08.04.2021, 23:48
(08.04.2021, 22:57)iusNRW schrieb: Kl Danke für Eure rege Beteiligung - bevor ich jetzt jeden einzeln zitiere, fasse ich mal eben in einem Beitrag zusammen:
Mein geringer Umsatz liegt zu einen sicher an der frühen Zeit (erstes Berufsjahr), aber auch daran, dass ich kaum Aufgaben von den Partnern bekomme und lange brauche und nichts und niemanden hier in der Stadt kenne (habe kein Netzwerk oder sowas - die Stadt ist zusammen mit meinem Arbeitgeber auch eher Übergangslösung bis zum nächsten Jahr - private Gründe -). Eigene Mandanten habe ich gar keine.
Mit der auflösenden Bedingung meine ich den Fall, dass der Mandant regelmäßig einen Stapel PdF Dateien übersendet und dann nur den Hinweis - „können Sie sich das mal ansehen?“ - ich lege dann los mit der Arbeit und übersende parallel die Vergütungsvereinbarung, dann kommt entweder - „hat sich erledigt“ oder die RSV lehnt ab, der Mdt. sagt dann, ok dann will ich deine Leistung doch nicht. Da ist doch nur Streit vorprogrammiert. Ich hätte lieber erst alles save (VV unterzeichnet/Deckungszusage) und erst dann arbeite ich - und genau das wollen die Partner nicht ... Und wenn es schief geht bin ich der dumme, oder wie?
Das mit der Bestätigung merke ich mir schon mal. Manchmal bekomme ich auch Akten zugeschoben, wo sich ein Stammmandant von Partner A bei ihm meldet Ubd ich soll das dann machen - da wurde dann schon telefoniert, aber Telefonvermerke gibt es nicht - ich werde dann nicht gebrieft, was schon besprochen wurde, auch wenn ich nachfrage, soll ich den Mandanten einfach anrufen - wenn der MDT dann alles zwei mal erzählen muss, fühlt der sich von mir auch nur vereimert...
Kann ich den Vorschuss nur vom mdt oder auch seiner RSV verlangen - mir wäre glaube ich am liebsten, ich hole mir den Vorschuss beim mdt und der holt sich das Geld bei der RSV zurück, oder? Wie hoch setzt man den Vorschuss an? 30% von dem, was für das gesamte Mandat rauskommt? Mehr?
Ich kann überhaupt nicht einschätzen, wie lang ich für eine Sache brauche - eine einfache Datenschutzfrage hatte sich aös Beispiel als 5 Stündige Recherchearbeit entpuppt - alle Konstellationen, sind grundlegend andere - keine Muster erkennbar - vom Sachmangel im Auto bis zur Verschmelzung von Gesellschaften hatte ich alles auf dem Tisch... was soll man dem Mandanten sagen? „Hab keine Ahnung, rechne mal mit mindestens X Stunden a X Euro.“?
Monatlich nach Zeitabschnitten abrechnen heißt, ich rechne einfach jeden Monat den Teil ab, den ich bis dato erbracht habe? Ich hätte das entweder nach Gusto gemacht (zB wenn ein Verfahrensabschnitt durch ist oder wenn ich einen Betrag X erwirtschaftet habe) - wir ihr merkt, ich hab wenig Plan, aber lerne gern dazu :D
Danke für die Info mit den Selbsterwartungen - ich kann mir einfach überhaupt nicht vorstellen, was der Berufsanfänger schon können muss und was nicht - insbesondere fühlt sich der Druck der Partner (du musst Umsatz bringen; du musst alles selbst machen; du musst dich komplett allein organisieren; etc.) hoch an. Das mag ich persönlich gar nicht. Lieber langsam eingeführt werden und dann läuft der Rest von selbst (so bin ich zumindest gestrickt).
Ich denke auch, dass das genau der Punkt ist - die wissen nicht wie man mit einem Anfänger umgeht - das sind Partner die aus zwei Büros kommen (dort auch jeweils Partner gewesen) und sich jetzt gemeinsam selbstständig gemacht haben.
