09.03.2024, 17:42
Guten Tag liebe Community,
ich studiere momentan Jura im 3. Semester - komme nun in das 4. Semester und habe ein gewaltiges Problem.
Es geht um meine "Lerntechnik", die mir meines Erachtens nach eines Tages zum Verhängnis wird.
Um etwas auszuholen - diese "Strategie" habe ich bereits im Abitur angewendet und gute Noten *mit Glück* erzielen können. (11P+)
Ehrlicherweise ist es mir unangenehm, sogar extrem peinlich, diese stumpf-dämliche Methode zu schildern.
Vorab muss ich erwähnen, dass es bisher auch im Studium ok - bis gut funktioniert hat. So habe ich z.B in Strafrecht AT 13P, AT II 12P, Grundlagenfach (Römische) 12P, BGB AT 8P, Europarecht wenns gut läuft auch doppelstellig, Schuld AT leider nur 6P, ÖffR auch eher im Mittelmaß. Also durchwachsen.
Ich habe in Strafrecht 13 Punkte schreiben können und war im Nachschreibekurs der Beste (war vorher krank), ohne einen einzigen Fall zu schreiben oder die AG besucht zu haben. Und der Fall war viel schwerer.
So, also - wie lerne ich bereits meine ganze Schulzeit lang und jetzt im Studium? Kurzzeitgedächtnis & Auswendig. Aber nicht wie man es erwarten würde, sondern extrem "dämlich".
Beispiel: Es liegt Strafrecht BT an. Das erste was ich mache ist, alle 15 Vorlesungsfolien durchzugehen und oberflächlich zu verstehen, kleine Notzien als Zusammenfassung für jede Folie.
Und jetzt kommen wir zur "Hauptstrategie", die ich auch in BGB oder ÖffR nutze.
Ich verfasse eine hypothetische Klausur und schreibe sie *komplett* auf - in allen Varianten/Möglochkeiten, also alle Probleme eingebaut und das im Gutachtenstil. Verfassen tue ich es nicht selber, sondern picke mir aus verschiedenen 18P Klausuren die Textbausteine raus und schreibe sie nieder. Das sind am Ende dann meist so 10-30 A4 Seiten.
Anschließend fange ich an, diese 10-30 vollausgeschriebenen Seiten Wort-Für-Wort im Gutachtenstil auswendigzulernen. Ich stehe dann rum und spreche es laut aus, bis ich jede Wort, jedes Kommata, jeden Gliederungspunkt, auswenig kann. Also habe ich den ganzen Fall abrufbar im Kopf. Verstehen tue ich die Einzelheiten trotzdem sehr gut, es ist also nicht, dass ich da nix checke. Also für das Verständnis finde ich es effektiv.
Wenn ich nun in der Prüfung bin, brauch ich nicht mal eine Lösungskizze, sondern kann direkt wie ein Wasserfall schreiben - das einzige ist, ich muss meinen auswendiggelernten Fall, samt ihrer Möglichkeiten/Varianten, mit dem vorliegenden Prüfungsfall in Einklang bringen, also Überschneidungen finden, oder wenn man z.B sieht "ah ok hier geht es um ETBI" , dann schreibe ich den auswendiggelernten ETBI runter und passe es an den Sachverhalt an.
Das klappt dann auch immer gut - aber jetzt das Problem. Würde man mich nun jetzt die 3 oder 6 Monate nach der Ptüfung fragen: kannst du das alles nochmal so aufschreiben? Nein.
Ich glaub ich wäre nicht mal dazu fähig, ordentlich im Gutachtenstil zu schreiben, obwohl der Gutachtenstil in meinen Prüfungen immer top ist - weil ich es eben auswendiglerne. Es ist also eine extrem komische Konstellation. Einerseits bestehe ich alles wunderbar, doch andererseits ist meine Lernstrategie völlig daneben.
In der Examensvorbereitung später müsste ich nach meiner Strategie locker 1.000+ A4 Seiten wort-für-wort ausweniglernen. Das ist absolut unmöglich.
Das Hauptproblem ist: Verstehen kann ich, Zusammenhänge finden kann ich auch, analytisch denken ebenso, aber ohne dieses Ausweniglernen wäre ich vermutlich total aufgeschmissen, schöne, gute, effektive, präzise, deutsche Sätze zu bilden. Darin bin ich schlecht. Ich könnte niemals selber darauf kommen, solche Sätze zu schreiben, wie in meiner Klausur. Das ist das Problem.
Jetzt wäre meine Frage an euch, was ihr davon haltet, ob ihr mal von so einem Fall wie bei mir gehört habt und wie ich meine Lernstrategie radikal ändern kann - bzw. wie ihr gelernt habt und was ihr empfehlen könnt?
