30.07.2023, 12:32
Hallo zusammen!
Für mich steht zeitnah der Berufseinstieg an. Zwar habe ich keine aktiven Erfahrungen im Private Clients-Bereich sammeln können, die Mischung aus Gesellschafts-, Erb- und Teilen des Steuerrechts stelle ich mir aber durchaus spannend vor, da man eben klassisch juristisch arbeiten kann und eher deutschen Unternehmerfamilien als PE-Funds gegenübersitzt.
Ich überlege deshalb, mich bei einer kleinen, spezialisierten und sehr renommierten Kanzlei in diesem Bereich zu bewerben. Nun bin ich aber doch ein wenig ins Nachdenken gekommen, wie meine anschließenden Optionen aussehen, falls es mir dort nicht gefallen sollte. Mein Gedanke wäre, dass es aufgrund der Rechtsgebiete gute Optionen für einen Wechsel ins Unternehmen wie letztlich auch in Großkanzleien geben müsste, da gerade Gesellschaftsrecht nunmal überall gefragt ist. Im Hinblick auf die Boutique bin ich mir allerdings weniger sicher, da sie eben außerhalb Ihres Spezialgebiets keinen hohen Bekanntheitsgrad hat.
Auf der anderen Seite könnte ich mir auch einen Einstieg etwa im IP (oder reinen Corporate) bei einer Tier 1-GK vorstellen, da mir das Rechtsgebiet im Schwerpunkt auch viel Spaß gemacht hat und allein durch die Bekanntheit der Kanzlei im Anschluss sämtliche Türen offenstehen sollten. Außerdem habe ich zu einem Digitalisierungsthema promoviert, das könnte ich wahrscheinlich dort eher verwerten.
1. Kann jemand ein paar Erfahrungen zu den Sonnen-/Schattenseiten von Private Clients beisteuern?
2. Könnte ich mir durch den Einstieg in einer kleinen Boutique eher etwas verbauen und dadurch meine Wechseloptionen beschädigen?
Vielen Dank für Euren Input!
Für mich steht zeitnah der Berufseinstieg an. Zwar habe ich keine aktiven Erfahrungen im Private Clients-Bereich sammeln können, die Mischung aus Gesellschafts-, Erb- und Teilen des Steuerrechts stelle ich mir aber durchaus spannend vor, da man eben klassisch juristisch arbeiten kann und eher deutschen Unternehmerfamilien als PE-Funds gegenübersitzt.
Ich überlege deshalb, mich bei einer kleinen, spezialisierten und sehr renommierten Kanzlei in diesem Bereich zu bewerben. Nun bin ich aber doch ein wenig ins Nachdenken gekommen, wie meine anschließenden Optionen aussehen, falls es mir dort nicht gefallen sollte. Mein Gedanke wäre, dass es aufgrund der Rechtsgebiete gute Optionen für einen Wechsel ins Unternehmen wie letztlich auch in Großkanzleien geben müsste, da gerade Gesellschaftsrecht nunmal überall gefragt ist. Im Hinblick auf die Boutique bin ich mir allerdings weniger sicher, da sie eben außerhalb Ihres Spezialgebiets keinen hohen Bekanntheitsgrad hat.
Auf der anderen Seite könnte ich mir auch einen Einstieg etwa im IP (oder reinen Corporate) bei einer Tier 1-GK vorstellen, da mir das Rechtsgebiet im Schwerpunkt auch viel Spaß gemacht hat und allein durch die Bekanntheit der Kanzlei im Anschluss sämtliche Türen offenstehen sollten. Außerdem habe ich zu einem Digitalisierungsthema promoviert, das könnte ich wahrscheinlich dort eher verwerten.
1. Kann jemand ein paar Erfahrungen zu den Sonnen-/Schattenseiten von Private Clients beisteuern?
2. Könnte ich mir durch den Einstieg in einer kleinen Boutique eher etwas verbauen und dadurch meine Wechseloptionen beschädigen?
Vielen Dank für Euren Input!
18.02.2024, 13:51
Hey,
vermutlich kommt die Antwort etwas spät für dich, ich hoffe, du hast die für dich passende Stelle gefunden!
Ich antworte aber trotzdem kurz auf die Frage, vielleicht kann jemand anders etwas damit anfangen. Ich habe mir nämlich zum Berufseinstieg ähnliche Gedanken gemacht.
Vorab: ich habe zuvor in zwei GK im Corporate und in einer Wald & Wiesen Kanzlei während des Studiums Erfahrungen sammeln können. Bei den GKs war ich im Corporate, bei der Wald & Wiesen Kanzlei im Erb- & Familienrecht.
Im Ref bin ich auf meinen jetzigen Arbeitgeber aufmerksam geworden, eine Boutique die eben auf Private Clients spezialisiert ist. Ich war (und bin mir bis heute) ziemlich sicher, dass ich nicht in die GK möchte, Private Clients ist für mich ein top Rechtsgebiet. Einen Plan von Steuerrecht hatte ich beim Einstieg nicht.
Vorteile:
Zu den Wechseloptionen: ich glaube nicht, dass sich ein Einstieg in eine Boutique, speziell im Bereich Private Clients, nachteilig auf die Wechseloptionen auswirkt. Meiner Erfahrung nach werden im Private Clients Bereich quasi dauerhaft Leute gesucht, da das Tätigkeitsfeld sehr speziell ist und nur wenige wirklich Bock auf die Kombination GesR-SteuR-ErbR haben bzw. oft keine Ahnung haben, dass Private Clients überhaupt eine Option ist. Dadurch hat man auch mit durchschnittlichen Noten nach ein paar Berufsjahren im Vergleich zu anderen Rechtsgebieten erheblich bessere Wechselmöglichkeiten. Gerade die Partner sind oft unfassbar gut vernetzt und sollte man im Guten auseinander gehen, könnte sogar ein gutes Wort eingelegt werden (habe ich tatsächlich so bei einem Kollegen erlebt, der in eine GK gewechselt ist).
