22.07.2021, 09:00
(22.07.2021, 08:05)Gast schrieb: Wenn die Durchschnittsnote dann doch gleich bleibt, dann kann man sich in der Tat fragen, was das ganze soll. Wollen die Prüfungsunter nur den psychischen Druck auf die Kandidaten erhöhen? Wollen die uns ärgern? Übrigens war beim vorletzten Post meines Erachtens ein Denkfehler drin. Wenn die Klausuren zwar länger und komplizierter werden, die Durchschnittsnote aber gleich bleibt, dann ist die Schwierigkeit ja insgesamt doch gestiegen.Die Frage ist, warum? Es ist ja nicht so, dass es vorher furchtbar einfach war…
Würde sagen, weil auch die Kandidaten massiv aufrüsten. Bsp.: Das Angebot an hochwertigen und gleichzeitig online frei verfügbaren Lernmaterialien dürfte signifikant größer sein, als noch in den 2010ern.
Mal ernsthaft: Eine originale Examensklausur aus den 2000ern wäre niveautechnisch heute doch einfach noch eine bessere Scheinklausur...
22.07.2021, 09:14
(22.07.2021, 08:05)Gast schrieb: Wenn die Durchschnittsnote dann doch gleich bleibt, dann kann man sich in der Tat fragen, was das ganze soll. Wollen die Prüfungsunter nur den psychischen Druck auf die Kandidaten erhöhen? Wollen die uns ärgern? Übrigens war beim vorletzten Post meines Erachtens ein Denkfehler drin. Wenn die Klausuren zwar länger und komplizierter werden, die Durchschnittsnote aber gleich bleibt, dann ist die Schwierigkeit ja insgesamt doch gestiegen.Die Frage ist, warum? Es ist ja nicht so, dass es vorher furchtbar einfach war…
Das LJPA will die Kandidaten ja nicht künstlich schlecht machen, im Gegenteil: die Justiz braucht dringend Leute. Für deren Ansehen wäre es nicht so toll, wenn die Noten schlechter werden und man plötzlich Richter mit 6,5 im Examen einstellt.
Ich denke, dass der Grund für die immer längeren und/oder abgefahreneren Klausuren eher profan ist: man hat einfach schon alles "normale" geprüft. Kaiser verwurstet die Klausuren der letzten tausend Jahre in seine Skripte, deshalb muss halt irgendwas her, was nicht drin steht oder was eine solche Menge an Stoff beinhaltet, dass es selbst mit eingehender Kaiser-Lektüre schwer wird. Würde man die gleichen Klausuren wie vor 10 Jahren stellen, hätten die Kandidaten eben viel bessere Noten. Diese Inflation will man ausgleichen. Ich habe mal ein paar Klausuren aus der Zeit, bevor es die Kommentare gab, gelöst. Die fand ich jetzt nicht einfacher. Die waren zwar (sehr) kurz, es ganz schön knackig.
22.07.2021, 09:36
Kann sein, dass es so ist, kann aber auch nicht so sein. Und an Kaiser kann es nicht liegen, denn die Examensklausuren kann man immer noch mit den Kaisermaterialien und Tipps lösen. Die Themen sind nicht unbedingt abgefahrener geworden, es ist eher die Länge der Klausuren, die sich geändert hat. Abgefahren waren die schon immer, beziehungsweise ein Mix aus Standard und abgefahren.
22.07.2021, 09:39
Und der Grund, dass man alles „normale“ geprüft hat, kann es auch nicht sein. Denn das war ja vor 100 oder 50 oder wie viel Jahren auch immer auch schon so. Es gibt ja nicht erst seit gestern das zweite Staatsexamen bei Jura. Aus irgendeinem Grund müssen die Prüfungsämter sich dazu entschieden haben, die Klausuren länger und dadurch schwieriger zu machen.
22.07.2021, 09:43
(22.07.2021, 09:39)Gast schrieb: Und der Grund, dass man alles „normale“ geprüft hat, kann es auch nicht sein. Denn das war ja vor 100 oder 50 oder wie viel Jahren auch immer auch schon so. Es gibt ja nicht erst seit gestern das zweite Staatsexamen bei Jura. Aus irgendeinem Grund müssen die Prüfungsämter sich dazu entschieden haben, die Klausuren länger und dadurch schwieriger zu machen.
Damals wussten aber nicht innerhalb von 5 Minuten alle in Deutschland Bescheid über die genaue Themenstellung. Du kannst es wenden wie du willst, es liegt an der besseren Vorbereitung(-smöglichkeit) der Kandidaten. Die Repetitorien hören das nicht gerne, aber natürlich erschweren sie auf lange Sicht das Examen. Mal davon abgesehen hat es durchaus erhebliche Änderungen im Stoff gegeben (bspw. Schuldrechtsreform, Einführung Kommentare, jetzt auch durch die Einführung des E-Examens).
