05.09.2020, 12:47
05.09.2020, 12:55
(05.09.2020, 10:02)Gast schrieb:(05.09.2020, 09:56)Gast schrieb:(05.09.2020, 09:55)Gast schrieb:(05.09.2020, 09:38)Gast schrieb: Die Absolventen wurden im Schnitt einfach schlechter. Jetzt wird Jura studiert, weil es halt gut klingt, oder weil der Papa das gemacht hat oder weil man sonst nichts anderes hat. Das Referendariat wird gemacht, weil man da auch noch Geld bekommt und am Ende kann man es ja mal versuchen, ob man das Examen besteht. Man verliert ja nichts. Früher hat man noch für den Beruf gebrannt. Der Beruf des Richters wurde nicht am Einkommen, sondern an den Möglichkeiten, dem Prestige gemessen. Die Besten wurden Richter; heute ist es bestenfalls noch das halbwegs annehmbare Mittelmaß. Die Guten wollen Geld verdienen in den Großkanzleien.
Man kann nur hoffen, dass Corona nachhaltig wieder härtere Notenmaßstäbe bewirkt, weil die Anforderungen wieder steigen und man nicht mit zwei mal ausreichend durchstarten kann. Ein Richter, der nicht zwei mal mindestens vollbefriedigend hat, ist ein besserer Rechtshelfer, kein Richter.
Summa summarum: Die niedrigeren Ergebnisse liegen nicht an den Anforderungen, sondern den laxen Absolventen, wobei Corona vielleicht ein Umdenken bewirkt, da wirklich Wichtiges wieder als wichtiger wahrgenommen werden könnte.
Es gibt auch gute Absolventen mit Prinzipien, die ihren Arsch nicht verkaufen und aus Überzeugung in die Justiz gehen. Liebe Grüße
Sicher. Aber sehr selten. Die Meisten bei der Justiz überspringen die mittlerweile doch recht niedrige Grenze von teilweise sogar nur 7,x Punkten (was ein mittlerer Witz ist) doch nur recht knapp.
nicht in Berlin. Unter DoppelVB stehen die Chancen mehr als schlecht.
Außer du bist Kind eines Richters/Staatsanwalts. Für dich wurden die Mindestanforderungen nämlich extra auf 7 und 8 Punkte gesenkt.
05.09.2020, 13:09
Das Thema Personalwerbung kommt in der Justiz schon langsam an, man geht auf Bewerbermessen usw. Es gibt aber halt kaum/keine akquisegeschulten Leute in der Justizverwaltung, anders als in der Anwaltschaft. Mag ja mit den vielen Wechslern noch kommen. An sich müsste das Thema jedem einzelnen in der Justiz aber sogar wichtiger sein als den Kanzleien. Der Anwalt muss den Schreibtisch voll kriegen, damit er den Kollegen bezahlen kann und jeder neue Kollege ist immer ein Konkurrent um die knappe Ware Mandantschaft. Der Richter hat den Schreibtisch immer schon voll und jeder neue Kollege hilft, die nie endende Ware Rechtsstaatlichkeit zu bewältigen. Warum dann trotzdem noch so viele so verstockt sind, anstatt die Werbetrommel zu rühren, wo es geht, verstehe ich nicht.
Werbung müsste sich mE am erfolgreichen Beispiel Anwaltschaft orientieren und gezielt Justiz als Gegenmodell mit den entsprechenden Vorteilen darstellen (Purpose, Unabhängigkeit, selbstbestimmtes Arbeiten, Sicherheit, langfristige Work-Life-Balance etc).
Werbung müsste sich mE am erfolgreichen Beispiel Anwaltschaft orientieren und gezielt Justiz als Gegenmodell mit den entsprechenden Vorteilen darstellen (Purpose, Unabhängigkeit, selbstbestimmtes Arbeiten, Sicherheit, langfristige Work-Life-Balance etc).
05.09.2020, 13:14
(05.09.2020, 12:26)Auch Bln schrieb: Es ist ein Problem, wenn es der Justiz nicht gelingt, die besten Absolvent*innen anzusprechen und für die Tätigkeit als Richter*in und Staatsanwältin bzw. Staatsanwalt zu gewinnen.
