22.02.2021, 10:42
Hallo Leute,
nachdem sich mein Referendariat dem Ende neigt, mache ich mir langsam aber sicher detaillierte Gedanken über meine Zukunft. Dabei gehe ich jeden klassischen juristischen Beruf durch, für den meine Noten reichen dürften, und sondiere die Vor- und Nachteile. Eine Stelle bei der StA hatte ich bisher nie so auf dem Schirm, da mich bis dato eher die richterliche Tätigkeit gereizt hat. Deshalb habe ich meine Strafstation auch nicht bei der StA, sondern beim Strafrichter absolviert. Kann mir daher jemand vom typischen Arbeitsalltag eines Staatsanwalts berichten? Gibt es noch die klassische Ermittlungsarbeit, die man teilweise aus Film und Fernsehen kennt (auch wenn dies dort natürlich übertrieben ist), oder versauert man eher im kleinen staubigen Büro und begnügt sich mit Aktenbergen?
Danke vorab!
nachdem sich mein Referendariat dem Ende neigt, mache ich mir langsam aber sicher detaillierte Gedanken über meine Zukunft. Dabei gehe ich jeden klassischen juristischen Beruf durch, für den meine Noten reichen dürften, und sondiere die Vor- und Nachteile. Eine Stelle bei der StA hatte ich bisher nie so auf dem Schirm, da mich bis dato eher die richterliche Tätigkeit gereizt hat. Deshalb habe ich meine Strafstation auch nicht bei der StA, sondern beim Strafrichter absolviert. Kann mir daher jemand vom typischen Arbeitsalltag eines Staatsanwalts berichten? Gibt es noch die klassische Ermittlungsarbeit, die man teilweise aus Film und Fernsehen kennt (auch wenn dies dort natürlich übertrieben ist), oder versauert man eher im kleinen staubigen Büro und begnügt sich mit Aktenbergen?
Danke vorab!
22.02.2021, 11:07
Ermittlungsarbeit natürlich in den Spezialdezernaten (OK, Kapitaldelikte, Wirtschaft). Großartig Ermittlungen in allgemeinen Abteilungen, eher nein. Da gibst halt idr nicht mehr viel zu ermitteln
22.02.2021, 11:18
Wohl eher Letzteres
Aber man geht auch viel vor Gericht.

22.02.2021, 11:21
Akten schrubben bis zum abwinken.
22.02.2021, 11:30
(22.02.2021, 10:42)StA schrieb: Hallo Leute,
nachdem sich mein Referendariat dem Ende neigt, mache ich mir langsam aber sicher detaillierte Gedanken über meine Zukunft. Dabei gehe ich jeden klassischen juristischen Beruf durch, für den meine Noten reichen dürften, und sondiere die Vor- und Nachteile. Eine Stelle bei der StA hatte ich bisher nie so auf dem Schirm, da mich bis dato eher die richterliche Tätigkeit gereizt hat. Deshalb habe ich meine Strafstation auch nicht bei der StA, sondern beim Strafrichter absolviert. Kann mir daher jemand vom typischen Arbeitsalltag eines Staatsanwalts berichten? Gibt es noch die klassische Ermittlungsarbeit, die man teilweise aus Film und Fernsehen kennt (auch wenn dies dort natürlich übertrieben ist), oder versauert man eher im kleinen staubigen Büro und begnügt sich mit Aktenbergen?
Danke vorab!
Letzteres. Wobei die Büros nicht staubig sind, Putzkolonne ist immer sehr fleißig.
22.02.2021, 12:26
Der Arbeitsalltag ist geprägt von Aktenarbeit. Du bekommst jeden Morgen deinen Zutrag an Akten und guckst dann, was in dem Verfahren als nächstes zu geschehen hat. Also Einstellung, Anklage/SB, weitere Ermittlungen, Anträge bei Gericht, Beatwortung von Anfragen, Fristen, Kommunikation mit Sachverständigen, Verteidigern...Zwischendurch ruft die Polizei an und möchte Auskünfte zu Verfahren, hat einen neuen Vorgang und möchte gern noch am gleichen Tag durchsuchen, will das weitere Vorgehen besprechen...
Dann bildet man natürlich noch Referendare aus, hat idR einen Tag Sitzung in der Woche, alle paar Wochen Eildienst, alle paar Monate Wochenendeildienst...
Manche Tage sind langweilig, an anderen rotiert man. Mir macht die Arbeit meistens sehr viel Spaß. Man wird (je nach Abteilung) sehr viel mit den gleichen Sachverhalten konfrontiert, aber oft hat man auch komplett neue und muss andere, als die "Standard"-Ermittlungen tätigen.
Die Arbeitszeit kann man sich sehr frei einteilen, wenn jetzt gerade nichts dringendes anfällt und nicht gerade ein Sitzungstag ansteht.
Dann bildet man natürlich noch Referendare aus, hat idR einen Tag Sitzung in der Woche, alle paar Wochen Eildienst, alle paar Monate Wochenendeildienst...
