26.09.2025, 08:01
(26.09.2025, 05:20)RRalf schrieb: Mit gerechteren Noten meinen die meisten, wenn sie ehrlich sind, doch einfach nur bessere Noten.
An der Stelle würde ich anmerken, dass die tendenziell schlechten Noten und der Examensfokus des Jurastudiums gerade für Arbeiterkinder wie mich ein Segen sind.
Meine Familie hätte nicht die Kontakte und finanziellen Mittel für einen Spitzenlebenslauf als BWLer mit Target Uni, passenden Praktika, Auslandsaufenthalten usw. gehabt. Jura hat es mir ermöglicht, nur durch Leistung und etwas Glück den Aufstieg in eine andere soziale Schicht zu schaffen, da es hier niemanden interessiert, wo man genau studiert hat und auch Praktika, Ausland und Co eher nice to have sind.
Ich kenne genug Freunde, die andere Studiengänge studiert und mit 1,X abgeschlossen haben. Während es im Bachelor meist noch eine gute Leistung ist, scheint das in den meisten Masterstudiengängen der absolute Standardfall zu sein. Eine 2 vor dem Komma ist da schon deutlich unterdurchschnittlich und eine Differenzierung zwischen den wirklich guten und soliden Absolventen existiert auf dem Papier einfach nicht mehr, die sind alle irgendwo bei ca. 1,3.
Im Endeffekt führt das dazu, dass die Differenzierung wieder auf andere Weise erfolgt, d.h. Kontakte und Stallgeruch. Da bevorzuge ich unser System.
+1. Jura bedeutet für mich sozialer Aufstieg und das hängt nur mit dem Notensystem zusammen. Auch wenn Juve kürzlich eine Studie veröffentlicht hat, wonach der überwiegende Teil der GK Anwälte (d.h. der Top Absolventen) aus "Top" ( ;-) ) Elternhäusern kommen...Der Effekt könnte daher auch nur in unserem Kopf existieren...
26.09.2025, 09:02
(26.09.2025, 08:01)gastling schrieb:(26.09.2025, 05:20)RRalf schrieb: Mit gerechteren Noten meinen die meisten, wenn sie ehrlich sind, doch einfach nur bessere Noten.
An der Stelle würde ich anmerken, dass die tendenziell schlechten Noten und der Examensfokus des Jurastudiums gerade für Arbeiterkinder wie mich ein Segen sind.
Meine Familie hätte nicht die Kontakte und finanziellen Mittel für einen Spitzenlebenslauf als BWLer mit Target Uni, passenden Praktika, Auslandsaufenthalten usw. gehabt. Jura hat es mir ermöglicht, nur durch Leistung und etwas Glück den Aufstieg in eine andere soziale Schicht zu schaffen, da es hier niemanden interessiert, wo man genau studiert hat und auch Praktika, Ausland und Co eher nice to have sind.
Ich kenne genug Freunde, die andere Studiengänge studiert und mit 1,X abgeschlossen haben. Während es im Bachelor meist noch eine gute Leistung ist, scheint das in den meisten Masterstudiengängen der absolute Standardfall zu sein. Eine 2 vor dem Komma ist da schon deutlich unterdurchschnittlich und eine Differenzierung zwischen den wirklich guten und soliden Absolventen existiert auf dem Papier einfach nicht mehr, die sind alle irgendwo bei ca. 1,3.
Im Endeffekt führt das dazu, dass die Differenzierung wieder auf andere Weise erfolgt, d.h. Kontakte und Stallgeruch. Da bevorzuge ich unser System.
+1. Jura bedeutet für mich sozialer Aufstieg und das hängt nur mit dem Notensystem zusammen. Auch wenn Juve kürzlich eine Studie veröffentlicht hat, wonach der überwiegende Teil der GK Anwälte (d.h. der Top Absolventen) aus "Top" ( ;-) ) Elternhäusern kommen...Der Effekt könnte daher auch nur in unserem Kopf existieren...
Meine Vermutung ist, dass man natürlich mit einem entsprechenden Background eher in solche Jobs drängt. Insofern ist das wieder ein Punkt von "Kausalität oder Korrelation?". Außer natürlich wenn dein Vater CEO eines Dax-Konzerns war, dann hat man auch unmittelbare Vorteile daraus. Die Chancen bei Berufseinstieg sind aber relativ fair verteilt und hängen an der Note und weniger an der "Target-Uni" oder einem Praktikum, was einem von Mutters Bekannten organisiert wurde.
Im Übrigen volle Zustimmung. Meine Wahrnehmung ist überwiegend, dass gerechtere Note entweder heißen soll, dass man selbst eine bessere Note bekommen soll - oder alle eben bessere Noten. Nur wenn auf einmal viele ein vb bekommen, dann wird eben gut das neue vb, usw. vb ist nur der einfachere Ausdruck für "die besten 20% des Jahrgangs".
