Nur-Notariat im „Osten“

[Yjglu]

Hallo zusammen! 
Ich stecke ein bisschen in dem Dilemma, dass ich mich in nicht allzu ferner Zukunft entscheiden muss, was ich machen will. 
Glücklicherweise ist es bei mir schon etwas konkretisierter als bei manchen Kollegen. 
Für mich steht die Justiz oder ein Nur-Notariat zur Auswahl. Für Hamburg wird es nicht reichen. BaWü ist aus örtlichen Gründen raus.

Während man im Ref reichlich viele Eindrücke der Justiz kriegt, sieht es speziell hinsichtlich eines Nur-Notariates anders aus. 

Gibt es hier Kolleginnen und Kollegen, die mal etwas aus ihrem Alltag berichten können? Die Rahmenbedingungen sind mir soweit klar. 

Speziell im „Osten“ frage ich mich, wie die Vergütung aussieht. Klar: Stadt wohl besser als Land, aber wenn ich etwa einen Umsatz von 150-200k annähme und soll davon noch Angestellte, Büro etc. zahlen, da fragt mich sich, warum nicht zur Justiz mit planbaren Einkünften? Denn auch der Sicherheitspuffer (R1) -sollte man mal darauf angewiesen sein- zahlt ja nur mich und nicht die Angestellten? Oder habe ich irgendwo einen Denkfehler?

Weil ich es aus anderen Threads kenne: es wäre schön, wenn wir hier nicht zu einer eskalierenden Diskussion über Anwalts und Nurnotariate, über Noten usw. kämen.

[Gast-on]

Hast Du denn mal bei einem Notar hospitiert? Da bekommst Du zumindest grundlegende Eindrücke von der Arbeit im Notariat.
Einfach einen Bericht aus dem Arbeitsalltag schreiben ist mir gerade zu aufwendig - hast Du denn konkrete Fragen?

Zum Einkommen: Natürlich ist das nicht so planbar wie bei der Justiz, aber das ist ja offensichtlich.
Zur Einkommensergänzung: Ich weiß nicht genau, wie die Ländernotarkasse das macht. Ich gehe davon aus, dass zunächst die EÜR vorgelegt werden muss - und wenn der Gewinn unter R1 liegt, wird aufgestockt. Dafür müsste man die Zahlen offenlegen. Da das alles eine Weile dauert, werden vermutlich Abschlagszahlungen erfolgen.
Da wird auch der Rechenfehler liegen: Der Gewinn ist ja letztlich Betriebseinnahmen minus Betriebsausgaben (Löhne, Mieten usw). Das ist also alles bereits abgezogen, bevor dann Einkommensergänzung gewährt wird.

[RefNdsOL]

Im Übrigen der Hinweis, dass im Bereich des Nur-Notariates die Anzahl und Größe der Amtsbezirke vom Beurkundungsaufkommen (wovon mit die möglichen Gebühren/Umsatz) abhängt, d.h. wenn festgestellt wird, dass es ein zu geringes Beurkundungsaufkommen in einem Bezirk, dann wird dieser Amtssitz bei der nächsten Möglichkeit eingezogen und das Gebiet auf die umliegend Amtssitze verteilt. Sofern der (im Vergleich wesentliche seltenere) Fall eines (zu) hohen Beurkundungsaufkommens in Amtsbezirken besteht, kann ggf. ein neuer Amtssitz geschaffen werden.

[Gast35]

Mich würde interessieren, wie glücklich ihr mit eurer Entscheidung für das Notariat geworden seid? Ich hätte die Note und überlege, mich zu bewerben. 

Ich habe nur Angst, dass die Themen in der Praxis recht trocken sind und man bei der Urkundengestaltung noch die x-te Unterausnahme zum bulgarischen Eherecht bedenken muss. Wie schafft man das oder wiederholen sich die Gestaltungsoptionen in der Praxis doch recht stark?

