15.12.2023, 21:10
Hallo zusammen,
ich hätte mal eine vllt. leicht provokante Frage: Ich höre von allen Seiten, dass es heute nicht mehr ausreicht, sein Schild vor die Tür zu hängen und als Selbstständiger zu hoffen, so die hohen Umsätze zu generieren. Das leuchtet mir auch absolut ein. Obwohl ich sagen muss, dass das wohl heute für keinen Selbstständigen (mit Ausnahme von Ärzten) mehr gilt. Auf der anderen Seite muss ich leider feststellen, dass gefühlt die Mehrheit der Anwälte genau das macht. Der Internetauftritt ist häufig eher aus dem letzten Jahrhundert und mehr Akquise wird nicht gemacht.
Ich habe einen Bachelor in BWL und dort war es absolut normal, dass jeder Selbstständige Werbung ohne Ende machen muss. Also frage ich mich, wieso schaffen es viele Juristen nicht, auch gute Unternehmer zu sein? Ich sehe Kaum Werbung oder Präsenz von kleinen Kanzleien. Fyler, Plakatwerbung oder ganz klassisch Zeitungswerbung sind ja durchaus Möglichkeiten, Aufmerksamkeit zu bekommen. Häufiges Argument ist, dass dies "unseriös" wirke. Ist das tatsächlich so? Steuerberate haben offensichtlich ein besseres Geschick für Werbung. Zumindest sehe ich häufig Werbung von Steuerberater. Unseriös halte ich sie deshalb nicht. Also wieso werben Anwälte so wenig? Gelten hier die Grundprinzipien eines Unternehmens nicht?
ich hätte mal eine vllt. leicht provokante Frage: Ich höre von allen Seiten, dass es heute nicht mehr ausreicht, sein Schild vor die Tür zu hängen und als Selbstständiger zu hoffen, so die hohen Umsätze zu generieren. Das leuchtet mir auch absolut ein. Obwohl ich sagen muss, dass das wohl heute für keinen Selbstständigen (mit Ausnahme von Ärzten) mehr gilt. Auf der anderen Seite muss ich leider feststellen, dass gefühlt die Mehrheit der Anwälte genau das macht. Der Internetauftritt ist häufig eher aus dem letzten Jahrhundert und mehr Akquise wird nicht gemacht.
Ich habe einen Bachelor in BWL und dort war es absolut normal, dass jeder Selbstständige Werbung ohne Ende machen muss. Also frage ich mich, wieso schaffen es viele Juristen nicht, auch gute Unternehmer zu sein? Ich sehe Kaum Werbung oder Präsenz von kleinen Kanzleien. Fyler, Plakatwerbung oder ganz klassisch Zeitungswerbung sind ja durchaus Möglichkeiten, Aufmerksamkeit zu bekommen. Häufiges Argument ist, dass dies "unseriös" wirke. Ist das tatsächlich so? Steuerberate haben offensichtlich ein besseres Geschick für Werbung. Zumindest sehe ich häufig Werbung von Steuerberater. Unseriös halte ich sie deshalb nicht. Also wieso werben Anwälte so wenig? Gelten hier die Grundprinzipien eines Unternehmens nicht?

15.12.2023, 22:41
Steile These: Keine Werbung = schlechte Unternehmer
Etabelierte Kanzleien halten sich durch Empfehlungen, ganz einfach.
Etabelierte Kanzleien halten sich durch Empfehlungen, ganz einfach.
16.12.2023, 11:32
Also ich habe keine Erfahrungen mit der Selbstständigkeit. Allerdings gibt es HPs von (kleineren) Kanzleien die so überfrachtet sind mit Akquiseversuchen (in großer und greller Schrift und Telefonsymbol wird auf Erstgespräche hingewiesen usw usf), dass ich dieses Gebaren als potentieller Mandant eher als verzweifelt interpretieren würde. Letztens habe ich beim Einkaufen Werbung für eine RA-Kanzlei auf diesen "Warentrennern" (oder wie die auch heißen :D) auf dem Förderband gesehen.... das fand ich auch irgendwie...interessant und "verzweifelt" zugleich...aber naja... Flyer etc würde ich auch eher als seltsam empfinden. Es geht ja nicht um eine 80er-Jahre Party o.ä. Andererseits müssen frische Selbstständige und auch Kanzleien, bei denen die Mandanten gerade nicht die Türe einrennen, ja irgendwie auf sich aufmerksam machen.
Auf dem Markt etabliere Kanzleien akquirieren durch Empfehlung zufriedener Mandanten oder auf einschlägigen Seminaren etc.
