02.08.2022, 09:10
Guten Morgen zusammen,
ich hab Anfang des Jahres angefangen zu arbeiten und muss sagen, ich langweile mich leider zu Tode. An sich mag ich meine Kollegen, mein Rechtsgebiet und meinen Job total gerne, ich verdiene nicht die Welt (58k) aber dafür sind mir zumindest die 40h sehr sicher.
Ich weiß jetzt aber schon nach einem halben Jahr nicht wie ich das mein restliches Leben durchhalten soll.
Es kommt mir jetzt schon wie ein fürchterlicher Alltagstrott vor und entgegen der ständigen Warnungen meiner schon länger berufstätigen Freunde bin ich nicht ausgelaugt, erschöpft oder ähnliches sondern einfach nur gelangweilt. Um mich herum hab ich dann aber "leider" eine Vielzahl von Leuten die ganz wahnsinnig für ihren Job brennen (Informatiker, Rettungsdienstler, Ärzte ...). Ich denke zu dem Punkt werde ich nicht mehr kommen. Ich hab allerdings auch nicht das Gefühl den falschen Job zu haben oder gar das falsche studiert zu haben. Mir erscheint vielmehr jeder Beruf ganz unendlich öde.
Kann das jemand nachempfinden? Wie geht ihr damit um? Erfüllung im Freizeitbereich suchen?
Letzteres ist ja auch nicht wirklich die Lösung. Ich bin 26 und werde ja noch locker über 40 (!!) Jahre den größten Teil meines Tages mir Arbeit füllen.
P.S. Notentechnisch hätte ich ggf auch Chancen bei der Justiz (7,9 und 9,3) und hab da mal drüber nachgedacht, allerdings hab ich da die Sorge mich ebenfalls zu langweilen und mir nur den Exit in einen anderen Job zu erschweren.
ich hab Anfang des Jahres angefangen zu arbeiten und muss sagen, ich langweile mich leider zu Tode. An sich mag ich meine Kollegen, mein Rechtsgebiet und meinen Job total gerne, ich verdiene nicht die Welt (58k) aber dafür sind mir zumindest die 40h sehr sicher.
Ich weiß jetzt aber schon nach einem halben Jahr nicht wie ich das mein restliches Leben durchhalten soll.

Kann das jemand nachempfinden? Wie geht ihr damit um? Erfüllung im Freizeitbereich suchen?
Letzteres ist ja auch nicht wirklich die Lösung. Ich bin 26 und werde ja noch locker über 40 (!!) Jahre den größten Teil meines Tages mir Arbeit füllen.
P.S. Notentechnisch hätte ich ggf auch Chancen bei der Justiz (7,9 und 9,3) und hab da mal drüber nachgedacht, allerdings hab ich da die Sorge mich ebenfalls zu langweilen und mir nur den Exit in einen anderen Job zu erschweren.
02.08.2022, 09:20
(02.08.2022, 09:10) pid=\192658' schrieb:[…]
P.S. Notentechnisch hätte ich ggf auch Chancen bei der Justiz (7,9 und 9,3) und hab da mal drüber nachgedacht, allerdings hab ich da die Sorge mich ebenfalls zu langweilen und mir nur den Exit in einen anderen Job zu erschweren.
Dann kann ich dir nur die Staatsanwaltschaft empfehlen. Aufgrund des hohen Aktenumlaufs wird wir ganz bestimmt nicht langweilig. Außerdem ständig eilige Sachen (U-Haft, Ermittlunganträge…) und wöchentlich in der Regel mindestens einmal Sitzungsdienst. Außerdem ständige Anrufe der Polizei und extremer Vergleichsdruck was die Erledigungen angeht.
02.08.2022, 09:34
Du schreibst ja leider nicht, was dir so gefällt. Die Aussage, dass alles mies und doof ist, bringt einen da leider nicht weiter.
02.08.2022, 09:40
Kann ich gut nachvollziehen. Habe gerade im Job angefangen und finde es auch langweilig. Kann mir aber auch nicht wirklich etwas anderes als Jura vorstellen (Studium fand ich immer ganz gut). Andere Jobs reizen mich auch nicht wirklich.
Vielleicht muss man einfach den jetzigen Job mal ein Jahr machen und wenn es nicht passt, sich etwas Neues suchen. Habe bei mir die Erfahrung gemacht, dass das ganze Abwägen, welcher Job passen könnte, nichts hilft. Im Endeffekt muss man einfach verschiedene Sachen für längere Zeit ausprobieren.
Und dass man für seinen Job nicht brennt: So geht es wahrscheinlich 95 % der Deutschen
Vielleicht muss man einfach den jetzigen Job mal ein Jahr machen und wenn es nicht passt, sich etwas Neues suchen. Habe bei mir die Erfahrung gemacht, dass das ganze Abwägen, welcher Job passen könnte, nichts hilft. Im Endeffekt muss man einfach verschiedene Sachen für längere Zeit ausprobieren.
Und dass man für seinen Job nicht brennt: So geht es wahrscheinlich 95 % der Deutschen