[Greif]

Notariat im Osten würde ich mir gut überlegen. In Potsdam, Leipzig, Dresden und Co. kann man sicherlich gut verdienen. Der Osten hat aber auch sehr strukturschwache Gegenden, in denen nicht nur der Verdienst, sondern auch die Mitarbeiterfindung ein zentrales Problem darstellt. Notarfachangestellte sind rar gesät, wer von denen zieht schon ohne örtliche Anbindung in ein kleines Dorf in Brandenburg weitab von jeglichen urbanen Räumen?

In meinem Bekanntenkreis hat ein jüngerer Notar im Osten deswegen entschieden, niederzulegen (da er teilweise sogar die Urkunden selber drucken und nähen musste). Der avisierte Einstieg als Associate in einer Kanzlei ist bisher aber gescheitert, da man nach einigen Jahren in der Selbständigkeit nur noch schlecht als Neuling in ein Team integriert werden kann.

Kommt stattdessen das Rheinland oder Rhpf. infrage?

[Gast-on]

Mich würde interessieren, wie glücklich ihr mit eurer Entscheidung für das Notariat geworden seid? Ich hätte die Note und überlege, mich zu bewerben. 

Ich habe nur Angst, dass die Themen in der Praxis recht trocken sind und man bei der Urkundengestaltung noch die x-te Unterausnahme zum bulgarischen Eherecht bedenken muss. Wie schafft man das oder wiederholen sich die Gestaltungsoptionen in der Praxis doch recht stark?

Ich bin mit der Entscheidung glücklich geworden. Ich treffe jeden Tag die unterschiedlichsten Leute (vom Mütterchen bis zum Vorstand) und kümmere mich um deren juristische Probleme - vom ersten bis zum fünften Buch des BGB und durch eine ganze Reihe von weiteren Gesetzen. Mich würde es eher davor grausen, jeden Tag Mietsachen (Buchstabe A-F) zu entscheiden.
Dazu muss ich mein Büro führen - Personal, Material, Räume usw. Das hält durchaus auf Trab...

[Sauerkrautmann]

Hallo zusammen! 
Ich stecke ein bisschen in dem Dilemma, dass ich mich in nicht allzu ferner Zukunft entscheiden muss, was ich machen will. 
Glücklicherweise ist es bei mir schon etwas konkretisierter als bei manchen Kollegen. 
Für mich steht die Justiz oder ein Nur-Notariat zur Auswahl. Für Hamburg wird es nicht reichen. BaWü ist aus örtlichen Gründen raus.

Während man im Ref reichlich viele Eindrücke der Justiz kriegt, sieht es speziell hinsichtlich eines Nur-Notariates anders aus. 

Gibt es hier Kolleginnen und Kollegen, die mal etwas aus ihrem Alltag berichten können? Die Rahmenbedingungen sind mir soweit klar. 

Speziell im „Osten“ frage ich mich, wie die Vergütung aussieht. Klar: Stadt wohl besser als Land, aber wenn ich etwa einen Umsatz von 150-200k annähme und soll davon noch Angestellte, Büro etc. zahlen, da fragt mich sich, warum nicht zur Justiz mit planbaren Einkünften? Denn auch der Sicherheitspuffer (R1) -sollte man mal darauf angewiesen sein- zahlt ja nur mich und nicht die Angestellten? Oder habe ich irgendwo einen Denkfehler?

Weil ich es aus anderen Threads kenne: es wäre schön, wenn wir hier nicht zu einer eskalierenden Diskussion über Anwalts und Nurnotariate, über Noten usw. kämen.

In LSA gibt es wohl z.Z. einen einzigen Notar, der auf den R1-Sicherheitspuffer angewiesen ist. Quelle ist der Notarassessor, der mich Mitte des Jahres ausgebildet hat.

Du scheinst also auch in der Pampa mehr als R1 verdienen zu können, wenn du dich nicht ganz ungeschickt anstellst.