20.01.2023, 09:27
Ich bin damals von einer GK in die Justiz gewechselt und für mich war es genau das Richtige. Letztlich gibt es aber keine allgemeingültige Regel, da jeder für sich wissen muss, was er möchte und worauf er Wert legt .Der Hauptgrund für meinen Wechsel war, dass ich einfach Richter sein wollte, kann mich damit gut identifizieren. Hinzukommt die deutlich stärker juristisch geprägte Arbeit. Und ja, auch am AG - wo ich ein Dezernat führe- wird juristisch stark gearbeitet. Entgegen landläufiger Meinungen mancher Großraumbuden sinkt das rechtliche Niveau nämlich nicht mit dem Streitwert- im Gegenteil.
Weitere für mich entscheidende Vorteile waren auch, dass ich am AG völlig eigenständig arbeiten kann. Ich kann kann und gehen, arbeiten wann und wie ich will. Hinzu kommt, dass ich den Umfang meiner Arbeit völlig selbst in der Hand habe. Wenn man sein Dezernat nach der Ernennung gut führt hat man einfach weniger zu tun. Jetzt bin ich soweit, dass ich mir für die Fälle meist so viel Zeit nehmen kann, wie ich will. Überdies beachten muss man natürlich die Sicherheit: Ich muss mir um meinen Job nie mehr Gedanken machen. Das ist hinsichtlich der Familie unersetzbar.
Und mit Verlaub: Die Horrorszenarien, die hier so gesponnen werden, sind einfach utopisch. Kein Lebenszeitrichter arbeitet 50h Stunden. Falls doch, macht er gewaltig etwas falsch. Und wer die Zeit hat, hier im Forum zu jammern, der hat auch Zeit zu arbeiten.
Gruß
Weitere für mich entscheidende Vorteile waren auch, dass ich am AG völlig eigenständig arbeiten kann. Ich kann kann und gehen, arbeiten wann und wie ich will. Hinzu kommt, dass ich den Umfang meiner Arbeit völlig selbst in der Hand habe. Wenn man sein Dezernat nach der Ernennung gut führt hat man einfach weniger zu tun. Jetzt bin ich soweit, dass ich mir für die Fälle meist so viel Zeit nehmen kann, wie ich will. Überdies beachten muss man natürlich die Sicherheit: Ich muss mir um meinen Job nie mehr Gedanken machen. Das ist hinsichtlich der Familie unersetzbar.
Und mit Verlaub: Die Horrorszenarien, die hier so gesponnen werden, sind einfach utopisch. Kein Lebenszeitrichter arbeitet 50h Stunden. Falls doch, macht er gewaltig etwas falsch. Und wer die Zeit hat, hier im Forum zu jammern, der hat auch Zeit zu arbeiten.
Gruß
26.10.2023, 21:19
gute frage...
27.10.2023, 17:46
Bin VG-Richter und damit sehr zufrieden. Hab immer gerne öffentliches Recht gemacht. Meine Kollegen hier sind super, die Arbeitsbelastung ist in Ordnung (wenn man etwas entscheidungsfreudig ist und nicht immer akademische Elfenbeintürme baut), ich hab hier im Hinblick auf Arbeitszeiten, Tagesgestaltung etc. alle Freiheiten der Welt und die Bezahlung ist - im Gesamten gesehen - auch (noch) in Ordnung.
Bei Abordnungen in die Verwaltung habe ich das nicht immer so erlebt. Da war gerade der Arbeitsdruck viel höher.
Bei Abordnungen in die Verwaltung habe ich das nicht immer so erlebt. Da war gerade der Arbeitsdruck viel höher.
Wer Richter auf Probe bzw. Staatsanwalt werden möchte, sollte sich mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Das Karriere-Dossier ist als Print-Buch sowie als E-Book für alle 16 Bundesländer erhältlich:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
31.10.2023, 08:01
Für mich auf der pro Seite:
- gutes Gehalt (ja, das finde ich wirklich!), gute soziale Absicherung durch PKV, Pensionsansprüche und bei Dienstunfähigkeit; keine Sorge um Arbeitslosigkeit; auch bei längerer Krankheit volle Bezüge
- flexibles Arbeiten und Homeoffice; in der Regel freie Wochenenden, flexible Urlaubsplanung
- grundgesetzlich garantierte Unabhängigkeit
- Entscheidungen aus neutraler Perspektive; man ist kein "Mietmaul"; ich muss nicht einseitig Interessen vertreten; sinnstiftende Tätigkeit
- kein Chef und keine Kunden, der einzige, der einem wirklich Druck machen kann, ist man selbst
- das Gefühl, etwas "Gutes" zu tun
- Möglichkeit von Nebentätigkeiten (Referendarunterricht, Prüfertätigkeit)
Bevor evtl. ein Sturm der Entrüstung losgeht: Mir ist durchaus bewusst, dass man jeden Punkt auch wieder ins Gegenteil verkehren kann. Für mich überwiegen die Vorteile ganz erheblich und ich bin sehr sehr zufrieden mit meinem Job. Man muss - finde ich - immer das Gesamtpaket anschauen und das finde ich sehr gut. Von der mE oft in der Justiz verbreiteten "Miesepetrigkeit" lasse ich mich nicht beeindrucken :).