Liebe Grüße
ich studiere momentan Jura im 3. Semester - komme nun in das 4. Semester und habe ein gewaltiges Problem.
Es geht um meine "Lerntechnik", die mir meines Erachtens nach eines Tages zum Verhängnis wird.
Um etwas auszuholen - diese "Strategie" habe ich bereits im Abitur angewendet und gute Noten *mit Glück* erzielen können. (11P+)
Ehrlicherweise ist es mir unangenehm, sogar extrem peinlich, diese stumpf-dämliche Methode zu schildern.
Vorab muss ich erwähnen, dass es bisher auch im Studium ok - bis gut funktioniert hat. So habe ich z.B in Strafrecht AT 13P, AT II 12P, Grundlagenfach (Römische) 12P, BGB AT 8P, Europarecht wenns gut läuft auch doppelstellig, Schuld AT leider nur 6P, ÖffR auch eher im Mittelmaß. Also durchwachsen.
Ich habe in Strafrecht 13 Punkte schreiben können und war im Nachschreibekurs der Beste (war vorher krank), ohne einen einzigen Fall zu schreiben oder die AG besucht zu haben. Und der Fall war viel schwerer.
So, also - wie lerne ich bereits meine ganze Schulzeit lang und jetzt im Studium? Kurzzeitgedächtnis & Auswendig. Aber nicht wie man es erwarten würde, sondern extrem "dämlich".
Beispiel: Es liegt Strafrecht BT an. Das erste was ich mache ist, alle 15 Vorlesungsfolien durchzugehen und oberflächlich zu verstehen, kleine Notzien als Zusammenfassung für jede Folie.
Und jetzt kommen wir zur "Hauptstrategie", die ich auch in BGB oder ÖffR nutze.
Ich verfasse eine hypothetische Klausur und schreibe sie *komplett* auf - in allen Varianten/Möglochkeiten, also alle Probleme eingebaut und das im Gutachtenstil. Verfassen tue ich es nicht selber, sondern picke mir aus verschiedenen 18P Klausuren die Textbausteine raus und schreibe sie nieder. Das sind am Ende dann meist so 10-30 A4 Seiten.
Anschließend fange ich an, diese 10-30 vollausgeschriebenen Seiten Wort-Für-Wort im Gutachtenstil auswendigzulernen. Ich stehe dann rum und spreche es laut aus, bis ich jede Wort, jedes Kommata, jeden Gliederungspunkt, auswenig kann. Also habe ich den ganzen Fall abrufbar im Kopf. Verstehen tue ich die Einzelheiten trotzdem sehr gut, es ist also nicht, dass ich da nix checke. Also für das Verständnis finde ich es effektiv.
Wenn ich nun in der Prüfung bin, brauch ich nicht mal eine Lösungskizze, sondern kann direkt wie ein Wasserfall schreiben - das einzige ist, ich muss meinen auswendiggelernten Fall, samt ihrer Möglichkeiten/Varianten, mit dem vorliegenden Prüfungsfall in Einklang bringen, also Überschneidungen finden, oder wenn man z.B sieht "ah ok hier geht es um ETBI" , dann schreibe ich den auswendiggelernten ETBI runter und passe es an den Sachverhalt an.
Das klappt dann auch immer gut - aber jetzt das Problem. Würde man mich nun jetzt die 3 oder 6 Monate nach der Ptüfung fragen: kannst du das alles nochmal so aufschreiben? Nein.
Ich glaub ich wäre nicht mal dazu fähig, ordentlich im Gutachtenstil zu schreiben, obwohl der Gutachtenstil in meinen Prüfungen immer top ist - weil ich es eben auswendiglerne. Es ist also eine extrem komische Konstellation. Einerseits bestehe ich alles wunderbar, doch andererseits ist meine Lernstrategie völlig daneben.
In der Examensvorbereitung später müsste ich nach meiner Strategie locker 1.000+ A4 Seiten wort-für-wort ausweniglernen. Das ist absolut unmöglich.
Das Hauptproblem ist: Verstehen kann ich, Zusammenhänge finden kann ich auch, analytisch denken ebenso, aber ohne dieses Ausweniglernen wäre ich vermutlich total aufgeschmissen, schöne, gute, effektive, präzise, deutsche Sätze zu bilden. Darin bin ich schlecht. Ich könnte niemals selber darauf kommen, solche Sätze zu schreiben, wie in meiner Klausur. Das ist das Problem.
Jetzt wäre meine Frage an euch, was ihr davon haltet, ob ihr mal von so einem Fall wie bei mir gehört habt und wie ich meine Lernstrategie radikal ändern kann - bzw. wie ihr gelernt habt und was ihr empfehlen könnt?
Liebe Grüße
Nachrichten in diesem Thema
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