19.06.2021, 20:46
Besonders lächerlich ist das Ganze. Diejenigen, die das Video sehen und auch diejenigen, die über solche Fragen diskutieren und sich von sowas motivieren lassen, stammen zu 99% aus behüteten Verhältnissen. Damals als ihr nicht die dritte Konsole bekommen habt, weil eure Eltern sich das nicht leisten konnten, seid ihr trotzdem gut behütet gewesen. Jemand, der Armut wirklich kennt, weiß, dass es daran nichts positives gibt. Und ganz seltene Erfolgsstorys als die Regel zu verkaufen ist dann nur noch peinlich. Jemand, der von ganz unten nach ganz oben gekommen ist, mag seine Kraft auch aus seiner Herkunft gezogen haben, hätte es wahrscheinlich aber auch geschafft, wenn er reich geboren worden wäre.
03.07.2021, 22:17
Vorweg, wenn es dich wirklich motiviert und dir hilft, dann gönn dir. Solange es eine gute Wirkung auf dich und deinen Weg hat, ist doch alles prima.
Ich: Kanake, bildungsferner Hintergrund, ökonomisch prekär, sozialer Brennpunkt, halte diese Aussage für mehr als fragwürdig.
Auch denke ich, dass vielleicht Menschen so reden, denen es generell gut geht oder ging und die dann nur in einer (relativ kurzen) Phase ihres Lebens finanziell/sozial Schwierigkeiten hatten. Was ist bitte schön daran, ganze Lebensabschnitte zu haben, in denen man ständig verzichtet hat bzw. musste?
Ich bin noch in der Examensvorbereitung und habe also im ganzen Leben noch nie wirklich viel Geld gehabt, habe noch nie Urlaub gemacht, mir nie etwas großartig Teures geleistet, zB ein anständiges Fahrrad. Selbst regelmäßiges Schwimmen ist nicht drin. Oder Fitnessmitgliedschaft. Alles Dinge, auf die ich unfreiwillig verzichte(n muss). Da es auch idR nicht gerade tolle Gründe sind warum man unter solchen Umständen aufwächst, hat man zusätzlich zu seinen eigenen Aufgaben und Pflichten meistens noch Verantwortung innerhalb seines Kreises. Was daran schön sein soll, von klein auf von Amt zu Amt laufen zu müssen, von Behördenmitarbeiter oft wie Ungeziefer behandelt zu werden, sich anschreien zu lassen oder wenn man als Jugendlicher dann arbeiten möchte, aber fast alles vom Amt abgezogen wird (wie sinnvoll das ist usw. will ich hiermit gar nicht bewerten, aber in dem Alter ist es halt wieder so ein Schlag ins Gesicht, man wird ausgegrenzt, die Freunde unternehmen Dinge, man selber muss ständig Ausreden finden), auf ärztliche Dinge verzichten zu müssen, wenn sie nicht dringend notwendig sind, auch wenn das Leiden dahinter nicht weniger ist. auch heute, alles muss geschleppt werden, gebraucht gekauft werden, wenn etwas kaputt geht, erstmal drauf sparen (womit?), ständig Geldsorgen usw.
Alleine diese Woche habe ich Montag und Dienstag behördliche Termine, muss dann noch für zwei Anträge an drei verschiedenen Stellen Formulare schicken, Mittwoch, Donnerstag arbeiten...nur damit man irgendwie über die Runden kommt. Und das alles während man in der Examensvorbereitung ist. Von der psychischen Belastung will ich erst gar nicht anfangen.
Ich will jetzt auch kein Mitleid oder Komplimente, ich bin kein Opfer und dankbar psychisch so stabil zu sein, dass ich definitiv meinen Weg gehen werde und auch noch Träume habe. Wenn ich dann vielleicht mit Anfang, Mitte 30 arbeite und halbwegs ordentlich verdiene, wird fast jeder wieder denken, der hatte Glück usw. Aber es bringt so viele Entbehrungen mit sich und ist harte Arbeit. Glück habe ich natürlich auch. Aber jetzt wäre ich auch gerne irgendwo in einer Bar oder so, aber stattdessen heißt es gleich erstmal 2-3 Stunden lernen. Mag sein, dass es in Filmen und Motivationsvideos total cool aussieht, wenn jemand stundenlang am Schreibtisch sitzt oder sonst was macht, aber die Realität ist dann doch teilweise zäh und erschöpfend.