- gutes Gehalt (ja, das finde ich wirklich!), gute soziale Absicherung durch PKV, Pensionsansprüche und bei Dienstunfähigkeit; keine Sorge um Arbeitslosigkeit; auch bei längerer Krankheit volle Bezüge
- flexibles Arbeiten und Homeoffice; in der Regel freie Wochenenden, flexible Urlaubsplanung
- grundgesetzlich garantierte Unabhängigkeit
- Entscheidungen aus neutraler Perspektive; man ist kein "Mietmaul"; ich muss nicht einseitig Interessen vertreten; sinnstiftende Tätigkeit
- kein Chef und keine Kunden, der einzige, der einem wirklich Druck machen kann, ist man selbst
- das Gefühl, etwas "Gutes" zu tun
- Möglichkeit von Nebentätigkeiten (Referendarunterricht, Prüfertätigkeit)
Bevor evtl. ein Sturm der Entrüstung losgeht: Mir ist durchaus bewusst, dass man jeden Punkt auch wieder ins Gegenteil verkehren kann. Für mich überwiegen die Vorteile ganz erheblich und ich bin sehr sehr zufrieden mit meinem Job. Man muss - finde ich - immer das Gesamtpaket anschauen und das finde ich sehr gut. Von der mE oft in der Justiz verbreiteten "Miesepetrigkeit" lasse ich mich nicht beeindrucken :).
31.10.2023, 11:14
(31.10.2023, 08:01)MrJudgeBW schrieb: Für mich auf der pro Seite:
- gutes Gehalt (ja, das finde ich wirklich!), gute soziale Absicherung durch PKV, Pensionsansprüche und bei Dienstunfähigkeit; keine Sorge um Arbeitslosigkeit; auch bei längerer Krankheit volle Bezüge
Das sind natürlich die Vorteile, von denen tatsächlich ein Großteil der Bevölkerung kaum etwas mitbekommt, gerade auch weil die einschlägigen Gewerkschaften (dessen Ergebnis idR 1zu1 auf die Beamten übertragen wird) ein völlig verzerrtes und falsches Bild vermitteln, welche häufig durch die ÖR Medien sekundiert werden. Neben den "bekannteren" Vorteilen wie Unkündbarkeit, saftige Nettobesoldung und hohe Pensionsansprüche, ist der Schutz bei längerer Krankheit nicht zu unterschätzen. Man bekommt also nicht nach 6 Wochen ein - je nach Position - deutlich geringeres Krankengeld (inklusive aller Sorgen wie dann evtl Kredit usw abbezahlt werden kann bzw der Lebensstandard im Allgemeinen gehalten werden kann), sondern darf - bis zur amtsärztlichen Untersuchung mit negativen Befund über die zukünftige Arbeitsfähigkeit - bei voller Besoldung von der Arbeit fern bleiben. Derartige Befunde dauern in praxi z.T. viele Monate, wenn nicht sogar Jahre...
PS: und die Unkenntnis über die gesamten Vorteile einer Verbeamtung trifft auch viele Referendare und auch (junge) Rechtsanwälte. Wenn ich hier Aufklärung betreibe (neben den obigen erwähnten Vorteilen, kommt ja auch Familienzuschlag neben Kindergeld, dann die Coronahilfen usw usf), dann kann man das kaum glauben.
31.10.2023, 14:09
die soziale Absicherung im ÖD ist klasse und in der Privatwirtschaft kaum zu erreichen. Aber auch hier muss ich mal wieder eine Lanze für die Tätigkeit im Unternehmen brechen. Wenn das Unternehmen tarifgebunden ist, dann gibt es sehr häufig Regelungen, die die soziale Sicherheit erheblich erhöhen können. So seht z.B. unser TV eine Erhöhung des Krankengeldes auf 90% durch den AG vor. Je nach Betriebszugehörigkeit läuft das bis zu 78 Wochen. Dazu noch Regelungen zum Kündigungsschutz, Besitzstand etc.
Am Ende sind alles aber höchstpersönliche Entscheidungen.
Am Ende sind alles aber höchstpersönliche Entscheidungen.
31.10.2023, 14:12
Mit 3 Kindern kriegt man auch über 1000 € Familienzuschlag (1 Elternteil Beamter). In der Kanzlei mit Glück einen Blumenstrauß zur Geburt.