26.09.2025, 09:47
Wir sehen hier im Forum oft die Kehrseite der Notenorientierung: mit unterdurchschnittlichen Noten ist der Einstieg oft schwierig. Aber in der Tat: mit deutlich überdurchschnittlichen Noten steht einem die Berufswelt in einer Weise offen, wie es sonst selten der Fall ist. Ich habe am Tag des Ersten Examens zwei Promotionsstellen und noch vor dem Mündlichen im Zweiten Examen eine Stelle im öffentlichen Dienst angeboten bekommen. Ohne Beziehungen oder irgendetwas. Das ist schon sehr schön.
Was man allerdings auch sagen muss: Die Noten hängen stark von der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit ab. Das benachteiligt vermutlich strukturell Menschen ohne deutsche Muttersprache und überhaupt aus bildungsferneren Familien. Aber das ist keine Schwäche der Examensprüfungen sondern ein sachgerechtes Prüfungskriterium und allenfalls eine Schwäche des Bildungssystems vor dem Studium.
Was man allerdings auch sagen muss: Die Noten hängen stark von der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit ab. Das benachteiligt vermutlich strukturell Menschen ohne deutsche Muttersprache und überhaupt aus bildungsferneren Familien. Aber das ist keine Schwäche der Examensprüfungen sondern ein sachgerechtes Prüfungskriterium und allenfalls eine Schwäche des Bildungssystems vor dem Studium.
26.09.2025, 09:49
(26.09.2025, 05:20)RRalf schrieb: Mit gerechteren Noten meinen die meisten, wenn sie ehrlich sind, doch einfach nur bessere Noten.+ 1
An der Stelle würde ich anmerken, dass die tendenziell schlechten Noten und der Examensfokus des Jurastudiums gerade für Arbeiterkinder wie mich ein Segen sind.
Meine Familie hätte nicht die Kontakte und finanziellen Mittel für einen Spitzenlebenslauf als BWLer mit Target Uni, passenden Praktika, Auslandsaufenthalten usw. gehabt. Jura hat es mir ermöglicht, nur durch Leistung und etwas Glück den Aufstieg in eine andere soziale Schicht zu schaffen, da es hier niemanden interessiert, wo man genau studiert hat und auch Praktika, Ausland und Co eher nice to have sind.
Ich kenne genug Freunde, die andere Studiengänge studiert und mit 1,X abgeschlossen haben. Während es im Bachelor meist noch eine gute Leistung ist, scheint das in den meisten Masterstudiengängen der absolute Standardfall zu sein. Eine 2 vor dem Komma ist da schon deutlich unterdurchschnittlich und eine Differenzierung zwischen den wirklich guten und soliden Absolventen existiert auf dem Papier einfach nicht mehr, die sind alle irgendwo bei ca. 1,3.
Im Endeffekt führt das dazu, dass die Differenzierung wieder auf andere Weise erfolgt, d.h. Kontakte und Stallgeruch. Da bevorzuge ich unser System.
Uns wurde ab dem ersten Semester in der Uni vermittelt, dass die Rechtswissenschaften heilfroh darum waren, im Zuge der Bologna-Reformen das Examenssystem beibehalten zu haben. Man sollte sich auch einmal verdeutlichen, welches Ansehen das juristische Staatsexamen nicht trotz, sondern wegen seines Anspruchs (auch international) genießt. Zwei Staatsexamina können dich davon befreien, nach dem Master noch endlos Praktika, befristete Arbeitsverträge und sinnloses Networking aushalten zu müssen. Man sollte sich bei jeder noch so gerechtfertigten Reformdiskussion daher fragen, ob man dieses Alleinstellungsmerkmal nicht aufweichen würde.
Wenn man ehrlich ist, haben Bachelor-Studiengänge in vielen Bereichen inzwischen die Funktion dessen übernommen, was früher das Abitur war. Dies sage ich nicht, weil ich es jungen Menschen absprechen möchte, ihre Träume zu verwirklichen. Es ist allerdings eine Realität, dass die höheren Zahlen an Abiturient*innen, die sich in höhere Zahlen an Bachelorstudierenden übersetzt, politisch gewollt und bedingt ist. Das Ergebnis? Die RektorInnen der Universitäten klagen über höhere Abbruchszahlen, und auf dem Arbeitsmarkt ist ein BWL-Bachelor von der FH Schweinfurt praktisch nichts mehr wert.
Im Übrigen ist es auch außerhalb der Jurabubble bekannt, wie anspruchsvoll schon das erste Staatsexamen ist. Dieses ständige Rumgehackte auf den Staatsexamen suggeriert, dass man Jura studieren müsse. Ein Studienplatzwechsel, den ich im Übrigen auch selbst vollzogen habe, ist heutzutage aber auch ohne finanzielle Unterstützung der Eltern mit Bafög und Nebenjob möglich.
Edit: auch wenn die Referenz zum Ausgangspost nicht ganz klar ist, wollte ich das mal loswerden.
