26.05.2023, 11:41
(26.05.2023, 10:54)FFM_Brudi schrieb:(26.05.2023, 09:52)Egal schrieb:(26.05.2023, 09:44)RefGießen schrieb: Wenn ich es richtig verstanden habe, hatten wir vor 20 Jahren auch nicht so einen Arbeitnehmermarkt. Demographischer Wandel sei Dank.
Der demografische Wandel ist kein Grund dafür, sich wie ein Elefant im Porzellanladen zu verhalten.
Bisher hatten viele (potentiellen) Arbeitgeber sich aus irgendwelchen Gründen die Freiheit herausgenommen, sich gegenüber Bewerber*innen wie Elefanten im Porzellanladen zu verhalten.
Die meisten werden erniedrigende Bewerbungsgespräche, lächerlich niedrige Gehaltsangebote, überlange Antwortzeiten und Ghosting im Bewerbungsverfahren erlebt haben.
Jetzt drehen die Bewerber*innen den Spieß um, und die Arbeitgeber flennen.
Keine Ahnung, ob das auch schon immer so war und ich persönlich finde auch nicht, dass die Generation Z pauschal faul oder sonst was ist. Aufgefallen ist mir aber im Gegensatz zu der Zeit, in der ich im Studium bzw. Ref war, dass (sieht man auch hier im Forum immer wieder) was GKen betrifft, viele jüngere angehende Juristen schon ein gewisses Anspruchsdenken haben. Ich finde es nicht richtig, sich vor einem potentiellen Arbeitgeber zu buckeln und zu allem ja und amen zu sagen.
Aber der Punkt "lächerlich niedrige Gehaltsangebote" wird manchmal hier mE sehr komisch gesehen. Gehälter aus der GK wollen, aber den Arbeitsaufwand einer Behörde - man liest immer wieder 100k zum Einstieg und dann idR nicht vor 19 Uhr Feierabend ist schon für viele inakzeptabel. So funktioniert das einfach nicht. Das Forum hier ist (hoffentlich) nicht repräsentativ für alle angehenden Berufseinsteiger, aber ich habe schon häufig den Eindruck, dass manche Gehaltsvorstellungen völlig falsch kalkuliert wurden (insbesondere, wenn Aussagen kommen wie, aber ich hab so geile Noten und das Studium war so lang und schwer). Ich habe auch einige Referendare und Bewerber erlebt, die einfach überzogene Vorstellungen hatten. zB bewarb sich einer 1,5 Jahre im Voraus für die Anwaltsstation, wollte zu allen Veranstaltungen zwischendurch eingeladen werden (nicht nur die kurz vor der Station) und dann eine feste Zusage für eine Übernahme haben. Dieser Bewerber hat sich auch beschwert, weil wir ihn Coronabedingt nicht durch die Kanzlei führen konnten - abgesehen davon, dass wir sowas bei Refs nie gemacht haben, nur bei potentiellen Associate-Kollegen.
Es haben auch manche schon die Frage nach dem Abizeugnis als "erniedrigend" empfunden - das ist auch nicht für jeden so. Will sagen, dass nicht alles, was hier als total scheiße empfunden wird, auch tatsächlich so ist. ME fehlt vielen einfach das Verständnis dafür, wie Arbeitgeber Bewerbungsverfahren/Einstellungen handhaben.
Dass sich Bewerber aktuell viel erlauben können, ist klar. Aber etwas, das für den Arbeitgeber nicht wirtschaftlich ist, ist nicht immer unverschämt, sondern einfach nicht machbar. Das sollte man auch nicht immer persönlich nehmen oder grundsätzlich als Ausbeutung betrachten.
Natürlich habe ich auch ganz viele andere, richtig motivierte Bewerber kennengelernt, aber das war mE nicht der Großteil (kommt zB nicht gut an, wenn man auf einer Messe dem jeweiligen Anwalt am Stand mitteilt, dass man dessen Gebiet super langweilig findet und für das Gehalt der Kanzlei nicht in der Praxisgruppe einsteigen würde wg Arbeitszeiten - aber bitte leite meine Bewerbung an die Praxisgruppe xy weiter - ähm...).
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