08.02.2021, 08:50
Meine beste Freundin ist Richterin und alleinerziehend und bekommt demnach kein Harz 4.
08.02.2021, 16:29
Ja, die Justiz ist überfordert und ja, ich bin es ebenfalls. Ich bin Richter, relativ frisch dabei und es ist einfach zu viel. Mit 20-30 Jahren kriegt man das alles einigermaßen hin, je nachdem, welche Ansprüche man an sich selbst stellt. Jetzt sehe ich aber noch nicht viel Licht am Ende des Richtertunnels. Es ist alles sehr mühsam. Es gibt an die 20.000 Fallkonstellationen (AG). Jeder Verkehrsunfall, der auf den ersten Blick bekannt scheint, ist dann im jeweiligen Einzelfall dann doch anders. Die Anwälte bestreiten jeden Futz, sodass es gefühlt ewig dauert, bis man ein Verfahren zu machen kann. Die RAs sind tepzu blöde, einen gescheiten SS zu formulieren, andererseits dann aber kackendreist...
Genug der Schwarzmalerei - es gibt dennoch viele Seiten an der Justiz, die ich schätze. Man muss sich sicher durchbeißen, dann hat man es auf lange Sicht zumindest besser als ein selbstständiger RA;)
Genug der Schwarzmalerei - es gibt dennoch viele Seiten an der Justiz, die ich schätze. Man muss sich sicher durchbeißen, dann hat man es auf lange Sicht zumindest besser als ein selbstständiger RA;)
08.02.2021, 19:20
Gerade am AG muss man die Sachen halt auch platt machen und darf nicht zu viel nachdenken. 287 sollte extensivst genutzt werden
Wer Richter auf Probe bzw. Staatsanwalt werden möchte, sollte sich mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Das Karriere-Dossier ist als Print-Buch sowie als E-Book für alle 16 Bundesländer erhältlich:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
08.02.2021, 19:22
(08.02.2021, 19:20)Gast schrieb: Gerade am AG muss man die Sachen halt auch platt machen und darf nicht zu viel nachdenken. 287 sollte extensivst genutzt werden
Ich lasse auch alle Anklagen (AG) zu. Natürlich könnte ich die wegen Rechtsschreibfehlern uä. zurückschicken, aber ich habe keine Zeit für den Mist.
08.02.2021, 20:24

08.02.2021, 21:17
(08.02.2021, 16:29)ZurückzumThema schrieb: Ja, die Justiz ist überfordert und ja, ich bin es ebenfalls. Ich bin Richter, relativ frisch dabei und es ist einfach zu viel. Mit 20-30 Jahren kriegt man das alles einigermaßen hin, je nachdem, welche Ansprüche man an sich selbst stellt. Jetzt sehe ich aber noch nicht viel Licht am Ende des Richtertunnels. Es ist alles sehr mühsam. Es gibt an die 20.000 Fallkonstellationen (AG). Jeder Verkehrsunfall, der auf den ersten Blick bekannt scheint, ist dann im jeweiligen Einzelfall dann doch anders. Die Anwälte bestreiten jeden Futz, sodass es gefühlt ewig dauert, bis man ein Verfahren zu machen kann. Die RAs sind tepzu blöde, einen gescheiten SS zu formulieren, andererseits dann aber kackendreist...
Genug der Schwarzmalerei - es gibt dennoch viele Seiten an der Justiz, die ich schätze. Man muss sich sicher durchbeißen, dann hat man es auf lange Sicht zumindest besser als ein selbstständiger RA;)
Also Verkehrsunfälle am AG sind doch fast immer 08/15. Man hört 1, 2 Zeugen, ggf. noch die Parteien. Dann je nach dem ausführlicher BB, guter SV (Kollegen fragen) und die Sache macht kaum Arbeit. Wenn das Gutachten da ist, kann man doch auch immer 128 II machen.
