09.04.2021, 14:05
Liebes Forum!
Nochmal vielen Dank für euren Input! Ich freue mich immer über weiteren Input :)
Ich packe das mal wieder in einen Post, um unnötige Zitierungen zu vermeiden.
Nochmals vielen Dank für Eure Rückmeldungen!
Meine Noten: 7,5 und 6,8; habe in der Kanzlei während Corona ein Jahr als „juristischer Mitarbeiter“ gearbeitet (Recherchen, etc.) – mein neuer AV hat daher keine Probezeit, weil die fachlich mit mir zufrieden zu sein schienen …
Zum Thema stümperhafte Organisation vielleicht noch zur näheren Erklärung:
Die Partner bringen zwischen 10 und 28 Jahren Berufserfahrung mit (sind also dementsprechend auch etwas älter, was nicht nur einen Generationenkonflikt begünstigen kann, sondern eben auch in ihrer Arbeitsweise festgefahren – das ist zumindest meine Einschätzung). Wie schon gesagt, stammen die Kollegen aus drei verschiedenen Kanzleien und haben sich zusammengeschlossen. Die Partner haben von Anfang an einen Ar*ch voll Arbeit mitgebracht und die Organisation ist immer so „nebenher“ gelaufen. Der Laden läuft natürlich (und das scheinbar sehr ordentlich, wohl aber dem Notariat geschuldet), aber halt in einem „irgendwie – System“.
Jeder ist gleichberechtigt, aber eine echte Aufgabenverteilung habe ich nicht erkannt… alles wird gemeinsam und einstimmig beschlossen – witzigerweise werde ich auch immer zu diesen Abstimmungen zitiert (aber das sei mal dahingestellt – dann vereinsame ich wenigstens nicht den ganzen Tag am Schreibtisch)
Jeder arbeitet nach seinem Gusto – der eine nur mit Papierakte, der andere nur mit E-Akte, der nächste mit einem Hybridmodell; der eine diktiert noch ganz klassisch und lässt tippen, zwei andere tippen selbst, zwei arbeiten Spracherkannt; jeder nutzt seine eigenen Vergütungsvereinbarungen und sonstigen Formulare, usw.
Ich unterstelle denen ohne Wenn und Aber fachliche Kompetenz – lediglich die Organisation ist in meinen Augen totaler Mist, weil ich überhaupt nicht richtig eingebunden bin, sondern neben diesem (irgendwie geschlossenen System) herlaufe.
Die persönliche/kollegiale Ebene funktioniert in meinen Augen nur sehr wenig bis gar nicht. Meine Pausen verbringe ich stets allein. Zwei Partner trinken zusammen Kaffee, der Rest macht gar keine Pausen, sondern isst nur ein Brötchen nebenher. Die ReNos sind auch unter sich in den Pausen hinter geschlossener Tür.
Wenn ich jemanden auf dem Weg zur Pause im Gang treffe, bekomme ich entweder einen scherzhaften, wenn auch stets dummen Spruch „wie Sie machen Pause?“ / „Wie Sie machen Feierabend, es ist doch noch hell?“ gedrückt. Das wirkt irgendwie nicht zu meiner Integration bei. Kein Plan, ob ich mich dumm anstelle…
Gern würde ich mich davon abkapseln und mich darauf stützen, dass ich eben nur „Angestellter“ bin und daher für den Umsatz nicht verantwortlich bin. So ähnlich ist es auch in meinem Arbeitsvertrag formuliert, wonach die Akquisition eigener Mandate erlaubt und auch erwünscht ist – die Mandate bei Verlassen der Kanzlei dann aber in der Kanzlei bleiben.
Trotzdem wird mir im Innenverhältnis immer suggeriert, du musst eigenen Umsatz ranschaffen, sonst können wir dich nicht gebrauchen (auch wenn es noch nicht ausdrücklich ausgesprochen wurde, aber ich habe das Gefühl, dass das nicht mehr lang dauert – habe heute meinen letzten Urlaubstag und jetzt schon ein flaues Gefühl in der Magengegend)
Im Übrigen, bekomme ich hinsichtlich der Abrechnung die Weisung: Gestalte das, wie du es für sinnvoll hältst (mach Zeithonorar; RVG; Vorschuss, wie du Bock hast – aber mach es richtig, sonst werden die ReNos sauer). Ja WTF :D
Der Tipp mit der Deckungszusage und dem vorab Hinweis an den Mandanten ist ebenfalls super!
