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Krise nach 3 Jahren im Beruf
Spencer
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Themen: 0
Registriert seit: May 2023
#29
28.07.2024, 10:59
(31.01.2023, 16:30)Bepo schrieb:  Hallo liebe Mitleser,

Kurz zu mir: Ende 20, zwei Prädikatsexamina, seit 3 Jahren im Job (6 Monate in Kanzlei und seitdem in Verwaltung, erst untere Bundesbehörde, jetzt Landesverwaltung).

Kurz zum Problem: ich weiß nicht was ich will. 

Im Studium dachte ich immer, ich würde Richterin werden (weil Vater auch Richter war). Ich habe nie nach links und rechts geschaut, immer Scheuklappen gehabt, Hauptsache Prädikat schaffen. Das Studium hat mir wenig Spaß gemacht, nur mein ehrgeiziger Anteil ist darin aufgegangen. Man hatte immer ein Ziel und hat darauf hin gearbeitet. Darin bin ich gut. Ich empfand es aber auch als sehr anstrengend und belastend. 

Nach dem 2. Examen habe ich endlich wieder angefangen zu leben, der ganze Ballast viel ab. Es fühlt sich auch heute - 3 Jahre nach dem Examen - noch grandios an, einen Feierabend zu haben, am Wochenende frei zu haben und nicht ständig diesen Druck zu haben. Rückblickend kann ich die Studiumszeit kein bisschen positiv sehen.

Ich finde aber nichts womit ich zufrieden bin. Kanzlei hat mir nicht gefallen, der wirtschaftliche Druck und der Dienstleister-Gedanke (immer das machen, was der Mandant will) hat mich sehr gestört. In der Justiz habe ich mich beworben, wurde auch genommen und habe dann aber zurückgezogen, weil ich so ein starkes Widerstandsgefühl hatte, als es ernster wurde. Es hat sich angefühlt als würde ich mir ein Korsett anlegen und ich wollte auf keinen Fall wieder so leben wie im Referendariat in der Zivilstation (abends bis in die Puppen am Urteil sitzen, Erledigungsdruck, private Verabredungen nicht genießen können, da Urteile im Nacken). Dafür ist Jura für mich zu wenig Leidenschaft.

In der Verwaltung gehe ich allerdings ein wie eine Primel. Ich bin so dermaßen desillusioniert. Wahnsinn wie viele Menschen in einem Apparat arbeiten können und nichts bewegen. Es wird geredet und geplant und geredet und geplant - aber es passiert NICHTS. Die Arbeit erscheint mir extrem sinnlos und man fühlt sich ständig unterfordert. Mir fehlt auch das klassische juristische Arbeiten. 

Ich kann mich trotzdem nicht bewegen, da ich einfach nicht weiß wohin mit mir. Immer wieder denke ich an die Justiz, aber gleichzeitig macht mir die Arbeitsbelastung und riesige Verantwortung Sorge und ich merke, dass ich dazu nicht bereit bin und einen Widerstand empfinde. Die Verwaltung ist leider (zumindest in den Bereichen, in denen ich bin) das andere Extrem. Man entwickelt sich nicht, hat keine fachlichen Herausforderungen, trifft keine Entscheidungen. Es gibt Tage, da fühle ich mich wie eine Rosine. Auf der einen Seite möchte ich mich mit der Verwaltung anfreunden, da sie gute Arbeitsbedingungen bietet, familienfreundlich ist, die Verbeamtung attraktiv ist. Und gleichzeitig finde ich alles so frustrierend, da alle immer nur von ihrer hohen Arbeitsbelastung sprechen, tatsächlich aber kein sinnvoller Beitrag für die Gesellschaft geleistet wird, unfassbar viele Arbeiten für den Papierkorb angefertigt werden, zig Meetings stattfinden, zu Themen, die man in der Wirtschaft in 5 Minuten geklärt hätte, viele Kollegen keine Motivation (mehr) haben, richtig was zu bewegen und am Ende des Tages einfach kein Outcome da ist. 
Gibt es überhaupt Bereiche in der Verwaltung, in denen wirklich richtig gearbeitet wird und bestenfalls auch juristisch?

Habt ihr Gedanken/Tipps zu meiner Situation? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Wo hat es euch berufliche hin verschlagen und warum seid ihr dort wo ihr seid glücklich?

Ich danke jedem von Herzen, der sich diesen kleinen Roman durchgelesen hat! :-)
@ Bepo: Dein Beitrag könnte auch von meinem ca. 10-15 Jahre jüngeren Ich stammen.

