20.07.2020, 11:51
Hallo,
ich wollte mal nachfragen, ob hier jemand ist, der als Jurist*in bei der Steuerverwaltung arbeitet und ein bisschen was über die Tätigkeit erzählen mag. Ich fange im September an und würde mich daher über ein paar Erfahrungsberichte freuen.
Danke!
ich wollte mal nachfragen, ob hier jemand ist, der als Jurist*in bei der Steuerverwaltung arbeitet und ein bisschen was über die Tätigkeit erzählen mag. Ich fange im September an und würde mich daher über ein paar Erfahrungsberichte freuen.
Danke!
20.07.2020, 14:09
Hallo,
In welchem Bundesland fängst du an?
In welchem Bundesland fängst du an?
20.07.2020, 21:47
21.07.2020, 07:14
Ich habe gerade zehn Minuten meiner Zeit investiert um aus erster Hand Erfahrungen aus dem Finanzamt zu schildern. Dann wurde ich vom Spam-Schutz aufgefordert alle Bilder von Bergen und Hügeln auszuwählen. Das habe ich offensichtlich falsch gemacht.
Daran sieht man: Wenn man zu lange im Finanzamt arbeitet ist man irgendwann kein Mensch mehr.
Daran sieht man: Wenn man zu lange im Finanzamt arbeitet ist man irgendwann kein Mensch mehr.
21.07.2020, 14:04
(21.07.2020, 07:14)Gast schrieb: Ich habe gerade zehn Minuten meiner Zeit investiert um aus erster Hand Erfahrungen aus dem Finanzamt zu schildern. Dann wurde ich vom Spam-Schutz aufgefordert alle Bilder von Bergen und Hügeln auszuwählen. Das habe ich offensichtlich falsch gemacht.
Daran sieht man: Wenn man zu lange im Finanzamt arbeitet ist man irgendwann kein Mensch mehr.
Schade :(
21.07.2020, 22:45
Ok, zweiter Versuch. Ich habe im Finanzamt gearbeitet, aber nicht in Hamburg und nicht als Volljurist.
Volljuristen werden im Finanzamt als Sachgebietsleiter eingesetzt. Sie leiten Teams aus den Bereichen Festsetzung, Vollstreckung, Rechtsbehelfsstelle, Betriebsprüfung, Umsatzsteuersonderprüfung usw. Es gibt daneben auch viele Sachgebietsleiter aus dem gehobenen Dienst, die innerhalb des FA aufgestiegen sind.
Die Sachgebietsleiter geben die Arbeit der Team-Mitglieder nach dem Vier-Augen-Prinzip frei, wenn es besonders kompliziert ist, um besonders viel Geld geht oder der Fall nach dem Zufalls-Prinzip ausgesucht wurde. Zudem überwachen die Sachgebietsleiter die Zielerreichung, indem sie z.B. vom Computer erstellte Listen mit noch offenen Fällen an das Team weitergeben. Einmal am Tag schauen die Sachgebietsleiter bei ihren Teams vorbei und klären fachliche Fragen bzw. geben Infos weiter und leisten Unterschriften (solange es noch keine vollständige E-Akte gibt). Jeder Sachgebietsleiter leitet mehrere Teams. Es finden regelmäßig Besprechungen von allen Sachgebietsleitern eines Finanzamts statt. Der Sachgebietsleiter berichtet dem Team, wenn auf den Besprechungen etwas für das Team relevantes besprochen wurde. Die meisten Sachgebietsleiter haben zudem eine Sonder-Zuständigkeit für eine bestimmte Steuerart (Hauptsachgebietsleiter) oder z.B. für die Ausbildung. Sie bekommen dann Fälle aus dem ganzen Finanzamt zu dieser Steuerart zum Mitzeichnen (natürlich nur die besonders wichtigen Fälle) und klären rechtliche Zweifelsfragen zu dieser Steuerart bzw. sind Ansprechpartner für die Mitarbeiter aus dem Haus hierzu.
