26.05.2021, 18:47
(26.05.2021, 18:40)Gast schrieb:(26.05.2021, 15:14)omnimodo schrieb: Ich entscheide jeden Morgen, ob ich Brot oder Müsli frühstücke.Klassische Selbstüberschätzung von Juristen. Du entscheidest gar nichts. Du setzt nur die gesetzgeberischen Entscheidung um. Wer hat denn entschieden, welches Müsli und welches Brot verkauft werden darf? Na siehste ;-)
Endlich jemand, der es verstanden hat
26.05.2021, 18:49
26.05.2021, 19:08
(26.05.2021, 18:49)Gast schrieb:Und was sollen Strafrechtler sagen?(26.05.2021, 18:43)omnimodo schrieb: Verdammt, mein ganzes Selbstbild als großer Entscheider ist dahin!
Das Lustige daran: Ich glaube dir sogar. Aber hey, immerhin arbeitest du als Jurist mit Analogien. Entscheidungslevel: over 9000.
26.05.2021, 19:18
(26.05.2021, 19:08)Gast schrieb:(26.05.2021, 18:49)Gast schrieb:Und was sollen Strafrechtler sagen?(26.05.2021, 18:43)omnimodo schrieb: Verdammt, mein ganzes Selbstbild als großer Entscheider ist dahin!
Das Lustige daran: Ich glaube dir sogar. Aber hey, immerhin arbeitest du als Jurist mit Analogien. Entscheidungslevel: over 9000.
Die arbeiten zumindest mit den Analogien zugunsten des Angeklagten. Entscheidungslevel: over 4500.
27.05.2021, 18:26
(25.05.2021, 11:37)Gast schrieb: Unabhängig von der Berufswahl:
Jura ist kein Rebellenstudium.
Man kriegt selbst in der Uni von Tag 1 mehr oder minder eine gewisse Folgsamkeit eingetrichtert. Auch wenn daneben natürlich noch die eigene Entfaltungsfreiheit greift.
Aber in der Klausur sind es dann trotzdem Rspr oder hL oder schwer vertretbar (= krasser Notenabzug).
Auch Profs sind für Kritik häufig nicht so sensibel (oder ignorieren es einfach). Ähnlich dann im Ref, dazu gleich auch noch mehr.
Dazu tritt dann natürlich das gewaltige Lernpensum, dass die eigene Unwissenheit bei steigendem Wissen offenbart. Selbst Leute mit guten zweistelligen Examen kommen häufig an ihre Grenzen, weil sie die Uferlosigkeit und den Kampf gegen Windmühlen (Vergessen) erkennen und das belastet jeden. Daher hat man auch selten das Gefühl, voll in einem Bereich drin zu sein und "Ahnung" zu haben, was natürlich fürs Selbstbewusstsein u.ä. kritisch ist. Das kann man auch in lerngruppen beachten (wenn zB Aussagen von wirklich guten Leuten kommen, dass sie über etwas nicht diskutieren wollen, sondern nur wissen wollen, wie es in der Klausur zu schreiben ist).
Die Examen sind generell kein Ort für Widerstandstaten was sich natürlich auch auswirkt. Am besten so schreiben wie der Korrektor es will, zumindest wie die Lösungsskizze und immer hM (im Ref Rspr.).
Im Ref wird es dann auch nicht besser, weil die dortigen Ausbilder häufig noch renitenter sind als die Profs. Zudem kocht jeder sein eigenes Süppchen, sodass man im Zweifel immer falsch liegt, auch wenn man eine BGH/Lehrbuch Meinung vertritt.
Mir ist mein Ausbilder bspw mal grobe Fehler beim Urteilsentwurf angekreidet und entsprechend kritisiert. Auf die Entgegnung, dass das so im Anders/Gehle und Oberhain steht (was ich ihm gezeigt habe) kam nur die Antwort, dass das auch nur "irgendwelche" Richter seien und ich darauf nicht viel geben soll.
Ähnliches auch in inhaltlicher Hinsicht, wenn dann von Rspr (egal ob Ausbildung oder Klausur) abgewichen wird, weil derjenige es einfach anders sieht als der BGH und bspw den UWE als reine Willenserklärung nach BGB sieht oder Präklusionen nach 296 ff. ZPO/KSchG oder die Vorwegnahme der HS als Aspekte der Zulässigkeit sieht. Auch im Examen ist es nur bedingt besser, wenn Korrektor 1 Ausführungen für gelungen und korrektor 2 sie für vollkommen unbrauchbar hält.
Kurz : Man hat immer das Gefühl, es nie richtig machen zu können.
Auch in Korrekturen finden sich selten lobende Worte. Mein Highlight im Examen, war eine zweiseitige Korrektur die mir in jeder zeile die befähigung als Jurist abspricht, aber trotzdem 12 Punkte gibt.
Daneben treten auch Korrekturen / AG-Leiter / Dozenten die auch in (Probe-) Klausuren explizit reinschreiben, das der bearbeiter "dumm & unfähig" sei.
Es liegt also eher am gesamten System in meinen Augen und es ist nicht ganz so einfach, davon unbeeinflusst zu bleiben. Häufig ist gesteigertes Selbstbewusstsein dann auch einfach ein Coping - Mechanismus.
Schönes Buch dazu: Wassermann, Erziehung zum Establishment - alles was da drin steht, gilt heute immer noch