13.10.2022, 13:15
(13.10.2022, 10:07)Gast schrieb: Habe zwei mal exakt vier Punkte in den Examina - nach Ansicht der meisten hier also extrem gescheitert.
Ich habe, auch aus Resignation in einer winzigen (Drecks-) Klitsche für 36 K angefangen und ca. 50 Stunden gearbeitet, da war ich zwei Jahre. Haupstächlich Verkehrsrecht, aber im Grunde alles, was so in einer FWW kreucht und fleucht.
In einem sehr bestimmten Rechtsgebiet, habe ich dann ein paar Fällen mit immer der gleichen Kanzlei auf der Gegenseite gehabt und die Anwälte haben sich (fachlich, nicht persönlich) ziemlich die Hefe gegeben.
Offenbar hat das Eindruck hinterlassen, weil ich mit dem Anwalt der Gegenseite dann mal zum Lunch war. Drei Monate später habe ich in seiner Kanzlei angefangen, für 50 K + Umsatzbeteiligung. Er hat mich gefördert und gefordert und ich hatte dann recht schnell den FA- Titel. Mein Chef hat mir eine Autorenstelle für einen Kommentar besorgt und hat mir offen zu verstehen gegeben, dass meine Examensnoten meine Fähigkeiten nicht wiederspiegeln - etwas, was ich bis dahin noch nie gehört hatte.
Ich bin mit Ausscheiden meines Chefs aus der Sozietät in eine kleinere mittelständischen Kanzlei gewechselt, wobei auch hier mein Chef persönlich Fürsprache für mich gehalten hat, und mein Rechtsgebieteportfolio nochmal erweitert. Ich habe letztes Jahr mit Bonus 160 K verdient.
Mit meinem alten Chef gehe ich regelmäßig etwas trinekn und bin in meiner derzeitigen Kanzlei etabliert und ein geschätzter Kollege. Über die Partnerschaft wird gerade verhandelt.
Man kann durchaus erfolgreich sein, aber man frisst erstmal Scheiße. Bis ich da war, wo ich jetzt bin, hat es fast 9 Jahre gedauert. Man muss aber auch ein bisschen Glück haben. Ich hatte das Glück, dass mein alter Chef mich extrem protegiert hab.
Übrigens, so scheiße es in der ersten Kanzlei auch war, auch das was ich dort an Fällen abgearbeitet habe, hat mir später geholfen. Es hilft, wenn man für einen Geschäftsführer eines Mittelständlers einen Autounfall schnell und diskret regel kann, oder man nebenbei das zugekokste Töchterchen raushaut.
Danke für den Erfahrungsbericht.
Ich selbst habe auch, wie du so schön sagst, erstmal Sch fressen müssen, bevor es bergauf ging. Nicht mit 2x a, aber b und a.
So kontrovers die Beiträge von Juramaus oft sind, umso glaubhafter ist ihr Bericht, mit einem Anruf zurückgekehrt zu sein. Das kommt gar nicht so selten vor. Bei uns kam eine ehemalige Steufa zurück, nachdem sie geguckt hat, ob das Gras woanders grüner ist, Kollegen von mir sind zu Mandanten gewechselt, ein Freund zur Gegenseite wie oben von Gast beschrieben und auch mein Chef hat mir angeboten, wieder zurückzukommen, wenn auch mit dem Nebensatz, dass er weiß, dass das wohl eher nicht passieren wird.
Was ich aber somit bestätigen kann und im Obiter dictum zur Parteimitgliedschaft sinngemäß geschrieben habe, ist dass Kontakte eine wesentliche Rolle im Berufsleben spielen. Gute Ergebnisse im Examen verhelfen beim Einstieg. Im weiteren Verlauf des Berufslebens sind jedoch die Kontakte entscheidend, die man knüpft. Eigentlich ist es auch nichts neues, dass man Netzwerke schaffen soll, um beruflich weiterzukommen. Das predigen alle schon seit Jahren.
14.10.2022, 08:43
(13.10.2022, 13:15)Egal schrieb:(13.10.2022, 10:07)Gast schrieb: Habe zwei mal exakt vier Punkte in den Examina - nach Ansicht der meisten hier also extrem gescheitert.
Ich habe, auch aus Resignation in einer winzigen (Drecks-) Klitsche für 36 K angefangen und ca. 50 Stunden gearbeitet, da war ich zwei Jahre. Haupstächlich Verkehrsrecht, aber im Grunde alles, was so in einer FWW kreucht und fleucht.
In einem sehr bestimmten Rechtsgebiet, habe ich dann ein paar Fällen mit immer der gleichen Kanzlei auf der Gegenseite gehabt und die Anwälte haben sich (fachlich, nicht persönlich) ziemlich die Hefe gegeben.