In einem Fall, hat Partner A dem Mandanten geschrieben: „RSV übernimmt nur gesetzliche Gebühren, alles darüber zahlst du selbst – wir geben das jetzt an unseren Spezialisten ab und der kümmert sich dann um dich. Dann darf ich dem Mandanten noch zusätzlich schreiben: „Nur zur Info, wenn die RSV net zahlt, kannst du selbst löhnen – wann soll ich anfangen zu arbeiten?“ (da ist der Sachverhalt auch meistens nicht mal zu einem Drittel geklärt)
Hinsichtlich des frühen „Einhakens“ besteht das Problem, dass der Mailverkehr meistens lautet:
M: können Sie sich das ansehen?
Anwalt: *führt Telefonat* und schreibt dann E-Mail – Lieber Mandant, wir haben hierfür einen jungen Kollegen, der in diesen Fragen Spezialist/spezialisiert (ja das Wort wird tatsächlich immer so genutzt) ist. Wir geben das an Ihn weiter, er wird sich dann zeitnah bei Ihnen melden.
M: Vielen Dank, alles Weitere dann wie besprochen…
Ich: Okay, was habt ihr besprochen?
Anwalt: Ruf den Mandanten an…
Ich: WtF? (Aber gut, dann eben nach Weisung und wenn der Mandant keinen Bock mehr auf uns hat, dann Pech des AG – wobei es mir sehr schwerfällt, da so hinter zu stehen, das weckt schon erhebliche Schuldgefühle in mir :D)
Naja, ihr habt schon Recht. Ich kann es ja jetzt noch dieses Jahr/nächstes Jahr probieren (mit bleibt eh nichts anderes übrig, weil der Arbeitsmarkt hier leergefegt ist, ich hier aktuell wegen Familie nicht einfach so den Arbeitsort wechseln kann und die Kanzlei eh nur eine Übergangslösung (als mehr oder weniger taugliches Sprungbrett) sein sollte, bis wir dann in unsere eigentliche Zielstadt ziehen (wie gesagt – private Gründe), wenngleich ich mir eine etwas bessere Lösung vorgestellt habe…).
Ich merke auf jeden Fall langsam aber sicher (das hab ich im Ref irgendwie verpasst und die Praktika im Studium… naja ihr wisst, wie die meistens sind :D), was mir Spaß macht und was ich brauche, um zufrieden zu sein.
Bei Compliance bin ich mir unsicher, weil ich mir noch nicht so viel darunter vorstellen kann, da muss ich mal noch etwas googlen :D Das ist ja meist Steuerrecht (ich bekomme gerade so meine eigene Steuererklärung hin :D)…
Über einen Berufswechsel habe ich natürlich auch schon vielfach nachgedacht und auch schon mit einigen Leuten (Angehörige, Berufsberater, ehemalige Kommilitonen, die auch Anwälte geworden sind, einer Bekannten, die auch Psychologin ist) gesprochen. Die Keule, die immer kommt ist, dass man die Annehmlichkeiten des Versorgungswerks verliert (ich hab mich um meine Altersvorsorge natürlich noch null gekümmert) und dann wird immer Panik gestiftet deswegen.
Außerdem sind alle der Auffassung, dass der Anwaltsberuf eigentlich total Spaß machen würde, was mir das Gefühl gibt, dass ich vielleicht einfach nur an den falschen Arbeitgeber geraten bin… Aber irgendwie so richtig wohl fühle mich in dem Job noch nicht. Es ist ein verdammt großer Schuh, in den man reinwachsen muss – aber ich bin mir nicht sicher, ob ich dafür die Nerven habe.
Ich glaube, ein guter Mittelweg wäre die Arbeit als Syndikus im Unternehmen oder Verband oder wo auch immer Syndici so unterwegs sind. Behörde interessiert mich zwar auch, aber hier lese ich immer viel Negatives. Ich werde auf jeden Fall weiter darüber nachdenken.
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