06.08.2025, 09:14
Kollege macht das. Er hat allein durch die Betreuungen einen sechsstelligen Jahresumsatz (ist sein Haupt- aber nicht einziges Geschäft), will sie aber trotzdem abbauen, weil ihn die Betreuten und die Gerichte nerven. Ich kann nichts ganz konkretes sagen, aber er ist viel unterwegs, auch regelmäßig in der Psychiatrie. Wobei ich nicht ganz sicher bin, ob das dann nicht die Verfahrenspflegschaften in Unterbringungssachen sind. Die gehen ja ein bisschen einher mit den Betreuungen, sind aber nicht übermäßig gut vergütet. Weiß auch nicht, ob die in dem sechsstelligen Umsatz mit drin sind. Glaube allerdings nicht, da der Umsatz bei der Berufsbetreuerhaftpflicht zur Sprache kam (die neben der allgemeinen Berufshaftpflicht notwendig ist (aber günstig)) und die Verfahrenspflegschaften nicht darunter fallen dürften. Seine Arbeitszeiten sind schwer einzuschätzen, dürfte aber außer in Ausnahmefällen nicht über 45h hinausgehen.
Ansonsten höre ich von Kollegen eigentlich nur, dass sich Betreuungen nicht mehr lohnen, sie regelmäßig von Betreuungsgerichten angefragt werden, ob sie nicht neue übernehmen wollen und immer ablehnen, weil sie keine Lust mehr darauf haben. Früher konnte man wohl vernünftige Stundensätze abrechnen, da kam da noch mehr bei rum und die Gerichte waren nicht so schlimm und haben einen einfach machen lassen, solange alles lief.
Mein Eindruck ist, dass sich das lohnen kann, wenn man es effizient aufzieht und sich auf die wesentlichen Tätigkeiten beschränkt. An umsatzstarke Anwälte kommt man aber nicht ran. Außerdem denke ich, dass als Anwalt eine Kombination mit Nachlasspflegschaften sinnvoll wäre. Beides ist im Grund wesensähnlich, aber in den Nachlasspflegschaften ist der Betroffene tot, was die Sache oft angenehmer macht.
Achso, als Ergänzung: Ich hatte auch öfter mit Berufsbetreuern zu tun, die keine Anwälte waren. Gerade die älteren haben da häufig ziemlich "herumgewurstelt" (keine richtige Software, also max. MS-Office, viel Papier, oft auch gar nichts digitalisiert, keine Angestellten, telefonisch schlecht erreichbar, Standardmailadresse - t-online, web.de, ect.) und oft keine externen Büros gehabt, sondern von ihren Wohnungen/Häusern aus gearbeitet. Also man kann das auch mit sehr geringen Kosten betreiben.
Und man sollte Haftungsrisiken im Auge behalten. Gerade wenn der Betreute im Heim lebt, aber ein Hausgrundstück hat. Gibt OLG-Entscheidungen, wonach man die Häuser alle drei Tage kontrollieren muss, damit bei Elementarschäden die Versicherung greift. Ist in der Praxis kaum machbar, wenn man mehrere Grundstücke verwaltet, aber man sollte wohl wenigstens alle 1-2 Wochen die Runde machen und die Heizung prüfen oder zumindest die wasserführenden Leitungen leeren. Wir haben bspw. mal eine ehemalige Betreuerin in Regress genommen, weil sie das Grundstück ihrer Betreuten verkauft hatte. Zwischen Beurkundung des KV und Übergabe (also vor Gefahrübergang) gab es einen Wasserschaden und in der Folge hatte sie - nach telefonischer Rücksprache mit dem Rechtspfleger - dem Käufer einen Teil des Kaufpreises erlassen. 9 Jahre später wurden wir Nachlasspfleger und haben uns den Minderungsbetrag von ihr geholt. Ihre Versicherung hat das nicht übernommen...
