29.08.2021, 22:10
(29.08.2021, 20:17)Gastio schrieb:(29.08.2021, 19:56)Gasto schrieb:(29.08.2021, 15:03)Gast schrieb: Im Unternehmen muss man aber die seltene Lega Counsel Stelle kriegen, die selten für Einsteiger ausgeschrieben ist.
Mit jeder anderen 0815 Einstiegsstelle wirfst du 7 Jahre Ausbildung weg. Du bist dann einfach ein alter Neueinsteiger. Hocharbeiten kannst du dich mit jedem Studium und jeder Ausbildung. Jura hat da keinen einzigen Vorteil.
Ja aber vielleicht hat einem das Studium ja Spaß gemacht. Jeder Einsteiger mit dem oft vorkommenden Auslandssemster plus Praktikumssemster in BWL hat auch mind. sechs Jahr auf dem Buckel, wenn er irgendwo mal länger gebraucht hat, sogar sieben. Meine Freundin war als BWLerin mehr Semester in der Uni (6+4) als ich (9). Danach hat sie ein Trainee (2 Jahre) gemacht und ich das Ref (2 Jahre).
Es gibt so viele Studiengänge, mit denen man fachfremd einsteigt und auch die BWLer nutzen kaum was aus ihrem Studium, so breit wie die eingesetzt werden. Da redet auch keiner vom „Studium wegwerfen“, eher von „Chancen nutzen“. Nur bei uns Juristen setzt man sich wieder aufs hohe Ross (so schwere Ausbildung, da ist was besseres als die anderen) und gleichzeitig macht man sich ganz klein (man kann ja nichts außer Jura). Eine Freundin ist als BWLerin Abteilungsleiterin einer technischen Abteilung. Die hat von der Arbeit ihrer Mitarbeiter auch keine Ahnung, so what, dafür hat sie die Mitarbeiter. Sie muss die Abteilung führen. Das könnte genauso ein studierter Jurist, der im Konzern arbeitet.
Deine Argumentation ist nicht besonders stringent. Du nimmst ein Ausnahmebeispiel und betrachtest dieses als Regelbeispiel. Als BWLer dauert das Studium mit Nichten so lange, wie bei dir beschrieben. Ich war mit 29 + LLM fertig, alle meine Freunde mit spätestens 24 Bachlor + Master. Und nein diesen Job können Juristen mehrheitlich nicht ausüben, weil die meisten einfach durch studienbedingte lange Abwesenheit absolut wirtschaftsfern sind. Alles schon erlebt. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel.
Allerdings stimme ich mit dir darin überein, dass sich niemand aufgeben lassen sollte. Ich kann den Frust über so ein langes Studium aber dennoch nachvollziehen.
Wenn ihr alle mit 19 angefangen habt, dann haben sie alle in fünf Jahren, also Regelstudienzeit abgeschlossen. Du hast hingegen zehn Jahre gebraucht. 1 für den LL.M., 2 1/2 fürs Ref und 6 1/2 fürs Studium? Also deutlich über Regelstudienzeit? Gibt auch genug BWLer und Co, die hart überziehen. Bei Jura ist es nur einfacher möglich, weil weniger Druck im Studium ist.
Ich kenne viele Juristen, die in 8-10 Semestern abgeschlossen haben. Dazu dann noch zwei Jahre Ref und man ist nur 1-2 Jahre länger unterwegs als ein BWLer in Regelstudienzeit. Plus man kann im Ref schon knapp über ein Jahr jobrelevant bei Kanzleien und im Ausland arbeiten. Diese Chance nutzen natürlich auch wieder viele Juristen nicht…
29.08.2021, 22:21
(29.08.2021, 22:10)Gasto schrieb:(29.08.2021, 20:17)Gastio schrieb:(29.08.2021, 19:56)Gasto schrieb:(29.08.2021, 15:03)Gast schrieb: Im Unternehmen muss man aber die seltene Lega Counsel Stelle kriegen, die selten für Einsteiger ausgeschrieben ist.
Mit jeder anderen 0815 Einstiegsstelle wirfst du 7 Jahre Ausbildung weg. Du bist dann einfach ein alter Neueinsteiger. Hocharbeiten kannst du dich mit jedem Studium und jeder Ausbildung. Jura hat da keinen einzigen Vorteil.