Auf dem Markt etabliere Kanzleien akquirieren durch Empfehlung zufriedener Mandanten oder auf einschlägigen Seminaren etc.
16.12.2023, 11:35
Ich habe mir diese Frage auch schon gestellt. Gibt wirklich genug Einzelanwälte, die nicht einmal eine Website haben. Die mögen zwar ihre Stammmandantschaft haben, allerdings ist trotzdem jeder und jede auch auf neue Mandate angewiesen. Und wieso man dann nicht alle Möglichkeiten ausschöpft, ist mir auch unklar.
Und ich meine hier nicht den Staranwalt im Nobelviertel (der dann auch eine Website haben wird), sondern eher die graue Maus am Markt.
Und ich meine hier nicht den Staranwalt im Nobelviertel (der dann auch eine Website haben wird), sondern eher die graue Maus am Markt.
16.12.2023, 12:53
Drei Punkte würde ich noch hinzufügen:
1. Frag Dich mal selbst: Wie findest Du Werbebanner von Kanzleien auf irgendwelchen Internetseiten? Ich glaube, es vermittelt beim Durchschnittstyp schon (noch?) etwas unseriöses.
2. Vielleicht sind die Werbekanäle einfach andere als diejenigen, von denen Du ausgehst? Wobei hier auch die Frage ist, von welchen Kanzleigrößen und -feldern Du sprichst.
3. Küchenpsychologie: Vielleicht studieren Jura auch viele Menschen, die gerade kein unternehmerisches Temperament haben. Und wenn es dann auch irgendwie ohne Werbung klappt, ordnet man es vielleicht unterbewusst in die Kategorie "Opportunitätskosten" ein.
1. Frag Dich mal selbst: Wie findest Du Werbebanner von Kanzleien auf irgendwelchen Internetseiten? Ich glaube, es vermittelt beim Durchschnittstyp schon (noch?) etwas unseriöses.
2. Vielleicht sind die Werbekanäle einfach andere als diejenigen, von denen Du ausgehst? Wobei hier auch die Frage ist, von welchen Kanzleigrößen und -feldern Du sprichst.
3. Küchenpsychologie: Vielleicht studieren Jura auch viele Menschen, die gerade kein unternehmerisches Temperament haben. Und wenn es dann auch irgendwie ohne Werbung klappt, ordnet man es vielleicht unterbewusst in die Kategorie "Opportunitätskosten" ein.
16.12.2023, 13:19
Mach's ganz seriös mit Instagram-Werbereels wie der Strafverteidiger aus Bayern
(der keinen geraden Satz auf Deutsch sprechen kann)

16.12.2023, 17:51
Mir steht die Selbständigkeit als Anwalt erst noch bevor. Allerdings habe ich mich während des Studiums mit einer Bürodienstleistung selbständig gemacht und kann von da bereits berichten, dass ich schnell in eine Lage kam, wo ich mir die Kunden aussuchen konnte. Regelmäßig musste ich Leuten absagen, manche Kunden habe ich schon an Freunde abgegeben, und Akquise habe ich seit Jahren nicht gemacht. So wahnsinnig viel Kapazität hat ein Einzelner gar nicht, wenn man allein vor sich hindümpelt.
Man kann das Ganze natürlich auch geschäftsmäßig aufziehen, sodass man mehr schafft. Aber auch das habe ich bereits festgestellt: Juristen sind häufig einfach zufrieden, sobald sie sich in ihrem Job so eingerichtet haben, dass man davon leben kann. Sein Asset wird man ihm nie wieder nehmen, sein Leben lang, das ist erstaunlich viel wert und beruhgiend. Das eröffnet einerseits für alle, die es doch unbedingt wissen wollen, die Chance, mehr abzugreifen beziehungsweise höher aufzusteigen. Und andererseits macht es für den Einzelnen, der einfach nur schön leben will, Akquise schnell entbehrlich. Klingt vielleicht überheblich, aber das ist mein fester Eindruck, es kommt mit der Zeit von ganz allein.
Man kann das Ganze natürlich auch geschäftsmäßig aufziehen, sodass man mehr schafft. Aber auch das habe ich bereits festgestellt: Juristen sind häufig einfach zufrieden, sobald sie sich in ihrem Job so eingerichtet haben, dass man davon leben kann. Sein Asset wird man ihm nie wieder nehmen, sein Leben lang, das ist erstaunlich viel wert und beruhgiend. Das eröffnet einerseits für alle, die es doch unbedingt wissen wollen, die Chance, mehr abzugreifen beziehungsweise höher aufzusteigen. Und andererseits macht es für den Einzelnen, der einfach nur schön leben will, Akquise schnell entbehrlich. Klingt vielleicht überheblich, aber das ist mein fester Eindruck, es kommt mit der Zeit von ganz allein.