Ansonsten höre ich von Kollegen eigentlich nur, dass sich Betreuungen nicht mehr lohnen, sie regelmäßig von Betreuungsgerichten angefragt werden, ob sie nicht neue übernehmen wollen und immer ablehnen, weil sie keine Lust mehr darauf haben. Früher konnte man wohl vernünftige Stundensätze abrechnen, da kam da noch mehr bei rum und die Gerichte waren nicht so schlimm und haben einen einfach machen lassen, solange alles lief.
Mein Eindruck ist, dass sich das lohnen kann, wenn man es effizient aufzieht und sich auf die wesentlichen Tätigkeiten beschränkt. An umsatzstarke Anwälte kommt man aber nicht ran. Außerdem denke ich, dass als Anwalt eine Kombination mit Nachlasspflegschaften sinnvoll wäre. Beides ist im Grund wesensähnlich, aber in den Nachlasspflegschaften ist der Betroffene tot, was die Sache oft angenehmer macht.
Achso, als Ergänzung: Ich hatte auch öfter mit Berufsbetreuern zu tun, die keine Anwälte waren. Gerade die älteren haben da häufig ziemlich "herumgewurstelt" (keine richtige Software, also max. MS-Office, viel Papier, oft auch gar nichts digitalisiert, keine Angestellten, telefonisch schlecht erreichbar, Standardmailadresse - t-online, web.de, ect.) und oft keine externen Büros gehabt, sondern von ihren Wohnungen/Häusern aus gearbeitet. Also man kann das auch mit sehr geringen Kosten betreiben.
Und man sollte Haftungsrisiken im Auge behalten. Gerade wenn der Betreute im Heim lebt, aber ein Hausgrundstück hat. Gibt OLG-Entscheidungen, wonach man die Häuser alle drei Tage kontrollieren muss, damit bei Elementarschäden die Versicherung greift. Ist in der Praxis kaum machbar, wenn man mehrere Grundstücke verwaltet, aber man sollte wohl wenigstens alle 1-2 Wochen die Runde machen und die Heizung prüfen oder zumindest die wasserführenden Leitungen leeren. Wir haben bspw. mal eine ehemalige Betreuerin in Regress genommen, weil sie das Grundstück ihrer Betreuten verkauft hatte. Zwischen Beurkundung des KV und Übergabe (also vor Gefahrübergang) gab es einen Wasserschaden und in der Folge hatte sie - nach telefonischer Rücksprache mit dem Rechtspfleger - dem Käufer einen Teil des Kaufpreises erlassen. 9 Jahre später wurden wir Nachlasspfleger und haben uns den Minderungsbetrag von ihr geholt. Ihre Versicherung hat das nicht übernommen...
Nachrichten in diesem Thema
Berufsbetreuung - von Anonym332 - 05.08.2025, 20:30
RE: Berufsbetreuung - von Fragend - 05.08.2025, 20:36
RE: Berufsbetreuung - von Anonym332 - 05.08.2025, 20:40
RE: Berufsbetreuung - von Fragend - 05.08.2025, 20:47
RE: Berufsbetreuung - von Anonym332 - 05.08.2025, 21:53
RE: Berufsbetreuung - von Äfes - 06.08.2025, 09:14
RE: Berufsbetreuung - von Praktiker - 06.08.2025, 09:17
RE: Berufsbetreuung - von Egal_ - 06.08.2025, 13:02
RE: Berufsbetreuung - von Homer S. - 06.08.2025, 13:09
RE: Berufsbetreuung - von Praktiker - 06.08.2025, 14:43
RE: Berufsbetreuung - von Egal_ - 06.08.2025, 18:50
RE: Berufsbetreuung - von RefNdsOL - 06.08.2025, 15:12
RE: Berufsbetreuung - von Anonym332 - 06.08.2025, 18:10
RE: Berufsbetreuung - von Freidenkender - 06.08.2025, 18:36
RE: Berufsbetreuung - von Anonym332 - 06.08.2025, 20:16
RE: Berufsbetreuung - von RefNdsOL - 06.08.2025, 20:31
RE: Berufsbetreuung - von Freidenkender - 07.08.2025, 18:33
RE: Berufsbetreuung - von Freidenkender - 08.08.2025, 10:24
RE: Berufsbetreuung - von Praktiker - 09.08.2025, 10:54