12.02.2022, 16:09
Hallo ihr lieben mich würde interessieren, ob unter uns Referendare gibt, die während des Refs eine Psychotherapie besucht haben. Mir geht’s momentan psychisch nicht so gut. Unter anderem wegen dem enormen „Jurastress“.
Ich fühle mich ziemlich ausgelaugt und einsam. Allerdings habe ich Angst, dass das später beim Berufswahl negativ berücksichtigt werden könnte.
Ich würde mich über ein paar Erfahrungsberichten freuen.
Danke im Voraus :)
Ich fühle mich ziemlich ausgelaugt und einsam. Allerdings habe ich Angst, dass das später beim Berufswahl negativ berücksichtigt werden könnte.
Ich würde mich über ein paar Erfahrungsberichten freuen.
Danke im Voraus :)
12.02.2022, 17:35
Hallo:)
habe persönlich keine Therapie hinter mir. Eine Freundin von mir hatte allerdings ein ähnliches Problem wie du und hat vor dem Ref eine Therapie gemacht. Hat ihr 1. geholfen und sie ist 2. verbeamtet. Viel mehr Infos habe ich leider nicht.
Aber ich persönlich meine, Gesundheit geht vor! Wenn du dich mies fühlst und Hilfe brauchst, nimm diese in Anspruch. Für deine Zukunft, beruflich und privat, ist ein gelöstes Problem bestimmt besser, als eines das sich ggf. über die Jahre verfestigt oder verschlimmert.
Alles Gute
habe persönlich keine Therapie hinter mir. Eine Freundin von mir hatte allerdings ein ähnliches Problem wie du und hat vor dem Ref eine Therapie gemacht. Hat ihr 1. geholfen und sie ist 2. verbeamtet. Viel mehr Infos habe ich leider nicht.
Aber ich persönlich meine, Gesundheit geht vor! Wenn du dich mies fühlst und Hilfe brauchst, nimm diese in Anspruch. Für deine Zukunft, beruflich und privat, ist ein gelöstes Problem bestimmt besser, als eines das sich ggf. über die Jahre verfestigt oder verschlimmert.
Alles Gute
12.02.2022, 18:01
Hey!
Ich habe während der Examensvorbereitung auf das erste StEx und auch darüber hinaus eine Therapie gemacht, weil neben dem Lernstress und Nebenjob auch noch familiär ein paar richtig beschissene Sachen passiert sind. Mich hat zu der Zeit genau die Gleiche Erwägung wie Deine lange davor abgehalten eine Therapie zu machen und ich habe zwei Therapeuten und einen Neurologen privat konsultiert, bevor ich mich dazu entschieden habe.
Muss aber auch sagen, dass es bei mir dann leider schon etwas "zu spät" war als ich nach "nur" 3 monatiger Suche endlich einen Therapieplatz gefunden habe. Die Versorgungslage in Deutschland ist derzeit sehr schlecht, gerade weil die Anzahl der Menschen, die eine Beratung oder Therapie brauchen, durch die Pandemie nochmal angestiegen ist.
Zu Deiner Frage, wegen evtl. Problemen bei der Verbeamtung im Staatsdienst: Kann ich selbst nicht viel zu sagen. Ich habe mit dem Neurologen meiner Wahl damals lange darüber gesprochen, der hat darauf hingewiesen, dass es eine Einzelfallsfrage ist, inwieweit eine psychologische Störung bei der amtsärztlichen Untersuchung berücksichtigt wird. Das hängt vor allem davon ab, was für eine Diagnose Du gestellt bekommst und wie intensiv dein zukünftiger Therapie bedarf ist. Eine Diagnose, oder ein Therapiebedarf muss damit grundsätzlich nicht das Ende für die Karriere im Staatsdienst bedeuten!
Ich habe dennoch den folgenden Weg gewählt:
1) Notfalltherapie durch Seelsorge und eine Agentur, die für einen den Therapieplatz sucht. Das ging damals über eine Mitarbeiterhotline der Kanzlei bei der ich gearbeitet habe. => Wenn du etwas Vergleichbares nicht hast, dann wende dich vorerst an die Seelsorge (bsp: https://www.mytherapyapp.com/de/blog/tel...rufnummern), falls es Dir im Einzelfall wirklich schlecht geht. Je nachdem wie schlecht es Dir geht - such Dir die Nummer der örtlichen Psychiatrie raus und Speicher Sie Dir ein! Die haben Notfallnummern, falls es wirklich mal darauf ankommt.