01.11.2023, 12:34
Die persönlichen Freiheiten gepaart mit der guten finanziellen Absicherung habe ich auch schnell zu schätzen gelernt.
Nur mit den Inhalten hadere ich ein wenig. Ich führe gerne die Verhandlungen, ich arbeite gerne die tägliche Post ab (das soll's geben, dass Leute Spaß daran haben :-D), aber bei vielen Verfahren bei mir am AG merke ich, dass es mich rechtlich nicht die Bohne interessiert, ob bei der fiktiven Reparaturabrechnung nach 'nem Verkehrsunfall auch der Nutzungsausfall zu ersetzen ist oder ob der Vermieter die Kosten für die Gartenpflege über die Betriebskosten auf die Mieter umlegen kann. Das Meiste wurde ohnehin schon durch Obergerichte entschieden, sodass man meist nur noch die passenden Fundstellen recherchieren muss.
Bin mir nicht sicher, ob Freiheit + finanzielle Absicherung (und Feierabend spätestens um 16 Uhr) mir so auf Dauer genügen. Wie ist das bei euch?
Nur mit den Inhalten hadere ich ein wenig. Ich führe gerne die Verhandlungen, ich arbeite gerne die tägliche Post ab (das soll's geben, dass Leute Spaß daran haben :-D), aber bei vielen Verfahren bei mir am AG merke ich, dass es mich rechtlich nicht die Bohne interessiert, ob bei der fiktiven Reparaturabrechnung nach 'nem Verkehrsunfall auch der Nutzungsausfall zu ersetzen ist oder ob der Vermieter die Kosten für die Gartenpflege über die Betriebskosten auf die Mieter umlegen kann. Das Meiste wurde ohnehin schon durch Obergerichte entschieden, sodass man meist nur noch die passenden Fundstellen recherchieren muss.
Bin mir nicht sicher, ob Freiheit + finanzielle Absicherung (und Feierabend spätestens um 16 Uhr) mir so auf Dauer genügen. Wie ist das bei euch?
01.11.2023, 13:01
(01.11.2023, 12:34)Leo@ius schrieb: Die persönlichen Freiheiten gepaart mit der guten finanziellen Absicherung habe ich auch schnell zu schätzen gelernt.
Nur mit den Inhalten hadere ich ein wenig. Ich führe gerne die Verhandlungen, ich arbeite gerne die tägliche Post ab (das soll's geben, dass Leute Spaß daran haben :-D), aber bei vielen Verfahren bei mir am AG merke ich, dass es mich rechtlich nicht die Bohne interessiert, ob bei der fiktiven Reparaturabrechnung nach 'nem Verkehrsunfall auch der Nutzungsausfall zu ersetzen ist oder ob der Vermieter die Kosten für die Gartenpflege über die Betriebskosten auf die Mieter umlegen kann. Das Meiste wurde ohnehin schon durch Obergerichte entschieden, sodass man meist nur noch die passenden Fundstellen recherchieren muss.
Bin mir nicht sicher, ob Freiheit + finanzielle Absicherung (und Feierabend spätestens um 16 Uhr) mir so auf Dauer genügen. Wie ist das bei euch?
Du könntest Aufsätze schreiben, Referendar- oder Unilehre betreiben, ggf nebenher den Dr. machen?
01.11.2023, 14:07
(01.11.2023, 13:01)JuraLiebhaber schrieb:(01.11.2023, 12:34)Leo@ius schrieb: Die persönlichen Freiheiten gepaart mit der guten finanziellen Absicherung habe ich auch schnell zu schätzen gelernt.
Nur mit den Inhalten hadere ich ein wenig. Ich führe gerne die Verhandlungen, ich arbeite gerne die tägliche Post ab (das soll's geben, dass Leute Spaß daran haben :-D), aber bei vielen Verfahren bei mir am AG merke ich, dass es mich rechtlich nicht die Bohne interessiert, ob bei der fiktiven Reparaturabrechnung nach 'nem Verkehrsunfall auch der Nutzungsausfall zu ersetzen ist oder ob der Vermieter die Kosten für die Gartenpflege über die Betriebskosten auf die Mieter umlegen kann. Das Meiste wurde ohnehin schon durch Obergerichte entschieden, sodass man meist nur noch die passenden Fundstellen recherchieren muss.
Bin mir nicht sicher, ob Freiheit + finanzielle Absicherung (und Feierabend spätestens um 16 Uhr) mir so auf Dauer genügen. Wie ist das bei euch?
Du könntest Aufsätze schreiben, Referendar- oder Unilehre betreiben, ggf nebenher den Dr. machen?
Klar, aber meine Idealvorstellung wäre, dass neben den Möglichkeiten für Nebentätigkeiten mich auch meine Kernarbeit inhaltlich interessiert.