20.09.2022, 10:17
Guten Morgen. Ich würde gerne einmal wissen ob ich mit meinem Problem hier ganz alleine bin oder es auch anderen so geht.
Ich hab jetzt kürzlich mein 2. Examen abgeschlossen und das auch für mich sehr zufriedenstellend (9,5 Punkte). Mein Wunsch wäre es eigentlich in die Justiz zu gehen. Mir gefällt die Arbeit als Anwalt nicht besonders, ich sehe mich nicht in einer Großkanzlei und Verwaltungsrecht war nie so meins, so dass eine Behördentätigkeit jetzt auch nicht zwingend mein Traum wäre.
Während der Wartezeit auf die Noten hab ich jetzt hier aber relativ viel im Forum gelesen und ich glaube vorsichtig formuliert dass mir das nicht gut getan hat. Man liest einfach immer wieder dass man mit den 3,6k netto (3,3 nach PKV) überhaupt nicht leben kann. Seitdem meine Note feststehet höre ich auch immer wieder von Freunden und Bekannten ob ich nicht erstmal "richtig Geldverdienen" gehen möchte.
Ist es wirklich so dermaßen unmöglich ein halbwegs akzeptables Leben zu führen mit diesem Gehalt oder ist das Forum und die Juristen-Bubble einfach wahnsinnig abgehoben?
Meine Freundin steht auch kurz vor dem Berufseinstieg und wird etwa auf 3k netto kommen zum Einstieg. Wir hätten also mit Ende 20 (Sie 27, ich 29) ein gemeinsames Haushaltsnetto von etwa 6.300€. Lässt sich damit wirklich kein Haus finanzieren? Keine Familie ernähren? Kein Urlaub machen? Ich kann mir das alles irgendwie nicht vorstellen, aber hier gewinne ich einfach mehr und mehr den Eindruck. Ich komme aus einer Familie in der Geld leider nie ein aktives Thema war, ich weiß bis heute nicht was meine Eltern verdienen :D
Bei mir wächst jetzt die Angst dass ich mir mit der Entscheidung irgendwie meine Zukunft "verbaue". Kann das jemand nachvollziehen? Wie lebt ihr so mit einem vergleichbaren Einkommen?
Vorab: Wir wohnen weder in Düsseldorf, Köln oder in einer sonstigen super teuren Stadt. Halt Ruhrpott und alles eher billig
Ich hab jetzt kürzlich mein 2. Examen abgeschlossen und das auch für mich sehr zufriedenstellend (9,5 Punkte). Mein Wunsch wäre es eigentlich in die Justiz zu gehen. Mir gefällt die Arbeit als Anwalt nicht besonders, ich sehe mich nicht in einer Großkanzlei und Verwaltungsrecht war nie so meins, so dass eine Behördentätigkeit jetzt auch nicht zwingend mein Traum wäre.
Während der Wartezeit auf die Noten hab ich jetzt hier aber relativ viel im Forum gelesen und ich glaube vorsichtig formuliert dass mir das nicht gut getan hat. Man liest einfach immer wieder dass man mit den 3,6k netto (3,3 nach PKV) überhaupt nicht leben kann. Seitdem meine Note feststehet höre ich auch immer wieder von Freunden und Bekannten ob ich nicht erstmal "richtig Geldverdienen" gehen möchte.
Ist es wirklich so dermaßen unmöglich ein halbwegs akzeptables Leben zu führen mit diesem Gehalt oder ist das Forum und die Juristen-Bubble einfach wahnsinnig abgehoben?
Meine Freundin steht auch kurz vor dem Berufseinstieg und wird etwa auf 3k netto kommen zum Einstieg. Wir hätten also mit Ende 20 (Sie 27, ich 29) ein gemeinsames Haushaltsnetto von etwa 6.300€. Lässt sich damit wirklich kein Haus finanzieren? Keine Familie ernähren? Kein Urlaub machen? Ich kann mir das alles irgendwie nicht vorstellen, aber hier gewinne ich einfach mehr und mehr den Eindruck. Ich komme aus einer Familie in der Geld leider nie ein aktives Thema war, ich weiß bis heute nicht was meine Eltern verdienen :D
Bei mir wächst jetzt die Angst dass ich mir mit der Entscheidung irgendwie meine Zukunft "verbaue". Kann das jemand nachvollziehen? Wie lebt ihr so mit einem vergleichbaren Einkommen?
Vorab: Wir wohnen weder in Düsseldorf, Köln oder in einer sonstigen super teuren Stadt. Halt Ruhrpott und alles eher billig
20.09.2022, 10:29
Kurze bündige Antwort: wer mit 3,3k netto alleine im Monat nicht klar kommt, kann nicht mit Geld umgehen und/oder lebt über seinen Verhältnissen, wenn man nicht grade in München Innenstadt wohnt.
20.09.2022, 10:37
Mit 3.300 netto für dich alleine kannst du in jeder (!) deutschen Stadt ein nettes Leben führen.
