch stolz auf die Schulter klopft, denkt man habe ja was geleistet, ja förmlich mit dieser eher nicht erstrebenswerten „Leistung“ meint angeben zu müssen. Während die Familie einen nie zu Gesicht bekommt, man für Hobbies zu ausgelaugt ist und im Bürostuhl verfettet?

Wenn ich mir Familie, Freunde und Bekannte in anderen Branchen ansehe und wie die Bedingungen dort sind, dann muss ich sagen: ganz schön blöd, dass ich mir Jura ausgesucht habe.
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Gasto
Unregistered
 
#2
23.06.2021, 14:41
Ich finde es an Jura sehr positiv, dass man (wenn man das will) viel arbeiten kann und dafür auch viel Geld bekommt.

Gleichzeitig gibt es ja auch zig Möglichkeiten als Jurist mit festen Stundenvorgaben zu arbeiten, sei es in einer Behörde, einem Unternehmen oder auch der ein oder anderen Anwaltskanzlei.
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Gast
Unregistered
 
#3
23.06.2021, 14:54
Egal in welchem Bereich - wenn man etwas erreichen will, klappt das nicht mit einer 40-Stunden-Woche und der Rest der Zeit werden die Füße hochgelegt. Rechtsanwalt - gerade in der GK ist sehr unternehmerisch angelegt, mit dem Ziel, selbst Partner zu werden. Die hohe Arbeitslast ist im Gehalt einberechnet. Keine andere Branche kommt annähernd an 160K Einstiegsgehalt. Wer es ruhiger will, kann ja Modell mit festen Arbeitszeiten wählen.
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Gast
Unregistered
 
#4
23.06.2021, 15:00
(23.06.2021, 14:33)Gast456 schrieb:  Jeder der sich etwas länger mit dem Berufseinstieg als Jurist auseinandergesetzt hat, stolpert ziemlich schnell über die Tatsache, dass es offensichtlich eine ziemlich arbeitsgeile Branche ist.

Und hierbei frage ich mich: weswegen wird die hohe Arbeitszeit von jedermann schlicht so hingenommen? Das Arbeitszeitgesetz regelt eigentlich sehr klar, was so erlaubt ist, welche Ausnahmen es gibt usw. Gerade erst hat die Wirtschaftswoche über Milbank und das neue Einstiegsgehalt von 160K berichtet, mit dem Hinweis es werden bis zu 70h die Woche verlangt. Im gleichen Artikel wird dann geschrieben, dass diese Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz von den Behörden weitestgehend ignoriert werden und wenn doch mal ein Bußgeld kommt, wird es gezahlt, geschwiegen und schlicht weiter so praktiziert.

Warum? Weswegen wird gegen diese bekannte Ausbeutung (junger) Anwälte nicht vorgegangen, ist es doch offensichtlich vom Gesetzgeber nicht gewollt? Ja weswegen schröpft der Staat selbst seine (Jung) Richter, die mit der bezahlten Arbeitszeit null hinkommen und Überstunden schieben müssen, um die jämmerliche Sparpolitik der letzten Jahrzehnte mit eigener Lebenszeit bezahlen zu müssen? 

Und weswegen kommen mittelständische Kanzleien damit durch, nur marginal geringere Arbeitszeiten als GKs bei grotesk geringerer Entlohnung zu haben? Wer schreit denn bei 50K Bruttojahresgehalt „juhu“, wenn er nach jahrelanger Ausbildung mit 2 Staatsexamen 50+ Wochenarbeitsstunden leisten soll und mit einem „Ja Anwalt ist halt kein 9-5 Job“ abgespeist wird? Mit dem Wissen, dass man mehr als das doppelte bekommen könnte, wenn man einfach noch ein paar Stunden mehr macht? 

Woher kommt es, dass man sich bei 60h die Woche noch stolz auf die Schulter klopft, denkt man habe ja was geleistet, ja förmlich mit dieser eher nicht erstrebenswerten „Leistung“ meint angeben zu müssen. Während die Familie einen nie zu Gesicht bekommt, man für Hobbies zu ausgelaugt ist und im Bürostuhl verfettet?

