Vor 5 Stunden
Ich möchte einfach mal die Idee in den Raum stellen, den Sachverhalt vollständig zu betrachten.
Eine Klausur ist auf dem Papier eine juristische Aufgabe, die lösbar ist, und die Zeit dafür ist mit 5 Std sehr knapp bemessen, aber für den überwiegenden Teil der Prüflinge ist das machbar. Für handschriftliche Zeiten mit Kapaltunnelsyndrom hier und da (wobei, meine Pfoten und Handgelenke taten auch nach dem Schreiben am PC echt weh), aber in der Summe machbar.
Wär da nur der blöde Faktor Mensch nicht. Der ist einfach so frech und nimmt sich raus, nicht nur für die 40h Klausur zu leben, sondern hat bis dahin schon erheblich prägende Erfahrungen gemacht und sollte auch eine jedenfalls anfänglich gefestigte Persönlichkeit haben. Und selbst, wenn da bislang viel gut gelaufen ist, kann das Leben auch mal sagen "jo, f you", und klatscht einem irgendeinen Schicksalsschlag vor die Füße, der für eine Belastung sorgt. Und schon erlebt der Mensch die Belastung anders.
Wir Jurist:innen sind jetzt im Volksmund nicht als die empathischsten Menschen verschrien, und das meiner bescheidenen Erfahrung nach - ja, das ist natürlich nur anekdotische Evidenz, das ist mir klar - zu Recht. Nennt es Ellenbogengesellschaft, Konkurrenzangst, Neid, nenn es meinetwegen Oskar, völlig egal. Jurist:innen haben stoisch zu sein, immer kompetent, immer in der Lage, auch existentielle Belastungen und Ängste auszuhalten. Ist ja ein intellektueller Beruf, Gefühle gehören sich nicht, und schon gar nicht negative!
Jo, irgendwie ist dieses Update wohl an mir vorbeigegangen. Und nicht nur an mir. Eben weil es aber ein noch immer weit hochgehaltenes Ideal ist, ist es wirklich, wirklich schwierig, über die eigenen Unzulänglichkeiten und Ängste zu sprechen. Auf diesen Faktor können wir einwirken.
Es ist super, dass es Menschen mit hoher Resilienz gibt (plot twist, ich zähle mich selbst auch dazu), und die viel wuppen können. Und sicherlich ist es auch nicht für alle nachvollziehbar, warum manche Menschen unter dem Examen leiden. Dann wäre es vielleicht eine super gute Idee, zuzuhören. "Kenne ich nicht aus eigener Erfahrung, hab ich auch noch nie bei jemandem in meinem Nahkreis erlebt, du bist also falsch", ist nicht so die Art von Berufsgesellschaft, die ich für förderlich halte.
Menschen erleben Belastungen individuell und abhängig von ihrer Persönlichkeitsstruktur. Je nachdem, wie viel mit dem Examen auf dem Spiel steht, steigt die Klausurbelastung.
Im LG Münster und dem OLG Hamm gab es übrigens schon Termine mit einer Psychologin, die sich an Refis richteten und Stressmanagement, Prüfungsangst und Lernverhalten thematisieren. Das Konzept soll erweitert werden. Und bei Gott, das Land bezahlt solche Termine gewiss nicht, wenn es nicht über lange Zeit ein bekanntes Problem ist.
Eine Klausur ist auf dem Papier eine juristische Aufgabe, die lösbar ist, und die Zeit dafür ist mit 5 Std sehr knapp bemessen, aber für den überwiegenden Teil der Prüflinge ist das machbar. Für handschriftliche Zeiten mit Kapaltunnelsyndrom hier und da (wobei, meine Pfoten und Handgelenke taten auch nach dem Schreiben am PC echt weh), aber in der Summe machbar.
Wär da nur der blöde Faktor Mensch nicht. Der ist einfach so frech und nimmt sich raus, nicht nur für die 40h Klausur zu leben, sondern hat bis dahin schon erheblich prägende Erfahrungen gemacht und sollte auch eine jedenfalls anfänglich gefestigte Persönlichkeit haben. Und selbst, wenn da bislang viel gut gelaufen ist, kann das Leben auch mal sagen "jo, f you", und klatscht einem irgendeinen Schicksalsschlag vor die Füße, der für eine Belastung sorgt. Und schon erlebt der Mensch die Belastung anders.
Wir Jurist:innen sind jetzt im Volksmund nicht als die empathischsten Menschen verschrien, und das meiner bescheidenen Erfahrung nach - ja, das ist natürlich nur anekdotische Evidenz, das ist mir klar - zu Recht. Nennt es Ellenbogengesellschaft, Konkurrenzangst, Neid, nenn es meinetwegen Oskar, völlig egal. Jurist:innen haben stoisch zu sein, immer kompetent, immer in der Lage, auch existentielle Belastungen und Ängste auszuhalten. Ist ja ein intellektueller Beruf, Gefühle gehören sich nicht, und schon gar nicht negative!
Jo, irgendwie ist dieses Update wohl an mir vorbeigegangen. Und nicht nur an mir. Eben weil es aber ein noch immer weit hochgehaltenes Ideal ist, ist es wirklich, wirklich schwierig, über die eigenen Unzulänglichkeiten und Ängste zu sprechen. Auf diesen Faktor können wir einwirken.
Es ist super, dass es Menschen mit hoher Resilienz gibt (plot twist, ich zähle mich selbst auch dazu), und die viel wuppen können. Und sicherlich ist es auch nicht für alle nachvollziehbar, warum manche Menschen unter dem Examen leiden. Dann wäre es vielleicht eine super gute Idee, zuzuhören. "Kenne ich nicht aus eigener Erfahrung, hab ich auch noch nie bei jemandem in meinem Nahkreis erlebt, du bist also falsch", ist nicht so die Art von Berufsgesellschaft, die ich für förderlich halte.
Menschen erleben Belastungen individuell und abhängig von ihrer Persönlichkeitsstruktur. Je nachdem, wie viel mit dem Examen auf dem Spiel steht, steigt die Klausurbelastung.
Im LG Münster und dem OLG Hamm gab es übrigens schon Termine mit einer Psychologin, die sich an Refis richteten und Stressmanagement, Prüfungsangst und Lernverhalten thematisieren. Das Konzept soll erweitert werden. Und bei Gott, das Land bezahlt solche Termine gewiss nicht, wenn es nicht über lange Zeit ein bekanntes Problem ist.
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