Vor 6 Stunden
(Gestern, 18:27)SNC97 schrieb: Hallo liebe Kollegen,
ich habe vor kurzem mein zweites Examen abgeschlossen und mache mir natürlich auch schon seit längerem Gedanken über meine berufliche Zukunft. Leider haben wir ja die Qual der Wahl… In Summe habe ich etwas mehr als 15 Punkte (ungefähr gleich aufgeteilt).Nun weiß ich nicht, wie meine Chancen am Arbeitsmarkt sind. Ich habe den Fokus auf Strafrecht/Wirtschaftsstrafrecht gelegt. Ein gewisser roter Faden im Lebenslauf ist also vorhanden. Allerdings keine Erfahrung in GK oder Unternehmen. Es gibt für mich mehrere Optionen die ich mir vorstellen könnte. Allerdings bin ich gerade tatsächlich ziemlich niedergeschlagen, da ich mir ein wenig mehr vom zweiten Examen erhofft hatte und nicht weiß ob ich einen geeigneten Job finden werde. Würde gerne in dem Bereich bleiben. Aktuell bereite ich mich noch auf den Verbesserungsversuch vor. Allerdings ist da die Motivation nach 8 Jahren auch nicht mehr so hoch
1. Justiz (StA): In NRW wird wohl auch gerade ab 7,0 eingestellt, wenn Erfahrungen im Strafrecht vorhanden sind. Ob ich da überhaupt Chancen habe, bezweifle ich auch gerade. Zudem ist das natürlich auch die Standort-Problematik.2. Unternehmen? Allerdings erwarten die meisten großen Unternehmen wohl Vorerfahrungen in einer GK? Habe ich natürlich nicht. Und Ref Station hat leider auch nicht geklappt (zwei Unternehmen wollten mich an sich, hat aber aus anderen Gründen nicht gepasst).3. GK? Gibt es eine GK die mit 15 Punkten in Summe im Wirtschaftsstrafrecht einstellt? Hatte an Advant Beiten, Eversheds, Dentons, Heuking, Jones Day, Baker Mckenzie, Orrick gedacht? Aber wird wahrscheinlich auch eher knapp. Mit 16 Punkten würde ich schon bessere Chancen haben.4. Big4? Ähnliche Tätigkeit wie bei GK nur geregeltere Arbeitszeiten und niedrigere Notenanforderungen? Zudem Homeoffice möglich und modernes Arbeitsumfeld + evtl. Sprungbrett für Unternehmen.5. Boutique? Dort schrecken mich v.a. die harten Arbeitszeiten ab (auch im Verhältnis zum Gehalt). Zudem müsste man dort auch erstmal reinkommen…6. Doktorarbeit: Könnte ich mir an sich gut vorstellen. Nur muss ich dafür auch erstmal einen Platz bekommen. Ohne VB könnte es auch schwierig werden bzw. sehr viel Aufwand machen bis ich überhaupt mal losschreiben könnte. Der zeitliche und finanzielle Aspekt ist dabei echt nicht zu unterschätzen.Meine Suche bezieht sich auf NRW (Düsseldorf, Ruhrpott, Münster, Köln)Habe ich bei den genannten Arbeitgebern überhaupt Chancen? Oder ist die einzige Option der Einstieg in einer MK, Verwaltung, Versicherung? Fühle mich aktuell echt verloren…Hab das Gefühl sämtliche Arbeitgeber verlangen 16 Punkte oder min. 1x VB...Mir ist vollkommen bewusst, dass ich eigentlich zwei solide Examina hingelegt habe. Aber in beiden Fällen hat es halt leider nur für "durchschnittliche" Ergebnisse gereicht. Bin etwas gefrustet.1-2 Punkte mehr würden einem schon wieder mehr Türen öffnen. Geht es einigen hier genauso? Was würdet ihr mir raten?
Edit: Gehört eigentlich in die Kategorie "Berufseinstieg nach dem Referendariat"Viele Grüße
Hey erst einmal Glückwunsch zum Ablegen der beiden Examina und das auch noch mit einem überdurchschnittlichem Ergebnis in einem relativ jungen Alter.
Ich kann deine Frustration verstehen, gerade wenn man viel Arbeit reinsteckt hat man hohe Erwartungen und insbesondere bei der aktuellen Marktlage will man natürlich möglichst gut dastehen.
Ich finde, abgesehen von deinen sehr soliden Noten, ist der rote Faden in deinem Lebenslauf wohl deine größte Chance. Dementsprechend würde ich probieren den weiter auszubauen. An der Uni Köln startet nun ein berufsbegleitender LL.M. im Wirtschaftsstrafrecht, ich kenne die Voraussetzungen nicht, aber das könnte sinnvoll sein.
Ebenso eine Promotion.
Zu 1.: Die Justiz steht dir mit deinen Noten theoretisch offen, in Köln etc. wird es aber aktuell sicherlich nichts werden, wenn dann irgendwo in unbeliebteren Gebieten.
Zu 2.: Immer mehr Unternehmen stellen auch ohne Vorerfahrung in GK's ein, gerade im Bereich Compliance wird viel gesucht und da kann dein Lebenslauf ein Vorteil sein. Insbesondere bei großen Versicherungen solltest du, von dem was man so im Markt hört, gute Chancen haben.
Zu 3.: Es gibt sicherlich GK's die dich einstellen, könne eine Handvoll Leute die mit einem ausreichend im Zweiten eingestellt wurden. Baker kannst du wohl ausschließen, aber die anderen von dir genannten Kanzleien sind nicht von vornherein ausgeschlossen.
Zu 4.: Hier solltest du ebenfalls Chancen haben und hast die Möglichkeit erste "echte" Berufserfahrung in deinem Bereich zu sammeln.
Zu 5.: In einer "Boutique" wirst du idR am Anfang schlechter bezahlt. Diese können aufgrund ihrer Spezialisierung (und teils auch dem Renommee) jedoch hohe Stundensätze fordern und spätestens wenn du nach 3+ Jahren an deinen Umsätzen partizipierst, hast du langfristig gute Aussichten. Natürlich möchte man nach so einer langen Ausbildung gerne von vorne herein sehr gut verdienen, aber einen Tod muss man sterben.
Zu 6.: Mit einem vielversprechendem Expose kann es durchaus klappen.
Weitere Idee: Der oft unterschätze lokale Platzhirsch. Wir haben in Deutschland knapp 80 Städte mit über 100.000 Einwohnern (in deiner Nähe: Wuppertal, Essen, Duisburg, Bielefeld, Dortmund, Leverkusen, Bergisch Gladbach, Bochum, Mönchengladbach, Gelsenkirchen und und und...). Die GK haben nur in den großen Städten Standorte, dennoch brauchen sowohl die Unternehmen, wie auch Privatpersonen vor Ort rechtliche Beratung und gerade der alleinige Gesellschafter eines Mittelständers stellt hohe Erwartungen an diese. Dieser Bedarf wird oft durch ein paar lokale Kanzleien gedeckt. Diese zahlen zum Einstieg idR nicht sonderlich viel, da ein neuer Berufsträger gerade für kleine Kanzleien zunächst ein wirtschaftliches Risiko darstellt, dafür hast du mit deinen Noten super Aussichten und perspektivisch kannst du dort super verdienen.
Nachtrag: Auch der Einstieg in der Finanzverwaltung könnte interessant sein. Da solltest du in NRW mit deinen Noten gute Chancen haben, landest im besten Fall bei der Stelle für Steuerbußgeld- und Strafsachen. Dann hast du in 2-3 Jahren vielversprechende Optionen in Kanzleien zu wechseln.
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