Ich freue mich auf Eure Rückmeldung! Ihr helft mir momentan mehr als mein Ref und mein Arbeitgeber zusammen :D
Danke nochmal (im Voraus ;))
Mein geringer Umsatz liegt zu einen sicher an der frühen Zeit (erstes Berufsjahr), aber auch daran, dass ich kaum Aufgaben von den Partnern bekomme und lange brauche und nichts und niemanden hier in der Stadt kenne (habe kein Netzwerk oder sowas - die Stadt ist zusammen mit meinem Arbeitgeber auch eher Übergangslösung bis zum nächsten Jahr - private Gründe -). Eigene Mandanten habe ich gar keine.
-> Ist nicht dein Problem. Klar kannst du als Angestellter auch Umsatzpotentiale identifizieren und Mandate akquirieren und solltest das auch nach bester Möglichkeit tun, aber die grundsätzliche Arbeitsbeschaffung ist AG-Sache. Dafür bist du ja gerade nicht selbständig. Machst du dir als nächstes Gedanken welche Werbung du irgendwo schalten könntest ?
Mit der auflösenden Bedingung meine ich den Fall, dass der Mandant regelmäßig einen Stapel PdF Dateien übersendet und dann nur den Hinweis - „können Sie sich das mal ansehen?“
-> Und bereits an dem Punkt wird eingehakt und auf Kostenpflichtigkeit hingewiesen und eine Einigung erzielt. Für den Fall einer Abrechnung nach VV natürlich schriftlich. Anders nur bei bekannten Dauermanda(n)ten.
Und wenn es schief geht bin ich der dumme, oder wie? -> Nein, dein AG. Du handelst erstmal nach der von dem AG gewünschten Vorgehensweise, gegebenenfalls unter freundlichem Hinweis aufs Risiko. Im Übrigen kennt das Thema "mal eben schnell ansehen" jeder Anwalt. Ich erkläre das immer mit gibts genau so wenig, wie beim Metzger mal eben schnell 100 Gramm Rinderfilet. Es mag noch diskutabel sein, Erstberatungen umsonst zu machen. Aber bei "ansehen" gleich "prüfen" hört der Spaß auf.
Das mit der Bestätigung merke ich mir schon mal. Manchmal bekomme ich auch Akten zugeschoben, wo sich ein Stammmandant von Partner A bei ihm meldet Ubd ich soll das dann machen - da wurde dann schon telefoniert, aber Telefonvermerke gibt es nicht - ich werde dann nicht gebrieft, was schon besprochen wurde, auch wenn ich nachfrage, soll ich den Mandanten einfach anrufen - wenn der MDT dann alles zwei mal erzählen muss, fühlt der sich von mir auch nur vereimert... ->Unfähigkeit deines AG. Bleibt dir nichts anderes als nach Weisung zu handeln und gegebenenfalls im Anschluss den Partner darauf hinzuweisen, dass Mdt. vortrug, dass doch alles schon dem Partner erklärt zu haben.
Danke für die Info mit den Selbsterwartungen - ich kann mir einfach überhaupt nicht vorstellen, was der Berufsanfänger schon können muss und was nicht - insbesondere fühlt sich der Druck der Partner (du musst Umsatz bringen; du musst alles selbst machen; du musst dich komplett allein organisieren; etc.) hoch an. Das mag ich persönlich gar nicht. Lieber langsam eingeführt werden und dann läuft der Rest von selbst (so bin ich zumindest gestrickt).
-> Der Papa hat Recht. Juristerei ist ein gehobener Beruf, wo viel erwartet wird (und bevor mir jetzt jemand kommt der Zusatz: und selbst wenns nur copy paste ist, dann eben dafür hundertfach in enger Taktung). Aber alles in Allem hört sich dein AG nach einem desorganisierten, unprofessionellen Haufen an. Zeit für ein klärendes Gespräch mit eben den Punkten, die du hier vorträgst. Denn das macht auch dein ansonsten IMHO finanziell ordentlicher Einsteiger- Deal in Höhe von wenn ich richtig rechne auf 40h 4000brutto (je nachdem was du für Noten hast) nicht wett. Alternativ: scheiß drauf und denk dir bin angestellt und Ende, hört dann aber auch auf dich zu hinterfragen und denk an die Verantwortung der Bosse. Die müssen dir zB erklären welches Abrechnungsrisiko sie eingehen wollen, ob sie Vorschüsse verlangen wollen usw. Das ist grundsätzliche Kanzleikonzeption und das ersetzt hier, trotz der zahlreichen sehr guten Antworten, kein Forum, weil nicht die anwaltliche best practice maßgeblich ist, sondern was dein AG will (solange es sich im zulässigen Rahmen abspielt).