Wenn ich mir Familie, Freunde und Bekannte in anderen Branchen ansehe und wie die Bedingungen dort sind, dann muss ich sagen: ganz schön blöd, dass ich mir Jura ausgesucht habe.

Wenn kaum einer dagegen entsprechende Anweisungen ignoriert, wird es eben geflissentlich ignoriert. Hier im Forum fühlt sich ja der Großteil noch ganz toll dabei oder erzählt, wie gerne er arbeitet. Das habe ich auch nie verstanden.  Ich habe knapp 2 Jahre in einer GK gearbeitet und kann die Fälle, in denen ich mehr als 45 Wochenstunden gearbeitet habe an zwei Händen abzählen. Ich bin Arbeitsrechtler und hatte tatsächlich nur eine etwas kleinere Auseinandersetzung mit dem zuständigen Partner, dann war die Sache geklärt. Das war nach ca. 9 Monaten. Sicherlich war ich nicht der Beliebteste im Team, weil ich die Ausnahme war, die sich so aufgeführt hat. Aber ich war weit entfernt davon gemobbt zu werden und hätte durchaus auch noch länger für das gute Geld dort bleiben können. Das war aber von vornherein nie mein Plan.

Übrigens bin ich jetzt auf der Gegenseite, die auch entsprechende Kollegen vertritt, die hohes Gehalt und vernünftige Arbeitszeiten wollen. Es sind nicht so wahnsinnig viele, die sich das trauen, aber zwei bis drei Hand voll haben sich da schon eine sehr hohe Abfindung erstritten, weil die Kanzlei sie gern loswerden wollte und natürlich kein Kündigungsgrund besteht, wenn Du Dich nur weigerst ständig 50h und mehr zu arbeiten. Aber wenn Dein Chef Dir gesetzeswidrige Sachen abverlangt, kannst Du das schließlich geflissentlich ignorieren (Maßregelverbot). 
Einer arbeitet trotz Rechtsreit tatsächlich noch in der Kanzlei, zu jetzt vernünftigen Zeiten. Er ist da im Zweifel der Einzige Cheese . Natürlich wird, recht erfolgreich versucht, entsprechende Streitigkeiten klein zu halten oder zumindest durch Vergleich beizulegen, denn den Kanzleien ist schließlich klar, dass sie keine Chance haben und man will vermeiden, dass aus den Einzelfällen eine Vielzahl von Problemen wird. 

Persönlich finde ich es auch bedauerlich, dass die Behörden da wenig machen. Auf der anderen Seite machen sie es zwar nicht von Amts wegen, aber schon, wenn man entsprechende Mitteilungen macht. Und natürlich freuen sich die Kanzleien nicht, auch wenn sie nur geringe Beträge zahlen müssen;)

Ich finde die Typen, die sich für großartig halten, weil sie >50 arbeiten nur lächerlich, aber letztlich ist es mir egal. Ich habe damals gezeigt, dass ich das nicht mitmache und mir machen die Kollegen, die sich dagegen auflehnen einen riesen Spaß  Happywide. Vor allem wenn man dann mit deutlich weniger Arbeitszeit das gleiche Gehalt, höchstens weniger Bonus, bekommt, wie jemand, der 5-15h mehr pro Stunde arbeitet. Vor allem zeigt es, dass die Supertypen offensichtlich kaum andere Beschäftigungen außer Arbeit oder nicht mal die Grundkenntnisse des Arbeitsrechts haben, wenn sie das mitmachen. Es gibt ja schon lange Bestrebungen und Wünsche von Anwälten, die Anwälte aus dem Arbeitszeitgesetz rauszuhalten. Aber so lange das nicht der Fall ist, gelten die Beschränkungen eben auch dort, wie Du zutreffend erkannt hast.
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Gast
Unregistered
 
#5
23.06.2021, 15:02
(23.06.2021, 15:00)Gast schrieb:  
(23.06.2021, 14:33)Gast456 schrieb:  Jeder der sich etwas länger mit dem Berufseinstieg als Jurist auseinandergesetzt hat, stolpert ziemlich schnell über die Tatsache, dass es offensichtlich eine ziemlich arbeitsgeile Branche ist.