Ja aber vielleicht hat einem das Studium ja Spaß gemacht. Jeder Einsteiger mit dem oft vorkommenden Auslandssemster plus Praktikumssemster in BWL hat auch mind. sechs Jahr auf dem Buckel, wenn er irgendwo mal länger gebraucht hat, sogar sieben. Meine Freundin war als BWLerin mehr Semester in der Uni (6+4) als ich (9). Danach hat sie ein Trainee (2 Jahre) gemacht und ich das Ref (2 Jahre).
Es gibt so viele Studiengänge, mit denen man fachfremd einsteigt und auch die BWLer nutzen kaum was aus ihrem Studium, so breit wie die eingesetzt werden. Da redet auch keiner vom „Studium wegwerfen“, eher von „Chancen nutzen“. Nur bei uns Juristen setzt man sich wieder aufs hohe Ross (so schwere Ausbildung, da ist was besseres als die anderen) und gleichzeitig macht man sich ganz klein (man kann ja nichts außer Jura). Eine Freundin ist als BWLerin Abteilungsleiterin einer technischen Abteilung. Die hat von der Arbeit ihrer Mitarbeiter auch keine Ahnung, so what, dafür hat sie die Mitarbeiter. Sie muss die Abteilung führen. Das könnte genauso ein studierter Jurist, der im Konzern arbeitet.
Deine Argumentation ist nicht besonders stringent. Du nimmst ein Ausnahmebeispiel und betrachtest dieses als Regelbeispiel. Als BWLer dauert das Studium mit Nichten so lange, wie bei dir beschrieben. Ich war mit 29 + LLM fertig, alle meine Freunde mit spätestens 24 Bachlor + Master. Und nein diesen Job können Juristen mehrheitlich nicht ausüben, weil die meisten einfach durch studienbedingte lange Abwesenheit absolut wirtschaftsfern sind. Alles schon erlebt. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel.
Allerdings stimme ich mit dir darin überein, dass sich niemand aufgeben lassen sollte. Ich kann den Frust über so ein langes Studium aber dennoch nachvollziehen.
Wenn ihr alle mit 19 angefangen habt, dann haben sie alle in fünf Jahren, also Regelstudienzeit abgeschlossen. Du hast hingegen zehn Jahre gebraucht. 1 für den LL.M., 2 1/2 fürs Ref und 6 1/2 fürs Studium? Also deutlich über Regelstudienzeit? Gibt auch genug BWLer und Co, die hart überziehen. Bei Jura ist es nur einfacher möglich, weil weniger Druck im Studium ist.
Ich kenne viele Juristen, die in 8-10 Semestern abgeschlossen haben. Dazu dann noch zwei Jahre Ref und man ist nur 1-2 Jahre länger unterwegs als ein BWLer in Regelstudienzeit. Plus man kann im Ref schon knapp über ein Jahr jobrelevant bei Kanzleien und im Ausland arbeiten. Diese Chance nutzen natürlich auch wieder viele Juristen nicht…
Milchmädchenrechnung. Die Juristen rechnen sie die Studiendauer schön. Zwischen Examen und mündlicher Prüfung liegt gerne ein ganzes Semester. Bis Refbeginn noch einmal gerne ein halbes Jahr. Bachlor und Master geht schön nahtlos. Ich kenne keinen Juristen, der schneller als 5 Jahre zwischen Studienbeginn und Refbeginn war. Ref geht auch noch einmal 2 Jahre (+ 1-2 Monate). Danach fängt man auch selten direkt mit dem Job an, weil man nach dem Examen bisschen Erholung braucht. Die Bachelor/Masterstudenten haben im letzten Semster nur noch ihre chillige Abschlussarbeit und sind viel erholter nach dem Studium.
Laut Statistik ist man mit 23,6 Jahren mit den Bachelor durch. Mit dem Master nach 26,1. In Hessen sind Volljuristen beispielsweise im Schnitt 29,6 Jahre alt. Wobei da vllt noch einmal die durchschnittliche Prüfungsdauer mit knapp 5 Monaten dazugerechnet werden muss. Da ist die Statistik nicht eindeutig.
29.08.2021, 22:47
Klassische Jura Arroganz. Sorry. Wir brauchen nach dem stressigen Examen erstmal Erholung und können nicht anfangen zu arbeiten… ok, die harten Schriftlichen sind dann zwar schon knapp 4 1/2 Monate vorbei aber ja, wir Juristen brauchen dann erstmal Erholung, weil wir die härtesten Prüfungen haben.