09.04.2021, 00:06
(08.04.2021, 22:57)iusNRW schrieb: Mit der auflösenden Bedingung meine ich den Fall, dass der Mandant regelmäßig einen Stapel PdF Dateien übersendet und dann nur den Hinweis - „können Sie sich das mal ansehen?“ - ich lege dann los mit der Arbeit und übersende parallel die Vergütungsvereinbarung, dann kommt entweder - „hat sich erledigt“ oder die RSV lehnt ab, der Mdt. sagt dann, ok dann will ich deine Leistung doch nicht. Da ist doch nur Streit vorprogrammiert. Ich hätte lieber erst alles save (VV unterzeichnet/Deckungszusage) und erst dann arbeite ich - und genau das wollen die Partner nicht ... Und wenn es schief geht bin ich der dumme, oder wie?
Es ist ein himmelweiter Unterschied (insbesondere psychologisch), ob Du auf das Eintreiben einer berechtigten Forderung verzichtest, um Streit mit Mandanten zu vermeiden oder aber meinst, der Mandant hätte aus irgendwelchen Gründen ein Recht darauf, dich nicht für deine Arbeit zu bezahlen.
Letztlich hast Du es aber doch selbst in der Hand. Greifen wir das Beispiel auf:
Ein Mandant schickt dir ein Bündel Unterlagen per E-Mail. "Können Sie sich das bitte mal ansehen?" Deckungszusage der RSV steht noch aus.
Du könntest jetzt zurückschreiben: "Ja, gerne mache ich das." Fängst mit der Arbeit an, Geschäftsgebühr entsteht, Deckungszusage wird verweigert, Mandant verliert das Interesse an der Rechtsdurchsetzung. Deine Arbeit und die daraus resultierende Gebühr sind sinnlos. Es gibt nur Verlierer.
Alternative: Du greifst zum Hörer, rufst den Mandanten an. "Kann das gerne für Sie prüfen, wenn ich allerdings vor der Deckungszusage in die Prüfung einsteige, würden für Sie im Fall der Verweigerung Kosten entstehen, die die Rechtsschutz nicht übernimmt. Die müsste ich Ihnen dann in Rechnung stellen. Soll ich trotzdem anfangen?"
Der kostensensible Mandant wird an dieser Stelle im Regelfall "nein" sagen. Die anderen sagen "ja".
Wie auch immer die Antwort lautet, es kann sich keiner beschweren. Du im Falle einer RVG-Abrechnung am wenigsten, weil Du nach überschaubarer Arbeitszeit nach RVG im Regelfall nicht schlechter fahren wirst als mit Stundensatz oder Pauschale.
Im Übrigen scheint es doch egal zu sein, welche Vorgehensweise die Partner bevorzugen. Nach deiner Schilderung kümmern die sich doch nicht, wie Du arbeitest. Dann mach's doch einfach, wie Du es für richtig hältst?
Zitat:Das mit der Bestätigung merke ich mir schon mal. Manchmal bekomme ich auch Akten zugeschoben, wo sich ein Stammmandant von Partner A bei ihm meldet Ubd ich soll das dann machen - da wurde dann schon telefoniert, aber Telefonvermerke gibt es nicht - ich werde dann nicht gebrieft, was schon besprochen wurde, auch wenn ich nachfrage, soll ich den Mandanten einfach anrufen - wenn der MDT dann alles zwei mal erzählen muss, fühlt der sich von mir auch nur vereimert..
Sehr, sehr unprofessionell. Du scheinst mit echten Stümpern zusammenzuarbeiten.