2) Öffne Dich, sofern möglich, Freunden und Familie gegenüber. Das Gleiche habe ich auch gemacht und das hat mir sehr geholfen. Meistens merkt man erst im Gespräch mit anderen wie schlecht es einem bereits geht. Viele haben zudem ähnliches durchgemacht. Es hilft zu wissen, dass man da nicht alleine ist.
3) Diagnose habe ich dann von dem besagten Neurologen auf privatem Weg erstellen lassen => durch die Selbstzahlung taucht nichts in Deiner Krankenkassenakte und damit auch nicht bei einer evtl. amtsärztlichen Untersuchung auf.
(A) Wenn Du hier eine "leichte" Diagnose bekommst (bspw. eine Anpassungstörung oder eine Belastungsstörung) dann würde ich mit dem Arzt darüber sprechen und versuchen das von Dir erwähnte "Risiko" abzuschätzen. Dann kannst Du, wenn gewünscht, immer noch die Behandlung über die Krankenkasse wählen.
4) Die Therapie habe ich dann, nachdem ich einen Platz gefunden habe, (bei einer privaten Psychotherapeutin) selbst gezahlt und auf halbstündige Termine einmal die Woche gestreckt. Das waren dann ca. 100 Euro die ganze Stunde also etwas über 200 Euro im Monat => die Therapeuten rechnen nach einer Entgelttabelle ab, damit ist das Kostenrisiko für Dich überschaubar.
5) Medikamente hab ich ebenfalls privat gezahlt.
Dennoch: Wenn es Dir wirklich schlecht geht und du die private Vorsorge nicht stemmen kannst, dann such Dir bitte Hilfe und lass es über die Kasse laufen! Kein Job der Welt ist einen kranken Körper bzw. Geist wert. Wenn Du bereits selbst glaubst, dass Du Hilfe brauchst, dann solltest Du das keinesfalls unterschätzen. Wir Juristen sind wegen unser einstudierten Leidensfähigkeit m.E.n. teilweise etwas uneinsichtig was eine "normale" Stressbelastung angeht.
Alles Gute!
Ich habe während der Examensvorbereitung auf das erste StEx und auch darüber hinaus eine Therapie gemacht, weil neben dem Lernstress und Nebenjob auch noch familiär ein paar richtig beschissene Sachen passiert sind. Mich hat zu der Zeit genau die Gleiche Erwägung wie Deine lange davor abgehalten eine Therapie zu machen und ich habe zwei Therapeuten und einen Neurologen privat konsultiert, bevor ich mich dazu entschieden habe.
Muss aber auch sagen, dass es bei mir dann leider schon etwas "zu spät" war als ich nach "nur" 3 monatiger Suche endlich einen Therapieplatz gefunden habe. Die Versorgungslage in Deutschland ist derzeit sehr schlecht, gerade weil die Anzahl der Menschen, die eine Beratung oder Therapie brauchen, durch die Pandemie nochmal angestiegen ist.
Zu Deiner Frage, wegen evtl. Problemen bei der Verbeamtung im Staatsdienst: Kann ich selbst nicht viel zu sagen. Ich habe mit dem Neurologen meiner Wahl damals lange darüber gesprochen, der hat darauf hingewiesen, dass es eine Einzelfallsfrage ist, inwieweit eine psychologische Störung bei der amtsärztlichen Untersuchung berücksichtigt wird. Das hängt vor allem davon ab, was für eine Diagnose Du gestellt bekommst und wie intensiv dein zukünftiger Therapie bedarf ist. Eine Diagnose, oder ein Therapiebedarf muss damit grundsätzlich nicht das Ende für die Karriere im Staatsdienst bedeuten!
Ich habe dennoch den folgenden Weg gewählt:
1) Notfalltherapie durch Seelsorge und eine Agentur, die für einen den Therapieplatz sucht. Das ging damals über eine Mitarbeiterhotline der Kanzlei bei der ich gearbeitet habe. => Wenn du etwas Vergleichbares nicht hast, dann wende dich vorerst an die Seelsorge (bsp: https://www.mytherapyapp.com/de/blog/tel...rufnummern), falls es Dir im Einzelfall wirklich schlecht geht. Je nachdem wie schlecht es Dir geht - such Dir die Nummer der örtlichen Psychiatrie raus und Speicher Sie Dir ein! Die haben Notfallnummern, falls es wirklich mal darauf ankommt.
