07.07.2020, 18:17
Dass ihr alle so das Gefühl habt, euch rechtfertigen zu müssen. Richter rechtfertigen sich dafür, dass sie weniger verdienen. GKler dafür, dass sie mehr arbeiten. Beides hat eindeutig Vor- und Nachteile. Möge jeder die für ihn bessere Wahl treffen und damit glücklich sein.
07.07.2020, 18:25
Jura ist die Text gewordene Sicherheit, es hat schon einen Grund, wieso die Leute Jura studieren und nicht Investmentbanker werden.
Ich verstehe auch nicht, wieso einige aus dem öD hier Anwälte so vehement angreifen. Die letzten Beiträge von GK-Seite waren aber echt abstoßend.
Ich verstehe auch nicht, wieso einige aus dem öD hier Anwälte so vehement angreifen. Die letzten Beiträge von GK-Seite waren aber echt abstoßend.
07.07.2020, 18:26
(07.07.2020, 16:57)Gast7 schrieb:Zitat:Das ist meiner Meinung nach ein enorm wichtiger Punkt, der viel zu häufig unterschätzt wird. Bei der Justiz bzw. generell im öffentlichen Dienst trifft man regelmäßig zum Berufseinstieg eine Lebensentscheidung im Hinblick auf die Arbeit. Bei einem Einstieg in einer GK ist es genau andersherum, hier werden 99% der Leute nicht dauerhaft bleiben (können).
Und das ist 100% der Leute völlig klar. Denkt ihr echt ihr wärt die ersten Genies, die auf diesen genialen Gedanken gekommen sind ::D
Aber es ist eben nicht jeder mit einer mausgrauen Beamtenmentalität gesegnet, für den es der feuchte Traum ist genau zu wissen, dass er in 40 Jahren noch immer in der selben Behörde hocken wird und um selben Kaff versauern, in dem er gerade lebt. Am besten im Reihenendhaus mit Volvo Kombi und 2 Kindern.
Ich zumindest habe nicht einen Plan B sondern dutzende und ich WILL auch gar nicht wissen, was in 5 Jahren passieren wird. Vielleicht gehe in ein Unternehmen, vielleicht biege ich doch ins Richteramt ab, vielleicht mache ich was vollkommen anderes, vielleicht züchte ich Kokosnüsse auf Papua, vielleicht mache ich auch erstmal ein paar Jahre gar nichts, was weiß ich. Für mich gäbe es keine gruseligere Vorstellung, als heute zu wissen was ich in 5 Jahren machen werde. Jetzt verdiene ich erstmal Geld, bekomme eine super Ausbildung, Spezialisierung und Kontakte solange es geht und dann mal schauen. Sicherheit brauche ich nicht, ich habe genug Vertrauen in mich selbst, dass ich immer über die Runden kommen werde.
Beschreibt absolut meine Einstellung zu dem Thema. Habt doch mal ein wenig Vertrauen in eure Fähigkeiten und euren Wert, auch wenn ihr durch die zweijährige Mühle des Refs musstet, bei dem jegliche Aspiration und Individualität kleingetreten wird. Man kann ja über die Großkanzlei sagen was man will, aber die Typen die man dort trifft sind einfach vielfach interessanter als diejenigen, die sich für die "Laufbahn" entscheiden
07.07.2020, 18:40
(07.07.2020, 18:25)Gast schrieb: Jura ist die Text gewordene Sicherheit, es hat schon einen Grund, wieso die Leute Jura studieren und nicht Investmentbanker werden.
Ich verstehe auch nicht, wieso einige aus dem öD hier Anwälte so vehement angreifen. Die letzten Beiträge von GK-Seite waren aber echt abstoßend.
Hmm wenn du mich meinst, dann tut mir das natürlich leid. Es sollte nicht so rüberkommen, dass ich konservative Lebenswege nicht respektiere oder grundsätzlich auf Beamte herabsehe o.Ä. Sicherlich braucht jede Gesellschaft normale Leute, die sich ein normales Leben wünschen, damit sie einigermaßen funktionieren kann.
Ich mag es nur nicht, wenn man mir bzw. anderen Lebenswegen gegenüber überheblich wird und in dem Ton ankommt ala "warts bloß ab du Dummkopf, dir wird noch was ganz ganz schlimmes passieren!!!". Ich bin wie gesagt ein erwachsener Mann mit allen akademischen Qualifikationen. Ich habe wahrscheinlich jedes Szenario, dass einem da entgegengeschleudert wird, bereits mehrfach duchdacht und abgewogen. Mich regt dann diese Arroganz auf, mit der Leute meinen mir irgendwas erzählen zu können, was ich noch nicht gewusst hätte. Besonders schlimm, wenns dann völlig nichtssagende Allgemeinplätze sind (am Ende sind wir alle tot) oder völlig unbegründete ad hominem Blödsinnigkeiten (wahrscheinlich hattet ihr kein interessantes Leben. Was weißt du denn bitte über mein Leben?).
Ansonsten kann und muss jeder natürlich für sich glücklich werden und ich respektiere jeden ehrlichen Lebensentwurf. Wie gesagt, eine Gesellschaft in der alle so sind wie ich, würde nicht funktionieren.