Zum Schluss noch, nichtsdestotrotz wenn ich an meine Kindheit und Jugend denke, dann gab es nichts Schöneres, soll nicht so verstanden werden, dass ich ständig rumgeheult habe oder so, man kannte es nicht anders und Vieles war für einen "normal". Aber ich denke, man romantisiert die Vergangenheit auch ein Stückweit. Bin trotzdem sehr dankbar und fühle mich sehr privilegiert in Deutschland zu leben und aufgewachsen zu sein. Schönes Wochenende
Ich: Kanake, bildungsferner Hintergrund, ökonomisch prekär, sozialer Brennpunkt, halte diese Aussage für mehr als fragwürdig.
Auch denke ich, dass vielleicht Menschen so reden, denen es generell gut geht oder ging und die dann nur in einer (relativ kurzen) Phase ihres Lebens finanziell/sozial Schwierigkeiten hatten. Was ist bitte schön daran, ganze Lebensabschnitte zu haben, in denen man ständig verzichtet hat bzw. musste?
Ich bin noch in der Examensvorbereitung und habe also im ganzen Leben noch nie wirklich viel Geld gehabt, habe noch nie Urlaub gemacht, mir nie etwas großartig Teures geleistet, zB ein anständiges Fahrrad. Selbst regelmäßiges Schwimmen ist nicht drin. Oder Fitnessmitgliedschaft. Alles Dinge, auf die ich unfreiwillig verzichte(n muss). Da es auch idR nicht gerade tolle Gründe sind warum man unter solchen Umständen aufwächst, hat man zusätzlich zu seinen eigenen Aufgaben und Pflichten meistens noch Verantwortung innerhalb seines Kreises. Was daran schön sein soll, von klein auf von Amt zu Amt laufen zu müssen, von Behördenmitarbeiter oft wie Ungeziefer behandelt zu werden, sich anschreien zu lassen oder wenn man als Jugendlicher dann arbeiten möchte, aber fast alles vom Amt abgezogen wird (wie sinnvoll das ist usw. will ich hiermit gar nicht bewerten, aber in dem Alter ist es halt wieder so ein Schlag ins Gesicht, man wird ausgegrenzt, die Freunde unternehmen Dinge, man selber muss ständig Ausreden finden), auf ärztliche Dinge verzichten zu müssen, wenn sie nicht dringend notwendig sind, auch wenn das Leiden dahinter nicht weniger ist. auch heute, alles muss geschleppt werden, gebraucht gekauft werden, wenn etwas kaputt geht, erstmal drauf sparen (womit?), ständig Geldsorgen usw.
Alleine diese Woche habe ich Montag und Dienstag behördliche Termine, muss dann noch für zwei Anträge an drei verschiedenen Stellen Formulare schicken, Mittwoch, Donnerstag arbeiten...nur damit man irgendwie über die Runden kommt. Und das alles während man in der Examensvorbereitung ist. Von der psychischen Belastung will ich erst gar nicht anfangen.
Ich will jetzt auch kein Mitleid oder Komplimente, ich bin kein Opfer und dankbar psychisch so stabil zu sein, dass ich definitiv meinen Weg gehen werde und auch noch Träume habe. Wenn ich dann vielleicht mit Anfang, Mitte 30 arbeite und halbwegs ordentlich verdiene, wird fast jeder wieder denken, der hatte Glück usw. Aber es bringt so viele Entbehrungen mit sich und ist harte Arbeit. Glück habe ich natürlich auch. Aber jetzt wäre ich auch gerne irgendwo in einer Bar oder so, aber stattdessen heißt es gleich erstmal 2-3 Stunden lernen. Mag sein, dass es in Filmen und Motivationsvideos total cool aussieht, wenn jemand stundenlang am Schreibtisch sitzt oder sonst was macht, aber die Realität ist dann doch teilweise zäh und erschöpfend.
Zum Schluss noch, nichtsdestotrotz wenn ich an meine Kindheit und Jugend denke, dann gab es nichts Schöneres, soll nicht so verstanden werden, dass ich ständig rumgeheult habe oder so, man kannte es nicht anders und Vieles war für einen "normal". Aber ich denke, man romantisiert die Vergangenheit auch ein Stückweit. Bin trotzdem sehr dankbar und fühle mich sehr privilegiert in Deutschland zu leben und aufgewachsen zu sein. Schönes Wochenende
03.07.2021, 22:27
Mich haste überzeugt. Geiler Typ, hau rein.
04.07.2021, 00:24
(03.07.2021, 22:17)Gast schrieb: Vorweg, wenn es dich wirklich motiviert und dir hilft, dann gönn dir. Solange es eine gute Wirkung auf dich und deinen Weg hat, ist doch alles prima.