2) Öffne Dich, sofern möglich, Freunden und Familie gegenüber. Das Gleiche habe ich auch gemacht und das hat mir sehr geholfen. Meistens merkt man erst im Gespräch mit anderen wie schlecht es einem bereits geht. Viele haben zudem ähnliches durchgemacht. Es hilft zu wissen, dass man da nicht alleine ist.
3) Diagnose habe ich dann von dem besagten Neurologen auf privatem Weg erstellen lassen => durch die Selbstzahlung taucht nichts in Deiner Krankenkassenakte und damit auch nicht bei einer evtl. amtsärztlichen Untersuchung auf.
(A) Wenn Du hier eine "leichte" Diagnose bekommst (bspw. eine Anpassungstörung oder eine Belastungsstörung) dann würde ich mit dem Arzt darüber sprechen und versuchen das von Dir erwähnte "Risiko" abzuschätzen. Dann kannst Du, wenn gewünscht, immer noch die Behandlung über die Krankenkasse wählen.
4) Die Therapie habe ich dann, nachdem ich einen Platz gefunden habe, (bei einer privaten Psychotherapeutin) selbst gezahlt und auf halbstündige Termine einmal die Woche gestreckt. Das waren dann ca. 100 Euro die ganze Stunde also etwas über 200 Euro im Monat => die Therapeuten rechnen nach einer Entgelttabelle ab, damit ist das Kostenrisiko für Dich überschaubar.
5) Medikamente hab ich ebenfalls privat gezahlt.
Dennoch: Wenn es Dir wirklich schlecht geht und du die private Vorsorge nicht stemmen kannst, dann such Dir bitte Hilfe und lass es über die Kasse laufen! Kein Job der Welt ist einen kranken Körper bzw. Geist wert. Wenn Du bereits selbst glaubst, dass Du Hilfe brauchst, dann solltest Du das keinesfalls unterschätzen. Wir Juristen sind wegen unser einstudierten Leidensfähigkeit m.E.n. teilweise etwas uneinsichtig was eine "normale" Stressbelastung angeht.
Alles Gute!
12.02.2022, 18:16
(12.02.2022, 18:01)Gast10000 schrieb: Hey!
Ich habe während der Examensvorbereitung auf das erste StEx und auch darüber hinaus eine Therapie gemacht, weil neben dem Lernstress und Nebenjob auch noch familiär ein paar richtig beschissene Sachen passiert sind. Mich hat zu der Zeit genau die Gleiche Erwägung wie Deine lange davor abgehalten eine Therapie zu machen und ich habe zwei Therapeuten und einen Neurologen privat konsultiert, bevor ich mich dazu entschieden habe.
Muss aber auch sagen, dass es bei mir dann leider schon etwas "zu spät" war als ich nach "nur" 3 monatiger Suche endlich einen Therapieplatz gefunden habe. Die Versorgungslage in Deutschland ist derzeit sehr schlecht, gerade weil die Anzahl der Menschen, die eine Beratung oder Therapie brauchen, durch die Pandemie nochmal angestiegen ist.
Zu Deiner Frage, wegen evtl. Problemen bei der Verbeamtung im Staatsdienst: Kann ich selbst nicht viel zu sagen. Ich habe mit dem Neurologen meiner Wahl damals lange darüber gesprochen, der hat darauf hingewiesen, dass es eine Einzelfallsfrage ist, inwieweit eine psychologische Störung bei der amtsärztlichen Untersuchung berücksichtigt wird. Das hängt vor allem davon ab, was für eine Diagnose Du gestellt bekommst und wie intensiv dein zukünftiger Therapie bedarf ist. Eine Diagnose, oder ein Therapiebedarf muss damit grundsätzlich nicht das Ende für die Karriere im Staatsdienst bedeuten!
Ich habe dennoch den folgenden Weg gewählt:
1) Notfalltherapie durch Seelsorge und eine Agentur, die für einen den Therapieplatz sucht. Das ging damals über eine Mitarbeiterhotline der Kanzlei bei der ich gearbeitet habe. => Wenn du etwas Vergleichbares nicht hast, dann wende dich vorerst an die Seelsorge (bsp: https://www.mytherapyapp.com/de/blog/tel...rufnummern), falls es Dir im Einzelfall wirklich schlecht geht. Je nachdem wie schlecht es Dir geht - such Dir die Nummer der örtlichen Psychiatrie raus und Speicher Sie Dir ein! Die haben Notfallnummern, falls es wirklich mal darauf ankommt.
