15.05.2021, 18:34
(15.05.2021, 18:00)baldfertig schrieb: Ich möchte als Anwältin arbeiten.
Trotzdem sind ungefragte „Abnehmtipps“ einfach nicht ok und können triggern. Ich hab lange mit einer Essstörung gekämpft und weiß, wie gesunde Ernährung funktioniert. Jeder halbwegs gebildete Mensch weiß, wie gesunde Ernährung funktioniert. Ich bin dick, aber nicht dumm und brauch mich deshalb nicht daeüber belehren lassen, wie man abnimmt. Wenn es so einfach wäre, wäre ich ja nicht dick.
Und genau so eine Konversation ist halt einfach diskriminierend.
Wenn du derartige Tipps schon als abwertend und "diskriminierend" (wie inflationär dieses Wort inzwischen gebraucht wird) empfindest , dann lass es mit der GK. Dort weht durchaus auch Mal ein rauer Wind und man wird nicht immer mit samthandschuhen angefasst. Mit der hier zur schau gestellten Dünnhäutigkeit kommst du dort nicht weit. Zu anderen Kanzleiformen kann ich nichts sagen, denke aber dass eine dickes Fell (No pun intended) überall hilfreich ist
15.05.2021, 18:36
(15.05.2021, 16:54)baldfertig schrieb: Hallo zusammen,
ich bin bald mit dem Ref fertig und wollte mal fragen, wie und ob hier Übergewichtige Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht haben. Ich bin weiblich und übergewichtig und mich graust es jetzt schon vor der mündlichen Prüfung und Bewerbungsgesprächen. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Bewerbungen, auf die ich wegen des Fotos wohl keine Antwort erhalten werde. Vor allem in GK arbeiten gefühlt nur schöne und schlanke Menschen. Das schüchtert mich einfach ein.
Meint ihr, die Befürchtungen sind berechtigt oder übertreibe ich? Habe einfach oft das Gefühl, als dicke Frau einfach nicht ernst genommen und für faul und dumm gehalten zu werden.
Vielleicht hat ja jemand eine Erfahrung, die er oder sie mitteilen mag.
Auf den Bildern der Kanzlei-Websites sind natürlich nur schlanke Menschen abgebildet. In der Praxis gibt es aber überall (auch) Übergewichtige. Darüber würde ich mir kurzfristig keinen Kopf machen. Ich habe bisher nie erlebt, dass in GKen wegen Übergewicht diskriminiert wurde, das ist auch ein absolutes No-Go im Umgang mit Kollegen und kann einen Junganwalt seinen Job kosten. Langfristig stellt das natürlich ein gesundheitliches und damit für den Arbeitgeber auch ein finanzielles Risiko dar und umso mehr unmittelbarer Kontakt mit Mandanten erfolgen soll, umso wichtiger wird ein gewisses Präsentationsniveau erwartet werden. Setz dir einfach langfristig Ziele und wenn du merkst, dass es im Bewerbungsgespräch "durch die Blume" angesprochen wird, kannst du ja von deinen langfristigen Plänen erzählen und am besten Berichten, wie weit du damit schon vorangeschritten bist. Lass dich davon nicht einschüchtern, in den ersten Berufsjahren zählen Umsatz, Fleiß, fachliche Fähigkeiten und soziale Kompetenzen. Kein Partner sollte/wird auf 500-800k Umsatz im Jahr verzichten, weil die Gelddruckmaschine etwas groß geraten ist. Sonst ziehst du halt weiter und dann kriegt ein anderer deinen Umsatz.
15.05.2021, 18:41
Noch kurz zur Ausgangsfrage: Starkes Übergewicht wird von Personalern oft (unbewusst) mit fehlender Selbstdisziplin und schwachem Willen gleichgesetzt. Wenn man aber durch zwei gute Examina und den dahinter stehenden Arbeitseinsatz gezeigt hat, dass man belastbar und diszipliniert ist, steht einer Einstellung aber mE nichts im Wege. In den mündlichen Prüfungen habe ich eine entsprechende Abwertung oder Andersbehandlung von übergewichtigen nicht feststellen können
15.05.2021, 18:44
(15.05.2021, 17:48)baldfertig schrieb: Erstmal Danke für Eure Worte.