Die anderen Studiengänge haben hingegen nur eine chillige Masterarbeit. Ist ja praktisch ausgeschlossen, dass so eine Masterarbeit für die anstrengend ist. Ist ja kein Jura ;-) gäbe es in Jura eine Abschluss-Masterarbeit, müssten wir uns hingegen sicher danach erstmal drei Monate erholen, weil ist ja so hart bei uns…
Ja, Jura ist nicht einfach. Aber den Großteil des Stresses machen wir uns selbst. Nicht weil es so außergewöhnlich schwer ist. Mediziner und co lernen einfach und halten die Klappe.
Die anderen Studiengänge haben hingegen nur eine chillige Masterarbeit. Ist ja praktisch ausgeschlossen, dass so eine Masterarbeit für die anstrengend ist. Ist ja kein Jura ;-) gäbe es in Jura eine Abschluss-Masterarbeit, müssten wir uns hingegen sicher danach erstmal drei Monate erholen, weil ist ja so hart bei uns…
Ja, Jura ist nicht einfach. Aber den Großteil des Stresses machen wir uns selbst. Nicht weil es so außergewöhnlich schwer ist. Mediziner und co lernen einfach und halten die Klappe.
29.08.2021, 23:11
Deine Argumentation erinnert mich immer an diese CDU Politiker, die einem weiß machen wollen, dass es in Afrika noch schlimmer mit der Digitalisierung oder Armut ist und man sich nicht immer beschweren soll.
Um es an dieser Stelle abzuschließen, bei mir ist es letztlich gut gegangen, bei dir scheinbar auch. Es war rückblickend sehr hart und im Vergleich zu meinen BWler Kollegen deutlich mehr zu tun. Aber man kann zumindest objektiv zugestehen, dass das Jura-Studium im Schnitt nunmal eine ziemlich riskante Angelegenheit für die Mehrheit der Absolventen im Vergleich zum Bwl-Studium ist.
Um es an dieser Stelle abzuschließen, bei mir ist es letztlich gut gegangen, bei dir scheinbar auch. Es war rückblickend sehr hart und im Vergleich zu meinen BWler Kollegen deutlich mehr zu tun. Aber man kann zumindest objektiv zugestehen, dass das Jura-Studium im Schnitt nunmal eine ziemlich riskante Angelegenheit für die Mehrheit der Absolventen im Vergleich zum Bwl-Studium ist.
30.08.2021, 00:14
(29.08.2021, 22:47)Gasto schrieb: Ja, Jura ist nicht einfach. Aber den Großteil des Stresses machen wir uns selbst. Nicht weil es so außergewöhnlich schwer ist. Mediziner und co lernen einfach und halten die Klappe.
Es läuft doch letztendlich immer auf das gleiche Problem raus, nämlich die Unwägbarkeit des Examens. Denn zu keinem Zeitpunkt im Studium wird man jemals eine Pflichtklausur schreiben, die auch nur im Ansatz das Niveau einer Examensklausur besitzt, nicht im Grundstudium, nicht in der Übung, nicht im Schwerpunkt. Die einzige Leistungskontrolle sind also Probeklausuren, die erstens ohne Druck geschrieben und zweitens häufig auch halbherzig korrigiert werden. Hinzu kommt die Tatsache, dass für die Frage, welche Karrierewege sich öffnen, einzig diese Examina zählen und die Noten des Studiums bedeutungslos sind.
Dieses "Problem" haben Studiengänge mit Bachelor-Master-System nicht. Aber auch die Mediziner, die selbst Staatsprüfungen schreiben, sind nicht diesem Druck ausgesetzt, weil deren Noten quasi irrelevant sind. Dass Jura der einzige Studiengang ist, bei dem sich eine riesige "Nachhilfeindustrie" (=Reps) etabliert hat, spricht letztendlich Bände. An das ratlose Kopfschütteln von Nichtjuristen, denen ich von meiner Teilnahme am Jahreskurs bei Alpmann erzählt habe, erinnere ich mich heute noch. Keiner hat damals verstanden, warum ich knapp 150 € pro Monat für einen "Privatlehrer" bezahle. "Du gehst doch zur Uni in die Vorlesung", hieß es nur lapidar.