07.07.2020, 18:52
Ich verstehe nicht, wieso hier einige Richter, die sich anscheinend direkt nach dem Examen für diese Laufbahn entschieden haben, auf Leute herabschauen, die zunächst in die GK gehen und später doch Richter werden oder in die Behörde gehen. Diese Menschen haben doch nichts falsch gemacht - sie haben ein paar Jahre sehr gut verdient und andere Erfahrungen gesammelt, dadurch ist ihnen nichts verloren gegangen. Es ist ja nicht so, dass man nach dieser Erfahrung nur noch Richter zweite Klasse werden kann - im Gegenteil, teilweise wird anderweitige Berufserfahrung doch gerne gesehen.
07.07.2020, 19:07
Man muss dann halt damit leben, dass man mit Mitte 30 Proberichter ist und die anderen schon auf halbem Weg zur Erprobung. :D
07.07.2020, 19:08
(07.07.2020, 18:52)Gast schrieb: Ich verstehe nicht, wieso hier einige Richter, die sich anscheinend direkt nach dem Examen für diese Laufbahn entschieden haben, auf Leute herabschauen, die zunächst in die GK gehen und später doch Richter werden oder in die Behörde gehen. Diese Menschen haben doch nichts falsch gemacht - sie haben ein paar Jahre sehr gut verdient und andere Erfahrungen gesammelt, dadurch ist ihnen nichts verloren gegangen. Es ist ja nicht so, dass man nach dieser Erfahrung nur noch Richter zweite Klasse werden kann - im Gegenteil, teilweise wird anderweitige Berufserfahrung doch gerne gesehen.
Wo war denn hier ein Beitrag, bei dem ein Richter auf die GK herabgeschaut hat? Mir sind da eher einige Beiträge von Anwaltskollegen negativ aufgefallen, die schon sehr herablassend über den öffentlichen Dienst hergezogen sind.
Zu den anderen Beiträgen: Ich finde es fast schon amüsant, dass ein "habt vertrauen in eure Fähigkeiten" als Alternative zu einer vernünftigen Karriereplanung gesehen wird. Das eine hat doch mit dem anderen wenig zu tun. Natürlich soll man vertrauen in seine Fähigkeiten haben, aber das entbindet doch nicht von einer gewissen vorausschauenden Planung, wenn man sich eben nicht (Ausversehen) in eine Sackgasse manövrieren will. Und ja, der Fluchtweg Richter kann eine persönliche Sackgasse sein, wenn man nie Richter werden wollte und daran auch nicht wirklich Spaß hat ;) in jedem anderen Fach würde man den High Potentials doch auch eine vernünftige Karriereplanung ans Herz legen... ich meine, natürlich außer den Kollegen, die sowieso keine Familie und kein Sicherungsbedürfnis haben.
07.07.2020, 19:11
07.07.2020, 19:53
(07.07.2020, 19:08)Gast Gast schrieb:(07.07.2020, 18:52)Gast schrieb: Ich verstehe nicht, wieso hier einige Richter, die sich anscheinend direkt nach dem Examen für diese Laufbahn entschieden haben, auf Leute herabschauen, die zunächst in die GK gehen und später doch Richter werden oder in die Behörde gehen. Diese Menschen haben doch nichts falsch gemacht - sie haben ein paar Jahre sehr gut verdient und andere Erfahrungen gesammelt, dadurch ist ihnen nichts verloren gegangen. Es ist ja nicht so, dass man nach dieser Erfahrung nur noch Richter zweite Klasse werden kann - im Gegenteil, teilweise wird anderweitige Berufserfahrung doch gerne gesehen.
Wo war denn hier ein Beitrag, bei dem ein Richter auf die GK herabgeschaut hat? Mir sind da eher einige Beiträge von Anwaltskollegen negativ aufgefallen, die schon sehr herablassend über den öffentlichen Dienst hergezogen sind.
Zu den anderen Beiträgen: Ich finde es fast schon amüsant, dass ein "habt vertrauen in eure Fähigkeiten" als Alternative zu einer vernünftigen Karriereplanung gesehen wird. Das eine hat doch mit dem anderen wenig zu tun. Natürlich soll man vertrauen in seine Fähigkeiten haben, aber das entbindet doch nicht von einer gewissen vorausschauenden Planung, wenn man sich eben nicht (Ausversehen) in eine Sackgasse manövrieren will. Und ja, der Fluchtweg Richter kann eine persönliche Sackgasse sein, wenn man nie Richter werden wollte und daran auch nicht wirklich Spaß hat ;) in jedem anderen Fach würde man den High Potentials doch auch eine vernünftige Karriereplanung ans Herz legen... ich meine, natürlich außer den Kollegen, die sowieso keine Familie und kein Sicherungsbedürfnis haben.
Also in jedem anderen Fach würde man den Hogh Potentials eine "vernünftige Karriereplanung" im Sinne einer langfristigen Planung anraten?