Und hierbei frage ich mich: weswegen wird die hohe Arbeitszeit von jedermann schlicht so hingenommen? Das Arbeitszeitgesetz regelt eigentlich sehr klar, was so erlaubt ist, welche Ausnahmen es gibt usw. Gerade erst hat die Wirtschaftswoche über Milbank und das neue Einstiegsgehalt von 160K berichtet, mit dem Hinweis es werden bis zu 70h die Woche verlangt. Im gleichen Artikel wird dann geschrieben, dass diese Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz von den Behörden weitestgehend ignoriert werden und wenn doch mal ein Bußgeld kommt, wird es gezahlt, geschwiegen und schlicht weiter so praktiziert.

Warum? Weswegen wird gegen diese bekannte Ausbeutung (junger) Anwälte nicht vorgegangen, ist es doch offensichtlich vom Gesetzgeber nicht gewollt? Ja weswegen schröpft der Staat selbst seine (Jung) Richter, die mit der bezahlten Arbeitszeit null hinkommen und Überstunden schieben müssen, um die jämmerliche Sparpolitik der letzten Jahrzehnte mit eigener Lebenszeit bezahlen zu müssen? 

Und weswegen kommen mittelständische Kanzleien damit durch, nur marginal geringere Arbeitszeiten als GKs bei grotesk geringerer Entlohnung zu haben? Wer schreit denn bei 50K Bruttojahresgehalt „juhu“, wenn er nach jahrelanger Ausbildung mit 2 Staatsexamen 50+ Wochenarbeitsstunden leisten soll und mit einem „Ja Anwalt ist halt kein 9-5 Job“ abgespeist wird? Mit dem Wissen, dass man mehr als das doppelte bekommen könnte, wenn man einfach noch ein paar Stunden mehr macht? 

Woher kommt es, dass man sich bei 60h die Woche noch stolz auf die Schulter klopft, denkt man habe ja was geleistet, ja förmlich mit dieser eher nicht erstrebenswerten „Leistung“ meint angeben zu müssen. Während die Familie einen nie zu Gesicht bekommt, man für Hobbies zu ausgelaugt ist und im Bürostuhl verfettet?

Wenn ich mir Familie, Freunde und Bekannte in anderen Branchen ansehe und wie die Bedingungen dort sind, dann muss ich sagen: ganz schön blöd, dass ich mir Jura ausgesucht habe.

Wenn kaum einer dagegen entsprechende Anweisungen ignoriert, wird es eben geflissentlich ignoriert. Hier im Forum fühlt sich ja der Großteil noch ganz toll dabei oder erzählt, wie gerne er arbeitet. Das habe ich auch nie verstanden.  Ich habe knapp 2 Jahre in einer GK gearbeitet und kann die Fälle, in denen ich mehr als 45 Wochenstunden gearbeitet habe an zwei Händen abzählen. Ich bin Arbeitsrechtler und hatte tatsächlich nur eine etwas kleinere Auseinandersetzung mit dem zuständigen Partner, dann war die Sache geklärt. Das war nach ca. 9 Monaten. Sicherlich war ich nicht der Beliebteste im Team, weil ich die Ausnahme war, die sich so aufgeführt hat. Aber ich war weit entfernt davon gemobbt zu werden und hätte durchaus auch noch länger für das gute Geld dort bleiben können. Das war aber von vornherein nie mein Plan.