Das hat nichts mit persönlicher Eitelkeit zu tun, sondern mit dem Amt. Denn ein Rechtsstaat misst sich daran, dass in ihm unabhänig, d.h. allein nach Recht und Gesetz, und möglichst effizient Recht gesprochen wird. Dafür braucht es Leute mit sehr guten Kenntnissen des materiellen und prozessualen Rechts, guten Selbstorganisations- und Kommunikationsfähigkeiten und Freude an der Arbeit und am Umgang mit den Prozessbeteiligten und den Mitarbeitern der Justiz.
Dafür können die Noten des Staatsexamens immer nur ein - wenn auch mMn gutes - Kriterium sein. Deswegen finde ich persönlich es sehr gut, wenn in anderen Bundesländern auch AC zum Einsatz kommen.
Um die Besten zu gewinnen sollte mMn in folgenden Bereichen nachgesteuert werden - und zwar auch in dieser Reihenfolge:
- Ausstattung der Dienststellen mit ausreichend Personal (eine Kammer mit n.n. existiert halt nur auf dem Papier)
- bessere technische Ausstattung (insb. tunnelfähige Laptops für alle Dienststellen - auch die StA und die AA)
- bessere Möglichkeiten für Ortswechsel (die fröhlich den richterlichen Haushalt führende "Gattin" ist heutzutage kaum noch vorhanden, und wer ein*en Partner*in hat, die/der auch berufstätig ist, freut sich ggf. nicht über die Sicherheit bis zum Dienstende in einer Stadt zu hängen, wenn die bessere Hälfte eigentlich für einen super Job in eine andere Stadt oder ins Ausland wechseln könnte)
- (moderate) Steigerung der Besoldung
Ich sehe das mit der Qualität der Rspr etwas anders.
Es braucht v.a. Richter, die ihren Job auch tatsächlich machen (wollen). Die Freiheiten sind schon massiv. Du kannst arbeiten, ob, wann und wie du willst, was auch dazu führt, dass eben z.T. nichts/wenig gemacht wird. Oder es werden "falsche" (falsch gibt es ja bei Richtern nicht, was auch absurd ist) Urteile gefällt, indem durch das Unter-den-Tisch-fallen-lassen von Tatsachenvortrag Arbeit erspart wird o.ä. Damit immer mehr zu werben, mag aber nur diejenigen formal herausragend qualifizierte Bewerber ansprechen, die den Job nur um der Freiheiten wollen. Es braucht aber Menschen, die sich der Verantwortung ggü den Rechtsschutzsuchenden und nicht ggü der Justizverwaltungen zwecks eigenem Vorteils bewusst sind und auch tatsächlich arbeiten wollen und nicht nur solche, die eigentlich nur machen wollen, was sie wollen bei sicherem (m.E.n. sehr guten) Gehalts. Ja, in der GK gibt es mehr. Die Anwälte dort müssen jedoch selbst für ihr Alter vorsorgen, sind von ihren Partnern abhängig, leicht rauswerfbar, müssen ggf. ihre PKV komplett selbst tragen,...
Der Verweis auf einen möglichen Instanzenzug greift ebensowenig, weil nicht jeder dafür Zeit und Geld zur Verfügung hat, die (Fehl-)Urteile der ersten Instanz korrigieren zu lassen. Zumal sich einige Richter wohl nicht in die Parteien hineinversetzen können, die wirklich auf ein zeitnahes und "richtiges" Urteil angewiesen sind. Teilweise hängt für diese ihr ganzes weiteres Leben daran.
Das bezieht sich nicht auf jeden Richter, aber es gibt leider sehr viele von dieser Variante.
Viele meiner Kollegen arbeiten allerdings auch freiwillig am Wochenende, um ihre Verhandlungen ordentlich vorbereiten zu können und sind sehr bemüht, ihrem Justizgewährleistungsauftrag gerecht zu werden und die Parteien respektvoll zu behandeln. Es ist aber eindeutig die Minderheit.
