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Angst vor dem Jurastudium?
Referendar123
Junior Member
**
Beiträge: 35
Themen: 0
Registriert seit: Mar 2022
#24
02.06.2022, 08:06
(01.06.2022, 23:44)Referendarella schrieb:  Lieber Gast,

eine kleine Warnung im Voraus: Ich selber kann eigentlich kaum jemanden Jura empfehlen, mich selber verbindet eine Hass-Liebe damit und das, obwohl ich es sogar geschafft habe irgendwie in den Jura "Sweet Spot" (aka. Prädikat) zu kommen und auch ein Rechtsgebiet gefunden habe, was mich wirklich begeistert. 

Anwalt werden kannst du immer. Da bist du von deinen Noten vollkommen unabhängig (edit: solange du bestehst, aber DAS sollte mit harter Arbeit immer möglich sein), im Gegenteil, es kann dir sogar etwas Freiraum verschaffen und einen freien Kopf, dass du gerade nicht unter dem Leistungsdruck stehst, unbedingt die 9 Punkte + zu erreichen. Und als Kind zweier Akademiker: Das "wissenschaftliche Arbeiten" in Jura ist auch definitiv anders als in anderen Studiengebieten und meiner Meinung nach mit einer Schularbeit nicht zu vergleichen. Trotzdem kann es enorm Spaß machen. Wissenschaftlich arbeiten kannst du allerdings auch wirklich gut ohne Diss. Viele Leute arbeiten an Lehrstühlen und als ich noch als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in einer Großkanzlei gearbeitet habe, durfte ich wirklich dauernd die Anwälte bei ihren Aufsätzen unterstützen, was oft auch sehr ähnlich war zu dem, was man in anderen Gebieten von Jura "wissenschaftlich" macht. Somit ist die Notengrenze da nicht ausschlaggebend und wenn dich das wissenschaftliche Arbeiten in Jura so begeistert finden sich auch ohne Dissertation Wege deinen Traum wahr zu machen.

Was leider deutlich eher ein Problem ist, ist dass du sagst, du würdest nicht damit klarkommen nicht das zu erreichen, was du dir vornimmst. Ganz ehrlich, Jura kann brutal sein. Klar, es kann sein, dass du direkt traumtänzerisch durchkommst und von Anfang an durch Glück, Talent und/oder harte Arbeit gute Noten bekommst, aber das ist leider nicht sicher oder auch nur planbar. Das Notenspektrum geht von 0-18 Punkten und wie immer so schön gesagt wird "18 Punkte hat nur Gott" bzw. "4-gewinnt". Mit 9 Punkten (also der Hälfte) bist du im Himmel, du kannst beinahe all deine Träume verwirklichen und du kannst all das machen, was du willst. Alles darunter ist quasi nur "Jura 2. Klasse" oder fühlt sich jedenfalls so. Wir sind notenbesessen und notengeil, nirgendwo wirst du so auf deine Note reduziert ohne das andere Werte groß etwas wettmachen. Wie einer meiner Professoren schon sagte "Eure Examensnoten werden noch auf eurem Grabstein stehen). Und die wenigsten Leute erreichen diese magische Notengrenze, selbst wenn sie sich noch so sehr bemühen. 

Ein paar Anekdoten:
- In meiner Schulklasse waren zwei Typen, nennen wir sie - ganz ohne voreingenommen zu sein - BWL Justus und Jura Bernd. Während Justus es schafft im Abi die beste Note des ganzen Bundeslandes zu schreiben (fast überall 15 Punkte auf dem Zeugnis) ist Bernd nicht ganz so genial, hat Justus aber als glänzendes Beispiel vor Augen. Beide haben natürlich das 1,0 Abi und fangen schon in der Schule an, an ihren Karrieren zu planen - einer wird Schulsprecher - macht sich gut auf dem Lebenslauf, machen hochangesehene Praktika - macht sich gut auf dem Lebenslauf, treten beide unterschiedlichen Parteien bei - Connections! und haben ihr Leben beide schon vor Augen. Großkanzlei, das große Geld, später Partner, einfach richtig geil. Beide haben auch schon immer alles erreicht, was sie sich vorgenommen haben und haben jedes Ziel erreicht. Beide halten sich übrigens auch für viel intelligenter als den "Durchschnittsmenschen", aber eigentlich für jeden von beiden. Während ich mit Justus weniger Kontakt hatte, habe ich mit Bernd in der gleichen Stadt studiert und alles lief gut. Bernd war jede Woche in der Bibliothek, Bernd hatte einen Lernplan, Bernd hat nebenher angefangen eine Sprache zu lernen, Bernd traf sich mehrfach im Monat mit dem Stammtisch seiner Partei. Und dann fiel Bernd durch die erste Zwischenprüfungsklausur, was auch kein Wunder war, bei einer Durchfallrate von 70%. In der Hausarbeit, an der Bernd die gesamten Semesterferien bis tief in die Nacht saß, hatte er 5 Punkte und ein paar von den Vollidioten, die er sonst immer belächelte, weil er ihnen immer helfen musste, hatten plötzlich bessere Noten als er. Bernd hatte noch nie eine Niederlage gehabt, wenn er nur hart genug gearbeitet hat. Er fiel auch durch noch ein paar Klausuren und hat am Ende Jura aufgegeben, bevor er auch nur die Zwischenprüfung hatte. Ich glaube er ist ganz zufrieden in irgendeinem BWL Artigen Fach nachher geworden.
Justus in all seiner Brillianz hingegen hatte schon von Anfang an zweistellige Noten, bracht dann aber, als er in Baurecht in einer Klausur durchfiel im 4. Semester auch sein Studium ab, mit der Argumentation, er würde es nicht mögen, dass es keine konkreten Antworten und keine konkreten Lösungen gibt. Danach hat er ein Medizinstudium begonnen und mittlerweile weiß ich nicht mehr, was er macht, denn wir haben den Kontakt verloren und er ist über das Internet nicht aufzufinden.