09.04.2021, 00:07
(08.04.2021, 10:45)iusNRW schrieb: Ach ergänzend noch die Frage:
Ich schaffe ja momentan kaum Umsatz und denke, dass das auch noch lange so bleiben wird - ist das ein Kündigungsgrund? Ich halte mich jetzt nicht für einen Low-Performer, aber ich hab langfristig auch keine Lust mich noch um Umsatz zu kümmern - ich möchte mein Gehalt, konkrete Arbeitsaufgaben und ab und an mal pünktlich Feierabend, ohne viele Gedanken an den nächsten Tag, die mir mein Abendessen verderben...
Außerhalb der Probezeit in der se gar keinen Grund brauchen? Ne, sicherlisch nüt. Dafür müsstest du aufgegebene Arbeit verweigern. Stellt sich halt die Frage ob Sie überhaupt einen Grund brauchen, wie war das nochmal mit dem KSchG und der Mindestgröße? Und ja, du möchtest einfach angestellt sein mit den üblichen Eigenschaften, verständlich. Langfristig allerdings musst du dich als RA immer um "Umsatz kümmern". Sorry. Egal ob GK, KK, all alone. Wenn du das garnicht möchtest, solltest du dir wirklich einen beruflichen Change überlegen, zB RSV/Syndikus/Staat.
09.04.2021, 00:26
Zustimmung. Man könnte allerdings auch umgekehrt sagen, dass er - abgesehen von der beschissenen Kanzleikultur - eigentlich eine ziemlich coole Stellung hat. Einerseits die Freiheiten und Entwicklungsmöglichkeiten eines Selbstständigen und andererseits kein Haftungsrisiko, ein anständiges monatliches Fixum + Benefits (FA-Kurs) und die Trottel akquirieren sogar lukrative Mandate für ihn.
Wenn er das ein, zwei Jahre durchziehen würde, könnte er vermutlich einige Mandate mitnehmen und hätte eine ziemlich gute Verhandlungsposition bei einer vernünftigen Kanzlei.
Hauptproblem wird aber sein, dass der TE die Selbstständigkeit in dieser Form gar nicht will. Und nachhaltig schlechte Stimmung ist immer ein Totschlagsargument.
Wenn er das ein, zwei Jahre durchziehen würde, könnte er vermutlich einige Mandate mitnehmen und hätte eine ziemlich gute Verhandlungsposition bei einer vernünftigen Kanzlei.
Hauptproblem wird aber sein, dass der TE die Selbstständigkeit in dieser Form gar nicht will. Und nachhaltig schlechte Stimmung ist immer ein Totschlagsargument.
09.04.2021, 09:26
(09.04.2021, 00:26)Gast schrieb: Zustimmung. Man könnte allerdings auch umgekehrt sagen, dass er - abgesehen von der beschissenen Kanzleikultur - eigentlich eine ziemlich coole Stellung hat. Einerseits die Freiheiten und Entwicklungsmöglichkeiten eines Selbstständigen und andererseits kein Haftungsrisiko, ein anständiges monatliches Fixum + Benefits (FA-Kurs) und die Trottel akquirieren sogar lukrative Mandate für ihn.
Wenn er das ein, zwei Jahre durchziehen würde, könnte er vermutlich einige Mandate mitnehmen und hätte eine ziemlich gute Verhandlungsposition bei einer vernünftigen Kanzlei.
Hauptproblem wird aber sein, dass der TE die Selbstständigkeit in dieser Form gar nicht will. Und nachhaltig schlechte Stimmung ist immer ein Totschlagsargument.
Richtig, die könnte man 2 Jahre als Sprungbrett nutzen.
An den TE: Du interessierst dich für Datenschutz, IT und Strafrecht und hast kein Bock auf Selbständigkeit und Umsatzerwartungen? Wie wäre es denn mit Stellen in Unternehmen im Bereich Compliance? Das könnte dein Ding sein, gesucht wird da aktuell allemal.
09.04.2021, 14:05
Liebes Forum!
Nochmal vielen Dank für euren Input! Ich freue mich immer über weiteren Input :)
Ich packe das mal wieder in einen Post, um unnötige Zitierungen zu vermeiden.
Nochmals vielen Dank für Eure Rückmeldungen!