Letztlich kann ich dir bzw. den Mitlesern, denen es vielleicht ähnlich geht, leider keinen Königsweg aufzeigen, um deinen persönlichen Traumjob zu finden. 

Mein persönliches Zwischenfazit mit Mitte 40 und einiger Berufserfahrung in unterschiedlichen juristischen Berufen ist: DEN Traumjob gibt es zumindest für mich gar nicht. Vielmehr scheint mir der Weg das Ziel zu sein.

Genau wie bei dir ist mein Ehrgeizanteil stärker ausgeprägt, als ich das lange wahrhaben wollte. Wie viele andere auch brauche ich Abwechslung und ein Ziel, auf das ich hinarbeiten kann. Während der öden Corona-Zeit habe ich deshalb plötzlich damit begonnen, ein Instrument zu lernen, was mich auch eine längere Wegstrecke über mangelnde berufliche Entwicklungsmöglichkeiten hinweg getragen hat. Als ich zuletzt über diesen Mangel beruflich immer unzufriedener wurde und mein Dienstherr mir auch trotz wiederholter Anfrage nicht entgegen kam, habe ich mich im fortgeschritteneren Alter für einen erneuten Berufswechsel entschieden, der mir ebendiese Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet. Trotzdem bin ich froh über meinen bisherigen Weg und sehe ihn nicht als Umweg, da er mich zu dem gemacht hat, der ich heute bin. Hätte ich dauerhaft in meinen früheren Verwendungen verharrt, um vermeintliche „Brüche“ (ich würde eher Richtungswechsel sagen) zu vermeiden, hätte ich dies mit fehlender persönlicher Entwicklung bezahlt und mich beruflich nicht „ausgelebt“. Man bleibt doch auch privat nicht nur deshalb bei seinem ersten Partner, um „geradlinig“ bis zur goldenen Hochzeit durchzuleben.

Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und den Wertvorstellungen der Generation Z werden sich die Dienstherren/Arbeitgeber an vermeintlich verworrene Lebensläufe gewöhnen müssen. 

Im Idealfall entwickelt man sich persönlich mit jeder beruflichen Station weiter. Es gibt natürlich auch genügend KolleInnen, die dieses Bedürfnis nicht verspüren, sondern zufrieden damit sind, wo sie nach dem Examen herauskommen. 

Da das offensichtlich bei dir nicht so ist, kann ich dich und jeden Geistesverwandten nur dazu ermuntern, nicht in der als unbefriedigend empfundenen Situation zu verharren, sondern die Möglichkeiten zu nutzen, die der juristische Arbeitsmarkt heute gerade, aber längst nicht mehr nur Spitzenabsolventen bietet. Jeder halbwegs verständige Personaler wird solche -wohl überdachten- Wechsel nach mehreren Jahren Standzeit jedenfalls nicht als erratisches Ich-weiss-nicht-was-ich-will, sondern als mutige Veränderungs- und Fortentwicklungsbereitschaft bewerten, eine Eigenschaft, die es gerade im Öffentlichen Dienst nicht unbedingt inflationär zu beobachten gibt…

Selbst wenn du auf diesem Weg vielleicht nie an den Punkt gelangen solltest, wo du sagst „DAS ist ES jetzt“, hättest du dich jedenfalls nicht einfach in deiner Opferrolle, die in Wahrheit eine Komfortzone ist, eingerichtet, sondern dein Schicksal selbst in die Hand genommen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass diese Erfahrung von Selbstwirksamkeit auch ein Wert an sich ist und massgeblich zur Arbeitszufriedenheit beiträgt. Wäre doch auch blöd, wenn man sich die richtigen Fragen erst am Ende seines Berufslebens beantworten würde.

Ich schliesse deshalb im Kafka-Jahr mit dessen Parabel aus „Vor dem Gesetz“:

Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz. Aber der Türhüter sagt, daß er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könne. Der Mann überlegt und fragt dann, ob er also später werde eintreten dürfen.

»Es ist möglich«, sagt der Türhüter, »jetzt aber nicht.«

[…]

»Alle streben doch nach dem Gesetz«, sagt der Mann, »wieso kommt es, daß in den vielen Jahren niemand außer mir Einlaß verlangt hat?«

Der Türhüter erkennt, daß der Mann schon an seinem Ende ist, und, um sein vergehendes Gehör noch zu erreichen, brüllt er ihn an:

»Hier konnte niemand sonst Einlaß erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn.«
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.07.2024, 11:28 von Spencer.)
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