2) Öffne Dich, sofern möglich, Freunden und Familie gegenüber. Das Gleiche habe ich auch gemacht und das hat mir sehr geholfen. Meistens merkt man erst im Gespräch mit anderen wie schlecht es einem bereits geht. Viele haben zudem ähnliches durchgemacht. Es hilft zu wissen, dass man da nicht alleine ist.
3) Diagnose habe ich dann von dem besagten Neurologen auf privatem Weg erstellen lassen => durch die Selbstzahlung taucht nichts in Deiner Krankenkassenakte und damit auch nicht bei einer evtl. amtsärztlichen Untersuchung auf.
(A) Wenn Du hier eine "leichte" Diagnose bekommst (bspw. eine Anpassungstörung oder eine Belastungsstörung) dann würde ich mit dem Arzt darüber sprechen und versuchen das von Dir erwähnte "Risiko" abzuschätzen. Dann kannst Du, wenn gewünscht, immer noch die Behandlung über die Krankenkasse wählen.
4) Die Therapie habe ich dann, nachdem ich einen Platz gefunden habe, (bei einer privaten Psychotherapeutin) selbst gezahlt und auf halbstündige Termine einmal die Woche gestreckt. Das waren dann ca. 100 Euro die ganze Stunde also etwas über 200 Euro im Monat => die Therapeuten rechnen nach einer Entgelttabelle ab, damit ist das Kostenrisiko für Dich überschaubar.
5) Medikamente hab ich ebenfalls privat gezahlt.
Dennoch: Wenn es Dir wirklich schlecht geht und du die private Vorsorge nicht stemmen kannst, dann such Dir bitte Hilfe und lass es über die Kasse laufen! Kein Job der Welt ist einen kranken Körper bzw. Geist wert. Wenn Du bereits selbst glaubst, dass Du Hilfe brauchst, dann solltest Du das keinesfalls unterschätzen. Wir Juristen sind wegen unser einstudierten Leidensfähigkeit m.E.n. teilweise etwas uneinsichtig was eine "normale" Stressbelastung angeht.
Alles Gute!
Sicher ein guter Beitrag, aber bedenke bitte, dass auch wenn man alles privat zahlt, dennoch grundsätzlich verpflichtet ist das alles anzugeben. Natürlich ist es dann viel schwieriger darauf erst einmal zu kommen, aber es gibt im Leben immer blöde Zufälle...
12.02.2022, 19:02
Meine dringende Empfehlung ist es, möglichst bald einen Erstberatungstermin bei einem Therapeuten zu machen. Besser früher als später. Bedenken bezüglich der Verbeamtung würde ich hintenanstellen.
Nutzen den Terminservice der Krankenkasse, wenn es länger dauern sollte. Meines Erachtens bekommt man damit auch sehr kurzfristig Erstberatungstermine zugeteilt (dann nur nicht unbedingt bei dem Therapeuten deiner Wahl).
Sinnvoll kann es sein, sich vom Hausarzt und evtl. Neurologen durchchecken zu lassen, um organische Leiden auszuschließen.
Alles Gute!
Nutzen den Terminservice der Krankenkasse, wenn es länger dauern sollte. Meines Erachtens bekommt man damit auch sehr kurzfristig Erstberatungstermine zugeteilt (dann nur nicht unbedingt bei dem Therapeuten deiner Wahl).
Sinnvoll kann es sein, sich vom Hausarzt und evtl. Neurologen durchchecken zu lassen, um organische Leiden auszuschließen.
Alles Gute!
13.02.2022, 10:19
Danke für die ausführlichen und netten Beiträge.
Ich hatte Angst, weil man während des Refs die ganzen Arztbesuche (wegen der Beihilfe) dem Staat vorzeigen muss. Hatte irgendwie bedenken, dass es während des Refs „problematischer“ sein könnte.
Ich hatte Angst, weil man während des Refs die ganzen Arztbesuche (wegen der Beihilfe) dem Staat vorzeigen muss. Hatte irgendwie bedenken, dass es während des Refs „problematischer“ sein könnte.