14.11.2024, 16:20
(14.11.2024, 15:36)Egal schrieb: Hier noch eine Sicht aus der Personalabteilung: so lange ihr nicht der einzige Bewerber seit, wird auch bei uns keiner euer Spiel mitspielen.
Ich kann nämlich 1:1 die Erfahrungen von Freidenkender bestätigen. Auch bei uns werden alle Personalkennzahlen gemessen u.a. die schon genannte time to hire. Je kürzer die time to hire, umso unproblematischer in der Regel der Bewerbungsprozess. Je länger, umso deutlicher werden die Probleme.
Einer der wichtigsten Aspekte überhaupt ist dabei unsere schnelle Reaktion gegenüber den Bewerbern. In anderen Threads hier im Forum beschweren sich einige (zu recht) darüber, dass sie nur schleppend eine Antwort oder oft gar keine Antwort auf ihre Bewerbung bekommen.
Nun stellt euch vor, ihr seit Kandidat B, der sich bei diesem Unternehmen beworben hat. Kandidat A war eigentlich Favorit des Unternehmens, aber Kandidat B oder ggf. noch ein bis zwei andere waren auch nicht schlecht.
Diese haben aber ggf. ebenfalls mehrere Bewerbungen geschrieben und werden nicht wochenlang auf unsere Zusage warten. Wir können sie also nicht ewig hinhalten, weil Kandidat A sich seinerseits alle Optionen offen hält.
Ergo: kann Kandidat A sich nicht nach kurzer Bedenkzeit entscheiden, bekommt er von uns eine Absage. Denn
1. Offenbar sind wir nicht sein Favorit und er wird sowieso wieder schnell weg sein und
2. Verprellen wir mit einer zu späten Antwort Kandidat B und ggf. C und D und stehen am Ende eines langen und teuren(!) Bewerbungsverfahrens weiterhin mit einer nicht besetzten Stelle da, für die sich der Bewerbungsprozess (u.a. time to hire) jetzt erst recht nach hinten zieht.
Das Spiel wird halt gerade in einem Arbeitnehmermarkt auch von Zweien gespielt. Nur weil ein Arbeitgeber nicht mein Favorit ist, heißt das nicht, dass ich da nicht lange bleibe. Am Ende des Tages ist ein Arbeitsvertrag die Erklärung von beiden Parteien, es miteinander zu probieren. Dabei ist mir als Arbeitnehmer ja auch klar, dass ich vielleicht nicht die perfekte oder allererste Wahl für den Arbeitgeber bin. Aber ich bin halt in dem aktuellen Szenario die beste Wahl und das muss mir reichen.
Die Bearbeitungszeit der Bewerbung ist natürlich ein Kriterium, was sich auf meine Entscheidung auswirkt. Grundsätzlich gilt hier auch, je schneller desto besser.
Wenn ich mich bewerbe, überlege ich mir vorher ja verschiedene Arbeitgeber. Das muss ich machen, ich kann nicht kalkulieren, bei jeder Bewerbung sofort eine Zusage zu bekommen. Klar existiert da in meinem Kopf bereits ein grobes Ranking, aber der persönliche Eindruck ändert da schon viel. Daher möchte ich dann nach Möglichkeit auch alle Möglichkeiten voll ausschöpfen und mir alle Arbeitgeber anschauen. Am Ende treffe ich dann auf Grundlage aller Fakten eine Entscheidung.
Wenn dann ein Arbeitgeber schon vorher eine Entscheidung möchte, dann verstehe ich das zwar. Für mich ist das aber natürlich trotzdem suboptimal, da ich noch nicht alle Fakten habe. Ich versuche dann zu verzögern und offen damit umzugehen, aber das funktioniert natürlich auch nicht ewig. Ich verstehe ja auch, dass der AG die Stelle auch besetzen will. Wenn mir aber dann die Pistole auf die Brust gesetzt wird und ich mich noch nicht für den AG entscheiden will, dann entscheide ich mich eben im Zweifel gegen ihn.
Aber das kann man doch auch auf Augenhöhe und offen kommunizieren. So wie ich sage, dass ich noch Zeit brauche, kann der AG doch genauso sagen, dass er noch andere Bewerber in der Pipeline hat und diese nicht ewig warten lassen will. Das schmeichelt dem Bewerber doch im Zweifel eher, weil es auch zeigt, dass er sich gegen einen Konkurrenten durchgesetzt hat. Vor dem Hintergrund habe ich zB vollstes Verständnis, wenn ein AG mir Dienstags die Zusage gibt und sagt er muss es bis Freitag wissen. Da können doch beide Parteien zufrieden rausgehen.
Wenn mir ein Arbeitgeber zusagt und damit schon die Erwartungshaltung verbindet, ich habe diese sowieso sofort anzunehmen und dankbar für den Job zu sein (und genau das vermittelt dieses "mal drüber schlafen"), dann ist es sowieso der falsche für mich.
Ich werfe am Ende noch in den Raum: Für den AG ist es doch auch besser, wenn der AN sich am Ende eines Prozesses aus mehreren Alternativen für ihn entschieden hat. Das gibt ein besseres Gefühl als eine im Zweifel überstürzte Entscheidung.
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