Grade durch das E-Examen werden die Klausuren nochmal wesentlich länger werden, einfach weil man viel schneller schreiben kann.
22.07.2021, 09:48
(22.07.2021, 09:43)HerrKules schrieb:(22.07.2021, 09:39)Gast schrieb: Und der Grund, dass man alles „normale“ geprüft hat, kann es auch nicht sein. Denn das war ja vor 100 oder 50 oder wie viel Jahren auch immer auch schon so. Es gibt ja nicht erst seit gestern das zweite Staatsexamen bei Jura. Aus irgendeinem Grund müssen die Prüfungsämter sich dazu entschieden haben, die Klausuren länger und dadurch schwieriger zu machen.
Damals wussten aber nicht innerhalb von 5 Minuten alle in Deutschland Bescheid über die genaue Themenstellung. Du kannst es wenden wie du willst, es liegt an der besseren Vorbereitung(-smöglichkeit) der Kandidaten. Die Repetitorien hören das nicht gerne, aber natürlich erschweren sie auf lange Sicht das Examen. Mal davon abgesehen hat es durchaus erhebliche Änderungen im Stoff gegeben (bspw. Schuldrechtsreform, Einführung Kommentare, jetzt auch durch die Einführung des E-Examens).
Grade durch das E-Examen werden die Klausuren nochmal wesentlich länger werden, einfach weil man viel schneller schreiben kann.
Leider muss ich da meinem Vorposter beipflichten. Bei der Vorbereitung hat man doch des Öfteren gedacht „das kenne ich“, weil man schon mit Kaiser gearbeitet hat. Ebenso sind materielle Kurse auf Standardprobleme aufgebaut, die daher mittlerweile auch nicht mehr selbst erarbeitet werden müssen. Das größte Problem ist mittlerweile das Zeitmanagement geworden!
22.07.2021, 10:05
(22.07.2021, 09:48)GastN schrieb:(22.07.2021, 09:43)HerrKules schrieb:(22.07.2021, 09:39)Gast schrieb: Und der Grund, dass man alles „normale“ geprüft hat, kann es auch nicht sein. Denn das war ja vor 100 oder 50 oder wie viel Jahren auch immer auch schon so. Es gibt ja nicht erst seit gestern das zweite Staatsexamen bei Jura. Aus irgendeinem Grund müssen die Prüfungsämter sich dazu entschieden haben, die Klausuren länger und dadurch schwieriger zu machen.
Damals wussten aber nicht innerhalb von 5 Minuten alle in Deutschland Bescheid über die genaue Themenstellung. Du kannst es wenden wie du willst, es liegt an der besseren Vorbereitung(-smöglichkeit) der Kandidaten. Die Repetitorien hören das nicht gerne, aber natürlich erschweren sie auf lange Sicht das Examen. Mal davon abgesehen hat es durchaus erhebliche Änderungen im Stoff gegeben (bspw. Schuldrechtsreform, Einführung Kommentare, jetzt auch durch die Einführung des E-Examens).
Grade durch das E-Examen werden die Klausuren nochmal wesentlich länger werden, einfach weil man viel schneller schreiben kann.
Leider muss ich da meinem Vorposter beipflichten. Bei der Vorbereitung hat man doch des Öfteren gedacht „das kenne ich“, weil man schon mit Kaiser gearbeitet hat. Ebenso sind materielle Kurse auf Standardprobleme aufgebaut, die daher mittlerweile auch nicht mehr selbst erarbeitet werden müssen. Das größte Problem ist mittlerweile das Zeitmanagement geworden!
So ist das. Die Klausuren sind nicht unbedingt abgefahrener geworden, sondern immer länger. Das ist der wichtigste Punkt, der sich in den letzten Jahren geändert hat.
22.07.2021, 10:07
Wird es durch das E-Examen nochmal länger? Dann sollte man lieber Examen machen, bevor das kommt.
Was früher als schwierig galt, geht heute als Standardproblem durch. E-bay Fälle waren früher wahrscheinlich
schwierig. Heute wird der Aufbau auch immer verschachtelter. Aber es hängt mehr vom Zufall ab, ob man
heute eine gute Note erhält. Ein guter Jurist zeichnet sich immer noch dadurch aus, ob er die Grundlagen drauf hat
und ob er mit dem Gesetz umgehen kann und nicht dadurch in denkbar knapper Zeit für ein hoch komplexes Thema
aus dem Schuldrecht und dem Zwangsvollstreckungsrecht schnell und zufällig richtig eine Lösung über mehrere Seiten hinzuschreiben.