Meine Noten: 7,5 und 6,8; habe in der Kanzlei während Corona ein Jahr als „juristischer Mitarbeiter“ gearbeitet (Recherchen, etc.) – mein neuer AV hat daher keine Probezeit, weil die fachlich mit mir zufrieden zu sein schienen …
Zum Thema stümperhafte Organisation vielleicht noch zur näheren Erklärung:
Die Partner bringen zwischen 10 und 28 Jahren Berufserfahrung mit (sind also dementsprechend auch etwas älter, was nicht nur einen Generationenkonflikt begünstigen kann, sondern eben auch in ihrer Arbeitsweise festgefahren – das ist zumindest meine Einschätzung). Wie schon gesagt, stammen die Kollegen aus drei verschiedenen Kanzleien und haben sich zusammengeschlossen. Die Partner haben von Anfang an einen Ar*ch voll Arbeit mitgebracht und die Organisation ist immer so „nebenher“ gelaufen. Der Laden läuft natürlich (und das scheinbar sehr ordentlich, wohl aber dem Notariat geschuldet), aber halt in einem „irgendwie – System“.
Jeder ist gleichberechtigt, aber eine echte Aufgabenverteilung habe ich nicht erkannt… alles wird gemeinsam und einstimmig beschlossen – witzigerweise werde ich auch immer zu diesen Abstimmungen zitiert (aber das sei mal dahingestellt – dann vereinsame ich wenigstens nicht den ganzen Tag am Schreibtisch)
Jeder arbeitet nach seinem Gusto – der eine nur mit Papierakte, der andere nur mit E-Akte, der nächste mit einem Hybridmodell; der eine diktiert noch ganz klassisch und lässt tippen, zwei andere tippen selbst, zwei arbeiten Spracherkannt; jeder nutzt seine eigenen Vergütungsvereinbarungen und sonstigen Formulare, usw.
Ich unterstelle denen ohne Wenn und Aber fachliche Kompetenz – lediglich die Organisation ist in meinen Augen totaler Mist, weil ich überhaupt nicht richtig eingebunden bin, sondern neben diesem (irgendwie geschlossenen System) herlaufe.
Die persönliche/kollegiale Ebene funktioniert in meinen Augen nur sehr wenig bis gar nicht. Meine Pausen verbringe ich stets allein. Zwei Partner trinken zusammen Kaffee, der Rest macht gar keine Pausen, sondern isst nur ein Brötchen nebenher. Die ReNos sind auch unter sich in den Pausen hinter geschlossener Tür.
Wenn ich jemanden auf dem Weg zur Pause im Gang treffe, bekomme ich entweder einen scherzhaften, wenn auch stets dummen Spruch „wie Sie machen Pause?“ / „Wie Sie machen Feierabend, es ist doch noch hell?“ gedrückt. Das wirkt irgendwie nicht zu meiner Integration bei. Kein Plan, ob ich mich dumm anstelle…
Gern würde ich mich davon abkapseln und mich darauf stützen, dass ich eben nur „Angestellter“ bin und daher für den Umsatz nicht verantwortlich bin. So ähnlich ist es auch in meinem Arbeitsvertrag formuliert, wonach die Akquisition eigener Mandate erlaubt und auch erwünscht ist – die Mandate bei Verlassen der Kanzlei dann aber in der Kanzlei bleiben.
Trotzdem wird mir im Innenverhältnis immer suggeriert, du musst eigenen Umsatz ranschaffen, sonst können wir dich nicht gebrauchen (auch wenn es noch nicht ausdrücklich ausgesprochen wurde, aber ich habe das Gefühl, dass das nicht mehr lang dauert – habe heute meinen letzten Urlaubstag und jetzt schon ein flaues Gefühl in der Magengegend)
Im Übrigen, bekomme ich hinsichtlich der Abrechnung die Weisung: Gestalte das, wie du es für sinnvoll hältst (mach Zeithonorar; RVG; Vorschuss, wie du Bock hast – aber mach es richtig, sonst werden die ReNos sauer). Ja WTF :D
Der Tipp mit der Deckungszusage und dem vorab Hinweis an den Mandanten ist ebenfalls super!