Ja, inhaltlich ist Jura insgesamt auch meiner Meinung nach kein Hexenwerk und wer einigermaßen Grips im Kopf hat und fleißig ist, wird das Examen mit hoher Wahrscheinlichkeit bestehen. Der Aufbau der Ausbildung kreiert jedoch mehr Stress und Frust bei den Studenten, als es nötig wäre. Reformbestreben scheint auch keines in Sicht zu sein, obwohl beispielsweise das Bachelor-Master-System bei Juristen in anderen EU-Ländern und der Schweiz längst Standard ist.
30.08.2021, 06:54
(29.08.2021, 22:47)Gasto schrieb: Klassische Jura Arroganz. Sorry. Wir brauchen nach dem stressigen Examen erstmal Erholung und können nicht anfangen zu arbeiten… ok, die harten Schriftlichen sind dann zwar schon knapp 4 1/2 Monate vorbei aber ja, wir Juristen brauchen dann erstmal Erholung, weil wir die härtesten Prüfungen haben.
Die anderen Studiengänge haben hingegen nur eine chillige Masterarbeit. Ist ja praktisch ausgeschlossen, dass so eine Masterarbeit für die anstrengend ist. Ist ja kein Jura ;-) gäbe es in Jura eine Abschluss-Masterarbeit, müssten wir uns hingegen sicher danach erstmal drei Monate erholen, weil ist ja so hart bei uns…
Ja, Jura ist nicht einfach. Aber den Großteil des Stresses machen wir uns selbst. Nicht weil es so außergewöhnlich schwer ist. Mediziner und co lernen einfach und halten die Klappe.
Klassischer Fall von eigener Ignoranz, weswegen du mir Arroganz vorwirfst. Bachelor und Masterstudiengänge erbringen ihre Leistungen verteilt durch das ganze Studium. Die Abschlussarbeit ist einfach kein größeres Problem mehr. Durchfallquote ist da praktisch bei 0. Juristen müssen kurz vor Ende der Ausbildung noch einmal die einzige relevante Leistung erbringen. Natürlich man dann am Ende der Ausbildung nicht gleich ausgelaugt.
Jeder der auch aus seiner Blase herauskommt und Freunde hat, die was anderes als Jura gemacht haben, kennt den beschriebenen Sachverhalt. Aber klar, alles nur Arroganz der Juristen.
30.08.2021, 08:38
Mediziner wissen im Gegensatz zu Juristen, dass sie mit ihrem 100-Tage-Ambos-Lernplan durchs (2.) Examen kommen und dass die Note egal ist, weil in DE so viele Ärzte gebraucht werden, während bei Juristen von 0,3 bis 2 Jahren Examensvorbereitung alles vorkommt und die Note das absolute Distinktionskriterium für die Jobs ist.
30.08.2021, 10:55
Es liegt oft an den Noten: Wenn man gute Noten hat, steht einem die Welt offen. Wenn nicht, muss man nehmen, was man kriegen kann.
Der Unterschied zu anderen Professionen ist, dass Du dich in anderen Professionen hocharbeiten kannst, egal welche Note Du im Studium hast. Du wirst aufsteigen können - Berufserfahrung und zusätzliche skills werden belohnt.
Wenn Du bei Jura einmal schlechte Noten hast kannst Du machen was Du willst: Da hilft Dir auch ein 1,0 LLM (an "vernünftige" Unis kommt man mit schlechten Noten in der Regel nicht) nichts und auch ein M.B.A wird zur Kenntnis genommen. Promotion ist raus. Alles, was man mit Jura dann noch machen kann, ist sehr begrenzt und die Noten werden dich für immer zeichnen und Du wirst Sie für immer mit Dir tragen und dich auch für immer rechtfertigen müssen, wenn Du dich juristisch entwickeln willst.
Bestimmte Jobs wirst Du niemals bekommen. KK oder - mit Glück - MK sind drin. Rechtsabteilungen von Konzernen sind raus - dann ab in den Mittelstand. Wird man da in der Rechtsabteilung glücklich? Muss man selber wissen. Aber in der Regel verdienen die Menschen um dich herum mehr Geld. Jura lohnt sich nur, wenn man es liebt - oder mindestens im Mittelfeld schwimmt. Mit schlechten Noten, was nunmal auch 20 % trifft, hast du nie wieder eine Chance.