Manche Tage sind langweilig, an anderen rotiert man. Mir macht die Arbeit meistens sehr viel Spaß. Man wird (je nach Abteilung) sehr viel mit den gleichen Sachverhalten konfrontiert, aber oft hat man auch komplett neue und muss andere, als die "Standard"-Ermittlungen tätigen.
Die Arbeitszeit kann man sich sehr frei einteilen, wenn jetzt gerade nichts dringendes anfällt und nicht gerade ein Sitzungstag ansteht.
22.02.2021, 12:51
Vielen Dank für die Antworten!
Die klassische Ermittlungsarbeit scheint dann wohl eher in den Hintergrund zu rücken, was für den Bereich der Kleinkriminalität, den man wohl anfangs eher bearbeitet, auch verständlich ist. Sind Staatsanwälte denn im Bereich der OK oder Kapitaldelikte bei Vernehmungen oder Durchsuchungen anwesend? Oder wird für Vernehmungen eher auf den Ermittlungsrichter zurückgegriffen, sodass sich die Tätigkeit des Staatsanwalts auch im Laufe der Karriere nicht wesentlich von der Anfangstätigkeit unterscheidet?
Und wie kann man sich denn grob die Arbeitsauslastung vorstellen? Bin mir bewusst, dass dies von Dezernat zu Dezernat unterschiedlich ist, aber ggf. lässt sich aufgrund eurer Erfahrungen ja ein grober Richtwert bestimmen :)
Die klassische Ermittlungsarbeit scheint dann wohl eher in den Hintergrund zu rücken, was für den Bereich der Kleinkriminalität, den man wohl anfangs eher bearbeitet, auch verständlich ist. Sind Staatsanwälte denn im Bereich der OK oder Kapitaldelikte bei Vernehmungen oder Durchsuchungen anwesend? Oder wird für Vernehmungen eher auf den Ermittlungsrichter zurückgegriffen, sodass sich die Tätigkeit des Staatsanwalts auch im Laufe der Karriere nicht wesentlich von der Anfangstätigkeit unterscheidet?
Und wie kann man sich denn grob die Arbeitsauslastung vorstellen? Bin mir bewusst, dass dies von Dezernat zu Dezernat unterschiedlich ist, aber ggf. lässt sich aufgrund eurer Erfahrungen ja ein grober Richtwert bestimmen :)
22.02.2021, 16:59
(22.02.2021, 10:42)StA schrieb: Hallo Leute,
nachdem sich mein Referendariat dem Ende neigt, mache ich mir langsam aber sicher detaillierte Gedanken über meine Zukunft. Dabei gehe ich jeden klassischen juristischen Beruf durch, für den meine Noten reichen dürften, und sondiere die Vor- und Nachteile. Eine Stelle bei der StA hatte ich bisher nie so auf dem Schirm, da mich bis dato eher die richterliche Tätigkeit gereizt hat. Deshalb habe ich meine Strafstation auch nicht bei der StA, sondern beim Strafrichter absolviert. Kann mir daher jemand vom typischen Arbeitsalltag eines Staatsanwalts berichten? Gibt es noch die klassische Ermittlungsarbeit, die man teilweise aus Film und Fernsehen kennt (auch wenn dies dort natürlich übertrieben ist), oder versauert man eher im kleinen staubigen Büro und begnügt sich mit Aktenbergen?
Danke vorab!
Die Akten hinterm Schrank verstecken dürfte einen wesentlichen Teil der Arbeit ausmachen. Andernfalls wirst du nicht Herr der Lage.
22.02.2021, 20:23
22.02.2021, 22:43
(22.02.2021, 16:59)Gast schrieb:(22.02.2021, 10:42)StA schrieb: Hallo Leute,
nachdem sich mein Referendariat dem Ende neigt, mache ich mir langsam aber sicher detaillierte Gedanken über meine Zukunft. Dabei gehe ich jeden klassischen juristischen Beruf durch, für den meine Noten reichen dürften, und sondiere die Vor- und Nachteile. Eine Stelle bei der StA hatte ich bisher nie so auf dem Schirm, da mich bis dato eher die richterliche Tätigkeit gereizt hat. Deshalb habe ich meine Strafstation auch nicht bei der StA, sondern beim Strafrichter absolviert. Kann mir daher jemand vom typischen Arbeitsalltag eines Staatsanwalts berichten? Gibt es noch die klassische Ermittlungsarbeit, die man teilweise aus Film und Fernsehen kennt (auch wenn dies dort natürlich übertrieben ist), oder versauert man eher im kleinen staubigen Büro und begnügt sich mit Aktenbergen?
Danke vorab!
Die Akten hinterm Schrank verstecken dürfte einen wesentlichen Teil der Arbeit ausmachen. Andernfalls wirst du nicht Herr der Lage.
Die würde ich persönlich bis zum Eintritt der Verjährung dort belassen, weil du dann gegen dich selbst wegen Strafvereitelung im Amt ermitteln kannst. Praktisch, nicht wahr?