Übrigens bin ich jetzt auf der Gegenseite, die auch entsprechende Kollegen vertritt, die hohes Gehalt und vernünftige Arbeitszeiten wollen. Es sind nicht so wahnsinnig viele, die sich das trauen, aber zwei bis drei Hand voll haben sich da schon eine sehr hohe Abfindung erstritten, weil die Kanzlei sie gern loswerden wollte und natürlich kein Kündigungsgrund besteht, wenn Du Dich nur weigerst ständig 50h und mehr zu arbeiten. Aber wenn Dein Chef Dir gesetzeswidrige Sachen abverlangt, kannst Du das schließlich geflissentlich ignorieren (Maßregelverbot). 
Einer arbeitet trotz Rechtsreit tatsächlich noch in der Kanzlei, zu jetzt vernünftigen Zeiten. Er ist da im Zweifel der Einzige Cheese . Natürlich wird, recht erfolgreich versucht, entsprechende Streitigkeiten klein zu halten oder zumindest durch Vergleich beizulegen, denn den Kanzleien ist schließlich klar, dass sie keine Chance haben und man will vermeiden, dass aus den Einzelfällen eine Vielzahl von Problemen wird. 

Persönlich finde ich es auch bedauerlich, dass die Behörden da wenig machen. Auf der anderen Seite machen sie es zwar nicht von Amts wegen, aber schon, wenn man entsprechende Mitteilungen macht. Und natürlich freuen sich die Kanzleien nicht, auch wenn sie nur geringe Beträge zahlen müssen;)

Ich finde die Typen, die sich für großartig halten, weil sie >50 arbeiten nur lächerlich, aber letztlich ist es mir egal. Ich habe damals gezeigt, dass ich das nicht mitmache und mir machen die Kollegen, die sich dagegen auflehnen einen riesen Spaß  Happywide. Vor allem wenn man dann mit deutlich weniger Arbeitszeit das gleiche Gehalt, höchstens weniger Bonus, bekommt, wie jemand, der 5-15h mehr pro Stunde arbeitet. Vor allem zeigt es, dass die Supertypen offensichtlich kaum andere Beschäftigungen außer Arbeit oder nicht mal die Grundkenntnisse des Arbeitsrechts haben, wenn sie das mitmachen. Es gibt ja schon lange Bestrebungen und Wünsche von Anwälten, die Anwälte aus dem Arbeitszeitgesetz rauszuhalten. Aber so lange das nicht der Fall ist, gelten die Beschränkungen eben auch dort, wie Du zutreffend erkannt hast.


Ehrenmann.
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Gast
Unregistered
 
#6
23.06.2021, 15:20
(23.06.2021, 15:00)Gast schrieb:  
(23.06.2021, 14:33)Gast456 schrieb:  Jeder der sich etwas länger mit dem Berufseinstieg als Jurist auseinandergesetzt hat, stolpert ziemlich schnell über die Tatsache, dass es offensichtlich eine ziemlich arbeitsgeile Branche ist.

Und hierbei frage ich mich: weswegen wird die hohe Arbeitszeit von jedermann schlicht so hingenommen? Das Arbeitszeitgesetz regelt eigentlich sehr klar, was so erlaubt ist, welche Ausnahmen es gibt usw. Gerade erst hat die Wirtschaftswoche über Milbank und das neue Einstiegsgehalt von 160K berichtet, mit dem Hinweis es werden bis zu 70h die Woche verlangt. Im gleichen Artikel wird dann geschrieben, dass diese Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz von den Behörden weitestgehend ignoriert werden und wenn doch mal ein Bußgeld kommt, wird es gezahlt, geschwiegen und schlicht weiter so praktiziert.

Warum? Weswegen wird gegen diese bekannte Ausbeutung (junger) Anwälte nicht vorgegangen, ist es doch offensichtlich vom Gesetzgeber nicht gewollt? Ja weswegen schröpft der Staat selbst seine (Jung) Richter, die mit der bezahlten Arbeitszeit null hinkommen und Überstunden schieben müssen, um die jämmerliche Sparpolitik der letzten Jahrzehnte mit eigener Lebenszeit bezahlen zu müssen? 