Der Unterschied zu anderen Professionen ist, dass Du dich in anderen Professionen hocharbeiten kannst, egal welche Note Du im Studium hast. Du wirst aufsteigen können - Berufserfahrung und zusätzliche skills werden belohnt.
Wenn Du bei Jura einmal schlechte Noten hast kannst Du machen was Du willst: Da hilft Dir auch ein 1,0 LLM (an "vernünftige" Unis kommt man mit schlechten Noten in der Regel nicht) nichts und auch ein M.B.A wird zur Kenntnis genommen. Promotion ist raus. Alles, was man mit Jura dann noch machen kann, ist sehr begrenzt und die Noten werden dich für immer zeichnen und Du wirst Sie für immer mit Dir tragen und dich auch für immer rechtfertigen müssen, wenn Du dich juristisch entwickeln willst.
Bestimmte Jobs wirst Du niemals bekommen. KK oder - mit Glück - MK sind drin. Rechtsabteilungen von Konzernen sind raus - dann ab in den Mittelstand. Wird man da in der Rechtsabteilung glücklich? Muss man selber wissen. Aber in der Regel verdienen die Menschen um dich herum mehr Geld. Jura lohnt sich nur, wenn man es liebt - oder mindestens im Mittelfeld schwimmt. Mit schlechten Noten, was nunmal auch 20 % trifft, hast du nie wieder eine Chance.
30.08.2021, 11:51
(30.08.2021, 10:55)ramsi schrieb: Es liegt oft an den Noten: Wenn man gute Noten hat, steht einem die Welt offen. Wenn nicht, muss man nehmen, was man kriegen kann.
Der Unterschied zu anderen Professionen ist, dass Du dich in anderen Professionen hocharbeiten kannst, egal welche Note Du im Studium hast. Du wirst aufsteigen können - Berufserfahrung und zusätzliche skills werden belohnt.
Wenn Du bei Jura einmal schlechte Noten hast kannst Du machen was Du willst: Da hilft Dir auch ein 1,0 LLM (an "vernünftige" Unis kommt man mit schlechten Noten in der Regel nicht) nichts und auch ein M.B.A wird zur Kenntnis genommen. Promotion ist raus. Alles, was man mit Jura dann noch machen kann, ist sehr begrenzt und die Noten werden dich für immer zeichnen und Du wirst Sie für immer mit Dir tragen und dich auch für immer rechtfertigen müssen, wenn Du dich juristisch entwickeln willst.
Bestimmte Jobs wirst Du niemals bekommen. KK oder - mit Glück - MK sind drin. Rechtsabteilungen von Konzernen sind raus - dann ab in den Mittelstand. Wird man da in der Rechtsabteilung glücklich? Muss man selber wissen. Aber in der Regel verdienen die Menschen um dich herum mehr Geld. Jura lohnt sich nur, wenn man es liebt - oder mindestens im Mittelfeld schwimmt. Mit schlechten Noten, was nunmal auch 20 % trifft, hast du nie wieder eine Chance.
Stichwort selbst erfüllende Prophezeiung. Dich zeichnen die Noten natürlich nicht dein Leben lang. Ich kenne Leute mit doppel-b (jetzt nicht 8,8...) in GKs, die dort schon Senior sind. Wie haben die das geschafft? Mit ca. 8,0 im Ersten (inkl. Schwerpunkt, also so 7,x im Staatsteil) im Ref bei einer GK untergekommen, danach als bekannt und bewährt übernommen. Was lese ich hier im Forum? Viele suchen sich bewusst ne kleine Kanzlei, um die ganze Anwaltsstation zu tauchen... das ist dann eine verpasste Chance und man reduziert sich wirklich auf seine Noten.
Ich kenne jemanden mit einem ausreichend im Zweiten, der jetzt über 120k im Jahr verdient mit wenigen Jahren BE. Ich kenne sogar jemanden, der im zweiten Examen durchgefallen ist und jetzt seine 60k im Unternehmen verdient, mit weiteren Karrierechancen. Auch in meiner Kanzlei brauchst du kein doppel-vb, kannst aber mit Anfang 30 problemlos sechsstellig verdienen. Was ist der Trick dahinter? Hart arbeiten und etwas im Lebenslauf habe, was eben nicht nur die Noten sind, Spezialisierung, Auslandserfahrung, Praxiserfahrung. Natürlich sind die Noten in Jura wichtig aber man kann sich im Berufsleben selbstverständlich auch hocharbeiten... mit einem 3,0er Master Abschluss in BWL steigst du auch nicht bei einem DAX Unternehmen ein und in der Regel rekrutieren die ihre Führungskräfte auch nicht von dem kleinen Mittelständler, bei dem man stattdessen einsteigen muss.
