05.12.2022, 13:23
(05.12.2022, 10:48)Patenter Gast schrieb:(04.12.2022, 15:49)Principal schrieb:Der Dienstherr erwartet von einem Richter ja auch, dass dieser bei Bedarf noch am Freitag Mietrecht macht und am Montag in eine Strafkammer versetzen werden kann, um ein Jahr später ggf. in einer Baurechtskammer enden.
Ja, der Dienstherr erwartet es aber über die Qualität wird dann nicht diskutiert. Das sieht in einer Kanzlei/Unternehmen anders aus; wenn du da ab morgen Grütze lieferst, weil du keine Ahnung hast, bekommst du ein Problem.
Inhaltlich sehe ich in der GK weniger eine Verstumpfung. Ich sehe vielmehr die Gefahr in der GK darin, dass man nicht lernt Verantwortung zu übernehmen. Klar, man bekommt seine Teilaufgaben und kann die (teilweise) eigenverantwortlich machen aber es kommt auch oft vor, dass Associates nur in ihrem eigenen Team arbeiten und kommunizieren. Während in der Wirtschaft Leute mit Anfang 30 schon Teams haben oder über ein Millionen-Budget verfügen und entscheiden, schickt der Associate die Email noch vorab an den Partner (oder schreibt sie nur für den Partner vor), hat null Personalverantwortung und auch keine Budgetverantwortung.
Dadurch besteht die Gefahr, dass man ein Spezialist im Elfenbeinturm wird.
+1 - definitiv kann die Arbeitsweise in GKen in Diskrepanz zu dem stehen, was insb. in Unternehmen gefordert wird.
Mir persönlich fiel es am Anfang (u.a. auch weil es einfach null Onboarding gab - also wirklich null) schon nicht so leicht, plötzlich alles alleine entscheiden zu müssen und z.B. einen Vertrag über 20 Mio im Alleingang zu erstellen/verhandeln. In der GK ist man eher "perfektionistisch" unterwegs und alles wird 10 Mal geprüft, bevor es endlich raus geht - das lässt sich im Tagesgeschäft im Unternehmen aber absolut nicht bewerkstelligen. Das ist auch alles eine Gewöhnungssache - ich schicke jetzt Produkte raus, die ich in der GK allein des Formats wegen so niemals versendet hätte und drücke auch hier und da bei Formulierungen ein Auge zu (solange sie juristisch haltbar sind natürlich), sonst kriegt man seine Sachen nicht in den Griff. Nicht nur in meiner "aktuellen" Rechtsabteilung hat man da schon schlechte Erfahrungen mit Anwälten aus GKen gemacht und z.B. ich wurde sehr kritisch im Bewerbungsverfahren genau nach solchen Punkten gefragt. Deswegen kann ich auch nicht bestätigen, dass Unternehmen grundsätzlich Leute aus GKen ohne vorherige Erfahrung im Unternehmen "mit Kusshand" nehmen.
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Verstumpfung in der GK - Karrierekiller? - von Principal - 04.12.2022, 15:49
RE: Verstumpfung in der GK - Karrierekiller? - von Chill3r - 04.12.2022, 20:26
RE: Verstumpfung in der GK - Karrierekiller? - von DonJuansohn - 04.12.2022, 21:24
RE: Verstumpfung in der GK - Karrierekiller? - von Ex-GK - 05.12.2022, 10:19
RE: Verstumpfung in der GK - Karrierekiller? - von Patenter Gast - 05.12.2022, 10:48
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RE: Verstumpfung in der GK - Karrierekiller? - von ALTER MANN - 06.12.2022, 11:31
RE: Verstumpfung in der GK - Karrierekiller? - von Humpa - 06.12.2022, 23:08