05.09.2020, 13:15
(05.09.2020, 13:09)ABC schrieb: Das Thema Personalwerbung kommt in der Justiz schon langsam an, man geht auf Bewerbermessen usw. Es gibt aber halt kaum/keine akquisegeschulten Leute in der Justizverwaltung, anders als in der Anwaltschaft. Mag ja mit den vielen Wechslern noch kommen. An sich müsste das Thema jedem einzelnen in der Justiz aber sogar wichtiger sein als den Kanzleien. Der Anwalt muss den Schreibtisch voll kriegen, damit er den Kollegen bezahlen kann und jeder neue Kollege ist immer ein Konkurrent um die knappe Ware Mandantschaft. Der Richter hat den Schreibtisch immer schon voll und jeder neue Kollege hilft, die nie endende Ware Rechtsstaatlichkeit zu bewältigen. Warum dann trotzdem noch so viele so verstockt sind, anstatt die Werbetrommel zu rühren, wo es geht, verstehe ich nicht.
Werbung müsste sich mE am erfolgreichen Beispiel Anwaltschaft orientieren und gezielt Justiz als Gegenmodell mit den entsprechenden Vorteilen darstellen (Purpose, Unabhängigkeit, selbstbestimmtes Arbeiten, Sicherheit, langfristige Work-Life-Balance etc).
Das ist hier doch eine lächerliche Diskussion hier.
Es geht immer um Angebot und Nachfrage. Seit 2000 ist die Zahl der Referendare um 40 Prozent zurückgegangen. Das Angebot ist schlicht viel kleiner und die Justiz unattraktiver, weil die Besoldung nicht mit der wirtschaftlichen Entwicklung schrittgehalten hat.
In den 70ern/80ern konnte man auch mit normalen Noten Richter werden. Später in den 90ern im Osten auch mit 5P.
Und mal ganz im Ernst: Für den Kram am AG oder StA muss man nun wirklich kein Überflieger sein.
05.09.2020, 13:50
Für mich ist das Gehalt nicht so sehr das Problem. R1 entspricht in der Endstufe etwa A15, dass ist schon ordentlich und A15 wird in einer Behörde regelmäßig erst nach langjähriger Dienstzeit erreicht. R2 entspricht in der Endstufe schon A16 Endstufe. Das schaffen viele im höheren Dienst noch nicht einmal bis zu ihrem Karriereende. Es sind vielmehr die Rahmenbedingungen und die hohe Arbeitsbelastung der Richter, von denen ich mir als Referendar einen Eindruck machen konnte, die mich von einer Bewerbung abgehalten haben. Vor dem Referendariat war das noch ein ein berufliches Ziel, nun nicht mehr, obwohl ich die Noten (2x vb) dafür hätte .
05.09.2020, 13:55
(05.09.2020, 13:14)Gast schrieb:(05.09.2020, 12:26)Auch Bln schrieb: Es ist ein Problem, wenn es der Justiz nicht gelingt, die besten Absolvent*innen anzusprechen und für die Tätigkeit als Richter*in und Staatsanwältin bzw. Staatsanwalt zu gewinnen.
Das hat nichts mit persönlicher Eitelkeit zu tun, sondern mit dem Amt. Denn ein Rechtsstaat misst sich daran, dass in ihm unabhänig, d.h. allein nach Recht und Gesetz, und möglichst effizient Recht gesprochen wird. Dafür braucht es Leute mit sehr guten Kenntnissen des materiellen und prozessualen Rechts, guten Selbstorganisations- und Kommunikationsfähigkeiten und Freude an der Arbeit und am Umgang mit den Prozessbeteiligten und den Mitarbeitern der Justiz.
Dafür können die Noten des Staatsexamens immer nur ein - wenn auch mMn gutes - Kriterium sein. Deswegen finde ich persönlich es sehr gut, wenn in anderen Bundesländern auch AC zum Einsatz kommen.
Um die Besten zu gewinnen sollte mMn in folgenden Bereichen nachgesteuert werden - und zwar auch in dieser Reihenfolge:
- Ausstattung der Dienststellen mit ausreichend Personal (eine Kammer mit n.n. existiert halt nur auf dem Papier)
- bessere technische Ausstattung (insb. tunnelfähige Laptops für alle Dienststellen - auch die StA und die AA)
- bessere Möglichkeiten für Ortswechsel (die fröhlich den richterlichen Haushalt führende "Gattin" ist heutzutage kaum noch vorhanden, und wer ein*en Partner*in hat, die/der auch berufstätig ist, freut sich ggf. nicht über die Sicherheit bis zum Dienstende in einer Stadt zu hängen, wenn die bessere Hälfte eigentlich für einen super Job in eine andere Stadt oder ins Ausland wechseln könnte)
- (moderate) Steigerung der Besoldung
Ich sehe das mit der Qualität der Rspr etwas anders.