In einem Fall, hat Partner A dem Mandanten geschrieben: „RSV übernimmt nur gesetzliche Gebühren, alles darüber zahlst du selbst – wir geben das jetzt an unseren Spezialisten ab und der kümmert sich dann um dich. Dann darf ich dem Mandanten noch zusätzlich schreiben: „Nur zur Info, wenn die RSV net zahlt, kannst du selbst löhnen – wann soll ich anfangen zu arbeiten?“ (da ist der Sachverhalt auch meistens nicht mal zu einem Drittel geklärt)
Hinsichtlich des frühen „Einhakens“ besteht das Problem, dass der Mailverkehr meistens lautet:
M: können Sie sich das ansehen?
Anwalt: *führt Telefonat* und schreibt dann E-Mail – Lieber Mandant, wir haben hierfür einen jungen Kollegen, der in diesen Fragen Spezialist/spezialisiert (ja das Wort wird tatsächlich immer so genutzt) ist. Wir geben das an Ihn weiter, er wird sich dann zeitnah bei Ihnen melden.
M: Vielen Dank, alles Weitere dann wie besprochen…
Ich: Okay, was habt ihr besprochen?
Anwalt: Ruf den Mandanten an…
Ich: WtF? (Aber gut, dann eben nach Weisung und wenn der Mandant keinen Bock mehr auf uns hat, dann Pech des AG – wobei es mir sehr schwerfällt, da so hinter zu stehen, das weckt schon erhebliche Schuldgefühle in mir :D)
Naja, ihr habt schon Recht. Ich kann es ja jetzt noch dieses Jahr/nächstes Jahr probieren (mit bleibt eh nichts anderes übrig, weil der Arbeitsmarkt hier leergefegt ist, ich hier aktuell wegen Familie nicht einfach so den Arbeitsort wechseln kann und die Kanzlei eh nur eine Übergangslösung (als mehr oder weniger taugliches Sprungbrett) sein sollte, bis wir dann in unsere eigentliche Zielstadt ziehen (wie gesagt – private Gründe), wenngleich ich mir eine etwas bessere Lösung vorgestellt habe…).
Ich merke auf jeden Fall langsam aber sicher (das hab ich im Ref irgendwie verpasst und die Praktika im Studium… naja ihr wisst, wie die meistens sind :D), was mir Spaß macht und was ich brauche, um zufrieden zu sein.
Bei Compliance bin ich mir unsicher, weil ich mir noch nicht so viel darunter vorstellen kann, da muss ich mal noch etwas googlen :D Das ist ja meist Steuerrecht (ich bekomme gerade so meine eigene Steuererklärung hin :D)…
Über einen Berufswechsel habe ich natürlich auch schon vielfach nachgedacht und auch schon mit einigen Leuten (Angehörige, Berufsberater, ehemalige Kommilitonen, die auch Anwälte geworden sind, einer Bekannten, die auch Psychologin ist) gesprochen. Die Keule, die immer kommt ist, dass man die Annehmlichkeiten des Versorgungswerks verliert (ich hab mich um meine Altersvorsorge natürlich noch null gekümmert) und dann wird immer Panik gestiftet deswegen.
Außerdem sind alle der Auffassung, dass der Anwaltsberuf eigentlich total Spaß machen würde, was mir das Gefühl gibt, dass ich vielleicht einfach nur an den falschen Arbeitgeber geraten bin… Aber irgendwie so richtig wohl fühle mich in dem Job noch nicht. Es ist ein verdammt großer Schuh, in den man reinwachsen muss – aber ich bin mir nicht sicher, ob ich dafür die Nerven habe.
Ich glaube, ein guter Mittelweg wäre die Arbeit als Syndikus im Unternehmen oder Verband oder wo auch immer Syndici so unterwegs sind. Behörde interessiert mich zwar auch, aber hier lese ich immer viel Negatives. Ich werde auf jeden Fall weiter darüber nachdenken.
Nochmal vielen Dank für euren Input! Ich freue mich immer über weiteren Input :)
09.04.2021, 14:08
Die Probezeit hat mit der Frage eines Kündigungsgrunds nichts zu tun.
09.04.2021, 14:50
PS zu meinen vorigen Post: KSchG gilt für mich nicht - der Betrieb besteht aus 10 Angestellten plus ich - wovon insgesamt 3 plus ich Teilzeit arbeiten
09.04.2021, 14:54
09.04.2021, 15:00