Ich: Kanake, bildungsferner Hintergrund, ökonomisch prekär, sozialer Brennpunkt, halte diese Aussage für mehr als fragwürdig.
Auch denke ich, dass vielleicht Menschen so reden, denen es generell gut geht oder ging und die dann nur in einer (relativ kurzen) Phase ihres Lebens finanziell/sozial Schwierigkeiten hatten. Was ist bitte schön daran, ganze Lebensabschnitte zu haben, in denen man ständig verzichtet hat bzw. musste?
Ich bin noch in der Examensvorbereitung und habe also im ganzen Leben noch nie wirklich viel Geld gehabt, habe noch nie Urlaub gemacht, mir nie etwas großartig Teures geleistet, zB ein anständiges Fahrrad. Selbst regelmäßiges Schwimmen ist nicht drin. Oder Fitnessmitgliedschaft. Alles Dinge, auf die ich unfreiwillig verzichte(n muss). Da es auch idR nicht gerade tolle Gründe sind warum man unter solchen Umständen aufwächst, hat man zusätzlich zu seinen eigenen Aufgaben und Pflichten meistens noch Verantwortung innerhalb seines Kreises. Was daran schön sein soll, von klein auf von Amt zu Amt laufen zu müssen, von Behördenmitarbeiter oft wie Ungeziefer behandelt zu werden, sich anschreien zu lassen oder wenn man als Jugendlicher dann arbeiten möchte, aber fast alles vom Amt abgezogen wird (wie sinnvoll das ist usw. will ich hiermit gar nicht bewerten, aber in dem Alter ist es halt wieder so ein Schlag ins Gesicht, man wird ausgegrenzt, die Freunde unternehmen Dinge, man selber muss ständig Ausreden finden), auf ärztliche Dinge verzichten zu müssen, wenn sie nicht dringend notwendig sind, auch wenn das Leiden dahinter nicht weniger ist. auch heute, alles muss geschleppt werden, gebraucht gekauft werden, wenn etwas kaputt geht, erstmal drauf sparen (womit?), ständig Geldsorgen usw.
Alleine diese Woche habe ich Montag und Dienstag behördliche Termine, muss dann noch für zwei Anträge an drei verschiedenen Stellen Formulare schicken, Mittwoch, Donnerstag arbeiten...nur damit man irgendwie über die Runden kommt. Und das alles während man in der Examensvorbereitung ist. Von der psychischen Belastung will ich erst gar nicht anfangen.
Ich will jetzt auch kein Mitleid oder Komplimente, ich bin kein Opfer und dankbar psychisch so stabil zu sein, dass ich definitiv meinen Weg gehen werde und auch noch Träume habe. Wenn ich dann vielleicht mit Anfang, Mitte 30 arbeite und halbwegs ordentlich verdiene, wird fast jeder wieder denken, der hatte Glück usw. Aber es bringt so viele Entbehrungen mit sich und ist harte Arbeit. Glück habe ich natürlich auch. Aber jetzt wäre ich auch gerne irgendwo in einer Bar oder so, aber stattdessen heißt es gleich erstmal 2-3 Stunden lernen. Mag sein, dass es in Filmen und Motivationsvideos total cool aussieht, wenn jemand stundenlang am Schreibtisch sitzt oder sonst was macht, aber die Realität ist dann doch teilweise zäh und erschöpfend.
Zum Schluss noch, nichtsdestotrotz wenn ich an meine Kindheit und Jugend denke, dann gab es nichts Schöneres, soll nicht so verstanden werden, dass ich ständig rumgeheult habe oder so, man kannte es nicht anders und Vieles war für einen "normal". Aber ich denke, man romantisiert die Vergangenheit auch ein Stückweit. Bin trotzdem sehr dankbar und fühle mich sehr privilegiert in Deutschland zu leben und aufgewachsen zu sein. Schönes Wochenende
Ein schöner Beitrag
04.07.2021, 00:55
Jeremy ist ein riesiger Schnacker. Verfolgte seine Videos, als er noch ein eher unbekannter Duft-Tuber mit schlechter Ausstattung und wenig Abos war. In den letzten Jahren nicht mehr, da er wirklich abgedreht ist. Auf den meisten Videos schien er auf Koks, hatte auch Mental Breakdowns. Wie es jetzt bzw in den letzten 1-2 Jahren ist, weiß ich nicht. Aber ich würde auf so „weise“ Ratschläge nicht so viel geben. Die vergisst du übrigens so schnell wie du sie gehört hast. Sei fleißig, lern viel und mach gute Examina. Dann kannst du dir frei aussuchen, wie dein Weg weitergehen soll.