Und weswegen kommen mittelständische Kanzleien damit durch, nur marginal geringere Arbeitszeiten als GKs bei grotesk geringerer Entlohnung zu haben? Wer schreit denn bei 50K Bruttojahresgehalt „juhu“, wenn er nach jahrelanger Ausbildung mit 2 Staatsexamen 50+ Wochenarbeitsstunden leisten soll und mit einem „Ja Anwalt ist halt kein 9-5 Job“ abgespeist wird? Mit dem Wissen, dass man mehr als das doppelte bekommen könnte, wenn man einfach noch ein paar Stunden mehr macht? 

Woher kommt es, dass man sich bei 60h die Woche noch stolz auf die Schulter klopft, denkt man habe ja was geleistet, ja förmlich mit dieser eher nicht erstrebenswerten „Leistung“ meint angeben zu müssen. Während die Familie einen nie zu Gesicht bekommt, man für Hobbies zu ausgelaugt ist und im Bürostuhl verfettet?

Wenn ich mir Familie, Freunde und Bekannte in anderen Branchen ansehe und wie die Bedingungen dort sind, dann muss ich sagen: ganz schön blöd, dass ich mir Jura ausgesucht habe.

Wenn kaum einer dagegen entsprechende Anweisungen ignoriert, wird es eben geflissentlich ignoriert. Hier im Forum fühlt sich ja der Großteil noch ganz toll dabei oder erzählt, wie gerne er arbeitet. Das habe ich auch nie verstanden.  Ich habe knapp 2 Jahre in einer GK gearbeitet und kann die Fälle, in denen ich mehr als 45 Wochenstunden gearbeitet habe an zwei Händen abzählen. Ich bin Arbeitsrechtler und hatte tatsächlich nur eine etwas kleinere Auseinandersetzung mit dem zuständigen Partner, dann war die Sache geklärt. Das war nach ca. 9 Monaten. Sicherlich war ich nicht der Beliebteste im Team, weil ich die Ausnahme war, die sich so aufgeführt hat. Aber ich war weit entfernt davon gemobbt zu werden und hätte durchaus auch noch länger für das gute Geld dort bleiben können. Das war aber von vornherein nie mein Plan.

Übrigens bin ich jetzt auf der Gegenseite, die auch entsprechende Kollegen vertritt, die hohes Gehalt und vernünftige Arbeitszeiten wollen. Es sind nicht so wahnsinnig viele, die sich das trauen, aber zwei bis drei Hand voll haben sich da schon eine sehr hohe Abfindung erstritten, weil die Kanzlei sie gern loswerden wollte und natürlich kein Kündigungsgrund besteht, wenn Du Dich nur weigerst ständig 50h und mehr zu arbeiten. Aber wenn Dein Chef Dir gesetzeswidrige Sachen abverlangt, kannst Du das schließlich geflissentlich ignorieren (Maßregelverbot). 
Einer arbeitet trotz Rechtsreit tatsächlich noch in der Kanzlei, zu jetzt vernünftigen Zeiten. Er ist da im Zweifel der Einzige Cheese . Natürlich wird, recht erfolgreich versucht, entsprechende Streitigkeiten klein zu halten oder zumindest durch Vergleich beizulegen, denn den Kanzleien ist schließlich klar, dass sie keine Chance haben und man will vermeiden, dass aus den Einzelfällen eine Vielzahl von Problemen wird. 

Persönlich finde ich es auch bedauerlich, dass die Behörden da wenig machen. Auf der anderen Seite machen sie es zwar nicht von Amts wegen, aber schon, wenn man entsprechende Mitteilungen macht. Und natürlich freuen sich die Kanzleien nicht, auch wenn sie nur geringe Beträge zahlen müssen;)

Ich finde die Typen, die sich für großartig halten, weil sie >50 arbeiten nur lächerlich, aber letztlich ist es mir egal. Ich habe damals gezeigt, dass ich das nicht mitmache und mir machen die Kollegen, die sich dagegen auflehnen einen riesen Spaß  Happywide. Vor allem wenn man dann mit deutlich weniger Arbeitszeit das gleiche Gehalt, höchstens weniger Bonus, bekommt, wie jemand, der 5-15h mehr pro Stunde arbeitet. Vor allem zeigt es, dass die Supertypen offensichtlich kaum andere Beschäftigungen außer Arbeit oder nicht mal die Grundkenntnisse des Arbeitsrechts haben, wenn sie das mitmachen. Es gibt ja schon lange Bestrebungen und Wünsche von Anwälten, die Anwälte aus dem Arbeitszeitgesetz rauszuhalten. Aber so lange das nicht der Fall ist, gelten die Beschränkungen eben auch dort, wie Du zutreffend erkannt hast.