Das einzige, was am AG wirklich viel Arbeit macht, ist mE Mietrecht. Was da teilweise vorgetragen wird, ist eine Katastrophe. Aber zum Glück ist da die Vergleichsbereitschaft relativ hoch.
08.02.2021, 21:21
Auch so ne Eigenbedarfskündigung kann schon teilweise sehr unterhaltsam sein. Das ist teilweise wie rtl 2 am Nachmittag
08.02.2021, 22:07
Aber WEG

14.02.2021, 16:46
Der Frust aufgrund von Opportunitätskosten (was würde ich woanders verdienen?) minimiert sich, wenn man sich überlegt, wo man denn sonst wirklich arbeiten würde. In der Großstadt stellt man sich die Frage jedenfalls als Berufsanfänger schon mal. Grosskanzlei kommt auch nur in Betracht in der Großstadt. Will ich ein bestimmtes Rechtsgebiet machen (und kriege das als Richter auch), muss ich erstmal gucken, wo ich das in der GK vor Ort machen kann und was ich dafür kriege. Bei mir waren das 3 Adressen, wo ich mit 80k, 85k oder 100k angefangen hätte. Jedes Jahr 5k mehr. Da ich grad neben R1 noch eine angezeigte Nebentätigkeit habe, die mich kaum Aufwand kostet, bin ich nach meiner PKV bei einem Monatsnetto im öD, wo ich in der fW mind. 80k auch verdienen müsste.
Und dann haben wir noch nicht über die Arbeitsbedingungen geredet. Als Einzelrichter bin ich mein eigener Herr (und mein eigener Sklave, ja), aber ich muss niemandem vorlegen und niemandem facetimen. Ich habe kein Diensthandy, weil ich es nicht brauche. Ich habe keine Mailweiterleitung, weil ich sie nicht brauche. Über Mails kommen Fortbildungshinweise, aber keine Anweisungen oder Wünsche. Das Telefon klingelt, wenn ich vorher wo angerufen habe, weil ich das für nötig gehalten habe, sonst nicht. An der Tür klopft es, wenn der Kollege/die Kollegin Rat sucht auf einen Kaffee, oder halt Zutrag kommt, wenn ich dann schon im Büro bin, sonst nicht.
Also, in der Justiz die Nerven behalten, dann klappt’s. Klar wär alles einfacher, wenn mehr Stellen geschaffen und auch besetzt würden. Aber der Wert von Rechtspflege ist nicht in Geld messbar und der Verlust an Rechtspflege nur für den Einzelnen spürbar und deswegen wird sich in den Länderhaushalten da wenig ändern.
Und dann haben wir noch nicht über die Arbeitsbedingungen geredet. Als Einzelrichter bin ich mein eigener Herr (und mein eigener Sklave, ja), aber ich muss niemandem vorlegen und niemandem facetimen. Ich habe kein Diensthandy, weil ich es nicht brauche. Ich habe keine Mailweiterleitung, weil ich sie nicht brauche. Über Mails kommen Fortbildungshinweise, aber keine Anweisungen oder Wünsche. Das Telefon klingelt, wenn ich vorher wo angerufen habe, weil ich das für nötig gehalten habe, sonst nicht. An der Tür klopft es, wenn der Kollege/die Kollegin Rat sucht auf einen Kaffee, oder halt Zutrag kommt, wenn ich dann schon im Büro bin, sonst nicht.
Also, in der Justiz die Nerven behalten, dann klappt’s. Klar wär alles einfacher, wenn mehr Stellen geschaffen und auch besetzt würden. Aber der Wert von Rechtspflege ist nicht in Geld messbar und der Verlust an Rechtspflege nur für den Einzelnen spürbar und deswegen wird sich in den Länderhaushalten da wenig ändern.
14.02.2021, 18:42
Du tust so als man als Richter Eilrechtschutz 5 Wochen liege lassen kann...völlig naiv und entspricht nicht der Realität