08.05.2021, 09:02
(07.05.2021, 19:02)Gast schrieb: Viel Erfolg und einen guten Einstieg. Die Praxis kommt mit der Zeit, mach dich da nicht zu sehr verrückt. Aus eigener Erfahrung ein ganz banaler Tipp: mach dir jeden Tag aufs neue bewusst dass du als Mensch über Menschen und die sie bewegenden Sachverhalte zu entscheiden hast. Jetzt gilt es all das zu lernen, was leider absolut kein Bestandteil der juristischen Ausbildung ist: Empathisch sein ohne emotional zu werden, sachlich entscheiden ohne den Menschen dahinter aus den Augen zu verlieren. Ein Drahtseilakt, wenn man sich als mehr sieht als die Summe zweier Staatsexamina. Und zu sich selbst und seinen Entscheidungen stehen. Klingt floskelhaft und leer - und das ist es auch. Aber es liegt an dir, eine gute Richterin zu werden und das mit Leben zu füllen. Die juristische Qualifikation ist da nur die halbe Miete, aber die hast du schon Mal!
Gott, liest wie ein bemitleidenswertes Plädoyer eines Verteidigers. "Er ist ein neuer Mensch" Blabla
08.05.2021, 09:30
Herzlichen Glückwunsch und einen guten Start, Frau Kollegin!
Und bitte nicht von den ganzen Paniknachrichten kirre machen lassen. Ich hab damals auch an einem Amtsgericht angefangen. In praktisch jedem Gericht gibt es nette Kollegen, die die Situation kennen und gerne helfen. Man muss die Akten kennenlernen und geht mit Fragen zu Kolleginnen und Kollegen. In manchen Gerichten gibt es auch ein Mentoring-System. Wenn man das Glück hat, länger auf dem Dezernat bleiben zu können, wird es in fünf bis sechs Monaten regelmäßig auch so, dass man die Sachen und die Abläufe kennt und auch langsam vernünftige Arbeitszeiten hat.
Und bitte nicht von den ganzen Paniknachrichten kirre machen lassen. Ich hab damals auch an einem Amtsgericht angefangen. In praktisch jedem Gericht gibt es nette Kollegen, die die Situation kennen und gerne helfen. Man muss die Akten kennenlernen und geht mit Fragen zu Kolleginnen und Kollegen. In manchen Gerichten gibt es auch ein Mentoring-System. Wenn man das Glück hat, länger auf dem Dezernat bleiben zu können, wird es in fünf bis sechs Monaten regelmäßig auch so, dass man die Sachen und die Abläufe kennt und auch langsam vernünftige Arbeitszeiten hat.
08.05.2021, 17:30
(08.05.2021, 09:02)Gast schrieb: Gott, liest wie ein bemitleidenswertes Plädoyer eines Verteidigers. "Er ist ein neuer Mensch" Blabla
Finde ich nicht. Es geht hier nicht um irgendeinen Ferienjob, sondern um ein öffentliches Amt mit großer gesellschaftlicher Verantwortung und hohen Ansprüchen an den Inhaber. Da sind ein paar etwas weniger flapsige Worte durchaus angebracht.
Im Übrigen finde ich es sehr gut, wenn man davor Respekt hat und sich hinterfragt. Die wirklich üblen Fehler werden nämlich nicht aus Unsicherheit und Unwissenheit heraus begangen, sondern aus Überheblichkeit und übertriebener Selbstsicherheit.
08.05.2021, 17:38
(08.05.2021, 17:30)Praktiker schrieb:(08.05.2021, 09:02)Gast schrieb: Gott, liest wie ein bemitleidenswertes Plädoyer eines Verteidigers. "Er ist ein neuer Mensch" Blabla
Finde ich nicht. Es geht hier nicht um irgendeinen Ferienjob, sondern um ein öffentliches Amt mit großer gesellschaftlicher Verantwortung und hohen Ansprüchen an den Inhaber. Da sind ein paar etwas weniger flapsige Worte durchaus angebracht.
Im Übrigen finde ich es sehr gut, wenn man davor Respekt hat und sich hinterfragt. Die wirklich üblen Fehler werden nämlich nicht aus Unsicherheit und Unwissenheit heraus begangen, sondern aus Überheblichkeit und übertriebener Selbstsicherheit.