Zu den anderen: Schaut euch doch mal die Abbruchquoten in den Studiengängen an. Die sind in anderen Studiengängen oft höher als in Jura. Wenn Jura einen großen Fehler hat, dann, dass es oftmals einen niedrigen NC hat und während des Studiums nicht hart rausgeprüft wird. So kommen locker 20-30% Studenten bis zum Examen, die da eigentlich gar nicht hingehören (Stichwort: Will studieren, kann kein Mathe, mache ich mal Jura) und selbst auch kaum Spaß am Studium haben. Dann aber irgendwann nicht mehr abbrechen "weil man hat ja schon was investiert". Ein früheres Sieben wäre da sinnvoll.
Ansonsten ist mir schon im Studium aufgefallen, dass sich Juristen wahnsinnig viel Stress machen. Alles muss mega aufgeladen und kompliziert gemacht werden. Und die Noten in den Examen waren für mich nicht sonderlich überraschend bei vielen Leuten (wenn man ganz ehrlich ist). Also die Freunde, die ich wirklich gut kenne (sagen wir mal knapp 20 über beide Examen verteilt), dort gab es wenig Überraschungen. Die Guten waren gut und die Schlechten schlecht und die Durchschnittlichen durchschnittlich. Nur haben sich die Schlechten oft selbst nicht als schlecht angesehen (wobei ich mir dann dachte, Junge, du hast keine Probeklausur in unter 6 Stunden und immer nur mit Hilfsmitteln geschafft... was hast du im Examen erwartet, nur weil du jeden Tag 10 Stunden in der Bib saßt und davon 5 Stunden am Handy/Kaffeeautomaten warst?!).
PS: Schaut mal ins WiWi-Forum. Da heulen viele BWLer rum und verweisen auf das "beide Lehrer-Paar" was doch ganz viele BWLer ausstechen würde und die müssen doch viel weniger arbeiten, hätten eine leichtere Ausbildung usw. Also anscheinend hat jeder Studiengang/Absolventen seinen "Sehnsuchtsstudiengang", bei dem es vermeintlich alles viel einfacher und besser bezahlt ist. Hier ist es BWL, dort ist es dann Lehramt. Ich schau auch gerne mal in ein eher Info-lastiges Forum... die kotzen sich auch über ihre Gehälter in Deutschland aus und verweisen auf FAANG in den USA, wo sie angeblich alle schon 250k aufwärts verdienen würden aber hier nicht über 80k kommen im Unternehmen als Entwickler (da wird gerne auf uns Juristen verwiesen, die in den Spitzenpositionen viel mehr in DE verdienen können ^^).
30.08.2021, 12:36
Vorab, jeder ist für sich selbst verantwortlich. Auch 2xA Absolventen können sich durchbeißen, weiterentwickeln und etwas erreichen. Den Eindruck des absoluten Versagens sollte man hier natürlich nicht bedienen. 100% D'accord!
Allerdings ziehst du leider zu oft eigene positive Erfahrungsbeispiele auf die Allgemeinheit und ignorierst dabei die großen Hürden die das Jura Studium für die Marktgängigkeit hat. Es vergeht zu viel Zeit zwischen den Prüfungen, dass man das Studium eben nicht mit 26 beenden kann. Ich kenne niemanden der vor 27 fertig war, auch sehr gute Kandidaten nicht.
Das große Folgeproblem dabei ist, dass während Juristen in der Bib sitzen und Hausarbeiten "zusammenkopieren", der BWLer seine ersten Gehversuche mit Anfang 20 in der Wirtschaft macht. Wir sind zu sehr abgekoppelt von der freien Wirtschaft. Und das ist auch durchaus gewollt so. Denn wer außerhalb des Tellerrandes blickt, hat im Endeffekt weniger für sein Judiz getan. Diese künstliche Trennung ist weder für die spätere juristische Tätigkeit förderlich, noch für die eigenen Skills. Alles schon tausendmal erlebt. Wenn bei uns ins Unternehmen Volljuristen kommen, können die praktisch nichts, insbesondere wenn es mal in die Schnittstelle geht, verhalten die sich wie Analphabeten. Weshalb unser Unternehmen (großes Softwarehaus) keine Volljuristen mehr einstellt. Das muss dir doch zu denken geben?