2xVB-Rambo!

Im ernst: Cool. Muss man aber auch aushalten können. Da hilft, von Anfang an keine Ambitionen zu haben.
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Gast
Unregistered
 
#7
23.06.2021, 15:23
"wie jemand, der 5-15h mehr pro Stunde arbeitet"

Ich wünschte, ich könnte mehrere Stunden pro Stunde arbeiten. Dann sollte es ein leichtes sein, absurde billable-Vorgaben zu erfüllen und trotzdem noch eine gute Work-Life-Balance zu haben.
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Gast
Unregistered
 
#8
23.06.2021, 15:45
Je nach Ausgestaltung kann man die meisten Anwälte als leitende Angestellte im Sinne von § 18 ArbZG qualifizieren. Häufig teilt man sich zusammen mit dem Partner eine Sekretärin, deren Einstellung man im Innenverhältnis alleine wahrnehmen darf, sowie ein Mitbestimmungsrecht bei den Neueinstellungen. Es gibt nicht umsonst die Gesprächsrunden mit den Bewerben. Darüberhinaus ist es durchaus denkbar, dass das BAG künftig Spitzenverdiener aus dem Anwendungsbereich der Vorschrift ausklammern wird, wegen der mangelnden Schutzbedürfnisses und auch die zugrunde liegende Richtlinie lässt einen Spielraum zu. 
Ich kann es ohnehin nicht nachvollziehen, warum man als Anwalt nicht 60h+ arbeiten dürfen sollte. Anders als bi schlecht qualifizierten AN besteht gerade keine vergleichbares Schutzbedürfnis, da man, wenn man kündigt, sofort wieder einen Job findet, anders als der 50 jährige ungelernte Lagermitarbeiter.
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Gast
Unregistered
 
#9
23.06.2021, 15:47
(23.06.2021, 15:45)Gast schrieb:  Je nach Ausgestaltung kann man die meisten Anwälte als leitende Angestellte im Sinne von § 18 ArbZG qualifizieren. Häufig teilt man sich zusammen mit dem Partner eine Sekretärin, deren Einstellung man im Innenverhältnis alleine wahrnehmen darf, sowie ein Mitbestimmungsrecht bei den Neueinstellungen. Es gibt nicht umsonst die Gesprächsrunden mit den Bewerben. Darüberhinaus ist es durchaus denkbar, dass das BAG künftig Spitzenverdiener aus dem Anwendungsbereich der Vorschrift ausklammern wird, wegen der mangelnden Schutzbedürfnisses und auch die zugrunde liegende Richtlinie lässt einen Spielraum zu. 
Ich kann es ohnehin nicht nachvollziehen, warum man als Anwalt nicht 60h+ arbeiten dürfen sollte. Anders als bi schlecht qualifizierten AN besteht gerade keine vergleichbares Schutzbedürfnis, da man, wenn man kündigt, sofort wieder einen Job findet, anders als der 50 jährige ungelernte Lagermitarbeiter.

wer sich ein solch trauriges dasein aussucht muss vor sich selbst geschützt werden.
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GAsst
Unregistered
 
#10
23.06.2021, 16:07
Die Behörden können ja nur bei konkreten Anhaltspunkten für eine owi tätig werden. Einfach mal so vorbeischauen und angestellte als Zeugen vernehmen, Stundenzettel beschlagnahmen etc. und dann schauen, ob die Gerüchte stimmen, ist nicht.
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