Gehen wir doch mal durch:
Die Forscherkarrieren im MINT-Bereich laufen nicht selten über befristete Post-doc-Verträge. Auch in der Rechtswissenschaft ist der Pfad der Nachwuchsforscher mit großen Unsicherheiten verbunden. Ob, wie und wo die angestrebte Berufung kommt, kann niemand sagen.
Die Wirtschaftswissenschaftler gehen besonders gerne zu den großen Strategieberatungen (McKinsey etwa). Die Partnerchancen dort sind noch geringer als in der GK. Viele nutzen die Beratung daher gezielt zum Profilaufbau und wechseln dann.
Ein weiteres Ziel für "High Potentials" der BWL (aber auch quantitativer Fächer) sind Investmentbanken. Auch hier gilt, dass sehr wenige Managing Director werden. Viele nutzen die Investmentbank ohnehin als Sprungbrett für die weitere Finanzkarriere und zielen auf eine Position im Private Equity. Das ergibt sich aber erst während der Tätigkeit als Banker. Planbarkeit eher gering.
High Potentials gründen bisweilen auch gerne oder arbeiten jedenfalls in startups. Vor allem Programmieraffine sind als Co-founder sehr begehrt. Der weitere Weg ist völlig unplanbar.
Das alles zeigt doch schon, dass im Normalfall die High Potentials als Einstiegsposition keineswegs eine planbare Festanstellung wählen. Und wenn man mal an die Biographien erfolgreicher Menschen denkt oder mit ihnen spricht, hört man beinahe ausnahmslos, dass der konkrete Weg so nicht geplant war. Man arbeitet sich von Chance zu Chance.
Damit will ich übrigens nicht sagen, dass ein sicherer, planbarer Weg schlechter ist. Jeder hat andere Ziele - und das ist gut so.
Die obige These halte ich aber für widerlegt ;-)
07.07.2020, 20:18
(07.07.2020, 19:08)Gast Gast schrieb:(07.07.2020, 18:52)Gast schrieb: Ich verstehe nicht, wieso hier einige Richter, die sich anscheinend direkt nach dem Examen für diese Laufbahn entschieden haben, auf Leute herabschauen, die zunächst in die GK gehen und später doch Richter werden oder in die Behörde gehen. Diese Menschen haben doch nichts falsch gemacht - sie haben ein paar Jahre sehr gut verdient und andere Erfahrungen gesammelt, dadurch ist ihnen nichts verloren gegangen. Es ist ja nicht so, dass man nach dieser Erfahrung nur noch Richter zweite Klasse werden kann - im Gegenteil, teilweise wird anderweitige Berufserfahrung doch gerne gesehen.
Wo war denn hier ein Beitrag, bei dem ein Richter auf die GK herabgeschaut hat? Mir sind da eher einige Beiträge von Anwaltskollegen negativ aufgefallen, die schon sehr herablassend über den öffentlichen Dienst hergezogen sind.
Zu den anderen Beiträgen: Ich finde es fast schon amüsant, dass ein "habt vertrauen in eure Fähigkeiten" als Alternative zu einer vernünftigen Karriereplanung gesehen wird. Das eine hat doch mit dem anderen wenig zu tun. Natürlich soll man vertrauen in seine Fähigkeiten haben, aber das entbindet doch nicht von einer gewissen vorausschauenden Planung, wenn man sich eben nicht (Ausversehen) in eine Sackgasse manövrieren will. Und ja, der Fluchtweg Richter kann eine persönliche Sackgasse sein, wenn man nie Richter werden wollte und daran auch nicht wirklich Spaß hat ;) in jedem anderen Fach würde man den High Potentials doch auch eine vernünftige Karriereplanung ans Herz legen... ich meine, natürlich außer den Kollegen, die sowieso keine Familie und kein Sicherungsbedürfnis haben.
Genau diese Sichtweise, dass Anwälte, die nach ein paar Jahren die GK verlassen sich deiner Meinung nach "in eine Sackgasse" manövriert haben, sehe ich als herablassend an. Nur, weil sie ihr Gehalt dann bei einem Wechsel ggf. nicht halten (eine Möglichkeit, die meisten wohl vorher auf dem Schirm haben dürften) ist es doch keine Sackgasse. Natürlich ist die Richterkarriere insoweit planbar, als man diesen Job eben dauerhaft machen kann - kann man Beförderungen und Ortswechsel denn auch planen? Meinem Verständnis nach wirds schon da eher schwierig. Das einzig "planbare" ist also die Sicherheit, nicht rausgeworfen zu werden.
Zugegebenener Maßen hat man die in der GK und auch im Unternehmen nicht - genau deshalb wird sich doch kaum einer drauf verlassen, ewig dort zu bleiben. Dass aber nun jeder, der zum Berufseinstieg in die Großkanzlei geht, völlig planlos ist und noch nie in Erwägung gezogen hat, dass er dort vielleicht nicht für immer bleiben könnte, halte ich nun auch für weit hergeholt. Trotzdem bringt es ja nichts, einen genauen Plan zu haben, wo man sich nach drei Jahren bewerben will - wer weiß, ob dort dann gerade die entsprechende Stelle frei ist? Woher also kommt der Vorwurf der fehlenden Karriereplanung?