Sachgebietsleiter nehmen auch an Abschlussbesprechungen der Betriebsprüfung teil und können vorm Finanzgericht bzw. vorm BFH auftreten. In manchen Bundesländern bearbeiten Sachgebietsleiter möglicherweise auch einige besonders schwierige Fälle selbst.
Am Anfang gibt es ergänzende Studien zum Steuerrecht in Brühl, die auf mehrere Lehrgänge aufgeteilt sind und bei denen man gut netzwerken kann. Im ersten Jahr haben die neu eingestellten Volljuristen noch keine Führungsverantwortung und durchlaufen verschiedene Stationen im Finanzamt zum kennenlernen (bzw. in den letzten Monaten des ersten Jahres bekommen sie erst mal ein einzelnes Team zum Führen statt wie später mehrere).
Es gibt viele Geburtstage und öfters Kuchen. Kenntnisse im Steuerrecht sind keine Einstellungsvoraussetzung, können aber in der täglichen Arbeit echt nicht schaden, da oft sehr komplexe steuerrechtliche Spezialfragen gegengezeichnet werden müssen. Die meisten Kollegen sind sehr nett.
Volljuristen werden im Finanzamt als Sachgebietsleiter eingesetzt. Sie leiten Teams aus den Bereichen Festsetzung, Vollstreckung, Rechtsbehelfsstelle, Betriebsprüfung, Umsatzsteuersonderprüfung usw. Es gibt daneben auch viele Sachgebietsleiter aus dem gehobenen Dienst, die innerhalb des FA aufgestiegen sind.
Die Sachgebietsleiter geben die Arbeit der Team-Mitglieder nach dem Vier-Augen-Prinzip frei, wenn es besonders kompliziert ist, um besonders viel Geld geht oder der Fall nach dem Zufalls-Prinzip ausgesucht wurde. Zudem überwachen die Sachgebietsleiter die Zielerreichung, indem sie z.B. vom Computer erstellte Listen mit noch offenen Fällen an das Team weitergeben. Einmal am Tag schauen die Sachgebietsleiter bei ihren Teams vorbei und klären fachliche Fragen bzw. geben Infos weiter und leisten Unterschriften (solange es noch keine vollständige E-Akte gibt). Jeder Sachgebietsleiter leitet mehrere Teams. Es finden regelmäßig Besprechungen von allen Sachgebietsleitern eines Finanzamts statt. Der Sachgebietsleiter berichtet dem Team, wenn auf den Besprechungen etwas für das Team relevantes besprochen wurde. Die meisten Sachgebietsleiter haben zudem eine Sonder-Zuständigkeit für eine bestimmte Steuerart (Hauptsachgebietsleiter) oder z.B. für die Ausbildung. Sie bekommen dann Fälle aus dem ganzen Finanzamt zu dieser Steuerart zum Mitzeichnen (natürlich nur die besonders wichtigen Fälle) und klären rechtliche Zweifelsfragen zu dieser Steuerart bzw. sind Ansprechpartner für die Mitarbeiter aus dem Haus hierzu.
Sachgebietsleiter nehmen auch an Abschlussbesprechungen der Betriebsprüfung teil und können vorm Finanzgericht bzw. vorm BFH auftreten. In manchen Bundesländern bearbeiten Sachgebietsleiter möglicherweise auch einige besonders schwierige Fälle selbst.
Am Anfang gibt es ergänzende Studien zum Steuerrecht in Brühl, die auf mehrere Lehrgänge aufgeteilt sind und bei denen man gut netzwerken kann. Im ersten Jahr haben die neu eingestellten Volljuristen noch keine Führungsverantwortung und durchlaufen verschiedene Stationen im Finanzamt zum kennenlernen (bzw. in den letzten Monaten des ersten Jahres bekommen sie erst mal ein einzelnes Team zum Führen statt wie später mehrere).
Es gibt viele Geburtstage und öfters Kuchen. Kenntnisse im Steuerrecht sind keine Einstellungsvoraussetzung, können aber in der täglichen Arbeit echt nicht schaden, da oft sehr komplexe steuerrechtliche Spezialfragen gegengezeichnet werden müssen. Die meisten Kollegen sind sehr nett.
