Arbeitszeitgesetz - Weswegen wird es nicht eingehalten?

[Gast]

Partner in einer Großkanzlei wird man nur durch jahrelangen außergewöhnlichen Einsatz, der mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Arbeitszeit schlicht nicht vereinbar ist. Wenn man das geschafft hat, wird man dieselbe Selbstaufgabe auch vom anwaltlichen Nachwuchs verlangen, damit der Rubel weiter rollt. Die Alternative wäre ja, die Arbeit einfach auf mehr Personen zu verteilen und diese trotzdem gut zu bezahlen. Das vermindert dann halt den Partnergewinn um ein paar hunderttausend Euro. Und das erträgt man wohl nur, wenn man außerhalb der Großkanzlei sozialisiert wurde: Arbeitszeiten Rechtsanwälte

Wenn man ehrlich ist, sind es nicht die geleisteten Arbeitsstunden, die für die Partnerschaft entscheidend sind, sondern einzig und allein der Business Case. Der kann auch darin bestehen, die richtigen Bekannten und Verwandten zu haben oder in der Öffentlichkeit sehr präsent zu sein. Die Anwesenheitszeit in der Kanzlei ist doch zum guten Teil auch Show bzw. dient der bewussten Ausbeutung der Berufsanfänger. Am Ende interessiert die Partner nur, wer Geld ranschafft.  Wenn der Business Case nur vage ist, dann ist der Arbeitseinsatz ein Indiz dafür, dass es trotzdem klappt.

Geld wird nicht dadurch verdient, dass man Mandate bekommt. Geld verdient man, indem man die Mandate bearbeitet und das erfordert nun einmal einen gewissen Zeiteinsatz. Der Partner, der vor allem aufgrund seiner Verwandtschaft zum Partner wurde, ist im Übrigen ein Klischee. Jedenfalls bei den Top-Kanzleien dürfte das nahezu nie passieren. Dass man ein gutes Netzwerk braucht, will ich demgegenüber nicht bestreiten. Das erfordert aber vor allem eines: Zeiteinsatz.