26.09.2025, 19:02
(26.09.2025, 08:01)gastling schrieb:Diese Studie hat mich nicht überrascht. Übrigens war auch einer der Findings, dass der Aufstieg zum Partner nocheinmal nochmehr nach der sozialen Herkunft geht, als bei den Associates.(26.09.2025, 05:20)RRalf schrieb: Mit gerechteren Noten meinen die meisten, wenn sie ehrlich sind, doch einfach nur bessere Noten.
An der Stelle würde ich anmerken, dass die tendenziell schlechten Noten und der Examensfokus des Jurastudiums gerade für Arbeiterkinder wie mich ein Segen sind.
Meine Familie hätte nicht die Kontakte und finanziellen Mittel für einen Spitzenlebenslauf als BWLer mit Target Uni, passenden Praktika, Auslandsaufenthalten usw. gehabt. Jura hat es mir ermöglicht, nur durch Leistung und etwas Glück den Aufstieg in eine andere soziale Schicht zu schaffen, da es hier niemanden interessiert, wo man genau studiert hat und auch Praktika, Ausland und Co eher nice to have sind.
Ich kenne genug Freunde, die andere Studiengänge studiert und mit 1,X abgeschlossen haben. Während es im Bachelor meist noch eine gute Leistung ist, scheint das in den meisten Masterstudiengängen der absolute Standardfall zu sein. Eine 2 vor dem Komma ist da schon deutlich unterdurchschnittlich und eine Differenzierung zwischen den wirklich guten und soliden Absolventen existiert auf dem Papier einfach nicht mehr, die sind alle irgendwo bei ca. 1,3.
Im Endeffekt führt das dazu, dass die Differenzierung wieder auf andere Weise erfolgt, d.h. Kontakte und Stallgeruch. Da bevorzuge ich unser System.
+1. Jura bedeutet für mich sozialer Aufstieg und das hängt nur mit dem Notensystem zusammen. Auch wenn Juve kürzlich eine Studie veröffentlicht hat, wonach der überwiegende Teil der GK Anwälte (d.h. der Top Absolventen) aus "Top" ( ;-) ) Elternhäusern kommen...Der Effekt könnte daher auch nur in unserem Kopf existieren...
Vererbt werden eben nicht nur Vermögen, sondern auch Netzwerke, Habitus und *Achtung Triggerwarnung* : Gene.
26.09.2025, 19:40
(26.09.2025, 19:02)NRW556 schrieb:(26.09.2025, 08:01)gastling schrieb:Diese Studie hat mich nicht überrascht. Übrigens war auch einer der Findings, dass der Aufstieg zum Partner nocheinmal nochmehr nach der sozialen Herkunft geht, als bei den Associates.(26.09.2025, 05:20)RRalf schrieb: Mit gerechteren Noten meinen die meisten, wenn sie ehrlich sind, doch einfach nur bessere Noten.
An der Stelle würde ich anmerken, dass die tendenziell schlechten Noten und der Examensfokus des Jurastudiums gerade für Arbeiterkinder wie mich ein Segen sind.
Meine Familie hätte nicht die Kontakte und finanziellen Mittel für einen Spitzenlebenslauf als BWLer mit Target Uni, passenden Praktika, Auslandsaufenthalten usw. gehabt. Jura hat es mir ermöglicht, nur durch Leistung und etwas Glück den Aufstieg in eine andere soziale Schicht zu schaffen, da es hier niemanden interessiert, wo man genau studiert hat und auch Praktika, Ausland und Co eher nice to have sind.
Ich kenne genug Freunde, die andere Studiengänge studiert und mit 1,X abgeschlossen haben. Während es im Bachelor meist noch eine gute Leistung ist, scheint das in den meisten Masterstudiengängen der absolute Standardfall zu sein. Eine 2 vor dem Komma ist da schon deutlich unterdurchschnittlich und eine Differenzierung zwischen den wirklich guten und soliden Absolventen existiert auf dem Papier einfach nicht mehr, die sind alle irgendwo bei ca. 1,3.
Im Endeffekt führt das dazu, dass die Differenzierung wieder auf andere Weise erfolgt, d.h. Kontakte und Stallgeruch. Da bevorzuge ich unser System.
+1. Jura bedeutet für mich sozialer Aufstieg und das hängt nur mit dem Notensystem zusammen. Auch wenn Juve kürzlich eine Studie veröffentlicht hat, wonach der überwiegende Teil der GK Anwälte (d.h. der Top Absolventen) aus "Top" ( ;-) ) Elternhäusern kommen...Der Effekt könnte daher auch nur in unserem Kopf existieren...
Vererbt werden eben nicht nur Vermögen, sondern auch Netzwerke, Habitus und *Achtung Triggerwarnung* : Gene.
In der Tat wird Intelligenz zu einem großen Teil vererbt, was letztlich auch den Umstand zumindest mit erklärt, dass die Kinder von Menschen mit hohen Bildungsabschlüssen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit wiederum ihrerseits hohe Bildungsabschlüsse machen.