25.09.2018, 15:24
Guten Tag an alle Mitstreiter und Mitleser!
Hand aufs Herz: Die scharfen Examensklausuren knacken mittlerweile nicht selten die 20-Seiten-Grenze. Zumindest im Bereich Berlin/Brandenburg sind die AG-Übungsklausuren allerdings überwiegend alte Aufgaben von 12 - 18 Seiten. Die Klausuren der einschlägigen Repetitoren sind oft knappe 6 - 15 Seiten lang (wenn auch inhaltlich verdichtet im Vergleich zu den Examensklausuren).
Wie bereiten sich erfolgreiche Klausurschreiber auf die ausufernde Textmasse vor?
Schreibt ihr die Repetitoren-Klausuren solange, bis ihr 8-Seiten-Klausuren in einem Zeitfenster von 4 Stunden schafft? Oder löst ihr zwei AG-Klausuren in einem 5 Stunden Zeitfenster? Habt ihr einen Trick 17 mit dem ihr sofort riecht, welche Textstellen ihr überlesen könnt?
Ich gehöre zur Gruppe derjenigen, die die AG-Klausuren in 5 Stunden lösen können und die Klausuren der Repetitoren entweder mit Lücken und sehr dünnen Stellen in 5 Stunden haarscharf fertig schaffen bzw. in 6 Stunden solide lösen können. Trotzdem überfordert mich die Textmasse, die mir im richtigen Examen um die Ohren fliegt. Ich muss deutlich länger lesen, bis ich den Sachverhalt verstanden habe (statt 15/20 Minuten eher 35-45 Minuten) und habe den Eindruck, dass das Filtern von (ir)relevanten Angaben bei der Anfertigung der Lösungsskizze deutlich mehr Raum einnimmt als bei den knapp gehaltenen AG-Fällen bzw. Repetitoren-Klausuren. Um trotzdem rechtzeitig die Niederschrift beginnen zu können fehlt mir diese anfängliche Lese/Filter-Zeit dann beim Skizzieren der Lösung.
Habt ihr eine Quelle für realistisch lange Übungsklausuren? Lernt ihr doch Exotenbereiche des materiellen Rechts, um "Denk- und Nachschlagezeit" einzusparen? Beginnt ihr mit der Lösungsskizze, bevor ihr den Sachverhalt verstanden habt? Lasst ihr bei Zeitnot Teile der Bearbeitung weg?
Hand aufs Herz: Die scharfen Examensklausuren knacken mittlerweile nicht selten die 20-Seiten-Grenze. Zumindest im Bereich Berlin/Brandenburg sind die AG-Übungsklausuren allerdings überwiegend alte Aufgaben von 12 - 18 Seiten. Die Klausuren der einschlägigen Repetitoren sind oft knappe 6 - 15 Seiten lang (wenn auch inhaltlich verdichtet im Vergleich zu den Examensklausuren).
Wie bereiten sich erfolgreiche Klausurschreiber auf die ausufernde Textmasse vor?
Schreibt ihr die Repetitoren-Klausuren solange, bis ihr 8-Seiten-Klausuren in einem Zeitfenster von 4 Stunden schafft? Oder löst ihr zwei AG-Klausuren in einem 5 Stunden Zeitfenster? Habt ihr einen Trick 17 mit dem ihr sofort riecht, welche Textstellen ihr überlesen könnt?
Ich gehöre zur Gruppe derjenigen, die die AG-Klausuren in 5 Stunden lösen können und die Klausuren der Repetitoren entweder mit Lücken und sehr dünnen Stellen in 5 Stunden haarscharf fertig schaffen bzw. in 6 Stunden solide lösen können. Trotzdem überfordert mich die Textmasse, die mir im richtigen Examen um die Ohren fliegt. Ich muss deutlich länger lesen, bis ich den Sachverhalt verstanden habe (statt 15/20 Minuten eher 35-45 Minuten) und habe den Eindruck, dass das Filtern von (ir)relevanten Angaben bei der Anfertigung der Lösungsskizze deutlich mehr Raum einnimmt als bei den knapp gehaltenen AG-Fällen bzw. Repetitoren-Klausuren. Um trotzdem rechtzeitig die Niederschrift beginnen zu können fehlt mir diese anfängliche Lese/Filter-Zeit dann beim Skizzieren der Lösung.
Habt ihr eine Quelle für realistisch lange Übungsklausuren? Lernt ihr doch Exotenbereiche des materiellen Rechts, um "Denk- und Nachschlagezeit" einzusparen? Beginnt ihr mit der Lösungsskizze, bevor ihr den Sachverhalt verstanden habt? Lasst ihr bei Zeitnot Teile der Bearbeitung weg?
25.09.2018, 15:52
Ich löse alle Klausuren in fünf Stunden und lande dabei eigentlich kaum bei unter 9 Punkten.
Wenn der SV mehr Seiten umfasst, ist das auch bei allen anderen so und die Vergleichsmasse ist folglich eine andere, was bei der Bewertung zu berücksichtigen sein wird.
Wenn der SV mehr Seiten umfasst, ist das auch bei allen anderen so und die Vergleichsmasse ist folglich eine andere, was bei der Bewertung zu berücksichtigen sein wird.
25.09.2018, 16:45
Ich habe im Examen keine Lösungsskizze gemacht, sondern „ergebnisorientiert“ sofort ausformuliert. Dazu muss man sich geistig frühzeitig festlegen. Wenn es einen praktischen Teil gab, habe ich damit begonnen (psychologischer Eindruck). Das Gutachten ist dann jeweils recht kurz und oberflächlich ausgefallen. So bin ich jeweils gerade so „fertig“ geworden. Es bleibt jedem selbst überlassen, auch so zu verfahren. Glorreich ist es nicht ausgefallen. Meine besten Klausuren waren die, wo es nur einen „praktischen Teil“ gab (Urteil).