Tatsächlich ist es alles kein Hexenwerk und in der Freizeit kann man sich auch normal ausdrücken, aber ich weiss, das fällt vielen Kollegen schwer. Ansonsten hat die Kollegin in spe eher Angst vor ihren spießigen Kollegen
08.05.2021, 21:54
Stock im Arsch ist ein Juristenproblem - in meinem Kollegenkreis zum Glück aufgrund des niedrigen Altersschnitts nicht so sehr. Erledigungsdruck ist ein größeres Problem. Da kann man sich noch so sehr vornehmen, emphatisch und gründlich zu sein. Wenn das Selbstverständnis richterlicher Unabhängigkeit sich mit dem Damoklesschwert Erstbeurteilung kreuzt, gehen die allermeisten den Weg des geringsten Widerstands und das heißt Akten wegkloppen. Nicht schön, nicht nett, aber Wirklichkeit.
08.05.2021, 22:32
(08.05.2021, 21:54)Gast schrieb: Stock im Arsch ist ein Juristenproblem - in meinem Kollegenkreis zum Glück aufgrund des niedrigen Altersschnitts nicht so sehr. Erledigungsdruck ist ein größeres Problem. Da kann man sich noch so sehr vornehmen, emphatisch und gründlich zu sein. Wenn das Selbstverständnis richterlicher Unabhängigkeit sich mit dem Damoklesschwert Erstbeurteilung kreuzt, gehen die allermeisten den Weg des geringsten Widerstands und das heißt Akten wegkloppen. Nicht schön, nicht nett, aber Wirklichkeit.Was unterscheidet da noch den Richter von jedem Sachbearbeiter einer Behörde der auch nur nach Erledigungszahlen gemessen wird? Es müssten mehr geben, die sich diesem Hamsterrad nicht beiden und ihre Unabhängigkeit über alles stellen. Aber es gibt ja ein prominentes Beispiel wo man schön sieht, was dabei herauskommen kann...
08.05.2021, 23:10
Man muss sich dem nicht beugen. Nach der Lebenszeiternennung tut es jedenfalls der nicht mehr, der keine Karriereambitionen hat. Deshalb ist der Druck auf die Proberichter umso größer, um das zu kompensieren, und weil die noch was riskieren würden, wenn sie sich dem nicht beugen.
08.05.2021, 23:52
(08.05.2021, 22:32)Gast schrieb:(08.05.2021, 21:54)Gast schrieb: Stock im Arsch ist ein Juristenproblem - in meinem Kollegenkreis zum Glück aufgrund des niedrigen Altersschnitts nicht so sehr. Erledigungsdruck ist ein größeres Problem. Da kann man sich noch so sehr vornehmen, emphatisch und gründlich zu sein. Wenn das Selbstverständnis richterlicher Unabhängigkeit sich mit dem Damoklesschwert Erstbeurteilung kreuzt, gehen die allermeisten den Weg des geringsten Widerstands und das heißt Akten wegkloppen. Nicht schön, nicht nett, aber Wirklichkeit.Was unterscheidet da noch den Richter von jedem Sachbearbeiter einer Behörde der auch nur nach Erledigungszahlen gemessen wird? Es müssten mehr geben, die sich diesem Hamsterrad nicht beiden und ihre Unabhängigkeit über alles stellen. Aber es gibt ja ein prominentes Beispiel wo man schön sieht, was dabei herauskommen kann...
Ganz einfach : Es gibt keinen Unterschied.
Richter sind besser bezahlte Sachbearbeiter und vergleichbar mit Referenten.
Das muss man nüchtern betrachtet einfach sehen. Dann gäbe es auch nicht so viele unglückliche Richter, die bereits mit Anfang 40 die Pension absitzen, da sie keine Lust mehr haben.
12.05.2021, 18:56
Liebe Kollegen,
auch ich fange demnächst an einem AG an (Zivilrecht).
Kennt sich jemand mit Folgender Literatur aus und kann diese empfehlen? Gibt es sonst noch Bücher für den Einstieg?
1. Teimer/Teimer I
2. Schellhammer, Arbeitsmethode des Zivilrichters
auch ich fange demnächst an einem AG an (Zivilrecht).
Kennt sich jemand mit Folgender Literatur aus und kann diese empfehlen? Gibt es sonst noch Bücher für den Einstieg?
1. Teimer/Teimer I
2. Schellhammer, Arbeitsmethode des Zivilrichters
12.05.2021, 19:08
(12.05.2021, 18:56)Gast schrieb: Liebe Kollegen,
auch ich fange demnächst an einem AG an (Zivilrecht).
Kennt sich jemand mit Folgender Literatur aus und kann diese empfehlen? Gibt es sonst noch Bücher für den Einstieg?
1. Teimer/Teimer I
2. Schellhammer, Arbeitsmethode des Zivilrichters
Du brauchst nur 1mio Vorlagen von deinen Kollegen, fertig. Mach Dir das Leben nicht so schwer.