Du wohnst dann nicht in München in einer Penthouse-Wohnung und kannst dir sicherlich auch nicht mit 28 einen AMG in cash kaufen, aber du kannst ohne Sorgen ein nettes Leben mit Urlaub, Restaurantbesuchen und etwas Rücklagen leben.
Mit 3.300 netto liegst du nach wie vor weit über dem Verdienst des Großteils der Arbeitnehmer. Darf man in der Juristenbubble auch nicht vergessen. Und btw: Wenn du keine Lust auf den Anwaltsjob hast bringen dir 1.000-2.000 Euro mehr im Monat auch nicht so viel.
Du wohnst dann nicht in München in einer Penthouse-Wohnung und kannst dir sicherlich auch nicht mit 28 einen AMG in cash kaufen, aber du kannst ohne Sorgen ein nettes Leben mit Urlaub, Restaurantbesuchen und etwas Rücklagen leben.
Mit 3.300 netto liegst du nach wie vor weit über dem Verdienst des Großteils der Arbeitnehmer. Darf man in der Juristenbubble auch nicht vergessen. Und btw: Wenn du keine Lust auf den Anwaltsjob hast bringen dir 1.000-2.000 Euro mehr im Monat auch nicht so viel.
20.09.2022, 10:42
Als weiteres Gedanke: 3300 netto als Beamter ist, jedenfalls Stand jetzt, auch nochmal was anderes als 3300 netto als nicht Beamter. Deine Rente wird sich an deinem letzten Gehalt orientieren und somit deutlich höher ausfallen als "normal". Damit musst du weniger pro Monat fürs Alter zurücklegen.
Klar, keiner weiß, wie sich das in 30-40 Jahren entwickeln wird, aber Stand jetzt ist das ein Punkt, den man bedenken kann.
Klar, keiner weiß, wie sich das in 30-40 Jahren entwickeln wird, aber Stand jetzt ist das ein Punkt, den man bedenken kann.
20.09.2022, 10:48
Übrigens absurd, dass der TE sich Sorgen macht als Paar ohne Kinder mit über 6k Haushaltsnetto im Pott über die Runden zu kommen
Sag mir, dass du in einer Wohlstandsblase aufgewachsen bist ohne mir zu sagen, dass du in einer Wohlstandsblase aufgewachsen bist...
Sag mir, dass du in einer Wohlstandsblase aufgewachsen bist ohne mir zu sagen, dass du in einer Wohlstandsblase aufgewachsen bist...
20.09.2022, 11:01
Mit 3,3k netto kann man als Single gut leben. Mit 6k netto kann man als Familie gut leben. Nur: mit 3,3k netto als Familie wird es eng. Und das ist genau der Punkt. Wenn man Kinder bekommt, braucht man früher oder später mehr Platz --> größere und teurere Wohnung. Zeitgleich fällt meist ein Gehalt (teilweise) weg.
20.09.2022, 11:08
Wie bereits angemerkt, fangen die Probleme als Familie an. Mit 3,8k netto (Zulagen und Stufenaufstieg) plus vllt 1500€ Teilzeitgehalt der Partnerin, wird es bei zwei Erwachsenen und zwei Kindern eng. Für die 4 Zimmer Wohnung legst du ja schon 1800€ Warmmiete hin.
20.09.2022, 11:13
Dass man mit 3,3k netto als Einstiegsbesoldung (!) mehr als gut über die Runden kommen sollte, ist hier richtigerweise nahezu unbestritten. Wenn du an eine Familienplanung denkst, sind nochmal Kinderzuschläge zu berücksichtigen, daneben die vorteilhafte Pension.
Ob die Besoldung der Tätigkeit bzw. Qualifikation angemessen ist, ist natürlich eine andere Frage.
Ob die Besoldung der Tätigkeit bzw. Qualifikation angemessen ist, ist natürlich eine andere Frage.
20.09.2022, 11:16
(20.09.2022, 11:08)guga schrieb: Wie bereits angemerkt, fangen die Probleme als Familie an. Mit 3,8k netto (Zulagen und Stufenaufstieg) plus vllt 1500€ Teilzeitgehalt der Partnerin, wird es bei zwei Erwachsenen und zwei Kindern eng. Für die 4 Zimmer Wohnung legst du ja schon 1800€ Warmmiete hin.
Plus Kindergeld… wenn du mit 5.800€ netto nicht über die Runden kommst (plus Pension, also wenig Not für große Altersrücklagen) als Familie, dann sollte man über seine Ausgabe nachdenken. Klar, damit ist kein fancy GK Life mit Porsche SUV drin, aber dafür macht man auch um 16 Uhr Feierabend und hat was vom Leben.
20.09.2022, 11:27
Summa summarum: Mach Dir keine Sorgen und lass Dir von GK-Jüngern nichts einreden. Wenn Du keine verzerrte Vorstellung von einem High-Class Jetset-Leben in Deinem Kopf hast, von dem Du Dir irgendwie vorlügen möchtest, das realisiert zu haben, dann brauchst Du auch kein GK-Gehalt für ein Leben in relativem Wohlstand, auch nicht als Familie.