25.09.2018, 17:33
Da hast du ein wirklich gutes Beispiel wie man es nicht machen sollte.
25.09.2018, 17:52
Ich kann mich nur dem Tipp 2 Beiträge weiter oben anschließen: Keine Lösungsskizze, kein Brainstorming, nicht überlegen, schon gar kein Aktenauszug oder sonst irgendwelche Tabellen - den Fall zur Kenntnis nehmen, klausurtaktische Schlüsse ziehen und anfangen zu schreiben. Es ist schade, dass es heutzutage nicht mehr anders geht (denn natürlich hat das absolut nichts mit juristischem Arbeiten zu tun, fragt mal einen Richter, wieviele Urteile er schon geschrieben hat, bei denen er angefangen hat zu schreiben, ohne sich das Ergebnis wirklich überlegt zu haben...), aber anders kann man Klausuren heute meiner Meinung nach nicht mehr zu Ende schaffen. Bei mir hat es nach dieser Methode gut funktioniert, aber klar - man darf dafür nicht zu den Leuten gehören, die eine Stunde vor Abgabe nochmal ihr Ergebnis komplett umwerfen...
26.09.2018, 08:30
Komplett ohne Lösungsskizze ist m.E. etwas sehr übertrieben. Aber beim ersten Lesen sollten in ganz groben Stichworten (d.h. 1 - 2 Worte), die Probleme des Falls, die ja meist von irgendwem schon im SV thematisiert werden, auf meinem Zettel stehen und sodann habe ich noch eine Liste mit den einzelnen Paragraphen die ich prüfen muss. Ggf. schlage ich noch eine Stelle im Kommentar nach und schreibe mir die Randnummer zum Problem heraus. Erst bei der Ausformulierung hole ich mir dann die Argumente des Problems aus dem Kommentar; keinesfalls schreibe ich schon die Meinungen in meine Lösungsskizze. Damit bin ich ganz gut gefahren. Ich habe zwar eine Lösungsskizze, aber nur eine recht kurze. Die Feststellungen hingegen habe ich nach 2x Lesen im wesentlichen im Kopf und schaue nur beim Schreiben der Feststellungen noch 1-2 Mal in den SV; für diesen mache ich keinesfalls eine Lösungsskizze oder gar einen Aktenauszug. Nach grob 30 (StrafR) - 60 (ÖffR) Minuten fange ich an zu schreiben.
26.09.2018, 09:04
Jetzt haltet mal den Ball flach. Natürlich kann und sollte man auch eine brauchbare Gliederung vor der Niederschrift erstellen. Sofort nach dem Lesen mit dem Schreiben anzufangen ging bei mir immer in die Hose, da ich den Fall rechtlich nicht richtig erfasst hatte.
26.09.2018, 09:04
Ohne Lösungsskizze zu schreiben kann m.E. nicht gut gehen. Ich habe nie weniger als 6-7 Seiten Skizzen gemacht, was auch mal gut 2-3 Stunden dauerte. Da stand dann auch schon alles drin, in den Aktenauszug /Kommentare habe ich beim Ausformulieren nur selten geguckt. 15-25 Klausurseiten kann man schon gut in 2 Stunden ohne Pause schreiben. Man muss halt sofort anfangen und sein Zeit Management gut im Griff haben. Klappt natürlich nur mit viel Übung. Am Anfang habe ich auch die vollen 5 Stunden für die AG/Rep-Klausuren gebraucht, am Ende 4-4,5 Stunden. Insgesamt habe ich ca. 50-60 Klausuren unter Examensbedingungen geschrieben und 100-200 skitzenmäßig (1-2 Std./Klausur).
Exotenbereiche zu lernen macht keinen Sinn, weil sie selten dran kommen und wenn, benötigt man kein Spezialwissen sondern muss sauber mit dem Kommentar arbeiten.
Je umfangreicher der SV desto mehr "Subsumtionsmasse" hat man i.Ü. Da werden Probleme offen angesprochen. Kurze SVe sind viel gefährlicher. Ich kann für den Jan' 18 (NRW) auch nicht bestätigen, dass die Klausuren viel umfangreicher waren als ältere.
Viel Erfolg!
Exotenbereiche zu lernen macht keinen Sinn, weil sie selten dran kommen und wenn, benötigt man kein Spezialwissen sondern muss sauber mit dem Kommentar arbeiten.
Je umfangreicher der SV desto mehr "Subsumtionsmasse" hat man i.Ü. Da werden Probleme offen angesprochen. Kurze SVe sind viel gefährlicher. Ich kann für den Jan' 18 (NRW) auch nicht bestätigen, dass die Klausuren viel umfangreicher waren als ältere.
Viel Erfolg!
26.09.2018, 11:24
Das ist wirklich total individuell, mit welcher Methode man am besten fährt und da hilft nur ausprobieren. Für mich persönlich wäre ein „drauflosschreiben“ nach 30min undenkbar gewesen. Ich musste einen Fall mit Skizze vollständig aufgestellt (inklusive Tatbestandsskizze) durchgelöst haben und habe dann stupide 3 Stunden von Anfang bis Ende runterschrieben, wobei es natürlich hilft, dabei nicht mehr über Formulierungen nachdenken zu müssen. Damit hab ich letztlich über 9 Punkte im Klausurenschnitt erreicht. Die Einsicht zeigte dann natürlich an vielen Stellen fehlende Begründungstiefe, aber klar, dafür fehlte mit dieser Methode oftmals die Zeit. Jeder muss letztlich seinen eigenen optimalen Weg finden. Auch das ist Examen..