Eine weitere Anekdote ist ein Kommilitone: Er hatte von Anfang an in Jura ohne viel zu machen immer zweistellige Noten. Er lachte nur über diejenigen, die sowas wie Repetitorien nötig hatten. Er überlegte schon an einem Thema für seine Doktorarbeit als er durchs Examen fiel. Das war vor 5 Jahren, seitdem hat er sich nicht wieder getraut, nochmal zu schreiben. 


Also gerade die Leute, die sehr motiviert waren, sich früh Ziele gesetzt haben und für die es immer extrem gut gelaufen ist, waren genau diejenigen, die es nicht verkraftet haben, dass Jura einfach echt unfair sein kann. Damit will ich dich nicht davon abbringen, es zu studieren, wenn es dein Traum ist, dann versuch das auch zu verwirklichen, aber leider kann man in Jura allein durch "Ziele setzen" nicht unbedingt alles erreichen und damit muss man sich abfinden. Glück, Talent und harte Arbeit gehen da Hand in Hand - und wer von einem zu wenig hat, muss es mit etwas anderem wieder wettmachen. Außerdem ist die Ausbildung auch einfach verflucht lang - während andere mit Bachelor und Master in ein paar Semestern durch sind, dauert das Studium schon ungewöhnlich lange, das Examen ist hart, dann Wartezeiten aufs Ref, dann über zwei Jahre Ref und noch ein Examen, das natürlich noch viel bedeutender ist, als das erste Examen. Das ist einfach sehr zermürbend.

Das ist auch der Grund, warum hier alle so unfreundlich sind - es ist ein Forum für Rechtsreferendare, wir alle sind jetzt schon an die 10 Jahre in den Mühlen des Systems und stehen weiter Noten und Examen vor uns thronen. Ein paar sind fertig und halten es noch für nötig hier zu schreiben, dazu noch der Mantel der Anonymität und man hat einen giftigen Mix aus frustrierten Gefühlen.

Ansonsten bin ich jetzt zu müde, um alles nochmal Korrektur zu lesen und muss morgen leider wieder früh raus, also hoffe ich, dass mein Beitrag mit meinen persönlichen Erlebnissen dir irgendwie weiterhilft - in die eine oder andere Richtung :)


Um hier mal eines kurz klarzustellen und mit Horrorstorys aufzuräumen. 70 % Durchfallquote in den Zwischenprüfungen ist nicht die Regel. Weder an der Uni, an der ich studiert habe, noch an der Uni, an der ich unterrichtet habe und die ZP-Klausuren mitgestellt habe.
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Angst vor dem Jurastudium? - von Gast - 01.06.2022, 22:50
RE: Angst vor dem Jurastudium? - von Gast - 01.06.2022, 23:00
RE: Angst vor dem Jurastudium? - von deinGläubiger - 01.06.2022, 23:09
RE: Angst vor dem Jurastudium? - von Gastritis - 01.06.2022, 23:23
RE: Angst vor dem Jurastudium? - von Gast - 01.06.2022, 23:29
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RE: Angst vor dem Jurastudium? - von Gast - 01.06.2022, 23:41
RE: Angst vor dem Jurastudium? - von Referendarella - 01.06.2022, 23:55
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RE: Angst vor dem Jurastudium? - von Referendarella - 01.06.2022, 23:44
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RE: Angst vor dem Jurastudium? - von Referendar123 - 02.06.2022, 08:06
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RE: Angst vor dem Jurastudium? - von Egal - 02.06.2022, 11:30
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