02.08.2022, 09:47
Also Staatsanwaltschaft hat mir leider im Ref wirklich gar nicht zugesagt. Da passe ich von der Mentalität her wenig rein und ich glaube damit wäre ich eher aktiv unglücklich. Mal abgesehen davon dass ich auch überrascht wäre wenn die mich wollen würden :D Dafür "glaube" ich deutlich zu wenig an die Wirkung einer Haftstrafe, aber das ist ein ganz anderes Thema.
Thematisch interessiert mich primär das Medizinrecht. In dem Gebiet bin ich jetzt auch tätig (nicht auf Seite der Behandler) und inhaltlich ja auch gar nicht unzufrieden. Das ganze zu lernen und mich thematisch damit zu befassen bereitet mir auch Freude. Daher war es auch im Studium nie so dass ich mich gelangweilt hätte. Gelernt hab ich eigentlich immer sehr gerne. Diese Routine die jetzt reinkommt ist dagegen nichts für mich
Thematisch interessiert mich primär das Medizinrecht. In dem Gebiet bin ich jetzt auch tätig (nicht auf Seite der Behandler) und inhaltlich ja auch gar nicht unzufrieden. Das ganze zu lernen und mich thematisch damit zu befassen bereitet mir auch Freude. Daher war es auch im Studium nie so dass ich mich gelangweilt hätte. Gelernt hab ich eigentlich immer sehr gerne. Diese Routine die jetzt reinkommt ist dagegen nichts für mich
02.08.2022, 10:36
Wenn dir das Gebiet Spaß macht, versuche vllt in eine Arbeitsgemeinschaft oder einen Verband in dem Bereich zu kommen, wo du dich regelmäßig mit Kollegen, die das auch machen, persönlich austauschen kannst. Fand das immer sehr interessant und einem kommen durch die Gespräche auch oft Ideen, wie man sich und sein Geschäft weiterentwickeln kann. Und dadurch wird es dann kurzweilig, weil das Dinge sind, die nicht nur die normale Mandatsarbeit, die tatsächlich irgendwann langweilig werden kann, betreffen. Ansonsten vielleicht Vorträge halten und sowas, möglicherweise mal auf die Volkshochschulen zugehen in deiner Umgebung?
02.08.2022, 10:38
Tja, wir Juristen sind wohl grundsätzlich nicht die Leute, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Da hätten wir Surflehrer oder Ferrari-Testfahrer oder so werden sollen. Der Job dient in erster Linie dazu, einen zu ernähren und das tut er ganz gut verglichen mit dem einen oder anderen Geisteswissenschaftler. Ist also alles Jammern auf hohem Niveau.
Andererseits: mit 26 bist Du noch jung genug, Dich vollkommen neu zu orientieren. Überall werden Handwerker gesucht und es sind mehrere Hunderttausend Lehrstellen frei.
Andererseits: mit 26 bist Du noch jung genug, Dich vollkommen neu zu orientieren. Überall werden Handwerker gesucht und es sind mehrere Hunderttausend Lehrstellen frei.
02.08.2022, 10:46
(02.08.2022, 10:38)Gast schrieb: Tja, wir Juristen sind wohl grundsätzlich nicht die Leute, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Da hätten wir Surflehrer oder Ferrari-Testfahrer oder so werden sollen. Der Job dient in erster Linie dazu, einen zu ernähren und das tut er ganz gut verglichen mit dem einen oder anderen Geisteswissenschaftler. Ist also alles Jammern auf hohem Niveau.
Andererseits: mit 26 bist Du noch jung genug, Dich vollkommen neu zu orientieren. Überall werden Handwerker gesucht und es sind mehrere Hunderttausend Lehrstellen frei.
Der Punkt ist ja dass ich mich nicht neu orientieren will. Ich stelle mir andere Jobs auch keinen Deut spannender vor und insbesondere das Handwerk scheint mir jetzt auch kaum geeignet um mich intellektuell tattäglich aufs neue zu begeistern. Mal ganz davon abgesehen dass ich nicht das winzigste bisschen handwerkliches Talent habe

Dass es Jammern auf hohem Niveau ist weiß ich ja auch. Aber das allein bringt mich leider nicht dazu morgens aufzustehen :D
02.08.2022, 10:47
(02.08.2022, 10:36)Äfes schrieb: Wenn dir das Gebiet Spaß macht, versuche vllt in eine Arbeitsgemeinschaft oder einen Verband in dem Bereich zu kommen, wo du dich regelmäßig mit Kollegen, die das auch machen, persönlich austauschen kannst. Fand das immer sehr interessant und einem kommen durch die Gespräche auch oft Ideen, wie man sich und sein Geschäft weiterentwickeln kann. Und dadurch wird es dann kurzweilig, weil das Dinge sind, die nicht nur die normale Mandatsarbeit, die tatsächlich irgendwann langweilig werden kann, betreffen. Ansonsten vielleicht Vorträge halten und sowas, möglicherweise mal auf die Volkshochschulen zugehen in deiner Umgebung?
Das sind wirklich gute Ideen, danke

02.08.2022, 11:46
So ist das Arbeitsleben. Man geht morgens zur Arbeit, um sich um anderer Leute Kram zu kümmern, der einen manchmal nur mäßig interessiert und geht abends wieder nach Hause. Von dem Geld, was man dabei verdient, finanziert man sich seine Freizeit, in der man machen kann, was man will.
Du kannst noch das Rechtsgebiet wechseln, vielleicht wird es dann spannender, aber wenn dir jegliches Arbeiten langweilig vorkommt, sehe ich das Problem darin, dass du noch nicht ganz im Berufsleben angekommen bist. Das wird sich mit der Zeit geben.
Du kannst noch das Rechtsgebiet wechseln, vielleicht wird es dann spannender, aber wenn dir jegliches Arbeiten langweilig vorkommt, sehe ich das Problem darin, dass du noch nicht ganz im Berufsleben angekommen bist. Das wird sich mit der Zeit geben.