Offenbar hat das Eindruck hinterlassen, weil ich mit dem Anwalt der Gegenseite dann mal zum Lunch war. Drei Monate später habe ich in seiner Kanzlei angefangen, für 50 K + Umsatzbeteiligung. Er hat mich gefördert und gefordert und ich hatte dann recht schnell den FA- Titel. Mein Chef hat mir eine Autorenstelle für einen Kommentar besorgt und hat mir offen zu verstehen gegeben, dass meine Examensnoten meine Fähigkeiten nicht wiederspiegeln - etwas, was ich bis dahin noch nie gehört hatte.
Ich bin mit Ausscheiden meines Chefs aus der Sozietät in eine kleinere mittelständischen Kanzlei gewechselt, wobei auch hier mein Chef persönlich Fürsprache für mich gehalten hat, und mein Rechtsgebieteportfolio nochmal erweitert. Ich habe letztes Jahr mit Bonus 160 K verdient.
Mit meinem alten Chef gehe ich regelmäßig etwas trinekn und bin in meiner derzeitigen Kanzlei etabliert und ein geschätzter Kollege. Über die Partnerschaft wird gerade verhandelt.
Man kann durchaus erfolgreich sein, aber man frisst erstmal Scheiße. Bis ich da war, wo ich jetzt bin, hat es fast 9 Jahre gedauert. Man muss aber auch ein bisschen Glück haben. Ich hatte das Glück, dass mein alter Chef mich extrem protegiert hab.
Übrigens, so scheiße es in der ersten Kanzlei auch war, auch das was ich dort an Fällen abgearbeitet habe, hat mir später geholfen. Es hilft, wenn man für einen Geschäftsführer eines Mittelständlers einen Autounfall schnell und diskret regel kann, oder man nebenbei das zugekokste Töchterchen raushaut.
Danke für den Erfahrungsbericht.
Ich selbst habe auch, wie du so schön sagst, erstmal Sch fressen müssen, bevor es bergauf ging. Nicht mit 2x a, aber b und a.
So kontrovers die Beiträge von Juramaus oft sind, umso glaubhafter ist ihr Bericht, mit einem Anruf zurückgekehrt zu sein. Das kommt gar nicht so selten vor. Bei uns kam eine ehemalige Steufa zurück, nachdem sie geguckt hat, ob das Gras woanders grüner ist, Kollegen von mir sind zu Mandanten gewechselt, ein Freund zur Gegenseite wie oben von Gast beschrieben und auch mein Chef hat mir angeboten, wieder zurückzukommen, wenn auch mit dem Nebensatz, dass er weiß, dass das wohl eher nicht passieren wird.
Was ich aber somit bestätigen kann und im Obiter dictum zur Parteimitgliedschaft sinngemäß geschrieben habe, ist dass Kontakte eine wesentliche Rolle im Berufsleben spielen. Gute Ergebnisse im Examen verhelfen beim Einstieg. Im weiteren Verlauf des Berufslebens sind jedoch die Kontakte entscheidend, die man knüpft. Eigentlich ist es auch nichts neues, dass man Netzwerke schaffen soll, um beruflich weiterzukommen. Das predigen alle schon seit Jahren.
+1 - Juramaus ist hier mal wirklich realistisch. Ich habe z.B. darauf geachtet, einen Arbeitgeber nie mit verbrannter Erde zu hinterlassen (und habe bisher echt Glück im Leben gehabt, dass das möglich war). Bei meinem Exit aus der GK gab es sogar noch ein Angebot vom Partner eines anderen Teams, mit dem ich regelmäßig zusammen gearbeitet, das auch jetzt noch gilt. Auch insgesamt bin ich mit fast allen Kollegen (bei mir persönlich ist da vom ehemaligen Referendar bis hin zum Managing Partner oder früherem Prof alles dabei), mit denen ich in den letzten 5 Jahren enger zusammen gearbeitet habe in Kontakt und gehe regelmäßig noch nach der Arbeit mit denen was Essen/Trinken. Ich weiß, dass ich bei einigen, auch jederzeit anklopfen könnte wegen eines Jobs, entweder bei ihnen selbst oder um wiederum von deren Netzwerk zu profitieren.
Man darf das Netzwerken wirklich nicht unterschätzen, man sollte sich eben zu diesen ganzen Veranstaltungen schleppen und/oder auch in den Kanzleien eine gewisse Präsenz zeigen. Mandanten, Kollegen, potentielle Arbeitgeber trifft man alle auf diversen Veranstaltungen und kann auch noch schön kostenlos essen und trinken. Dann braucht man irgendwann keine klassischen Bewerbungen mehr.