18.12.2023, 05:35
Moin - eine guter Freund von mir hat sich im Marketing selbstständig gemacht und die haben sich auch u.a. Kanzlein als Zielgruppe rausgesucht. Er nutzt mich manchmal als Versuchskaninchen für deren Anzeigen und Seiten
Es ist genauso wie hier schon geschrieben: die meisten Websites sind aus den 00er Jahren und entsprechend uralt, wenig seriös und bisher war wohl keine Kanzlei dabei die sich nicht krasse Schnitzer beim Datenschutz geleistet hat (z.B. tracking ohne Einwilligung, obwohl die Anwälte nicht Mal wussten, dass da was an Daten gesammelt wird und das sowieso nicht hätten nutzen können). Nicht zu tracken ist wohl komplizierter einzustellen bei den Websites als Daten zu sammeln?
Und ja, viel läuft über Weiterempfehlung. Aber das ist je nach Rechtsgebiet auch schwierig und vor allem findet man mit alter Kommunikation keine Mandanten, aber vor allem auch keine Mitarbeiter. Das ist das größte Thema und mein Kumpel muss selbst bei jüngeren Inhabern wirklich ganz unten mit den Erklärungen anfangen, obwohl die Kunden teils unter 30 sind. Er mahnt auch viele andere Marketing Agenturen ab die die Anwälte wohl vollschwatzen (keine komplexe Websites, aber viel Geld im Vergleich zu anderen Unternehmen) mit haltlosen Versprechungen. Er hat gerade einen Kunden, der so schlecht beraten wurde dass er jetzt Probleme bei der Kammer hat, weil seine Agentur ohne sein Wissen mit social Media Anzeigen versucht hat mehr Leute auf die Website zu bringen. Haben aber nicht gewusst, dass wir uns nicht wie das neue H&M Oberteil oder den nächsten Energie Drink vermarkten dürfen
Schaue mir da auch einiges ab aktuell, weil mir diese Themen dann auch bald bevor stehen - sofern das Examen denn geglückt ist...

Es ist genauso wie hier schon geschrieben: die meisten Websites sind aus den 00er Jahren und entsprechend uralt, wenig seriös und bisher war wohl keine Kanzlei dabei die sich nicht krasse Schnitzer beim Datenschutz geleistet hat (z.B. tracking ohne Einwilligung, obwohl die Anwälte nicht Mal wussten, dass da was an Daten gesammelt wird und das sowieso nicht hätten nutzen können). Nicht zu tracken ist wohl komplizierter einzustellen bei den Websites als Daten zu sammeln?
Und ja, viel läuft über Weiterempfehlung. Aber das ist je nach Rechtsgebiet auch schwierig und vor allem findet man mit alter Kommunikation keine Mandanten, aber vor allem auch keine Mitarbeiter. Das ist das größte Thema und mein Kumpel muss selbst bei jüngeren Inhabern wirklich ganz unten mit den Erklärungen anfangen, obwohl die Kunden teils unter 30 sind. Er mahnt auch viele andere Marketing Agenturen ab die die Anwälte wohl vollschwatzen (keine komplexe Websites, aber viel Geld im Vergleich zu anderen Unternehmen) mit haltlosen Versprechungen. Er hat gerade einen Kunden, der so schlecht beraten wurde dass er jetzt Probleme bei der Kammer hat, weil seine Agentur ohne sein Wissen mit social Media Anzeigen versucht hat mehr Leute auf die Website zu bringen. Haben aber nicht gewusst, dass wir uns nicht wie das neue H&M Oberteil oder den nächsten Energie Drink vermarkten dürfen

Schaue mir da auch einiges ab aktuell, weil mir diese Themen dann auch bald bevor stehen - sofern das Examen denn geglückt ist...
18.12.2023, 15:13
es ist immer eine Frage von Maß und Ziel. Jeder RA sollte zunächst mal seine Zielgruppe definieren und danach entsprechend werben. Wenn ich Querulanten vertreten will, dann muss ich auch entsprechend laut auftreten. Ich finde aber man sollte es mit Stil machen. Wer als potentieller Mandant bei LinkedIn unterwegs ist, wird häufig zugemüllt mit Anfragen potentieller RAs.... für mich eher ein Ausschlusskriterium