Es braucht v.a. Richter, die ihren Job auch tatsächlich machen (wollen). Die Freiheiten sind schon massiv. Du kannst arbeiten, ob, wann und wie du willst, was auch dazu führt, dass eben z.T. nichts/wenig gemacht wird. Oder es werden "falsche" (falsch gibt es ja bei Richtern nicht, was auch absurd ist) Urteile gefällt, indem durch das Unter-den-Tisch-fallen-lassen von Tatsachenvortrag Arbeit erspart wird o.ä. Damit immer mehr zu werben, mag aber nur diejenigen formal herausragend qualifizierte Bewerber ansprechen, die den Job nur um der Freiheiten wollen. Es braucht aber Menschen, die sich der Verantwortung ggü den Rechtsschutzsuchenden und nicht ggü der Justizverwaltungen zwecks eigenem Vorteils bewusst sind und auch tatsächlich arbeiten wollen und nicht nur solche, die eigentlich nur machen wollen, was sie wollen bei sicherem (m.E.n. sehr guten) Gehalts. Ja, in der GK gibt es mehr. Die Anwälte dort müssen jedoch selbst für ihr Alter vorsorgen, sind von ihren Partnern abhängig, leicht rauswerfbar, müssen ggf. ihre PKV komplett selbst tragen,...
Der Verweis auf einen möglichen Instanzenzug greift ebensowenig, weil nicht jeder dafür Zeit und Geld zur Verfügung hat, die (Fehl-)Urteile der ersten Instanz korrigieren zu lassen. Zumal sich einige Richter wohl nicht in die Parteien hineinversetzen können, die wirklich auf ein zeitnahes und "richtiges" Urteil angewiesen sind. Teilweise hängt für diese ihr ganzes weiteres Leben daran.
Das bezieht sich nicht auf jeden Richter, aber es gibt leider sehr viele von dieser Variante.
Viele meiner Kollegen arbeiten allerdings auch freiwillig am Wochenende, um ihre Verhandlungen ordentlich vorbereiten zu können und sind sehr bemüht, ihrem Justizgewährleistungsauftrag gerecht zu werden und die Parteien respektvoll zu behandeln. Es ist aber eindeutig die Minderheit.
Ich kann natürlich nur meinen Sprengel abschätzen, aber hier sehe ich nicht, dass der Großteil der Kolleg*innen sich einen Lenz machen würde. Die Erledigungszahlen sind ziemlich gut, insbesondere wenn man bedenkt, dass doch einige Corona-Folgen abzufedern und die Geschäftsstellen bei uns chronisch unterbesetzt sind...
In welchem Bundesland bist Du denn tätig, dass Deine Einschätzung ist, die verantwortungsvollen Kolleg*innen seien in der Minderheit? Bzw. hast Du den Eindruck, es sei eine Frage des Standorts, des Dienstalters oder der Fachgerichtsbarkeit?
05.09.2020, 14:00
05.09.2020, 14:19
05.09.2020, 14:24
(05.09.2020, 13:50)Gast schrieb: Für mich ist das Gehalt nicht so sehr das Problem. R1 entspricht in der Endstufe etwa A15, dass ist schon ordentlich und A15 wird in einer Behörde regelmäßig erst nach langjähriger Dienstzeit erreicht. R2 entspricht in der Endstufe schon A16 Endstufe. Das schaffen viele im höheren Dienst noch nicht einmal bis zu ihrem Karriereende. Es sind vielmehr die Rahmenbedingungen und die hohe Arbeitsbelastung der Richter, von denen ich mir als Referendar einen Eindruck machen konnte, die mich von einer Bewerbung abgehalten haben. Vor dem Referendariat war das noch ein ein berufliches Ziel, nun nicht mehr, obwohl ich die Noten (2x vb) dafür hätte .Das stimmt. Habe den Kommentar darüber geschrieben. Das Gehalt ist das eine. Aber die Rahmenbedingungen sind einfach oft miserabel. Habe Ref in SH gemacht...da fällt man oft vom Glauben ab.