Kurzum: persönlich finde ich das Rechtsgebiet top und bin froh, dass ich damals drauf gestoßen bin. Auch die Arbeit in der Boutique sagt mir persönlich sehr zu, hängt aber natürlich wie immer von der Stimmung im Laden ab.
vermutlich kommt die Antwort etwas spät für dich, ich hoffe, du hast die für dich passende Stelle gefunden!
Ich antworte aber trotzdem kurz auf die Frage, vielleicht kann jemand anders etwas damit anfangen. Ich habe mir nämlich zum Berufseinstieg ähnliche Gedanken gemacht.
Vorab: ich habe zuvor in zwei GK im Corporate und in einer Wald & Wiesen Kanzlei während des Studiums Erfahrungen sammeln können. Bei den GKs war ich im Corporate, bei der Wald & Wiesen Kanzlei im Erb- & Familienrecht.
Im Ref bin ich auf meinen jetzigen Arbeitgeber aufmerksam geworden, eine Boutique die eben auf Private Clients spezialisiert ist. Ich war (und bin mir bis heute) ziemlich sicher, dass ich nicht in die GK möchte, Private Clients ist für mich ein top Rechtsgebiet. Einen Plan von Steuerrecht hatte ich beim Einstieg nicht.
Vorteile:
- sehr vielseitig, da man an der Schnittstelle von (mindestens) drei Rechtsgebieten tätig ist und einen Überblick über GesR, ErbR, SteuR erhält
- vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten, insbesondere der Steuerberater; vielleicht gerade für Leute mit "nur" durchschnittlichem Examen interessant, die ggf. in eine der renommierteren GK wechseln möchten. Die Doppel-Qualifikation ist zurecht sehr beliebt bei Arbeitgebern, der Großteil meiner Anwaltskollegen hat auch den Steuerberater noch drangehängt, ist aber zumindest bei uns keine Pflicht
- vielfältige Spezialisierungen möglich: hinsichtlich der Rechtsgebiete kann man sich - sofern man möchte - besonders auf eines der Gebiete spezialisieren oder Generalist werden
- man lernt unfassbar viel über das Zusammenspiel von GesR-SteuR-ErbR
- mE überschaulichere Arbeitszeiten als in anderen Rechtsgebieten, die Hütte brennt seltener
- für mich persönlich meist sehr angenehmer Mandantenkontakt, ich schätze insbesondere das Vertrauensverhältnis, das man sich erarbeitet; man berät ja wirklich zu höchstpersönlichen Angelegenheiten
- im Vergleich zu anderen Rechtsgebieten vermutlich mehr Aufwand, sich einzuarbeiten. In mindestens einem, eher zwei, der Rechtsgebiete hat der Berufseinsteiger vermutlich noch nicht wirklich Erfahrungen sammeln können, sofern er nicht zuvor schon im Private Clients tätig war. Ich persönlich habe das v.a. im Steuerrecht gemerkt, Unterstützung durch erfahrenere Kollegen ist da einfach wichtig.
- Vielleicht überfordernd am Anfang: man muss erst sensibilisiert werden für die Probleme, die auftreten können; bspw. kann man nicht einfach einen Gesellschaftsvertrag basteln, ohne mal kurz Rücksprache mit einem StB-Kolleggen zu führen. (Dabei merkt man auch, wie unfassbar wichtig Steuerrecht ist ... teilweise bekommen wir Verträge von sehr renommierten Kanzleien vorgelegt, die den Mandanten steuerlich ganz schön reinreiten).
- mehr Fortbildungsaufwand. Die Finanzverwaltung, der BFH und die Gesetzgebung sind fleißig. Man muss wirklich up2date bleiben, sonst guckt der Mandant in die Röhre
- kleines Tätigkeitsfeld, jeder kennt jeden (je nachdem, Vor- oder Nachteil )
Zu den Wechseloptionen: ich glaube nicht, dass sich ein Einstieg in eine Boutique, speziell im Bereich Private Clients, nachteilig auf die Wechseloptionen auswirkt. Meiner Erfahrung nach werden im Private Clients Bereich quasi dauerhaft Leute gesucht, da das Tätigkeitsfeld sehr speziell ist und nur wenige wirklich Bock auf die Kombination GesR-SteuR-ErbR haben bzw. oft keine Ahnung haben, dass Private Clients überhaupt eine Option ist. Dadurch hat man auch mit durchschnittlichen Noten nach ein paar Berufsjahren im Vergleich zu anderen Rechtsgebieten erheblich bessere Wechselmöglichkeiten. Gerade die Partner sind oft unfassbar gut vernetzt und sollte man im Guten auseinander gehen, könnte sogar ein gutes Wort eingelegt werden (habe ich tatsächlich so bei einem Kollegen erlebt, der in eine GK gewechselt ist).
Kurzum: persönlich finde ich das Rechtsgebiet top und bin froh, dass ich damals drauf gestoßen bin. Auch die Arbeit in der Boutique sagt mir persönlich sehr zu, hängt aber natürlich wie immer von der Stimmung im Laden ab.