Was früher als schwierig galt, geht heute als Standardproblem durch. E-bay Fälle waren früher wahrscheinlich
schwierig. Heute wird der Aufbau auch immer verschachtelter. Aber es hängt mehr vom Zufall ab, ob man
heute eine gute Note erhält. Ein guter Jurist zeichnet sich immer noch dadurch aus, ob er die Grundlagen drauf hat
und ob er mit dem Gesetz umgehen kann und nicht dadurch in denkbar knapper Zeit für ein hoch komplexes Thema
aus dem Schuldrecht und dem Zwangsvollstreckungsrecht schnell und zufällig richtig eine Lösung über mehrere Seiten hinzuschreiben.
22.07.2021, 10:23
(22.07.2021, 10:05)Gast schrieb:(22.07.2021, 09:48)GastN schrieb:(22.07.2021, 09:43)HerrKules schrieb:(22.07.2021, 09:39)Gast schrieb: Und der Grund, dass man alles „normale“ geprüft hat, kann es auch nicht sein. Denn das war ja vor 100 oder 50 oder wie viel Jahren auch immer auch schon so. Es gibt ja nicht erst seit gestern das zweite Staatsexamen bei Jura. Aus irgendeinem Grund müssen die Prüfungsämter sich dazu entschieden haben, die Klausuren länger und dadurch schwieriger zu machen.
Damals wussten aber nicht innerhalb von 5 Minuten alle in Deutschland Bescheid über die genaue Themenstellung. Du kannst es wenden wie du willst, es liegt an der besseren Vorbereitung(-smöglichkeit) der Kandidaten. Die Repetitorien hören das nicht gerne, aber natürlich erschweren sie auf lange Sicht das Examen. Mal davon abgesehen hat es durchaus erhebliche Änderungen im Stoff gegeben (bspw. Schuldrechtsreform, Einführung Kommentare, jetzt auch durch die Einführung des E-Examens).
Grade durch das E-Examen werden die Klausuren nochmal wesentlich länger werden, einfach weil man viel schneller schreiben kann.
Leider muss ich da meinem Vorposter beipflichten. Bei der Vorbereitung hat man doch des Öfteren gedacht „das kenne ich“, weil man schon mit Kaiser gearbeitet hat. Ebenso sind materielle Kurse auf Standardprobleme aufgebaut, die daher mittlerweile auch nicht mehr selbst erarbeitet werden müssen. Das größte Problem ist mittlerweile das Zeitmanagement geworden!
So ist das. Die Klausuren sind nicht unbedingt abgefahrener geworden, sondern immer länger. Das ist der wichtigste Punkt, der sich in den letzten Jahren geändert hat.
Die Klausuren sollen doch die Lebenswirklichkeit und damit die Original-Verfahren abbilden. Die sind in den letzten 20 Jahren aber immer komplexer geworden, es gibt doch mittlerweile keinen Verkehrsunfall mehr ohne verkehrsunfallanalytisches Sachverständigengutachten, und in banalen Owi-Verfahren wird ständig über Eichscheine und Lebensakten etc. diskutiert. Das müsste sich dann eben auch in den Klausuren widerspiegeln, wobei die bloße Seitenzahl keine wirkliche Aussagekraft hat, denn 3 Seiten Kalender und eine Seite Auszug aus einem unbekannten Gesetz, bei dem es um die Auslegung eines Satzes geht, sind etwas anderes als 4 Seiten Klageerwiderung (mehr) mit einem Haufen mehr oder weniger erheblichen Vortrags des Beklagten.
Hat sich denn jemand mal die Mühe gemacht, die Entwicklung der Seitenzahlen zu rekonstruieren? Bislang klingt es noch recht unsubstantiiert, denn es gibt ja auch heute noch kurze Klausuren, so hatte die ÖII im Januar 2021 gerade mal 11 Seiten, und die ÖII im Juli 2019 soll gerade mal 10
Seiten lang gewesen sein, da sind mir welche aus den 2000ern in die Hände gefallen, die deutlich länger waren.
22.07.2021, 10:29
Ebay-Fälle waren halt auch mal in der Rechtsprechung spannend. Heute ist das alles total ausgetreten und steht im Palandt.. Ich neige dazu, dem obigen Vorposter recht zu geben: die Fälle werden zwar immer länger, dass liegt aber auch daran, dass mehr Probleme von den Parteien angesprochen werden. Insofern hilft die Länge also sogar.