22.01.2022, 17:47
(22.01.2022, 11:37)Gast schrieb: Kann vielleicht jemand berichten, wie der LL.M. für die akademische Laufbahn wahrgenommen wird? LL.M. in der Wissenschaft ist ja mittlerweile nicht mehr nur Bonus, sondern schon fast Voraussetzung, das ist mir schon klar. Aber gilt hier zwingend das Maximalprinzip "so angesehen wie nur möglich"? Mit einer nicht gerade üppig bezahlten Qualifikationsstelle an der Uni kann man die horrenden Studiengebühren in UK/USA ja nicht mal eben wieder ausgleichen. Klar, es gibt (DAAD-)Stipendien/Waiver, aber die decken auch nicht die gesamten Kosten, sodass man seit Brexit selbst in UK noch einmal deutlich drauflatzen muss. Mir erscheint das risikoreich für einen LL.M. so viel Geld auszugeben, wenn man danach weiterhin erst einmal prekär und ohne sichere Aussicht auf eine unbefristete Stelle beschäftigt wird. Reicht ein LL.M. einer europäischen Universität? Wäre nicht sogar etwas exotischeres vorteilhaft, weil man noch neben Englisch eine weitere Fremdsprache vertieft (denke an Spanisch, Franzözisch, Italienisch). Oder ist das ein deutliches Minus im Gegensatz zu den üblichen Verdächtigen? Und etwas ab davon, werden LL.M. by research (z.B. Edinburgh, Oxford) als wertiger wahrgenommen als unterrichtete LL.M.? Oder ist das egal? Gibt ja nicht so viele Programme für LL.M. by research meines Wissens.Ein LLM ist für die Berufung nicht zwingend erforderlich. In den letzten Jahren hat man durchaus einige junge Professoren ohne Masterabschluss gesehen.
Dass vor allem in hoch umkämpften Bereichen wie der Wissenschaft jeder zusätzliche Abschluss ein Vorteil sein kann, dürfte klar sein. Dabei würde ich aber keine Experimente wagen. Mit einem Master an einer Top-Uni zeigt man, dass man zu den besten Absolventen seiner Jurisdiktion gehört und ein Interesse an ausländischen Rechtsordnungen hat.
Europäische Unis haben nach meinem Eindruck deutlich geringere Anforderungen an die Bewerber. Dass das Beschreiten dieses ungewöhnlichen Wegs bei der Berufungsentscheidung einen positiven Effekt hat, würde ich eher bezweifeln. Der Standard-Weg funktioniert wohl immer noch am besten.
Denkbar wäre allenfalls, dass der LLM im europäischen Ausland gezielt als Auftakt zur Erweiterung des wissenschaftlichen Profils genutzt wird. Wer einen LLM an der Bocconi absolviert und daraufhin regelmäßig zum Wirtschaftsrecht in Italien und Deutschland publiziert, könnte sich dadurch ein Feld eröffnen, in dem bislang nur wenige Deutsche unterwegs sind. Das erfordert aber natürlich weit mehr als nur den bloßen LLM.
Noch eine Sache zu den LLM-Kosten: Der LLM kostet nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Man könnte in der Postdoc-Phase erwägen, dieses Zeitinvestment in andere Wege zu leiten. Während des LLM-Jahres könnte man nämlich stattdessen fleißig Aufsätze produzieren und auf Tagungen (Ausnahme Corona) Präsenz zeigen.
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LLM in der EU - von Mark213 - 21.01.2022, 14:51
RE: LLM in der EU - von Gast - 21.01.2022, 15:26
RE: LLM in der EU - von Gast - 21.01.2022, 15:53
RE: LLM in der EU - von Mark213 - 21.01.2022, 16:52
RE: LLM in der EU - von Gast - 21.01.2022, 17:17
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