Aber: es ist sehr übergriffig, jemandem vorzuschlagen, „erstmal abzunehmen“. Zumal die Tipps in der Regel von ohnehin schon immer eigentlich schlanken Personen kommen. Zur Info, auch wenn das nichts zur Sache tut, ich ernähre mich vegan (insbesondere wegen meiner Einstellung zur Umwelt), habe gute Blutwerte und mein Immunsystem ist super. Aber zurück zum Thema:
Ich hab tatsächlich auch oft ein Problem, passende Kleidung zu finden, zumal ich auch noch echt klein bin.
Kleiner Nachtrag: ich bin selber übergewichtig und empfehle dir trotzdem (genau so wie mir selbst jeden Morgen vor dem Spiegel), abzunehmen. Nimm die Vorschläge hier nicht persönlich, dich kennt hier eh keiner persönlich und wenn überhaupt, dann sind solche (gesendeten) Vorschläge nur bestärkend und motivierend gemeint. Was du (als Empfängerin) dann daraus machst, ist deine Sache.
15.05.2021, 18:51
Ich nehme aktuell ab. Aber dass das, was man sich innerhalb eines Jahrzehnts angegessen hat, nicht von heut auf morgen weg ist, ist ja klar. Es ist aber halt null motivierend, immer wieder bewusst oder unbewusst unterstellt zu bekommen, man wäre nicht schon selbst auf die Idee gekommen, abzunehmen.
Mein Anliegen mit dem Post war einfach, Erfahrungen auszutauschen. Über Diskriminierung und Vorurteile, die es ja ganz offensichtlich gibt.
Mein Anliegen mit dem Post war einfach, Erfahrungen auszutauschen. Über Diskriminierung und Vorurteile, die es ja ganz offensichtlich gibt.
15.05.2021, 18:57
Ich habe in der Examensvorbereitung auf das zweite knapp 15 Kilo zugenommen. Bei einer Körpergröße von 180 von sportlich trainierten ursprünglich 80 Kilo auf 95 und hab dann im ersten Quartal in der Gk nochmal 10 Kilo zugelegt. Wenn Leute hier von rauen Wind schreiben, ist das sehr zurückhaltend ausgedrückt. Ein Partner hat mir mal einen Apfel zugeworfen mit den Worten: Sie sollten mal was gesundes Essen. Nicht das wir hier im Gebäude noch mit der Statik Probleme bekommen. Eine Partnerin meinte mal: Machen Sie das ruhig noch heute Abend fertig. Es wird ihnen auch nicht schaden, mal das Abendessen auszulassen.
Und das sind noch die harmloseren Sachen. Übrigens eine Kanzlei die sich nach außen als sehr woke und divers darstellt.
Und das sind noch die harmloseren Sachen. Übrigens eine Kanzlei die sich nach außen als sehr woke und divers darstellt.
15.05.2021, 19:01
Natürlich gibt es Vorurteile… Auch Pumper- oder Modelltypen müssen sich damit abfinden, denen wird dann anstatt Faulheit eben fehlende Intelligenz unterstellt.
So sind Menschen eben und anstatt sich Sorgen darüber zu machen, was andere über die eigenen (vermeintlichen) Schwächen denken, sollte man sich eher auf seine Stärken besinnen.
Zumal es ein Vorteil sein kann unterschätzt zu werden… Da kann man mitunter ganz Steil aus dem Gebüsch kommen und sein Gegenüber überrumpeln.
So sind Menschen eben und anstatt sich Sorgen darüber zu machen, was andere über die eigenen (vermeintlichen) Schwächen denken, sollte man sich eher auf seine Stärken besinnen.
Zumal es ein Vorteil sein kann unterschätzt zu werden… Da kann man mitunter ganz Steil aus dem Gebüsch kommen und sein Gegenüber überrumpeln.
15.05.2021, 19:03
Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie Probleme mit Übergewicht. Bin auch dazu recht sportlich.
Ich kann die Kollegin aber bzgl. der Tipps komplett verstehen. Ich glaube die Kollegin ist selbst auch schon darauf gekommen abzunehmen
.Einige Leute habens aber einfach nicht mit sich in die Lage anderer zu versetzen, obwohl es wahrscheinlich nicht böse gemeint ist
Ich kann die Kollegin aber bzgl. der Tipps komplett verstehen. Ich glaube die Kollegin ist selbst auch schon darauf gekommen abzunehmen

15.05.2021, 19:22
(15.05.2021, 19:03)Gast schrieb: Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie Probleme mit Übergewicht. Bin auch dazu recht sportlich.