Mit einem Jura-Studium kann man nunmal nur Jura! Das ist gerade im Hinblick auf die Zukunft ein gewaltiges Problem. Denn wir sollten tendenziell abbauen, statt noch mehr Regulierungsberater und Bullshitjobs zu erzeugen. Stattdessen wächst der Bedarf an juristischer Beratung. Das erfreut die Kanzlei auf kurzer Sicht, ist aber ökonomisch kein tragfähiges Konzept. Ein Beispiel hierzu: Schon heute beschäftigen sich deutsche Banken mehr mit dem Thema Regulierung, als um die Weiterentwicklung ihres Geschäftsmodells.
To sum up: Der Jurist statistisch mit Ende 20 fertig, null Schnittstellen-Erfahrung, hat nur repititiv fürs heilige Examen gelernt. Der BWLer im Schnitt mit 25 fertig, bereits mehr Praktika während des Studiums und dann noch 4-5 Jahre außerhalb des Studiums. Wenn du ein Unternehmen hättest? Wen von den beiden würdest du als Abteilungsleiter einstellen? Der Punkt ist, BWL ist kein Traumstudium, aber 1. Deutlich einfacher 2. Schnittstellenkompetenter und 2. Vielfältiger bzgl. der Berufsperspektiven.
Allerdings ziehst du leider zu oft eigene positive Erfahrungsbeispiele auf die Allgemeinheit und ignorierst dabei die großen Hürden die das Jura Studium für die Marktgängigkeit hat. Es vergeht zu viel Zeit zwischen den Prüfungen, dass man das Studium eben nicht mit 26 beenden kann. Ich kenne niemanden der vor 27 fertig war, auch sehr gute Kandidaten nicht.
Das große Folgeproblem dabei ist, dass während Juristen in der Bib sitzen und Hausarbeiten "zusammenkopieren", der BWLer seine ersten Gehversuche mit Anfang 20 in der Wirtschaft macht. Wir sind zu sehr abgekoppelt von der freien Wirtschaft. Und das ist auch durchaus gewollt so. Denn wer außerhalb des Tellerrandes blickt, hat im Endeffekt weniger für sein Judiz getan. Diese künstliche Trennung ist weder für die spätere juristische Tätigkeit förderlich, noch für die eigenen Skills. Alles schon tausendmal erlebt. Wenn bei uns ins Unternehmen Volljuristen kommen, können die praktisch nichts, insbesondere wenn es mal in die Schnittstelle geht, verhalten die sich wie Analphabeten. Weshalb unser Unternehmen (großes Softwarehaus) keine Volljuristen mehr einstellt. Das muss dir doch zu denken geben?
Mit einem Jura-Studium kann man nunmal nur Jura! Das ist gerade im Hinblick auf die Zukunft ein gewaltiges Problem. Denn wir sollten tendenziell abbauen, statt noch mehr Regulierungsberater und Bullshitjobs zu erzeugen. Stattdessen wächst der Bedarf an juristischer Beratung. Das erfreut die Kanzlei auf kurzer Sicht, ist aber ökonomisch kein tragfähiges Konzept. Ein Beispiel hierzu: Schon heute beschäftigen sich deutsche Banken mehr mit dem Thema Regulierung, als um die Weiterentwicklung ihres Geschäftsmodells.
To sum up: Der Jurist statistisch mit Ende 20 fertig, null Schnittstellen-Erfahrung, hat nur repititiv fürs heilige Examen gelernt. Der BWLer im Schnitt mit 25 fertig, bereits mehr Praktika während des Studiums und dann noch 4-5 Jahre außerhalb des Studiums. Wenn du ein Unternehmen hättest? Wen von den beiden würdest du als Abteilungsleiter einstellen? Der Punkt ist, BWL ist kein Traumstudium, aber 1. Deutlich einfacher 2. Schnittstellenkompetenter und 2. Vielfältiger bzgl. der Berufsperspektiven.