25.02.2024, 00:05
(24.02.2024, 14:51)9erDart schrieb:(24.02.2024, 14:38)Luke schrieb:(22.02.2024, 12:26)BlnUser schrieb: Hallo,
vielleicht hilft dir mein Erfahrungsbericht etwas.
Zu meinem Background, ich war ein Jahr als Rechtsanwalt tätig und bin gerade als Proberichter an einem Amtsgericht in einer Großstadt eingesetzt.
Vorweg: ich habe den Wechsel bisher zu keiner Sekunde bereut.
Wenn du dir die Justiz Beiträge mal anschaust, gibt es eigentlich nur zwei Lager.
Die einen, für die der Job in der Justiz der beste Job der Welt ist und die anderen, die sich nur über alles beschweren. Ob man in der Justiz glücklich wird, ist nicht rational sondern mMn emotional zu bewerten. Es fehlt zudem auch oft die notwendige Differenzierung zwischen den einzelnen Tätigkeiten innerhalb der Justiz. Ein Amtsrichter arbeitet anders, als ein Richter am Landgericht. Staatsanwälte sowieso. Der eine kann glücklich als Amtsrichter, aber als Richter am Landgericht total unglücklich sein.
Natürlich ist nicht alles gut, das ist es nirgendswo und ja, einige Kollegen und Mitarbeiter haben teilweise eine Einstellung zu ihrer Beschäftigung, die ich nicht teile. Es herrscht auch eine überdurchschnittliche Meckerkultur, von der man sich leider anstecken lassen kann. Davon kann und muss man sich einfach frei machen.
Jedenfalls am Amtsgericht hat man als Richter die Freiheit, seine Verfahren so zu führen, wie man es mit seinem Gewissen für richtig erachtet (und zwar trotz dem sog. Erledigungsdruck, der übrigens meist von einem selbst kommt). Diese Freiheit hatte ich als Rechtsanwalt nicht.
Für diesen Beruf muss man allerdings einfach eine gewisse Leidenschaft mitbringen. Fehlt diese, wird es meiner Meinung nach schwer, glücklich zu werden. Leider verlieren einige der Kollegen diese Leidenschaft mit der Zeit.
Du hattest wohl einfach Pech mit deinen Ausbildern, dass diese vielleicht zur letzteren Sorte gehören. Der Großteil meiner Kollegen (jedenfalls an meinem Gericht) sind weiterhin sehr leidenschaftlich dabei und versuchen nicht einfach Recht zu sprechen, sondern auch das gesprochene Recht zu vermitteln.
Ich ziehe sehr viel Energie aus der Arbeit, auch wenn es mich auf der menschlichen Ebene teilweise auch mitnimmt. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille.
Für mich war es der richtige Schritt. Das heißt natürlich nicht, dass es für dich auch so sein wird. Aber was hält dich ab, es zu probieren?
Sehr gute und ausgewogene Antwort, der ich mich anschließen möchte.
Ich bin selbst seit ca. vier Jahren Richter. Ich habe sowohl in einer Zivilkammer als auch an Amtsgerichten gearbeitet und bin derzeit in einer großen Strafkammer. Bei der Staatsanwaltschaft war ich nicht. In dieser Zeit habe ich viele motivierte und auch unzufriedene Kollegen gesehen. In der Justiz sind genauso wie in der Anwaltschaft und auch anderswo viele unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Charakteren vertreten.
Möchtest du einer anspruchsvollen und selbstbestimmten Tätigkeit mit hoher gesellschaftlicher Bedeutung nachgehen? Wenn ja, kannst du in der Justiz richtig sein.
Ist die Arbeitsbelastung in der Zivilkammer am LG am höchsten?
Ja, das würde ich schon sagen. Meine erste Station war in einer Zivilkammer am LG. Ich hatte als kompletter Anfänger viel zu tun, habe aber auch nicht über Monate mehr als 45 Stunden die Woche gearbeitet. Ich finde, dass Zivilrecht rein juristisch auch am anspruchsvollsten ist. Das kostet natürlich Zeit.
Nachrichten in diesem Thema
Justiz? Zweifel wegen Ref - von Refin24 - 07.02.2024, 21:31
RE: Justiz? Zweifel wegen Ref - von JuraLiebhaber - 07.02.2024, 21:45
RE: Justiz? Zweifel wegen Ref - von Spencer - 07.02.2024, 22:09
RE: Justiz? Zweifel wegen Ref - von Drin - 07.02.2024, 22:27
RE: Justiz? Zweifel wegen Ref - von ich111 - 07.02.2024, 22:58
RE: Justiz? Zweifel wegen Ref - von Desperate1749 - 22.02.2024, 02:37
RE: Justiz? Zweifel wegen Ref - von BlnUser - 22.02.2024, 12:26
RE: Justiz? Zweifel wegen Ref - von Luke - 24.02.2024, 14:38
RE: Justiz? Zweifel wegen Ref - von 9erDart - 24.02.2024, 14:51
RE: Justiz? Zweifel wegen Ref - von Luke - 25.02.2024, 00:05