Richter mit ausreichend im 2. Examen?

[associate]

Was für ein arroganter Schwachsinn!

Selten (oder besser: noch nie) habe ich so eine Richterüberheblichkeit gelesen.

Verkürzt soll das also heißen, dass Richter die Krone der Assessorenschaft darstellen und alle anderen mehr oder weniger minderqualifizierte Juristentätigkeiten ausüben. Insoweit sollen die anderen froh sein, im Ref. noch bei der zukünftigen Elite mitgespielt haben zu dürfen (anstatt eine abgespeckte „Billigausbildung“ machen zu müssen) aber dann sollen sie bitte auf ihre minderqualifizierten Plätzen das Maul halten.

Unglaublich!

Ich hoffe, dass der Verfasser in gar keinem juristischen Beruf landet. Er wäre überall charakterlich ungeeignet.

Althergebracht ist das Verständnis, dass alle Assessoren die gleiche Ausbildung absolviert haben und sich daher auf Augenhöhe begegnen.

Es gab lange Zeit, ich glaube bis zum 2. Weltkrieg, genau das Modell: Referendarexamen und dann ein Referendariat spezifisch für den Justizdienst, die Anwaltschaft und vielleicht noch für den Verwaltungsdienst mit jeweils eigenen Assessorexamen. Das könnte man auch heute ohne weiteres wieder einführen. Aber eigentlich finde ich das Modell des Universaljuristen besser. 

Das aktuelle System bringt es dann aber mit sich, dass es ein breiteres Spektrum bestandener Leistungen gibt. 

Und fand ehrlich: Das Niveau der Akademiker hat stark nachgelassen, und mit dem Stand der Kenntnisse und Fähigkeiten wären viele früher nicht durch die Examen und das Berufsleben gekommen. Da muss man schon auf befriedigende Examina bestehen, um überhaupt grundsätzliche Kompetenzen sicherzustellen.

Und ganz ehrlich: Wer es in zwei Versuchen nicht im Schriftlichen auf ein gutes Ausreichend bringt, um es dann in der Mündlichen auf ein solides (>7,0) Examen im Gesamtergebnis zu bringen, der hat entweder schon im Ersten schwach geliefert oder in zwei Jahren Ref einfach gar nichts gelernt. 

Dass es die gottesgleich begabte Justiz und dann die dummen Anwälte gäbe, das hat keiner behauptet. Zwischen VB und Ausreichend gibt es ein Spektrum. Genauso wie es Top-Einzelanwälte gibt, gerade auch solche, die das aus Überzeugung machen. Und genauso schlechte Richter, die seit den Examen nur noch abgebaut haben oder faul sind. Dennoch sind die Examensnoten ein Indikator.