Ich kann die Kollegin aber bzgl. der Tipps komplett verstehen. Ich glaube die Kollegin ist selbst auch schon darauf gekommen abzunehmen.Einige Leute habens aber einfach nicht mit sich in die Lage anderer zu versetzen, obwohl es wahrscheinlich nicht böse gemeint ist
Also ich bin selbst übergewichtig und auch schon auf den Gedanken gekommen, abzunehmen. Wenn mir jemand höflich rät, abzunehmen, ist meine Reaktion in der Regel "ja, da hat diese Person wirklich recht" und nicht, getriggert zu sein. Es ist ja wirklich nur gut gemeint und zeigt, dass diese Person sich um einen Gedanken macht und einem weiterhelfen möchte. In etwa vergleichbar mit einem komischen Kleidungsstück, das einem vielleicht morgens bei vor dem Spiegel gefallen hat, aber geschmacklich total daneben ist. Da bin ich auch froh, wenn mich jemand darauf hinweist. Wenn hingegen jemand nichts sagt oder sogar dann hinter meinem Rücken negativ über meinen Kleidungsstil herzieht, dann triggert mich das. Gute Kollegen sagen einem, wie und wo man sich verbessern kann, natürlich in einer höflichen Ausdrucksweise. Schlechte Kollegen sagen nichts und lassen einen lieber ins offene Messer laufen aus Angst davor, dass sie selbst in einem schlechten Licht erscheinen könnten. Im Extremfall gibt es auch Kollegen, die einem in allem nur schmeicheln, weil sie einen dann besser benutzen können und "Gegenleistungen" für ihre falsche Freundlichkeit erwarten. Das finde ich persönlich viel schlimmer, weil es manipulativ-berechnend ist.
15.05.2021, 19:41
(15.05.2021, 19:22)Gast schrieb:(15.05.2021, 19:03)Gast schrieb: Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie Probleme mit Übergewicht. Bin auch dazu recht sportlich.
Ich kann die Kollegin aber bzgl. der Tipps komplett verstehen. Ich glaube die Kollegin ist selbst auch schon darauf gekommen abzunehmen.Einige Leute habens aber einfach nicht mit sich in die Lage anderer zu versetzen, obwohl es wahrscheinlich nicht böse gemeint ist
Also ich bin selbst übergewichtig und auch schon auf den Gedanken gekommen, abzunehmen. Wenn mir jemand höflich rät, abzunehmen, ist meine Reaktion in der Regel "ja, da hat diese Person wirklich recht" und nicht, getriggert zu sein. Es ist ja wirklich nur gut gemeint und zeigt, dass diese Person sich um einen Gedanken macht und einem weiterhelfen möchte. In etwa vergleichbar mit einem komischen Kleidungsstück, das einem vielleicht morgens bei vor dem Spiegel gefallen hat, aber geschmacklich total daneben ist. Da bin ich auch froh, wenn mich jemand darauf hinweist. Wenn hingegen jemand nichts sagt oder sogar dann hinter meinem Rücken negativ über meinen Kleidungsstil herzieht, dann triggert mich das. Gute Kollegen sagen einem, wie und wo man sich verbessern kann, natürlich in einer höflichen Ausdrucksweise. Schlechte Kollegen sagen nichts und lassen einen lieber ins offene Messer laufen aus Angst davor, dass sie selbst in einem schlechten Licht erscheinen könnten. Im Extremfall gibt es auch Kollegen, die einem in allem nur schmeicheln, weil sie einen dann besser benutzen können und "Gegenleistungen" für ihre falsche Freundlichkeit erwarten. Das finde ich persönlich viel schlimmer, weil es manipulativ-berechnend ist.
Ist es denn letztlich nicht egal wie der Hinweis geäußert wird? Die Nachricht ist ja die gleiche…
Und was heißt denn überhaupt „getriggert“ fühlen? Entweder man steht zu dem was man ist und und gibt nichts auf das Gequatsche anderer oder man ändert was.
Der Kanzleischluckspecht hat ja auch keinen Grund sich getriggert zu fühlen, wenn er darauf angesprochen wird, dass er Mittags um zwei noch oder schon wieder eine Fahne hat.