22.07.2020, 01:39
Ich bin nicht der ursprüngliche Fragensteller, und auch nicht akut an der Finanzverwaltung interessiert, aber ich muss sagen, das war doch mal eine nette, hilfreiche und menschliche Antwort. Besonders über den Kuchen und die Geburtstage habe ich mich gefreut zu lesen.
22.07.2020, 09:22
(21.07.2020, 22:45)Gast schrieb: Ok, zweiter Versuch. Ich habe im Finanzamt gearbeitet, aber nicht in Hamburg und nicht als Volljurist.
Volljuristen werden im Finanzamt als Sachgebietsleiter eingesetzt. Sie leiten Teams aus den Bereichen Festsetzung, Vollstreckung, Rechtsbehelfsstelle, Betriebsprüfung, Umsatzsteuersonderprüfung usw. Es gibt daneben auch viele Sachgebietsleiter aus dem gehobenen Dienst, die innerhalb des FA aufgestiegen sind.
Die Sachgebietsleiter geben die Arbeit der Team-Mitglieder nach dem Vier-Augen-Prinzip frei, wenn es besonders kompliziert ist, um besonders viel Geld geht oder der Fall nach dem Zufalls-Prinzip ausgesucht wurde. Zudem überwachen die Sachgebietsleiter die Zielerreichung, indem sie z.B. vom Computer erstellte Listen mit noch offenen Fällen an das Team weitergeben. Einmal am Tag schauen die Sachgebietsleiter bei ihren Teams vorbei und klären fachliche Fragen bzw. geben Infos weiter und leisten Unterschriften (solange es noch keine vollständige E-Akte gibt). Jeder Sachgebietsleiter leitet mehrere Teams. Es finden regelmäßig Besprechungen von allen Sachgebietsleitern eines Finanzamts statt. Der Sachgebietsleiter berichtet dem Team, wenn auf den Besprechungen etwas für das Team relevantes besprochen wurde. Die meisten Sachgebietsleiter haben zudem eine Sonder-Zuständigkeit für eine bestimmte Steuerart (Hauptsachgebietsleiter) oder z.B. für die Ausbildung. Sie bekommen dann Fälle aus dem ganzen Finanzamt zu dieser Steuerart zum Mitzeichnen (natürlich nur die besonders wichtigen Fälle) und klären rechtliche Zweifelsfragen zu dieser Steuerart bzw. sind Ansprechpartner für die Mitarbeiter aus dem Haus hierzu.
Sachgebietsleiter nehmen auch an Abschlussbesprechungen der Betriebsprüfung teil und können vorm Finanzgericht bzw. vorm BFH auftreten. In manchen Bundesländern bearbeiten Sachgebietsleiter möglicherweise auch einige besonders schwierige Fälle selbst.
Am Anfang gibt es ergänzende Studien zum Steuerrecht in Brühl, die auf mehrere Lehrgänge aufgeteilt sind und bei denen man gut netzwerken kann. Im ersten Jahr haben die neu eingestellten Volljuristen noch keine Führungsverantwortung und durchlaufen verschiedene Stationen im Finanzamt zum kennenlernen (bzw. in den letzten Monaten des ersten Jahres bekommen sie erst mal ein einzelnes Team zum Führen statt wie später mehrere).
Es gibt viele Geburtstage und öfters Kuchen. Kenntnisse im Steuerrecht sind keine Einstellungsvoraussetzung, können aber in der täglichen Arbeit echt nicht schaden, da oft sehr komplexe steuerrechtliche Spezialfragen gegengezeichnet werden müssen. Die meisten Kollegen sind sehr nett.
Vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht! Ja
22.07.2020, 10:40
Auch von mir vielen Dank für den hilfreichen Bericht. Ich bewerbe mich derzeit bei der Finanzverwaltung, jetzt weiß ich schon mal in etwa, was mich erwartet. ;)
03.09.2020, 19:04
Kriegen Sachgebietsleiter A13?